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𝑾𝒆𝒏𝒏 𝒅𝒖 𝒖𝒏𝒖̈𝒃𝒆𝒓𝒍𝒆𝒈𝒕𝒆 𝑬𝒏𝒕𝒔𝒄𝒉𝒆𝒊𝒅𝒖𝒏𝒈𝒆𝒏
𝒕𝒓𝒊𝒇𝒇𝒔𝒕 ...
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Was zum Geier wollte der jetzt bitte von mir? Dieses Gespräch passte mir gerade gar nicht in den Kram und ich war innerlich hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich mich schnellstmöglich verkriechen, andererseits platzte ich fast vor Neugier.

Darüber hinaus sollte ich mir mein weiteres Vorgehen nun früher überlegen als ursprünglich gedacht. Falls ich im Seminar bleiben wollte, dann konnte ich wohl schlecht unhöflich gegenüber Herrn Degenhardt auftreten. Die Frage war nur: Wollte ich es wirklich besuchen? Immer diese dämlichen Entscheidungen!

Inzwischen bereute ich es, dass ich einfach so aus dem Saal geflüchtet war. Das hatte mich nämlich überhaupt erst in diese Situation gebracht.

Während ich meine Sachen zusammenpackte, schweifte mein Blick gelegentlich zu ihm. Anscheinend war er in seine Unterlagen vertieft, denn er ließ nicht ein Mal von diesen ab und schien sich zudem noch einige Notizen zu machen. Dabei bildete sich wieder die kleine Falte auf seiner Stirn, die ich vergangene Woche von Nahem betrachtet hatte. Was wohl in seinem Kopf vorging?

Zum ersten Mal heute hatte ich die Gelegenheit, ihn etwas genauer zu begutachten. Diesmal trug er einen dunkelgrauen Anzug, vermutlich wieder maßgeschneidert, da dieser sich perfekt an seine Körperkonturen schmiegte. Seine breiten Schultern kamen durch das Jackett optimal zur Geltung. Darunter war er mit einer schwarz-grauen Weste bekleidet, die einen äußerst hochwertigen Eindruck machte und in welche eine schwarze Krawatte verschwand. Sein Hemd war nicht wie beim letzten Mal oben geöffnet, sondern die Krawatte, die unter dem engen Hemdkragen versteckt war, verdeckte seinen Adamsapfel, der sich immer so bedrohlich sexy bewegte, wenn er etwas sagte. So ein Glück ...

Wieder zierte sein Gesicht der perfekt getrimmte Dreitagebart, dessen Koteletten in seine gestriegelte Frisur übergingen. Aber etwas war heute anders an ihm. Er wirkte immer noch schnöselig, jedoch hatte er noch etwas an sich, dass diese Wirkung ein wenig abschwächte. Leider konnte ich nicht leugnen, dass Herr Degenhardt — auch wenn er ein arroganter Idiot war — äußerst attraktiv aussah. Und er war mein Dozent. Solche Feststellungen über sein Äußeres sollte ich also zukünftig eher unterlassen.

Zögernd ging ich auf ihn zu. Verflucht, warum war ich nur auf einmal so furchtbar aufgeregt? Ich bemerkte, dass meine Hände schwitzig wurden und das hasste ich so sehr. Es gab nichts Widerlicheres als feuchte Hände, die einen umfassten. Zudem bildete sich ein Knoten in meinem Hals, der bei jedem Schritt noch weiterwuchs. Meine Gedanken fuhren Achterbahn, sodass es mich höchste Anstrengung kostete, sie halbwegs wieder in die richtige Richtung zu lenken. Außerdem verkrampfte sich mein Magen zunehmend, wodurch mich erneut ein Gefühl von Übelkeit überkam. Na bravo! Das kann ja heiter werden.

Etwa drei Meter vom Pult entfernt, kam ich zum Stehen, streifte meine nassen Hände an meiner Hose ab und begann mich zu räuspern. „Herr Degenhardt", presste ich gerade so zwischen meinen Lippen hervor, wobei ich verzweifelt versuchte, den Knoten herunterzuschlucken. Das war gar nicht so leicht, wenn sich der gesamte Mund wie eine trockene Wüste anfühlte.

Augenblicklich fixierten seine tiefblauen Augen die meinen, durchdrangen mich. Jegliche Gedanken, die ich noch vor Sekunden hatte ordnen können, waren im Nu wieder durcheinandergeraten. Wollte ich mich nicht eigentlich nicht aus dem Konzept bringen lassen? Klappte wunderbar.

„Haben Sie noch Fragen?" Sein Ernst?

Degenhardts Augen blieben an mir haften. Erst jetzt fiel mir auf, dass er eine Brille trug. Ihr eckiges Design passte perfekt zu seinem Gesicht. Das war also die Sache, die dem Schnöselimage deutlich schadete. Verdammt, warum wirkte er dadurch noch anziehender?

UNAUSWEICHLICHWhere stories live. Discover now