Kapitel 18

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John schwamm noch immer in einem dunklen, milchigen Nichts. Alles fühlte sich so leicht und sorgenlos an. Doch er wusste selbst gut genug, dass es nicht bei dieser Leichtigkeit bleiben würde. Anfangs hatte er sich gefühlt wie eine Feder, doch je länger er sich in diesem befreiten Zustand befand desto mehr spürte er, wie er an Gewicht zunahm, welches ihn beständig hinabzog. In sein endgültiges Ende. Hatte er die letzten Stunden rein gar nichts mehr mitbekommen, so spürte er, wie sich jetzt etwas komplett unnatürliches in seinen Verstand drängte. Er spürte wie ihm erst etwas schwindelig wurde und er dann gelöst aufseufzte. Was passierte mit ihm? Verabreichte Moran ihm Drogen? Es fühlte sich genau so an. Er wurde wieder leichter, doch genau so spürte er wie sein komplett vernebelter Zustand immer lichter wurde. Wie die Schmerzen wieder an Gegenwart zunahmen und er begann seine Gliedmaßen wieder zu spüren. Langsam verschmolzen Körper und Geist wieder zu einem Ganzen und er spürte wie ihm die Ohnmacht immer mehr aus den Fingern glitt. Was hatte Moran ihm gegeben? Seine Augenlider fühlten sich schwer wie Blei an, als er sie nun wie in Zeitlupe öffnete. Seine Umgebung war verschwommen und er sah alles doppelt. Es war weiß. So weiß, dass ihn dieser helle Schein blendete. Wo war die Schwärze hin, die Dunkelheit des Kellers? War er doch gestorben? Dumpf und wie Kilometer weit entfernt hörte er aufgeregte Stimmen. Er versuchte sich zu konzentrieren, wollte verstehen, was sie sagten, doch verstand nur Wortfetzen.
Mehr Morphin!
Wir.... Schraubenzieher.... riskieren... Infektion...!
Entfernen... Achtung!
Schmerz! Da war er wieder! Doch es fühlte sich anders an. Noch immer nicht so gegenwärtig wie er es in Erinnerung gehabt hatte. Und das war nicht Morans Stimme. War es möglich, dass er wirklich gerettet worden war? Er hatte die Hoffnung aufgegeben und plötzlich sah er einen schwarzen Fleck zwischen all der Helligkeit, er bewegte sich, wich ihm nicht von der Seite. John blinzelte angestrengt, noch mal und noch ein Mal. Konnte es sein, dass seine Augen ihm einen Streich spielten?
„Sherlock..." versuchte er zu sagen, doch kein Laut entwich seinen Lippen. Er war sich nicht einmal sicher, ob sich seine Lippen überhaupt bewegten. Für einen albernen Moment versuchte er seine Hand auf seine Sehnsucht zuzubewegen, doch kein Muskel regte sich. Vielleicht war er wirklich tot. Und das alles eine letzte Erinnerung. Das letzte Auf Wiedersehen, bevor er gehen würde. Doch es fühlte sich nicht mehr so an, als würde er sterben. Ganz im Gegenteil.
„Sherlock..." versuchte er es erneut und war sich ungewiss ob ihm tatsächlich etwas wie ein Krächzen entwischt war.
~Was war das, John? Was hast du grade gesagt?~ Morans tote Augen und dieses dreckige Grinsen tauchte vor seinem inneren Auge auf.
~Du willst mich doch etwa nicht enttäuschen?~
~Nein! Nein!!! Nein, das will ich nicht!!! Auf keinen Fall!!! Bitte, tu mir nicht weh!!!~ Morans Gestalt vor sich ließ ihn erbeben. John spürte wie seinen Körper einen Ruck durchfuhr und er anfing zu zittern, sein Kopf warf sich wie im Wahn hin und her.
Hee.... Er....... Schock!!!.... bereit.....
drangen erneut ein paar Wortfetzen an seine Ohren, ehe er spürte wie ihn die Ohnmacht wieder in seine Fänge zog.

Sherlock schlug die Augen auf. Sein Blick glitt zu der kleinen Uhr im schwach beleuchteten Gang des Krankenhauses. Er war wohl eingenickt und hatte einige Minuten geschlafen, während die Ärzte sich im Nebenzimmer um John kümmerten. Es grenzte an ein Wunder, dass er auf dem ungemütlichen Plastikstuhl hatte einschlafen können, doch die Müdigkeit hatte ihn gnadenlos übermannt und umso undankbarer zahlten seine Muskeln es ihm schmerzend heim. Scharf sog der dunkelhaarige Lockenkopf die Luft ein, als er sich wieder grade hinsetzte und sich ein unangenehmes Ziehen durch seinen Rücken arbeitete.

Sherlocks Blick glitt zu der Tür, vor der er kampierte, als würde Johns Leben noch immer davon abhängen, doch das war Unsinn. Es lag mittlerweile nicht mehr in seiner Hand, ob der Blonde überlebte oder nicht. Die Ärzte hatten, ohne ihm irgendwelche vielleicht falschen Hoffnungen zu machen, einfach geschwiegen, ihn kurzerhand in den unbequemen Stuhl gesetzt und waren in dem Zimmer verschwunden.

What's a soulmateWhere stories live. Discover now