Teil 21: Böses Erwachen

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Wie versteinert stand sie dort und versuchte die Worte zu verarbeiten, die sie schon seit langem zu hören hoffte.

„Er ist aufgewacht?" Versicherte sie sich, dass sie Gomorras Worte auch tatsächlich richtig verstanden hatte.
Die dunkelhaarige nickte.

„Kommt, ich bring euch zu ihm." sagte sie und lief voraus.
Sofort eilten ihr Daria und Ezra hinterher.

Im Westflügel des Schlosses angekommen, blieben sie vor einer vertrauten Tür stehen. In dem vergangenen Wochen war Daria jeden Tag hier um nach Lorenz zu sehen und ausgerechnet wenn sie ihn das erste Mal nicht besuchte, wachte er auf.

„Bereit?" fragte Ezra und legte eine Hand auf die Türklinke. Daria nickte und er öffnete die Tür. Sofort ging Daria einen Schritt zur Seite, um neben Ezra vorbei in den Raum sehen zu können.

Ihr Vater sass auf dem Bett, hinter seinem Rücken ein Berg an Kissen, sodass er aufrecht sitzen konnte.
Er war dünner und schwächer geworden, was nur normal war, nachdem man so lange in einem Koma lag. Alles was zählte war jedoch, dass er wohlauf und wach war.

Gomorra und Ezra blieben draussen, während Daria, erleichtert und froh darüber, dass es Lorenz gut ging, in den Raum eilte.
Doch im Gegensatz zu ihr, war ihr Vater alles andere als glücklich darüber, seine Tochter wiederzusehen.

„Was willst du hier?" fauchte Lorenz schroff, als er seine Tochter sah.
Verdattert blieb Daria stehen.

„I-ich bin d-dich suchen gekommen und dann w-warst du in einem Koma, deshalb habe i-ich gewartet, bis du wieder aufwachst." erklärte sie leise und mit gesenktem Blick.

„Wo bin ich hier?" verlangte Lorenz zu wissen.

„In meinem Palast." antworte ihm die Königin, die unbemerkt dem Raum betreten hatte.
Sie trug ein freizügiges, weisses Kleid, was einen starken Kontrast zu ihren schwarzen Haaren und Augen darstellte.

„Lilith." hauchte Lorenz den Namen der einzigen Frau, die er jemals geliebt hatte.
Er betrachtete die dunkelhaarige Schönheit mit grossen Augen und sein Gesicht wurde weicher bei ihrem Anblick.

„Es ist lange her, nicht wahr?" meinte die schwarzhaarige und lächelte den Vater ihrer Tochter mit einer gewissen Traurigkeit an.

„I-ich... du siehst noch genau so aus wie früher." sagte Lorenz fasziniert und musterte Lilith von oben is unten.

„Einer der Vorteile einen Dämonin zu sein." scherzte sie halbherzig. Kaum hatte Lilith dies gesagt, änderte sich sein ganzes Wesen schlagartig. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, seine Augen wurden kalt und sein Körper verspannte sich komplett.
Ausdruckslos drehte er sich zu seiner Tochter.

„Wie konntest du zulassen, dass sie mich hier her bringen?" fragte er Daria vorwurfsvoll.

„Du w-warst Bewusstlos und..."

„Immer nur Ausreden!" unterbrach er seine Tochter. „Ich verlange, dass ihr mich sofort aus dieser Hölle wegbringt!" rief er laut an niemanden direkt gerichtet.

„Aber Vater, du bist noch sehr schwach, vielleicht sollten wir doch noch ein paar Tage-„ versuchte Daria ihm Vernunft einzureden, doch er wollte ihr nicht zuhören.

„Nein! Ich bin schon lange genug an diesem verfluchten, gottverlassenen Ort."
Er stand mit auf und lief ein paar unsichere Schritte in Richtung der Tür. Als er ins Schwanken geriet hielt er sich am Bettende fest, um nicht zu fallen.
Darias helfende Hand schüttelte er grob ab.

„Ich wollte doch nur ein normales Leben und ihr habt mit diese Möglichkeit genommen. Ihr habt mein Leben ruiniert!" schrie er ausser sich vor Wut. „Wegen dir musste ich meine Heimat und meine Familie verlassen, um jahrelang irgendwo im nirgendwo zu leben. Ich musste all die mitleidigen Blicke der Dorfbewohner ertragen und Tag und Nacht auf einem schlechten Feld ackern, um überhaupt irgendwie überleben zu können. Du hast es nicht möglich gemacht, dass ich Freunde haben konnte oder sogar eine neue Frau finden könnte, denn wer würde schon freiwillig zugeben, dass er in irgend einer Beziehung zu einer Dämonin steht oder sogar mit ihr zusammenleben muss! Du hast alles kaputt gemacht." rief er in seinem Nervenzusammenbruch laut und seine Stimme triefte nur so vor Ekel und Wut.

DaemoniumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt