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[eine silberne schachtel]

|draco|

Die klappernde Öllampe über der Werkbank hatte schon bessere Jahre gesehen. Das Licht war anstrengend für die Augen und erschwerte die handwerkliche Arbeit deutlich.

Das Holz des klapprigen Schuppens knarzte mit jedem herbstlichen Windstoß ohrenbetäubender und empfing mit offenen Armen die Kälte des Oktobers.

Draco stützte mit beiden Handballen am Rand der Werkbank und schaute runter auf sein Projekt, welches in Einzelteilen vor ihm lag.
Der lange Besenstiel aus Eibe, die gepflegten und geölten Borsten. Die Fußkufen aus Silber mit der selbst eingravierten Schlange an der Seite. Die Klammern, welche später die Borsten schön und elegant zusammenhielten.
Alles lag vor ihm. Und doch konnte er sich nicht darauf konzentrieren, sie zu einem ganzen Besen zusammenzufügen.

Die stockende Tür des Schuppens, welcher erst seit einigen Monaten stand, wurde aufgezogen und eine mittelgroße, schlanke Silhouette trat an Dracos Seite.
Die knochige Hand von Astoria legte sich an seine Schulter. Von hinten lugte sie über seine Schulter und strich ihm eine Strähne seiner platinblonden Haare hinters Ohr.

"Narzissa hat das Abendessen aufgetischt.", ihre feine Stimme ähnelte der einer Königin. Astoria war schon immer sehr anmutig und elegant gewesen. Deshalb passte sie auch so unbeschwert ins Bild der Familie Malfoy.
"Ich komme eh nicht weiter.",
"Was wühlt dich so auf?", die frisch aufgekommene Abwesenheit ihres Freundes war Astoria natürlich aufgefallen. Draco war nicht der Mensch für sensibles Auftreten, nicht gegenüber anderen Menschen.

"Es ist nichts. Wir sollten meine Mutter nicht länger warten lassen. Immerhin sind wir hier nur noch Gäste.", die dunkelhaarige Schönheit nickte einverstanden und beließ es zunächst bei der ausweichenden Antwort.

"Wann musst du wieder arbeiten? Morgen schon?", Astoria hakte sich unter seinen Arm und tänzelte neben ihm her, den Gartenweg runter Richtung Haupteingang.
"Ja, morgen schon. Ich habe einen Termin für eine Vermögensfusion.",
"Eine Hochzeit?",
"Ja.", er drückte die schwere Manor Tür, die beinahe einem Tor glich, auf und ließ Astoria zuerst reintreten.

"Finde ich total romantisch!", quiekte seine Freundin und zerrte ihn in Richtung Speisesaal.
"Ich finde es ist eine Geldverschwendung.", tat Draco mit einem Lächeln ab und bestätigte seiner angefressenen Freundin somit zum siebten Mal diese Woche, dass er ihr keinen Antrag machen würde.

"Setzt euch bitte. Es ist Auflauf mit Weinsoße.", Narzissa saß am Kopf der langen, edlen Holztafel und lächelte beide an.

Seit Lucius in Askaban saß, gab es kaum noch Momente in Narzissas Leben, für die sie ein Lächeln über ihre Lippen brachte. Das einzige, was ihr eine ehrliche Freude bereitete, waren Besuche von ihrem einzigen Sohn und seiner makellosen Freundin.

"Es sieht köstlich aus, Zissy.", Astoria, die nur zu gerne die Freundschaftskarte mit Narzissa spielte, was Narzissa duldete, setzte sich links an die Tafel und nahm das Besteck in die Hand.
"Draco,", Narzissa schaute fest in die Augen ihres Sohnes, "Vom Gucken wird dein Magen nicht voller."

|hermine|

Das Läuten an der Tür scheuchte die frisch geduschte Hermine vom Sofa hoch, auf welchem sie sich seit fünfzehn Minuten die Haare mit einem Handtuch trocknete. Mit einem Zauber wäre es natürlich viel leichter. Aber auf manchen Luxus verzichtete die Hexe gerne.

"Ron!", ihre Lippen platzierten einen sanften Kuss auf den Lippen des breitschultrigen Rothaarigen. Dieser lächelte schief und trat in ihre Wohnung, welche sie nun seit vier Jahren bewohnte.

what do i say to you? | dramioneWhere stories live. Discover now