Prolog

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Prolog 

Die lauten Schreie seiner Frau halten durch das winzige Haus. Lorenz drückte ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war.

Er hasste es, sie leiden zu sehen, doch er konnte nichts dagegen unternehmen. Er hoffte nur, dass die Geburt bald vorüber war und seine Frau nicht mehr allzu lange diese Schmerzen ertragen musste.

„Du machst das toll, Lilith." sprach er ihr aufmunternd zu und küsste sie liebevoll auf die Stirn.

„Es ist gleich so weit, ich kann den Kopf schon sehen." verkündete die Hebamme, eine ältere Frau, die bereits bei vielen Geburten des Dorfes mitgeholfen hatte.

„Nur noch ein kleines bisschen, meine Schöne, und dann ist unser Kind auf der Welt." sagte Lorenz und man konnte die Freude über das neue Familienmitglied deutlich in seiner Stimme hören.
Er strich seiner Frau sanft durch ihre dichten, schwarzen Haare und murmelte ihr noch einige weitere beistehende Worte zu.

Lilith wusste, dass ihr Mann sich sorgte und Angst vor möglichen Folgen dieser Geburt hatte, doch sie selbst kümmerte sich wenig darüber. Sie wusste, dass sie diese Geburt ohne grössere Probleme überstehen würde und freute sich darauf ihr Kind in den Armen zu halten.

Ein Kind, welches sie mit keinem anderen Mann hätte bekommen wollen. Ein Kind, das der Beweis für ihre Liebe zu Lorenz war.

Erneut überkam sie eine heftige Wehe und sie schrie vor Schmerzen auf. Auch wenn sie schon schlimmer gelitten hatte, waren diese Schmerzen nicht zu unterschätzen.

Auf Anweisung der Hebamme hin, presste Lilith noch ein letztes Mal und plötzlich erfüllte der Schrei eines neugeborenen Kindes den kleinen Raum.

Lorenz sprang sofort auf, um sein Kind in empfang zu nehmen. Von der Hebamme in eine braune Decke gewickelt, schrie das kleine Mädchen ihre Ankunft in dieser Welt heraus.

Mit einem Lächeln nahm der frischgebackene Vater seine Tochter auf die Arme und betrachtete diese mit Staunen.
Schon jetzt konnte er in ihrem Gesicht viel von Lilith erkennen. Dies freute ihn, da seine Frau eine wahre Schönheit war und seine Tochter nur glücklich sein konnte, dass sie nicht seine groben Gesichtszüge erben musste.

„Bring sie zu mir." verlangte Lilith lächelnd und streckte ihre Arme nach dem kleinen Bündel aus.
Sofort überreichte ihr Lorenz das kleine Mädchen und zusammen betrachteten sie ihre gemeinsame Tochter mit Faszination.

„Sie ist wunderschön." hauchte er nach einer Weile und Lilith nickte zustimmend. 

„Wie wollt ihr die Kleine nennen?" Frage die Hebamme fröhlich und betrachtete die neuen Eltern mit einem warmen Lächeln.

„Daria."  beschloss Lilith ohne lange nachzudenken.

Die Hebamme, welche anscheinend nicht erwartete hatte, dass die Frau und nicht der Mann den Namen für das Kind aussuchte, sah Lorenz fragend an.
Dieser nickte nur.
Wenn seine geliebte Frau ihr Kind Daria nennen wollte, dann soll sie auch Daria heissen.

„Schöner Name." meinte sie schliesslich und wollte sich gerade verabschieden, als Daria das erste Mal ihre Augen öffnete.

Die Hebamme schrie erschrocken auf und sowohl sie als auch Lorenz wichen ängstlich einen Schritt zurück.
Nur Lilith blieb ruhig und betrachtete das Kind in ihren Armen mit einem gewissen Stolz.

Daria hatte tiefschwarze Augen. Nicht nur die Iris, wie ihre Mutter, sondern das gesamte Auge war schwarz.

„D-Das K-Kind es i-ist verflucht!" schrie die Hebamme stotternd. „V-von Dämonen besessen!" fügte sie hinzu und zeigte mit einem zittrigen Finder auf das Neugeborene.

„Lilith, geh weg von dem dem..." rief auch Lorenz, besorgt um seine Frau, welche ihn jedoch sofort unterbrach: „Dem was?" verlangte sie zu wissen.

Lorenz schwieg.

„Sie ist unsere Tochter!"  sagte Lilith ruhig, aber dennoch genervt vom Verhalten ihres Mannes.

„Aber ihre Augen. Das ist nicht normal!" versuchte Lorenz seine Reaktion gegenüber seinem eigenen Fleisch und Blut zu rechtfertigen.

„Normalität ist subjektiv, mein geliebter Ehemann." sagte Lilith und hob langsam ihren Kopf. Die zwei Menschen keuchten erschrocken auf, als sie nun auch Lilith mit durch und durch schwarzen Augen sahen.

Während Lorenz seine Frau mit Schrecken betrachtete, sackte die Hebamme bewusstlos zusammen. Dies war eindeutig zu viel für die ältere Dame.

„W-was b-bist du?" fragte Lorenz zittrig. Er hatte Angst vor der Antwort aber er musste es einfach wissen.

„Kannst du es dir nicht denken, mein Schatz?" stellte Lilith, unschuldig lächelnd und wieder mit normalen Augen, eine Gegenfrage.

„Eine Dämonin."  hauchte Lorenz und Lilith nickte.

Es fühlte sich für ihn so an, als wäre seine Welt gerade in Flamme aufgegangen.
Seine wunderschöne, intelligente und selbstbewusste Frau soll eine Dämonin sein?
Er hatte es selbst gesehen und sie hatte es ja gerade bestätigt aber dennoch wollte er es nicht wahrhaben.

Langsam wanderten seine Augen von Lilith zu ihrem gemeinsamen Kind.
„D-dann ist sie..." er brach ab. Er wollte es nicht einmal aussprechen.

„Ebenfalls eine Dämonin." beendete Lilith für ihren Mann den Satz.

Zutiefst erschüttert führ sich Lorenz mit beiden Händen durch die braunen Haare und schüttelte immer wieder seinen Kopf.

Wie hatte er nicht wissen können, dass seine eigene Frau eine Ausgeburt der Hölle war?
Sie war ja sogar mit ihm jeden Sonntag in die Kirche gekommen!
Sollte das nicht unmöglich sein für Dämonen?

„Nun denn..." unterbrach Liliths melodische Stimme seine Gedanken. „Es wird langsam Zeit, um zurückzukehren. Deshalb muss ich jetzt gehen." sagte sie nach einer kleinen Weile in der sie ihren Mann dabei beobachtete hatte, wie er gerade einen Nervenzusammenbruch erlitt.

Sie erhob sich von ihrem Bett, zusammen mit der kleinen Daria und lief zu Lorenz.

„Pass gut auf unsere Tochter auf, ich liebe dich."
Mit diesen Worten, drückte sie ihm das kleine Mädchen in die Arme und küsste ihn ein letztes Mal, bevor sich plötzlich schwarze Ranken um sie wickelten. Immer mehr der dunklen Ranken tauchten aus dem Nichts auf, bis sie komplett darin umhüllt war und plötzlich war sie komplett verschwunden.

Geschockt stand der arme Mann in seinem kleinen Haus mit seiner dämonischen Tochter in den Armen und starrte auf die Stelle, wo sich seine Frau gerade eben in Luft aufgelöst hatte und als ob das alles nicht schon genug war, fing Daria in dem Moment auch wieder an zu weinen.

Was sollte er bloss tun?

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