Teil 8: Dämon oder Halb-Dämon?

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Sie verbrachten den restlichen Tag damit im Wald, um nach weiteren Spuren zu suchen.
Erfolglos.

Weit nach Einbruch der Dunkelheit, beschloss Ezra schliesslich eine Unterkunft zu suchen, wo sie übernachten konnten.
Er teleportierte sie in das nächstgelegene Dorf und dort suchten sie sich eine günstige Herberge.

Oben im Zimmer war Daria einfach nur froh, sich wieder einmal waschen zu können. Nachdem sie verwunden war, beschloss Ezra nochmals kurz bei einem Händler vorbei zu sehen. Er hatte bemerkt, dass Daria nichts dabeihatte, verständlich wenn man bedachte, dass ihre ganzen Sachen verschüttet, in den Ruinen ihres Hauses lagen.

Deshalb kaufte er ihr beim Händler ein einfaches Nachthemd, eine Hose und ein Oberteil, da er dachte, dass diese Kleidung besser für eine Reise geeignet sind, als ein umständliches Kleid. Zu den Kleidungsstücken kaufte er noch einen braunen Reisebeutel, worin er die Sachen verstaute.

Mit den neu erworbenen Klamotten ging er zurück zur Herberge. Er hoffte nur, dass ihr die Kleidung passen würde.
Als er den Raum betrat, fand er Daria, wie sie sich mit einem Tuch die Haare trocknete.

„Ich habe etwas für dich." sagte er ohne grosse Umschweife und warf ihr den Beutel zu.
Sie fing ihn auf und blickte ihn überrascht an, bevor sie den Beutel langsam öffnete.

Vorsichtig fischte sie das Nachthemd heraus. Als sie den hellblauen, weichen Stoff in ihren Fingern sah, wurde ihr erst bewusst, was ihr Ezra gebracht hatte. Mit grossen Augen sah sie den blonden Mann vor sich an.

„Naja, ich dachte du brachst ein paar Kleider, immerhin sind wir eine Weile unterwegs und du hast ja nichts dabei... wenn es dir nicht gefällt, können wir auch etwas anderes kaufen gehen..." plapperte Ezra nervös wegen ihrem Schweigen.

„Danke." sagte sie schliesslich gerührt. Sie war so überrascht und glücklich über das Geschenk, dass sie zuerst einen Moment gebraucht hatte, um sich wieder zu sammeln.

„Ich ziehe es gleich an." verkündete sie glücklich und zog das Nachhemd ganz aus dem Beutel.
„Ehm, könntest du dich umdrehen?" fragte sie leicht verlegen, als sie immer noch seine Blick auf sich bemerkte.

„Natürlich!" eilig drehte er sich mit hochrotem Kopf um. Es war ihm peinlich, dass er dies nicht sofort gemacht hatte und sie ihn stattdessen beim Starren erwischt hatte.

„Fertig." sagte sie schliesslich und er drehte sich wieder zu ihr um.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, sah sie ihn erwartungsvoll an.

„Es ist dir zu gross." stellte Ezra fest. Das hellblaue Nachthemd hing an hier wie ein Kartoffelsack und endete viel zu knapp über dem Boden. Daria blickte an sich herunter.

„Ich finde es toll." sagte sie zufrieden und strich mit den Fingern über den weichen Stoff.
Er betrachtete sie dabei und konnte die Freude in ihren Augen sehen. Es freute ihn sie glücklich zu sehen. Er hatte das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben und dies war kein Gefühl, welches er oft verspürte.

„Gut, dann lass uns schlafen." meinte er.
Sie kletterten in ihre Betten und löschten die Kerze, die auf dem kleinen Nachttisch zwischen ihren Betten stand.
Das Bett war sehr klein und nicht sonderlich bequem, aber beide waren so müde, dass dies nicht weiter hinderlich war, um einzuschlafen.

Nach einer Weile fragte Ezra plötzlich: „Also ist dein Vater ein Mensch?"

Verwirrt zog Daria ihre Augenbrauen zusammen. Natürlich ist ihr Vater ein Mensch, wenn er ein Dämon wäre, wüsste sie wahrscheinlich mehr über diese.
„Ja." antworte sie deshalb ohne zu zögern. Dann fiel ihr ein, dass Ezra wahrscheinlich angenommen hatte, dass ihr Vater ein Dämon war und ihre Mutter der Mensch.
Aber sollte er nicht wissen, dass sie lediglich eine Halb-Dämonin war?
„Immerhin bin ich eine Halb-Dämonin und da ich nicht bei Dämonen aufgewachsen bin, muss meine Vater wohl ein Mensch sein." merkte sie deshalb noch an.
Sie hörte leise Ezras Lachen im dunkeln.

„Was ist?" fragte sie neugierig, was der blondhaarigen so amüsant fand.

„Es ist beinahe schon witzig, wie wenig du über deine eigene Art weisst... obwohl eigentlich ist es eher traurig." antwortete er ihr.

Daria hatte keine Ahnung, was sie dieses Mal nicht gewusst oder falsch gesagt hatte.
Ohne dass sie nachfragen musste, klärte Ezra sie auf: „Es gibt nicht so etwas wie einen ‚Halb-Dämon'. Entweder bist du durch und durch Dämon oder voll und ganz was auch immer das andere Elternteil ist."

Überrascht riss Daria die Augen auf. Das hiess also, das sie nicht nur eine dämonische Seite besass, nein, sie war eine echte Dämonin!
Sie spürte wie langsam die Panik in ihr aufkam.
Daria hatte sich damit abgefunden, dass sie zu einem Teil zu den Dämonen gehörte, aber komplett eine zu sein, dass war etwas komplett Anderes!

Ezra, der von Darias anbahnender Panikattacke nicht mitbekam, erklärte einfach weiter: „Es ist zwar sehr selten, dass das Kind eines Dämonen und eines anderen Wesen ebenfalls ein Dämon wird, aber meistens sind diese Kinder sehr stark. Ihr Blut hat sich gegen das des Nicht-Dämons durchgesetzt und ist von dem her sehr widerstandsfähig."

Daria war immer noch in ihren Gedanken über die neue Erkenntnis gefangen und hörte Ezra deshalb kaum zu.

„Wir können also davon ausgehen, dass du eine relativ starke Dämonin bist, was mich verwirrt ist, dass ich das bisher nicht wirklich spüren konnte..." Überlegte er laut und schaute zur Rothaarigen rüber. Diese atmete schnell und unregelmässig. Sie hatte ihre Arme um sich geschlungen und starrte mit leeren Augen in die Weite.

Alarmiert sprang Ezra aus seinem Bett und eilte zu ihr.
Er rief ein paar mal ihren Namen, doch sie reagierte nicht wirklich. Er packte sie an den Schultern und rüttelte sie leicht, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

Erst durch Ezras schütteln, wurde Daria aus ihren Gedanken gerissen. Mit grossen Augen blickte sie ihm in seine grünen, welche besorgt wirkten.
Als sie merkte, wieso Ezra sich sorgte, senkte sie den Blick auf ihre Hände, welche in ihrem Schoss ruhten. „Ich... es tut mir leid." murmelte sie.
Sie wollte ihm keine Umstände bereiten, nicht nachdem er ihr immer wieder half.

„Jedes Mal wenn wir über irgendetwas sprechen, dass mit Dämonen zu tun hat, bekommst du einen Nervenzusammenbruch. Wir müssen dieses Problem beseitig." sagte Ezra ernst. Es konnte nicht sein, dass sie sich vor sich selbst fürchtete. Daria war nunmal eine Dämonin und daran konnte sie nichts ändern. Er verstand, dass das Leben unter Menschen, welche Dämonen verabscheuen, Daria gelehrt hatte, sich ebenfalls zu hassen. Nur musste sie dies überkommen und sich selbst so akzeptieren wie sie war. Sonst würde sie nie wirklich glücklich werden.

„Ich werde dir helfen deine Fähigkeiten zu entdecken und sie zu kontrollieren." beschloss er plötzlich voraufhin Daria ihm einen entsetzten Blick zu warf.

„Nein." sagte sie und schüttelte vehement den Kopf. Sie konnte doch nicht versuchen die Seite ihn ihr zum Leben zu erwecken, die sie seit Jahren versuchte abzutöten.

„Du bist nicht automatisch Monster, nur weil du eine Dämonin bist, Daria. Du entscheidest selbst wer du bist und wie du handelst. Das gilt für alle Wesen auf dieser Welt, auch für die Menschen." erklärte er.
„Ausserdem musst du lernen, was deine Kräfte sind und wie du sie beherrscht. Solltest du das nicht tun, kann es sein, dass sie eines Tages plötzlich nicht mehr kontrollierbar sind. Falls das passiert, würdest du dich selbst und viele unschuldige verletzte oder gar töten." versuchte er ihr zu erklären, weshalb es so wichtig war, dass sie sich mit ihrer dämonischen Seite auseinandersetzte.

„In Ordnung." gab sie schliesslich nach.
Sie wollte niemanden verletzten, weshalb sie lernen würde, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren... auch wenn sie sie danach wahrscheinlich nie wieder brauchen wird.

DaemoniumWhere stories live. Discover now