Teil 22: Vor 18 Jahren...

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„Danke, Odin."
Mit diesen Worten signalisierte Lilith, dass sie den Schutz ihres Generals für eine Weile nicht brauchen würde.
Der dunkelhaarige Dämon nickte kurz und verlies schweigend das Arbeitszimmer der Königin.

„Setzt dich bitte." sagte Lilith und deutete auf einen Stuhl direkt vor dem grossen, gläsernen Schreibtisch.
Während sich Daria auf dem gepolsterten Stuhl niederliess, nahm die Königin ihren Platz hinter dem Schreibtisch ein.

„Wir müssen dringend miteinander sprechen." meinte Lilith und Daria nickte zustimmend.
Es stand so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen und sie hoffte eifach, eine Antwort auf ihre ungeklärten Fragen zu bekommen.

„Was dein Vater heute zu dir gesagt hat, war falsch. Wie er dich all die Jahre behandelt hat, war falsch und es tut mir leid."

Ihre Stimme war leiser als sonst. Man konnte eine gewisse Verletzlichkeit darin hören, etwas, was man von der Königin sonst nicht kannte.

„Ich hätte dich nicht bei ihm lassen sollen. Du hättest nicht in einer Welt aufwachsen sollen, in die du nicht gehörst."

Daria nahm all ihren Mut zusammen und stellte ihrer Mutter die Frage, die sie beschäftigte, seit sie von ihr erfahren hatte: „Wieso hast du mich dann nicht zu dir geholt?"

„Das ist einer der Hauptgründe, weshalb ich mir dir sprechen muss. Ich muss dir vieles erzählen, also hör aufmerksam zu."

Ihre ernste Mine und die Art, wie sie dies gerade gesagt hatte, gaben Daria zu verstehen, dass was auch immer Lilith ihr sagen wollte, sehr wichtig sein würde.

„Als ich dir offenbarte, dass ich deine Mutter bin, erwähnte ich, dass ich wegen Unruhen in mein Königreich zurückkehren musste. Ich habe dir jedoch nicht gesagt, was genau damals passiert war. Ich dachte, dass die Informationen, die ich dir bereits gegeben habe schon genug für einen Tag waren. Nun ist es aber an der Zeit, dass du endlich verstehst, was hier geschieht." Sie machte eine kurze Pause, um einen Schluck Wasser zu trinken.
Dann sprach sie weiter: „Bevor ich in die Menschenwelt reisste und deinen Vater kennenlernte, sollte ich als Thronfolgerin der Dämonenwelt einen Adligen heiraten. Sein Name war Adao."

Als sie den Namen des Mannes aussprach, wurde ihre Stimme kälter und ihre Mine verhärtete sich.

„Adao sollte an meiner Seite regieren und der Königsfamilie gleichzeitig durch sein Erbe und den Ruf seiner Familie mehr Macht verleihen. Doch schon als ich ihn das erste Mal sah, fühlte sich etwas an ihm falsch an. Ich wusste einfach nicht was. Anfangs wirkte er nett. Etwas zu selbstbewusst, aber sonst nicht weiter schlimm. Als ich ihn besser kennenlernte, bemerkte ich, dass er nicht viel von Frauen in Machtpositionen hielt. Er versuchte dies jedoch vor mir zu verbergen und ich erkannte seine wahren Gedanken und Meinungen nur ab und zu in Momenten, in denen er unvorsichtig war. Er hatte ziemlich radikale Ansichten zu vielerlei Themen und was auch merkwürdig war, war dass niemand wirklich wusste, was er für Fähigkeiten besass. So kam ich zum Schluss, dass es nicht klug war, diesem Mann die Macht eines Königs zu überreichen. Ich wusste, dass sobald ich ihn heiraten würde und er offiziell König war, er mit aller Kraft versuchen würde, mir meine Macht wegzunehmen. In seiner Vorstellung, war er der alleinige Herrscher und ich, als seine Frau, lediglich ein Accessoire zum Vorführen und um ihm Erben zu schenken. Als mir dies bewusst wurde, sprach ich mit meinen Eltern. Ich erklärte ihnen, dass ich kein gutes Gefühl bei Adao hatte und dass ich ihn sowieso nicht heiraten wollte.
Meine Mutter war wütend. Sie sagte immer wieder, dass ich nicht auf Grund eines schlechten Gefühls eine so bedeutende Vereinigung einfach wegwerfen durfte.
Mein Vater hatte zwar mehr Verständnis für mein Anliegen, unterstützte meine Mutter jedoch darin, dass ich nicht voreilig handeln durfte. Um die Hochzeit hinauszuzögern, bat ich darum eine Reise machen zu können.
Ich wollte in die Menschenwelt, weil ich schon immer neugierig war, mit eigenen Augen zu sehen, wie es dort war.
Meine Eltern erlaubten es schliesslich und ich packte noch am selben Abend meine Sachen."

DaemoniumWhere stories live. Discover now