Teil 9: Teleportisten, Jäger und weiteres

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Am nächsten Tag war Ezra besonders aufgeregt. Er hatte noch nie jemanden trainiert und machte sich währen der Suche nach neuen Spuren, die ganze Zeit Gedanken darüber, wie er es am besten angehen sollte.

Normalerweise wusste man ungefähr, was für Fähigkeiten ein Dämon hat, da diese grösstenteils vererbt waren. Doch da Daria ihre Mutter nicht kannte, hatte Ezra keine Ahnung, was ihre Fähigkeiten sein könnten.
Sie könnte ein Elementarist sein oder eine Gestaltswandlerin. Sie könnte aber auch die Fähigkeit haben, sich unsichtbar zu machen oder zu fliegen. Kurz gesagt, sie könnte alle möglichen Fähigkeiten besitzen und das machte es extrem schwierig herauszufinden, wie sie sie am beste aktivieren könnte.

Nach einer erfolglosen Suche nach nützliche Spuren des Anguiles, erschuf Ezra ein Portal, welches sie auf eine weit abgelegene Wiese brachte.
Daria wusste, was ihr jetzt blühte und knetete nervös ihre Hände.

„Gut, lass uns anfangen." sagte Ezra, als er sich sicher war, dass die Wiese ein geeigneter Ort für Darias erstes Training war.

„Wir müssen erst einmal herausfinden, was du überhaupt für Fähigkeiten hast, bevor du damit beginnen kannst, diese zu meistern."
Daria nickte verstehend.
„Ich würde sagen, wir probieren einfach alle verschiedenen Möglichkeiten aus, die deine Fähigkeiten aktivieren könnten."
Wieder nickte sie.
„Viele Fähigkeiten kannst du nur mental steuern, jedoch sind die meisten mit bestimmten Gesten oder Worten verbunden. Doch diese zu lernen ist nur noch ein kleiner Schritt. Das schwerste ist, den mentalen Teil zu meistern." erklärte Ezra ihr die Grundlagen von fast jeder Fähigkeit.

„Also, beginnen wir mit den einfachen Dingen."
Nach diesen Worten, begannen für Daria einige lange und anstrengende Stunden. Sie musste auf einen Baum klettern und dort merkwürdige Bewegungen machen. Sie sollte versuchen sich in andere Objekte zu verwandeln. Sie meditierte für mindestens eine Stunde in der Hoffnung auf irgendeine Vision oder etwas Ähnliches. Nur mit der Hilfe ihrer Gedanken, sollte sie einen Stein zum Schweben bringen und noch vieles mehr.

Nachdem Daria gerade versucht hatte irgendwie die Zeit zu manipulieren, lies sie sich frustriert und erschöpft auf den Boden fallen. Beine und Arme von sich gestreckt lag sie dort wie ein Seestern.

„Du hast viel geleistet für heute." lobte Ezra und lies sich neben ihr nieder. „Immerhin konnten wir schon einige Fähigkeiten ausschliessen."
Dessen war sich Daria nicht sicher. Schon den ganzen Tag quälte sie der Gedanke daran, dass sie die verschiedenen Techniken vielleicht falsch anwandte und deshalb keine Erfolge erzielen konnte.

„Was wenn ich das alles nicht richtig gemacht habe? Dann könnten wir diese Fähigkeiten nicht ausschliessen." äusserte sie ihre Bedenken.

„Keine Sorge, selbst wenn du keine einzige Methode richtig ausgeführt hättest, wäre die dazugehörige Fähigkeit trotzdem aufgetaucht." zweifelnd blickte sie ihn an, woraufhin er lachen musste.
„Glaub mir, deine Kräfte wollen erweckt werden." versicherte ihr Ezra schmunzelnd.

Sie dachte über seine Worte nach und sah dabei in den mit Sternen bedeckten Himmel.
Sie hoffte, dass sie bald herausfinden würden, was ihre Fähigkeiten waren. Umso schneller sie lernte sie zu beherrschen, desto eher konnte sie sie auch wieder einfach ignorieren.

Nachdenklich drehte sie ihren Kopf zu dem blonden Mann, der neben ihr lag. „Deine Fähigkeit ist es Portale zu schaffen. Du wurdest also quasi dazu geboren ein Teleportist zu werden... wieso wolltest du dann aber umbedingt ein Jäger werden?" fragte sie neugierig.

Er antwortete nicht sofort, sondern blickte eine Weile schweigend in den Sternenhimmel.
„Die Familie meiner besten Freundin ist eine Jägerfamilie und als wir noch klein waren, hatte ihr Vater uns mal auf eine harmlose Jagt mitgenommen. Es war eigentlich nichts Besonderes aber für mich war es damals das unglaublichste, was ich je getan habe. Das war der Tag an dem ich beschlossen habe ebenfalls Jäger zu werden." Er lachte kurz auf und fügte noch hinzu: „Auch wenn ich dafür nicht wirklich qualifiziert bin."

„Wieso nicht? Du scheinst nicht schlecht zu sein." erwiderte Daria ehrlich. Sie hatte wirklich das Gefühl, dass er seinen Job gut machte, obwohl sie den Anguiles bisher nicht gefunden hatten.

„Es gibt einen Grund, weshalb es Jägerfamilien gibt. Sie haben Fähigkeiten, die ihnen beim Jagen helfen, zum Beispiel können einige Spuren sehen, als wären sie mit leuchtender Farbe in die Luft gemalt worden andere wiederum können aus dem Nichts Käfige erschaffen oder so was in der Art. Ich kann lediglich Portale machen, was toll für die Transportbranche ist aber nicht so hilfreich beim jagen von dämonischen Biestern."

Das machte Sinn, trotzdem konnte sich Daria nicht vorstellen, das Teleportieren solch eine schlechte Fähigkeit zum Jagen sei soll.

„Weisst du, normalerweise geht man immer zu zweit auf die Jagt. Aber keiner will mein Partner sein... ich gehöre für sie nicht dazu und dass meine Fähigkeiten andauernd versagen macht die Sache auch nicht besser." meinte er ganz gelassen, als würde er über das Wetter sprechen, doch Daria konnte sehen, dass ihn das Ganze mehr beschäftigte, als er zugeben möchte. Sie wusste wie es war ausgeschlossen zu werden und es machte sie wütend zu hören, dass Ezra von den anderen nicht akzeptiert wurde. So wie sie ihn bisher erlebt hatte, war er hilfsbereit, nett und geduldig. Ausserdem liebte er, dass was er tat und nahm seinen Job überaus ernst. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass absolut niemand mit ihm zusammenarbeiten wollte.

„Was ist mit deiner besten Freundin? Wieso ist sie nicht deine Partnerin geworden?" fragte sie nach.
Hätte sie Freunde, würde sie ihnen bestimmt helfen!
Sie würde Ezra helfen...

„Oh nein." lachte er amüsiert. „Acedia ist keine Jägerin geworden, es war ihr zu anstrengend immerzu herumzureisen, Spuren zu suchen, Monster zu bekämpfen und diese durchs halbe Land zu schleppen. Nein sie wollte nie etwas mit Jagen zu tun haben, stattdessen wurde sie die sechste Generalin der königlichen Garde." erzählte er, stolz darauf, was seine beste Freundin geleistet hatte.

Als Ezra die Generäle erwähnte wurde Daria wieder schmerzlich daran erinnert, weshalb sie überhaupt erst mit Ezra mitgegangen war. „Meinst du wir brauchen noch lange, bevor wir meinen Vater suchen können?" fragte sie leise und richtete ihre Blick zum Himmel.

„Ich gebe mein bestes, um möglichst schnell zur Hauptstadt zurückkehren zu können." versicherte ihr Ezra.
Daria seufzte leise.
Hoffentlich war es bis dahin nicht zu spät...

DaemoniumWhere stories live. Discover now