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[allein]

|draco|

Die braunen Augen der Gryffindor musterten den Blonden nun innig. Langsam schaute er zu ihr auf und zog die Schultern etwas an.
"Was?",
"Weiß nicht. Du siehst tatsächlich etwas mitgenommen aus."

"Wo kommt das denn jetzt her? Hausfrauenanalyse?", beleidigt trat die temperamentvolle Gryffindor gegen sein Schienbein. Draco zog die Augen zu und jaulte kurz auf.
"Spar's dir. Ist es denn wirklich so schlimm?", Draco sah das Unbehagen in ihrem Gesicht, ihm diese Frage zu stellen.

"Schon.", brachte er nur als Antwort hervor. Die Stille, welche sich nun zwischen die beiden legte empfand er als noch unangenehmer, als mit ihr zu sprechen.
"Astoria verhält sich, als wäre sie Teil meiner Familie.",
"Aber ist sie das ni–",
"Nein ist sie nicht.", die laute Stimme von Draco ließ Hermine ihm gegenüber zusammenzucken. "Sie ist nicht meine Frau. Sie trägt nicht den Namen Malfoy. Sie hat nichts mit meiner Familie gemein. Und das finde ich gut. Und sie scheinbar nicht."

Hermines Gesichtsausdruck wechselte von entschuldigend, zu unsicher, zu verstehend und wieder zurück zu unsicher.
"Ich würde ja gerne sagen, ich kann es verstehen, aber das wäre gelogen. Wieso sollte sie kein Teil deiner Familie werden?",
"Weil meine Familie keine Familie ist, wie man sie sich wünschen würde. Das müsste dir doch mit am besten einleuchten, Granger.", er deutete mit seinen Pupillen auf ihren Unterarm, auf welchem unter dem Stoff ihrer Bluse noch immer blasse Narben das Wort «Mudblood» zeichneten.

Unangenehm zog die Gryffindor den Stoff weiter über ihren Arm, obwohl man die Narben auch vorher nicht gesehen hatte.
"Das habe ja aber ich erlebt, und nicht Astoria."

Ihre Worte blieben in seinem Kopf hängen.
Ja, sie hatte es erlebt. Hermine Granger hatte das erleben müssen. Durch seine Tante hatte Hermine eine Zeichnung für ihr Leben erhalten.
Und etwas an diesem Gedanken, an ihren Worten, hielt ihn fest und ließ nicht mehr los, ehe er sich eingestehen musste, dass genau das es war, was ihn störte.
Dass Hermine ein Faktor in dem Verhalten war, das er seiner eigentlichen Freundin gegenüber an den Tag legte.

"Astoria wird es niemals verstehen können, wieso ich meine Familie meide. Und das macht sie nur zu einer der vielen Frauen.", brach es nun aus seinem Mund, bevor er sich überlegen konnte, wie man es hätte besser formulieren können.

"Wieso bist du dann noch mit ihr zusammen?", der Ton in ihrer Frage klang vorwurfsvoll und streng. Als hätte Draco die Pflicht ihr zu erklären, was in ihm vorging.

"Weil ich nicht allein sein kann." Die unaufgeforderte ehrliche Antwort schien Hermine nicht erwartet zu haben. Ihre Augen schossen hoch und stierten in seine.

"Es tut gut, Mal alleine zu sein.",
"Nicht, wenn du sieben Jahre lang alleine warst.", entgegnete er scharf und spürte wie unruhig er innerlich wurde. Es wurde Zeit zu geben, das wusste er. Aber etwas hielt ihn zurück.
Etwas hielt ihn davon ab sein Glas zu leeren, es auf die Theke zu stellen und mit schnellen Schritten hinauszugehen um zu disapparieren.

"Geh zu ihr, Draco.", die plötzliche Verwendung seines Vornamens ließ ihn aufschauen. Hermine schaute ihn mit einem festen Blick an, der keinerlei Zugang zu ihren Gedanken ließ. "Wenn du nicht alleine sein kannst, bemühe dich darum, es nicht zu sein."

Mit diesen Worte erhob sich die Brünette, griff ihr leeres Glas und brachte es an die Theke. Ohne noch einmal zurückzukommen trat sie an die Tür und öffnete diese. Ihr kam ein Mann entgegen, welcher sich ein Pfeifen bei Hermines Anblick nicht verkneifen konnte. Mit angewidertem Blick verließ Hermine den Pub und apparierte augenblicklich davon.

Draco stand nun ebenso auf, würgte das starke Zeug hinunter und brachte das geleerte Glas an die Theke. Der Mann, welcher noch eben Hermine hinterher gepfiffen hatte, als hätte er keine Manieren gelernt, stand nun neben Draco.
Ohne nachzudenken was er tat und wieso, setzte Draco seine Hand an dessen Schläfe und drückte ihn schwungvoll zur Seite. Der Mann Schwank zur Seite und knallte mit dem Kopf unsanft gegen die Steinwand neben ihm. Mit einem genugtuendem Lächeln auf den Lippen entfernte sich Draco.

•••

Die Wohnung war dunkel. Astoria schien sich schlafen gelegt zu haben. So im Dunkeln strahlte die Wohnung etwas ruhiges aus.
Es roch nicht mehr nach Kuchen, scheinbar hatte Astoria ihn weggeschmissen. Was ihn schmunzeln ließ.

Im Schlafzimmer lag eine zierliche Gestalt auf dem Bett. Weder zugedeckt, noch umgezogen. Astoria schlief in einem Meer aus Taschentüchern.
Mit einem Hieb seines Zauberstabs hatte Draco das Chaos beseitigt und setzte sich nun auf die Bettkante.

Ruhig strich er ihr über die Wange. Die Brünette mit den scharfen Wangenknochen schlug die Augen auf und blinzelte ihm mit geröteten Augen an.
"Was machst du hier?", winselte sie und tastete im Dunkeln nach der Nachttischlampe.

"Ich schau nach dir.", Dracos Stimme klang weich, was er nach dem Whiskey nicht erwartet hätte. Seine Hände legten sich nun an ihren Hosenbund, welchen er öffnete.
Astorias Blick schwang um in ein Fragezeichen.

"Du sollst nicht in Jeans schlafen. Entspann dich.", sie ließ ihn also ihre Hose ausziehen und kämpfte sich anschließend auch aus ihrem T-Shirt.

"Hast du nicht Lust ein bisschen–", Astoria fuhr mit ihren Händen seine Brust hoch über seine Schultern und legte nun ihre Lippen auf seinen Hals.
Draco, welcher gedanklich noch immer im goldenen Horn war, wimmelte sie etwas gedankenverloren ab. "Ich glaube nicht, dass heute der richtige Tag dafür ist, Tori." Mit diesen Worten ließ er sich neben seine Freundin fallen und zog die Decke über die beiden.

|hermine|

Ihr Bett schien leer.
So leer, wie schon lange nicht mehr.
Ron war selten bei ihr gewesen, er hatte auch selten Zeit für sie gehabt. Doch nun, da sie wusste er würde nie wieder neben ihr liegen, vermisste sie die Wärme, die er ausstrahlte.

Das Zimmer war klein. Das große Bett füllte beinahe den gesamten Raum aus. Das einzige was noch Platz fand war eine Kommode aus Eichenholz und ein Spiegel links neben dem Bett.

Vielleicht vermisste sie auch nicht Ron im Speziellen. Sondern einen Mann.
Ein Mann, der die Decke für sich beanspruchte, «weil er ja größer war». Ein Mann, der abends aus dem Badezimmer in ihr Bett torkelte und sich nackt neben sie fallen ließ weil es seine Komfort Zone war. Ein Mann, der ein Glas Wein auf dem Bett als Vorspiel für den Sex empfand, und nicht als abartige Fantasie. Ein Mann, den sie an das Licht im Bad erinnern musste, weil er es aus Gewohnheit an ließ. Ein Mann, der sie auf den Arm nahm, noch bevor die Haustür zugefallen war und sie zum Bett trug. Ein Mann, der sich abends zu ihr auf das Sofa fallen ließ und sie beim lesen beobachtete, weil es für ihn keinen schöneren Anblick gab als sie in ihrer eigenen Welt versinken zu sehen.
Ein Mann, den sie nie gehabt hatte.

what do i say to you? | dramioneNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ