Bittersüße Erinnerungen

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Wieder war eine weitere Woche vergangen. Eine freie Woche blieb mir noch. Lustlos starrte ich an die leicht graue Zimmerdecke. An manchen Stellen zeichneten sich Risse in feinen Linien ab, als würde die Decke bald herunter fallen. Durch die geöffneten Gardinen schien das Licht hinein und der im Zimmer herumfliegende Staub bildete einen Strahl aus kleinen weißen Punkten. Langsam richtete ich mich auf und sah nach links, zu dem Spiegel an der inzwischen hellblau gestrichenen Wand.
Der Spiegel hatte einen Sprung. Er war alt. Ich hätte ihn ersetzen können, aber er hatte für mich einen sentimentalen Wert. Ich hatte mich überwinden müssen, ihn wieder an die Wand zu hängen, wollte ihn nicht noch mehr beschädigen.
Müde betrachtete ich mein Gesicht, im Spiegel in dessen Mitte der Riss der Scherben verlief. Mein Gesicht war blass wie immer, die Augenringe tief, aber nicht so dunkel wie sonst. Seit damals konnte ich nicht mehr gut schlafen. Seit mich dieser Albtraum verfolgt…
Heute hatte ich wie immer einen bitteren Geschmack im Mund. Bitter wie eine Orangenschale und gleichzeitig sauer wie Essig.
„Kein guter Morgen. Kein guter Tag. Vielleicht sollte ich…“
Trostlos verwarf ich den Gedanken mich wieder zu verkriechen. Ich konnte nicht ein Leben lang vor meinem eigenen Leben davonlaufen. Irgendwann musste ich wieder vor die Tür. Früher oder später hätte er sowieso nach mir gesehen und mir in den Hintern getreten.
Er sah mich gar nicht gern vor mich hin vegetieren.
Seufzend stand ich auf und wuschelte mir durch mein Vogelnest, das sich mittlerweile auf meinem Kopf gebildet hatte. Ich genehmigte mir eine Dusche und machte mich für den heutigen Tag fertig. >>Ich sollte mal bei ihm vorbeischauen. Ob er beschäftigt ist?<<
In letzter Zeit sah ich Subaru immer weniger. Vor 5 Tagen waren wir aus dem Skiresort zurückgekehrt.
In den letzten Tagen hatte ich täglich auf dem Fenstersims gesessen und zur Villa gesehen. Dreimal sah ich ihn, jedoch schien er seit Mittwoch wie vom Erdboden verschluckt. Er konnte gut auf sich aufpassen, dass wusste ich, nichts desto trotz machte ich mir Sorgen um diesen einsamen Wolf, der mich in einem Moment näher an sich heran ließ, nur um den Abstand zwischen uns wieder zu verdoppeln.
>>Auch jemand wie er braucht sicher mal Urlaub, schätze ich.<<
Nachdenklich sah ich in meinen Kleiderschrank. Weiße Kleider, blaue Kleider… schwarze Kleider. Hier ein violetter Hoodie, dort ein schwarzes T-Shirt. Mit den Hosen und den Jacken sah es ähnlich aus. ,,Wie langweilig", dachte und wusste gleichzeitig nicht, was mir wirklich gefiehl.
Ich entschied mich für ein blaues Kleid, dass knapp über meinem Knie endete und in einem Faltenrock endete. An der Taille war es etwas enger geschnitten und hatte ein Ziehgummi. Die kurzen Ärmel waren locker und bestanden aus einem durchsichtigen hellblauen Stoff. Früher hatte ich dieses Kleid häufiger getragen. Heute trug ich es zu Zeiten, in denen ich jemanden traf der mir wichtig geworden war. Für diese Person wollte ich gut aussehen.

Mein Plan war es bereits zu gehen, doch als ich mich im vorbeigehen im Spiegel betrachtete, gefielen mir meine Haare nicht. Zwei Strähnen, eine auf jeder Seite, standen ab. Sie sahen aus wie die strubbeligen, angelegten Ohren eines Hundes. Es gefiel mir nicht.
Ich machte mir einen Zopf und war zufriedener damit, als mit meinen falschen Hundeohren.
Inzwischen waren meine Haare um einiges länger geworden und reichten mir fast bis zur Brust. Mein Pony hatte auch mal besser ausgesehen.
Ich pustete es mir aus den Augen und ging die Treppen runter.

Mittlerweile hatte ich aufgeräumt. Mir war ziemlich langweilig gewesen in den letzten Tagen. Ich hatte sogar geputzt. Es war zwar später, als Subaru es von mir verlangt hatte, aber immerhin.
Ich streifte mir blaue Stoffschuhe über und lief durch die Tür, dann durch das Tor.
Ich hatte mir seit einer Weile angewöhnt es abzuschließen, nachdem Subaru dies von mir wollte.
Er machte sich mehr Sorgen um einen Eindringling als ich. Vielleicht lag es auch daran, dass ich es einfach gewöhnt war sicher zu sein. Sicher vor der schwarzen Organisation.
In England hatten sie mich in Ruhe gelassen, doch nun…
Immer öfter bekam ich Nachrichten von meinem Vater. Jedes Mal drohte er mir, aber er zeigte sich mir nicht. Selbst wenn ich ihn suchte, war es, als würde er sich vor mir verstecken. Wollte er mich doch auf seine Weise beschützen?
Ich musste über meine eigenen Gedanken lachen und schüttelte den Kopf.

Undercover ( Detektiv Conan FF) Where stories live. Discover now