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[was gott zu sagen hat]

|hermine|

"Dieser Tag fing schon merkwürdig an."

Draco Malfoy griff sich an die schwarze Krawatte und lockerte sie um einen Zentimeter.
"Malfoy–", mehr war Hermine nicht im Stande vorzubringen.

Der Mann der vor ihr stand konnte unmöglich Draco Lucius Malfoy sein. Der Sohn eines Todessers. Der selbst einer war. Der einer Haftstrafe in Askaban nur um eine Haaresbreite entkommen war. Von dem die Welt seither nichts mehr gehört oder gesehen hatte. Er war damals, nach den Prozessen, wie vom Erdboden verschluckt.

"Hast du.. also ist das dein–",
"Mein Termin, ja.", druckste die sonst so selbstsichere Frau. "Kann nicht ein anderer–",
"Ich bin der einzige auf diesem Gebiet.", entgegnete Malfoy und ging nun mit weiten Schritten hinter das Pult. Langsam ließ er sich in den Drehsessel fallen und zog sich an den Tisch heran. Auch Hermine setzte sich zurück in den Sessel.

"Gut. Dann.. sollten wir es hinter uns bringen.", Hermine wusste nicht wieso, doch es brannten ihr Fragen auf der Zunge. Fragen, auf die nur einzig und allein der Mann vor ihr eine Antwort hatte.

"Schön.", Malfoy schnippte ein Mal laut mit seinen Fingern, woraufhin eine dünne Akte vor ihm erschien. "Es geht also tatsächlich um das Konto von Weasleb–", er schluckte seine eigenen Worte runter, "Weasley und dir."

Die Bemerkung, er müsse sie eigentlich siezen verkniff sie sich da sie damit rechnete, er würde dieselbe Karte gegen sie spielen und ebenso verlangen als «Mr Malfoy» angesprochen zu werden.
Und in keinem Universum würde Hermine diesem Mann eine solche honorative Bezeichnung entgegenbringen.

"Richtig.",
"Da gibt es unterschiedliche Wege. Was ist euch denn wichtiger?", Hermine stutze bei dieser Frage und knetete unruhig den Griff ihrer Handtasche.
"Wichtiger? Inwiefern?",
"Hast du dich überhaupt mit der Zusammenführung von Konten beschäftigt?", kopfschüttelnd spürte Hermine Scham in sich aufsteigen, dabei war sie doch sicherlich kein Einzelfall.

"Ich bin doch sicher nicht die erste, die das nicht getan hat.",
"Ich dachte von der cleversten Hexe ihres Jahrgangs könnte man das erwarten.", brummte Malfoy abgelenkt, während er auf seiner Unterlippe kauend einige Kreuze auf dem Papier verteilte.

"Ich kann mich über dich beschweren. Über deine Unhöflichkeit.",
"Ich habe hier nichts zu befürchten.", zufrieden mit sich selbst lehnte sich Malfoy grinsend in seine Lehne zurück. "Ich bin der Beste hier also zück' deine roten Hippogreifblöcke und schreib mit was Gott dir zu sagen hat.", mit diesen Worten lehnte er sich wieder vor und klappte eine zweite dünne Mappe auf.

Gerade als Hermine ihrer Verteidigung Kund tun wollte, ergriff Malfoy erneut das Wort.
"Der erste Weg wäre der einfachste, aber auch der unsicherste. Wir fusionieren eure beiden Verließe, verschieben sie also zueinander und lassen eine neue Tür mit neuem Schloss ein. Das wäre jedoch die dümmste Methode, da du überhaupt nicht abgesichert wärst. Wenn, naja,", er zögerte einen Moment, ehe er mit einem subtilen Grinsen auf den Lippen weitersprach, "etwas schiefgeht, könnte Weasley sich alles nehmen und einfach das Passwort ändern.",

"Zweifelst du gerade meine Ehe an?",
"Ich zweifle Weasleys Fähigkeit an, eine vernünftige Beziehung zu führen.", stellte Malfoy trocken klar.
"Ron ist seit seinem dreizehnten Lebensjahr verantwortungsbewusster als du es je sein wirst.", keifte sie etwas unfreundlicher.

Malfoy schien der Ton ihrer Stimme nicht zu interessieren oder zu stören. Er notierte sich weiterhin Kleinigkeiten und setzte Kreuze.

"Die zweite Methode wäre die mentale Verknüpfung der Konten. Das bedeutet; gleiches Passwort, zwei Verließe. Somit könnte er zwar immer noch das Passwort ändern, aber dann wäre nur der Zugang zu seinem eigenen Verließ für dich versperrt.",
"Wieso gibt es die erste Methode, wenn die zweite so viel 'sicherer' ist?", kritisch musterte sie seine Notizen, noch immer mit einem Mistrauen in ihren Augen.

"Weil manche, ach so verliebte Paare, gerne die große Liebe vorgaukeln und am Ende auf die Schnauze fallen.", Hermine stieß etwas empört Luft aus. "Ich hatte hier schon so manche Zauberer sitzen, Granger.", rüstete er sich.

"Nun gut. Welche Dokumente benötigst du für Methode zwei?",
"Verließschein, Eheschein und alle persönliche Daten natürlich. Und euer Passwort, also das neue einheitliche.", nickend wühlte Hermine in ihrer Tasche.

Zu ihrem Bedauern befand sich darin weder ein Notizblock, noch ein Stift. Etwas entwaffnet schaute sie hoch in die grauen Augen, welche sie dabei beobachteten.
"Kannst du mir das aufschreiben?",
"Kannst du dir das nicht merken?",
"Ich arbeite, Malfoy. Sechzig Stunden die Woche. Nein, ich kann es mir nicht merken.", der blonde Mann stöhnte genervt und hielt die Hand hoch, in welcher auch sogleich eine Feder und ein halbes Pergament erschien.

"Ein Notizzettel reicht auch.", murmelte sie.
"Granger,", Malfoys Stimme war nicht mehr als ein Brummen, "Notizzettel sind Muggelsache. Nimm das Pergament und sei froh, dass ich eine Schönschreibfeder benutzt habe.", mit ruhigen Fingern schob er ihr das Pergament über das Pult.

"Schön.", zischte sie und steckte es ein. "Ich bringe es in den nächsten Tagen vorbei.",
"Ich werde hier sein.", sagte Malfoy flach.
"Erinner mich nicht dran."

Mit bitterer Miene zog die Brünette die Tür hinter sich ins Schloss und atmete schwer aus, und sogleich die modrige Kellerluft wieder ein.
"Was zur Hölle?", flüsterte sie in den leeren Kellergang.

•••

"Und wenn ich es dir doch sage,", Hermine goss ihrer Freundin eine Tasse Kaffee ein und stellte die Kanne auf das goldene Services. "Er hat einen richtigen Job."

"Ich dachte als Malfoy, naja..", Ginny trank einen Schluck und blätterte eine Seite weiter, "könnte er sich auf dem Erbe seiner Familie ausruhen.", ihre Augen fuhren systematisch die Spalten entlang.

"Seine Eltern leben noch, Gin. Ich denke nicht, dass Malfoy auch nur einen Sickel von seinem Erbe schon gesehen hat.", Hermine setzte sich nun zu der Schwangeren und blickte mit in den Katalog.

"Ich finde das ja sehr hübsch.",
"Das wird Ron nicht mögen.",
"Ach zum Pfeffer mit Ron! Wenn du dir keine Hühnerschenkel um den Hals hängst wird der ja niemals zufrieden sein!", ein Lachen entfuhr Hermine.
"Sei nicht so! Ron kann sehr wohl zufrieden mit mir sein.", Ginnys Augen huschten hoch zu Hermine und fesselten sie.

"Mine, ich liebe dich. Und ich liebe Ron. Aber dass er immer etwas auszusetzen hat ist jawohl ein charakteristischer Fakt meines Bruders. Du hängst dich immer so rein, und er wertschätzt es gar nicht.",
"Was versuchst du denn hier deinen eigenen Bruder schlecht zu reden?", Hermine setzte sich aufrechter hin und warf Ginny einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Das ist es ja nicht. Ich finde nur, du solltest weniger darauf achten, was er schön findet und was ihm gefällt. Er hat dir noch nicht einen Anzug gezeigt.",
"Hat er schon einen?", die Augen der Brünette leuchteten auf.
"Nun, nein.. nicht, dass ich wüsste. Ich glaube er macht momentan viel anderes.",
"Klar.", murmelte Hermine vor sich hin.

"Also, was sagst du also zu dem?",
"Ich könnte es ausprobieren.", sie richtete ihren Zauberstab auf das Kleid und sagte laut: "Accio Schwalbenkleid weiß Goldapplikation.", im selben Moment, in dem der Zauberstab kurz aufleuchtete, machte es Plopp und ein buschiges Brautkleid stand inmitten des Esszimmers.

"Es ist wirklich hübsch.",
"Es ist wirklich, wirklich hübsch."

what do i say to you? | dramioneWhere stories live. Discover now