Keno

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"Macht ja, dass ihr hier wegkommt", hörte Alea eine fremde Stimme sagen. Während sie selbst noch halb schlief, sprang Lennox sofort auf. "Wer hat das gesagt?!", fauchte er in die Luft und machte sich kampfbereit. Langsam drehte er sich im Kreis und durchsuchte die Umgebung. Dann nahm er jedoch die Fäuste runter. "Hier ist doch niemand", stammelte er verwirrt. "Hier unten!", betonte die Stimme. "Das gibt's doch nicht", japste er verblüfft und fiel auf die Knie. Nun wurde auch Alea richtig wach, sie richtete sich auf und folgte Lennox' Blick. "Ein Kobold!", rief sie verblüfft und beugte sich nach unten. "Oblivion, du musst von hier verschwinden", befahl der Kobold erneut, "du bist in Gefahr!". Lennox weitete seine Augen, er sprang wieder auf und sah sich um. Alea verstand jedoch nicht, worauf der Kobold hinaus wollte. Abgesehen von ein paar krächzenden Möwen schien doch alles friedlich. Lennox zog die Augenbrauen zusammen und fragte: "Wo ist denn die Gefahr?". Wütend fuchtelte der Kobold mit den Armen als wäre es so offensichtlich, dass er sich schon blöd vorkam es auszusprechen. "Das Wasser!!", schimpfte er, "ihr seid gleich neben dem Fluss eingeschlafen. Wenn du nass wirst, könnte das Virus dich töten". Kurz darauf musterte er Alea. Ihr T-Shirt war ganz zerknittert, ihre Jeans staubig und Haare ganz durcheinander. "Und du? Bist du jetzt ein Meermädchen, oder nicht?", skeptisch starrte er sie an. "Wie meinst du das?", erwiderte sie mit einer Gegenfrage. "Brauchst garnicht so tun. Das hat sich mittlerweile rum gesprochen. Bist du nun wieder ein Meermädchen oder nicht?". Wie so oft starrte Alea auf ihre nackten Fingerzwischenräume. Bedrückt schüttelte sie den Kopf. Wie gerne hätte sie etwas anderes erwidert. Daraufhin wurde der Magische sehr ruhig. Hatte er eine andere Antwort erwartet? "Aber ich bin noch die Elvarion", versuchte sie ihn aufzumuntern. Da hob er leicht den Kopf. "Dann besteht ja noch Hoffnung!", fröhlich drehte er sich im Kreis und wackelte mit den Armen. Das sah fast aus wie ein Freudentanz. "Ich heiße Keno", stellte er sich vor, während er schnurstracks auf Aleas Rucksack zulief. Mühelos sprang er in die Tasche und begann zu wühlen. Dann entdeckte er eins der übrig gebliebenen Brote. Zufrieden baß er in eins rein. Die meisten Kobolde, die Alea kannte waren ziemlich verfressen und bedienten sich nur zu gerne ohne zu fragen. "Ich bin Alea Aquarius", stellte sie sich vor. "Ich weiß", antwortete Keno mit vollem Mund. "das ist Lennox", versuchte sie das Gespräch am laufen zu halten. "Ich weiß", wiederholte der Kobold. Verdutzt zog Lennox seine Augenbrauen zuammen. "Alle wissen es!", betonte er. Alea erinnerte sich, dass Gilfen mal ein Bild von ihr inklusive Namen auf einer Anzeigetafel proezierten. Diese Nachricht wurde schließlich auf weiter Tafeln übertragen. Zwar kam die Nachricht noch nicht überall an, in Deutschland schienen aber alle Magischen informiert. "Wenn doch alle bescheid wissen, wieso warst du dir dann so unsicher ob Alea wieder ein Meermädchen ist?", warf Lennox ein. "Nun ja", schluckte Keno, "ich habe an der Küste ein Mädchen gesehen. Sie sah Alea erstaunlich ähnlich, jedoch war sie eine Walwanderin", erklärte er und schien sich immer noch keinen Reim darauf machen zu können. Dann zuckte er mit den Schultern, als sei es nur eine Nebensächlichkeit gewesen und widmete sich wieder seinem Brot. In Aleas Kopf ratterte es. Erschrocken sprang sie auf. "Du hast eine Walwanderin gesehen, die genauso aussieht wie ich??", schrie sie mehr als zu fragen. "Jap! verrückt, nicht?" scherzte Keno während er in Lennox' Jackentasche nach noch mehr Essen durchwühlte, ihn aber wütend anblitzte als er nichts fand. Lennox verdrehte die Augen. "Wo war das ?!", durchbohrte sie ihn. Sie zog ihn aus Lennox' Jackentasche und nahm ihn ins Visier. "Etwas weiter weg von der Küste", beschrieb er schließlich, "das Mädchen weiß, dass man sich vom Wasser fern halten soll!!", betonte er mit strengen Blick auf Lennox. Er wollte ihm gerade erklären, dass er mithilfe des Rofus praktisch immun gegen das Virus war, doch Alea schnitt ihm schon das Wort ab. "Führ uns zu ihr!", bat sie ihn aufdringlich. Keno lachte sarkastisch: "So ein Nixenmann ist die ganze zeit bei ihr. Der wirkt nicht besonders freundlich. Von dem würde ich mich eher fern halten". "Cassaras!", sprang Lennox auf.

Cassaras, weder Feind, noch Freund. Als einzige männliche Nixe war er ein kompletter Außenseiter. So verweigerte seine Mutter, Königin Harukon, ihm den Tron, wie auch Silberumhang. So kam es, dass er Alea schon ihr leben lang verfolgte, denn aus einer Prophezeiung wusste er, dass der sagenumworbene Umhang eines Tages bei Alea landen würde. Mithilfe eines Knopfes vom Silberumhang konnte er jederzeit die Crucis finden, so rettete er sie schon mehr als einmal, damit sie weiterhin ihr Schicksal erfüllen kann, und der Umhang zu ihr finden würde. In Island schloss er dann einen Pakt mit Alea. Er würde ihr weiterhin Schutz gewähren, im Gegenzug müsse sie ihm jedoch den Umhang überlassen, sobald sie ihn hätte. Schließlich fand sie den Umhang dann in Köln. Als Alea ihm diesen dann überreichen wollte, lehnte er ab! In der Hoffnung Alea würde mit Hilfe dessen eines Tages die Meerwelt wiederbeleben. Heute weiß sie, dass er dies nicht Alea zugute tat, sondern für Anthea. Anthea beschützte er ebenfalls, jedoch nicht, weil er sich etwas davon versprach, sondern mehr weil er sich vermutlich mit ihr verbunden fühlte. Inzwischen besaß Alea den Umhang aber nicht mehr. Die Nixe Mura klaute ihr diesen, um selbst Nixenkönigin zu werden. Dennoch wusste sie Cassaras' Verzicht zu schätzen. Mittlerweile hatte er sogar einen Bandennamen. Auch wenn dies mehr oder weniger aus Versehen geschah, oder wie Sammy sagen würde, "durch Schicksal", bekam er den Namen Cassaras Capricorn. Im Sternbild steht der Steinbock zwischen dem Schützen und Wassermann. Nelani meinte der Schütze, Cassaras, würde dem Wassermann, Alea, Schutz gewähren sobald auf sie geschossen werden würde. Das traf in der Tat zu. Manchmal im übertragendem Sinne, und manchmal wortwörtlich. Auch wenn der Nixenprinz eher kalt und zurück weisend wirkte, glaubte Alea fest daran, dass auch er einen weichen Kern besaß, diesen jedoch hinter bitterer Verzweiflung und Trauer versteckte.

"Stimmt, das war er", bestätigte Keno. Alea war ihrer Schwester so nah wie noch nie. "Und, bringst du uns jetzt zu ihr?", wiederholte Lennox Aleas Frage. Keno tat so als müsse er über seine Antwort nachdenken und kratzte sich am Kinn. Dann sagte er: "Die Elvarion der letzten Generation braucht meine Hilfe. Wie könnte ich da bitteschön nein sagen?". Dabei betonte er das "meine" ganz besonders stolz. "Na los! Worauf wartet ihr noch?!", scherzte er und sprang von Aleas Hand. Lennox füllte seine Handgrube mit etwas Wasser und erlischte die letzte Glut des Feuers. Alea zog ihre pinke Seidenjacke an und stand auf. Ihr linkes Bein war zwar etwas eingeschlafen, davon ließ sie sich jedoch nicht beirren. Keno kletterte auf Lennox' Schulter hoch. Bei dem Oblivion fühlte er sich anscheinend besonders wohl. "Da lang!", befohl der Kobold als wäre er ein Kapitän eines Schiffes. Dabei deutete er mit dem Finger in die Luft. Alea legte den Rucksack mit einem kräftigen Schwung an und folgte den beiden.

Mit Rückenwind ging es los!!

Alea Aquarius Band 7 (Fanfiction)Where stories live. Discover now