Hör mir jetzt genau zu." Ihre Lippen bewegten sich nicht, doch ich hörte ihre Stimme in meinem Kopf. „Du kennst mich nicht und du erinnerst dich an nichts, was vor acht Monaten passiert ist. Cathy ist deine Schwester und du bist mit ihr aufgewachsen. Du kennst deine Kraft noch nicht lange und musst üben, sie zu kontrollieren. Ansonsten verläuft dein Leben ganz normal. Du hast deine besten Freunde und machst bald deinen Abschluss. Wenn ich dich jetzt loslasse, wirst du vor die Tür gehen und das machen, was du vor hattest. Du wirst nicht hinterfragen, was gerade passiert ist."

„Entschuldigung! Irgendjemand hat mich wohl geschubst." Die Person, die gerade in mich gelaufen war, strich ihre Hose glatt und lächelte schief.

Ich erwiderte ihr Lächeln. „Kein Problem. Das kann passieren."

Sie hob zum Abschied die Hand und verschwand dann in der Menge hinter mir. Schulterzuckend machte ich mich auf den Weg zum Ausgang. Als ich an die frische Luft trat, atmete ich sie erleichtert ein und wieder aus.

Drinnen lief ein guter Song, weshalb sich niemand auf der Veranda aufhielt und ich sie ganz für mich alleine hatte. Die Ruhe tat verdammt gut und ich spürte, wie mein Körper langsam herunterkam und die Hitze aus ihm wich.

Entspannt lehnte ich mich mit den Armen auf das Geländer aus weißem Holz und blickte in den Vorgarten. In der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen, doch es war klar, dass er sehr gepflegt war. Mit Sicherheit hatte diese Familie einen Gärtner.

Da fiel mir ein, dass ich immer noch keine Ahnung hatte, wer diese Party eigentlich ins Leben gerufen hatte. Wahrscheinlich wussten das die meisten Leute nicht. Es war schon komisch, dass man in einem fremden Haus tanzte, trank und teilweise die beste Zeit seines Lebens hatte, obwohl man keine Ahnung hatte, wo man war.

Und trotzdem war ich froh, hier zu sein. Im Moment verlief mein Leben perfekt. Ich hatte meine besten Freunde, machte bald meinen Abschluss und würde dann zusammen mit Cathy auf das Belmont College in Nashville gehen. Nach dem Abschluss hatte sie eine Pause gemacht und deshalb konnten wir nun zusammen unsere Träume verwirklichen. Es verlief alles perfekt und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Vielleicht waren es auch die vielen Fragen, die mir im Kopf herumschwirrten. Ich war eine Ordeal und hatte keine Ahnung, woher meine Kraft kam und warum ich sie hatte. Sollte das Ganze nicht einen tieferen Sinn haben? Sollte das nicht eine Gabe sein, mit der ich etwas tun sollte? Oder vielleicht interpretierte ich auch zu viel hinein.

Seufzend blickte ich in den Himmel. Es war keine einzige Wolke zu erkennen und diese schwarze Kuppel über uns war voll mit leuchtenden Sternen. Ich hätte eine Ewigkeit hier verweilen können. Irgendetwas hatte diese Ruhe an sich, dass sie spannender war als alles andere, das in diesem Haus vor sich ging.

„Wenn du noch länger hier draußen bist, solltest du dir eine Jacke überziehen."

Erschrocken löste ich mich von dem Geländer, wollte mich umdrehen und verlor dabei das Gleichgewicht. Bevor ich jedoch auf dem Boden landen konnte, schlang sich ein Arm um meine Hüften und half mir zurück auf die Beine. Als ich aufblickte, schaute ich in zwei grüne Augen, die ich sofort erkannte.

Adrik war mir so nahe, dass mir die Luft zum Atmen fehlte. Seine Hand ruhte noch immer auf mir und an dieser Stelle breitete sich eine gefährliche Hitze aus. Ich räusperte mich und in dem Moment, löste er sich von mir. Zur selben Zeit war ich erleichtert und enttäuscht. Was ging hier vor sich?

„Ich hätte nicht gedacht, dass dich meine Worte gleich umhauen", scherzte er nach einer kurzen Pause, ohne zu lächeln.

Ich bekam wieder Luft und konnte erst jetzt so richtig erkennen, wer da eigentlich vor mir stand. Adrik trug eine schwarze Jeans und ein lockeres graues Hemd, dessen erste drei Knöpfe wieder mal offen waren. Im Gegensatz zu vor ein paar Tagen, war er weitaus schlichter gekleidet. Trotzdem sah er unglaublich gut aus und ich musste etwas lächeln, als ich dieselben Schuhe an seinen Füßen entdeckte. Als ich wieder zu ihm schaute, zuckten seine Mundwinkel.

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