Wo bist du?

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Zur selben Zeit hockte Jeremy in seinem Chaos auf dem Boden und starrte vor sich hin. Schweiß lief ihm über die Stirn und immer wieder strich er sich nervös durchs Haar.
Schon seit gestern Abend hatte er nichts mehr von seinen Drogen im Haus und langsam merkte er die Entzugserscheinungen. Immer wieder zitterte er leicht und nervös begann er an seinen ohnehin schon sehr kurzen Fingernägeln zu kauen.
Als Paul gegangen war, hatte dieser die Tür abgeschlossen und sämtliche Schlüssel mitgenommen. Jeremy hatte versucht die Tür aufzubrechen, aber er hatte es nicht geschafft. Auch den Weg durch den Garten hatte er versucht, doch auch da fand er keinen Ausweg.
Immer und immer wieder war er aufgestanden und hatte die Schubladen durchwühlt, aber er hatte nichts gefunden. Er war sich sicher, dass es noch einen Ersatzschlüssel gab. Paul hatte einen, die Putzfrau hatte einen, Poldi müsste auch noch einen haben, aber es gab 4 und den Hauptschlüssel. Wo also war dieser 4. Schlüssel.
Jeremy zerbrach sich den Kopf, doch es fiel ihm einfach nicht ein.

Mit trüben Blicken schaute er Richtung Terrassentür. Schemenhaft konnte er eine Person wahrnehmen die genau vor dem Fenster stand. Jeremy blinzelte gegen das einfallende Licht. Versuchte die Person irgendwie zu erkennen doch dann...
Blitze... mehrere hintereinander...
Jeremy fühlte sich geblendet und hielt sich kurz die Hand vor den Augen, doch dann wurde ihm klar, was das war.
Trotz der Tatsache, dass es ihm schlecht ging, sprang er auf und eilte zur der Tür. Noch immer prasselten Blitze auf ihn ein. Er riss die Tür auf und so schnell er konnte, packte er dem Papparazzi und stieß ihn dann mit der ganzen Kraft, die er noch besaß von sich. Der Mann taumelte zurück.
„WAS MACHST DU AUF MEINEM GRUNDSTÜCK!" bellte Jeremy ihn an und stieß ihn erneut von sich. Dann holte er aus und schlug heftig und brutal zu.
Der Mann stöhnte auf und fiel zu Boden. Schützend hielt er einen Arm über sich, als Jeremy erneut zuschlug und auch zutrat.
„Lass mich!" rief der Mann mehrmals.
„Verschwinde hier du Bastard!" Jeremy war außer sich. Er hatte keine Ahnung, wie der Mann hierher gekommen war, doch es war immer noch Privatgrundstück, und er hatte hier einfach nichts verloren. „VERSCHWINDE! ODER ICH VERGESSE MICH GANZ!" brüllte Jeremy ihn.
Panisch griff der Mann nach seiner Kamera, stand fluchtartig auf und rannte zu einem eigentlich hohen Zaun. Jeremy kam ihm mit geballten Fäusten nach und beobachtete, wie der Mann panisch über den Zaun klettert und dann über die Einfahrt lief und durch das offene Tor verschwand.
„Hurensohn!" knurrte Jeremy wütend.
Sein Puls raste und erst jetzt merkte er, wie ihn das alles angestrengt hatte. Er braucht langsam wirklich etwas, sonst würde er noch wahnsinnig werden.

Der Paparazzi war schnell vergessen und Jeremy ging zurück ins Haus.
„Wo ist dieser Schlüssel..." knurrte Jeremy und ging leicht schwankend durchs Haus und dann in den hinteren Bereich, wo sich sein Tonstudio befand. Er öffnete die Tür und sah sich um. Das Tonstudio war der einzige Raum im gesamten Haus, wo kein Chaos herrschte. Wo alles noch da stand wo es hingehörte. Wieso Jeremy hier nicht gewütet hatte, konnte sich niemand erklären. Vielleicht wußte er im Unterbewusstsein, wie wichtig ihm dieser Raum in der Vergangenheit war.
Jeremy schaute sich kurz um und ging dann zu einem Schreibtisch. Er setzte sich auf den Stuhl, der dahinterstand und blickte kurz über die Sachen, die fein säuberlich und geordnet auf diesem Tisch standen. Dann öffnete er eine der Schubladen und schaute über den Inhalt. Schreibblöcke, Kugelschreiber, ein Tacker, ein paar einzelne Büroklammern. Sonst war nichts in dieser Schublade.
Er schloss sie wieder und öffnete die nächste. In dieser lagen einige Briefumschläge und ein kleines Buch. Jeremy schob die Sachen mit der Hand etwas zur Seite, als plötzlich etwas aufblitze.
Und da lag er. Der Ersatzschlüssel.
„Bingo!" nuschelte er und griff danach. Dann stand er auf und ging zurück ins Wohnzimmer. An der Bar lagen die Autoschlüssel. Er griff nach einem und ging dann zur Haustür. Dort schloss er die Haustür auf und ging raus. Zielstrebig ging er zu seinen Autos, schloss den Porsche auf und stieg ein. Für einen Moment musste er die Augen schließen. Das ganze hatte ihn schon sehr angestrengt. Doch dann steckte er den Schlüssel ein, startete den Wagen und fuhr los. Anfänglich fuhr er ziemliche Schlangenlinien, doch langsam gewöhnte er sich daran, in seinem Zustand Auto zufahren und drückte aufs Gaspedal.
....

Die Sonne ging bereits unter, als Paul auf das Grundstück von Jeremy fuhr.
Er war nach der Arbeit kurz bei sich zu Hause gewesen um dort nach dem Rechten zu sehen. Er hatte kurz mit seiner Frau Julie gesprochen und ihr alles versucht zu erklären. Sie hatte es verstanden, auch wenn er sich nicht sicher war, ob sie es auch wirklich akzeptierte, was er am Ende für Jeremy tat.
Er würde auch diese Nacht nicht zu Hause schlafen, doch dass Gespräch mit Kiwi hatte ihn leicht aufgebaut. Jetzt würde er mit Jeremy über alles sprechen und er hoffte, dass sein Freund ihm auch zu hörte. Immerhin würde das die Wendung bringen. Jeremy musste verstehen, dass sie wirklich alle über reagiert hatten und am Ende die Falschen beschuldigt hatten.

Er fuhr die Auffahrt hoch und schon als er parkte, stutzte er.
Wo war der Porsche?
Verwundert stieg er aus und sah sich um.
Sollte Jeremy abgehauen sein? Aber Paul hatte ihn eingesperrt. Gab es doch noch einen Schlüssel?
„Mach kein Scheiß!!" sagte Paul und wurde hektisch. Er eilte zur Haustür und schloss sie auf.
„Jeremy?"
Paul lief ins Haus. Die Terrassentür stand offen und er lief in den Garten.
„JEREMY?" rief er erneut, doch er bekam keine Antwort.
Er lief zurück ins Haus und schaute in jeden Raum, doch von seinem Freund war nichts zu sehen.
„Das kann doch nicht wahr sein!" fluchte Paul und zog sein Handy aus der Tasche. Dann wählte er Jeremys Nummer. Der Ruf ging durch, doch nach einiger Zeit sprang nur die Mailbox an.
„Verflucht, Renner! Wo verdammt noch mal bist du! Ich muss dringend mit dir reden! ... Ruf mich sofort an!" sprach er auf die Box und steckte das Handy wieder weg.

Wo nur konnte Jeremy sein.
Paul ahnte, dass er wohlmöglich neue Drogen besorgte.
„Verdammt!" fluchte er und lief im Wohnzimmer auf und ab. Woher Jeremy den Schlüssel hatte, wußte er nicht, aber Paul vermutete, dass er noch irgendwo einen Ersatzschlüssel versteckt hat. Er musste wohl oder übel auf Jeremy warten. Und dann würde er ihn durchsuchen. Er würde ihm die Drogen wegnehmen, weil er nicht wollte, dass sein Freund sich völlig kaputt machte, obwohl es eigentlich gar kein Grund mehr dazu gab.

Spirit of the Hawk - The main attractionWhere stories live. Discover now