Teil 11: Dämone heilen schnell... oder so

117 11 2
                                    

Ungefähr eine halbe Stunde brauchte Daria, um ein Haus zu finden, das gut genug intakt war, um noch darin zu wohnen.
Nur der Schuppen nebenan, war komplett zerstört, dies musste sie jedoch nicht weiter kümmern.
In den Trümmern des Schuppens fand sie eine Schubkarre, die ihr bestimmt helfen konnte, Ezra hier her zu transportieren.

So lief sie also mit dem Schubkarren zurück zu Ezra, der neben dem toten Anguilles auf dem Boden lag.

„Also ich habe ein Haus gefunden, wo wir bleiben können, bis es dir wieder besser geht." sagte sie sobald sie ihn erreicht hatte.

Misstrauisch fielen seine Augen auf den Schubkarren, den sie vor sich hinschob.
„Gut, aber was willst du damit?" fragte er, obwohl er schon erahnte, was Daria vorhatte.

„Irgendwie müssen wir dich ja dort hinbringen." meinte sie schulterzucken und stellte die rostige, alte Schubkarre neben ihm ab.

„Aber doch nicht so!" protestierte der blondhaarige.
„Wie sonst?" wollte Daria wissen, da ihr wirklich keine andere Option einfiel.
„Ich kann laufen."
„Nein kannst du nicht"
„Doch, es geht mir schon viel besser."

Daria schüttelte den Kopf.
„Wieso sträubst du dich so dagegen?"
„Weil ich den letzten Rest meiner Würde bewahren möchte!"
„Es ist keiner da, der dich sehen kann und ich werde bestimmt nichts dazu sagen oder es weiter erzählen, also stell dich nicht so an."

Seufzend gab Ezra schliesslich nach.
Er hoffte seine Freunde und vor allem die Jäger würden nie etwas davon mitkriegen, dass er fast von einem Anguilles getötet wurden und deshalb in einer verrosteten Schubkarre durch ein Dorf transportiert werden musste.

„Dann bringen wirs hinter uns."
Daria beugte sich zu ihm runter und half ihm vorsichtig aufzustehen. Ezra ignorierte die Schmerzen so gut er konnte und liess sich schliesslich, mit Darias Hilfe, auf der Schubkarre nieder.
Seine Arme und Beine baumelten auf den Seiten runter und es war nicht wirklich bequem. Aber trotzdem immer noch angenehmer als wenn er laufen müsste.

Daria hob die Schubkarre an und fing an zu stossen. Es war nicht gerade einfach, da der Mann, der darin sass, durch sein jahrelanges Training fast nur aus Muskeln bestand und dies kombiniert mit seiner Grösse, machte ihn garantiert nicht zu einem Fliegengewicht.
Doch Daria beklagte sich nicht.
Sie war es sich gewohnt schwere Lasten herumzutragen und jammern half niemals.

Mühsam schob sie ihn bis zum Haus, welches sie eben gefunden hatte. Dort angekommen, half sie ihm sich in das Bett zu legen. Die ganze Prozedur war schmerzhaft und erschöpfte Ezra, weshalb er froh war, endlich ruhig liegen zu können.
Vorsichtig deckte ihn Daria zu und betrachtete ihn einen Moment besorgt. Ihr waren seine Schmerzen keines Falls entgangen.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, in ein paar Tagen bin ich wieder ganz der Alte." meinte Ezra mit geschlossenen Augen.
Als er keine Antwort darauf bekam, öffnete er die Augen und begegnete dem skeptischen Blick von Daria.

„Was? Wir sind Dämone, glaub mir, wir heilen verdammt schnell." versicherte er ihr lächelnd.
Daria beschloss sich jedoch nicht komplett auf  die Heilungsfähigkeiten der Dämonen zu verlassen.
„Bin gleich wieder da." sagte sie und verliess das Zimmer.

Zu erschöpft, um ihr Vorhaben zu hinterfragen, schloss Ezra die Augen und beschloss einfach ein wenig zu schlafen.

Daria durchsuchte das ganze Haus, bis sie endlich einen Korb fand. Damit lief sie raus in den Wald, der gleich neben dem Dorf war.
Dort suchte sie allerlei Kräuter, Wurzeln und Beeren. Es dauerte eine Weile, doch als sie endlich zufrieden war mit ihrer Beute, lief sie zurück.

Mit den Wurzeln kochte sie eine Suppe und mit den Kräutern ging sie zu Ezra, um seine Verletzungen zu behandeln.

„Woher kannst du das?" wollte Ezra wissen, als er sie fasziniert dabei beobachtete, wie sie die Kräuter zu einer Art Paste zerstampfte.
„Das ist nicht wirklich schwer. Ich denke auch ein kleines Kind könnte die Kräuter zerdrücken." sagte sie schmunzelnd.
„Nein, ich meinte, woher du diese Kräuter und deren Wirkung kennst."
„Naja wir hatten nie viel Geld, folglich konnten wir uns auch nie einen Heiler leisten. Deshalb erwartete mein Vater, dass ich lernte welche Heilkräuter man wofür verwendet, wo sie zu finden sind und wie man sie anwendet." erklärte sie, während sie die Paste auf ein Tuch strich.

Ob es ihrem Vater wohl gut ging?
Sie hoffte so sehr, dass sie ihn finden würde...

„Was ist los?" fragte Ezra besorgt, der ihren Stimmungswandel bemerkt hatte.
„Nichts, ich hab nur gerade an meinen Vater gedacht." winkte sie ab.

Mit dem Tuch in der Hand, stand sie auf und lief zu Ezra rüber. „Das kommt auf deine gebrochenen oder geprellten Rippen." erklärte sie. Ezra nickte und fing an sein Hemd langsam aufzuknöpfen.
Wobei er Daria weiter beobachtete.
Er hoffte wirklich, dass ihr Vater noch lebte. Auch wenn die Chancen dafür schlecht standen, hoffte er es schwer für sie.

Daria richtete verlegen ihren Blick auf das Tuch in ihren Händen. Sie wollte nicht starren, beziehungsweise würde sie schon gerne einen oberkörperfreien Ezra betrachtet, aber es schien ihr unangebracht.
Darauf konzentriert nicht doch Ezra und sich selbst in Verlegenheit zu bringen, bemerkte sie nicht, dass er sein Hemd bereits vollständig aufgeknöpft hatte.

„Daria?" fragte der blondhaarige und riss sie somit auf ihren Gedanken.
„Tut mir leid." murmelte sie und legte das Tuch schnell und ohne wirklich hinzusehen auf Ezras Körper.
„Das sollte eigentlich die Schmerzen etwas lindern und hoffentlich auch bei einer schnelleren Heilung helfen." erklärte sie ihm die Wirkung der Kräuterpaste, als sie ihn wieder zudeckte.

„Danke." Erwiderte er lächelnd. Er war ihr wirklich dankbar für das, was sie tat. Immerhin war das alles nicht selbstverständlich.

„Kein Problem." sagte sie und stand auf, um nach der Suppe zu sehen und dem Verletzten etwas Ruhe zu gönnen.

„Ach und Daria..." hörte sie Ezra sprechen, als sie gerade die Tür schliessen wollte. Sie hielt inne und sah nochmals zurück.

„Falls dein Vater wirklich noch am Leben ist, werden wir ihn finden, mach dir deswegen keine Sorgen." versprach er.
Sie lächelte ihm dankbar zu. „Ich hoffe du behältst recht damit." murmelte sie noch traurig, bevor sie den Raum endgültig verliess.

Ein kleines Filler-Kapitel. Hoffe es hat euch trotzdem gefallen ❤️

DaemoniumWhere stories live. Discover now