65 Days

Kapitel 14.2 - Day sixteen - (Montag 27.10)

#Carter

Scheiße, scheiße, scheiße... wir waren nur noch ca. 20 Minuten von der Ndhovu Safari Lodge entfernt und ich hatte immer noch keine Ahnung wie ich mit Liams Geständnis umgehen sollte. Bis jetzt hatte es gut geklappt dem Thema aus dem Weg zu gehen, schließlich waren wir im Hubschrauber zurück nach Rundu, wo mein Jeep immer noch stand, nicht alleine und jetzt auf dem Weg war einfach nicht der richtige Zeitpunkt für so ein wichtiges Gespräch. Das sah anscheinend auch Liam so, denn er sprach mich nicht ein einziges mal an, sondern hing die ganze Zeit nur seinen Gedanken nach und lehnte mit dem Kopf an der Scheibe.

Den Sauerstoffschlauch hatte er trotz Protest immer noch in der Nase, aber ich war mir sicher das er ihn spätestens wenn wir ankamen, raus nehmen würde. Der Arzt hatte gesagt er solle sich noch 48 Stunden schonen und nicht zu sehr anstrengen, sollten Atembeschwerden auftreten könne er immer auf den Sauerstoffschlauch zurückgreifen. Auch wenn das gröbste überstanden war, machte ich mir immer noch Sorgen, aber das würde sich wahrscheinlich jeder, der ihn bei dem Allergieschock gesehen hatte. Jetzt hatte ich auch meine Antwort darauf, warum er mich nicht dabei haben wollte als er sich übergeben hatte.

Ich konnte es immer noch nicht fassen, aber immer wenn ich nur eine Sekunde an seine Worte dachte, musste ich lächeln. Ich versuchte es vor ihm zu verstecken, aber das war gar nicht nötig denn wie gesagt, Liam hing seinen Gedanken nach und beachtete mich gar nicht.

Trotzdem wusste ich nicht wie ich reagieren sollte. Einerseits hatte ich einen ganzen Schwarm Schmetterlinge im Bauch als er mit offenbarte, dass er anfing Gefühle für mich zu entwickeln, andererseits hingen mir Chase, Connor und der Rest meiner Familie innerlich vor Augen. Ich wusste, dass sie mächtig enttäuscht sein würden wenn ich mich tatsächlich auf Liam einließe. Ich würde der Firma schaden und unprofessionell rüber kommen. Connor und Chase würden vollkommen ausflippen, dass hatte man vorhin ja schon gesehen und da hatte es Chase nur VERMUTET.

Aber was mich am meisten verunsicherte war, dass ich mit der Entscheidung alleine da stand. Der Streit zwischen Riley und mir war immer noch da, sie wusste nichts von meinen Gedanken, sie wusste nichts von Liam und sie wusste nicht in was für einer Situation ich steckte. So war es noch nie gewesen und wenn ich ehrlich war, machte es mir große Angst. Sonst hatten wir immer alles besprochen, nie Geheimnisse vor der anderen gehabt und vor allem nie SO gestritten.

Wie würde es werden wenn sie erfuhr was mit mir, mit Liam, generell los war? Wäre sie sauer weil ich es ihr nicht sofort erzählt habe? Würde sie mir die ganze Sache aus reden?

Mein Kopf qualmte und zu meinem bedauern fuhr ich gerade jetzt den Weg zur Ndhovu Safari Lodge hoch. Verdammt.

Ich hatte extra eins der exklusiveren Zelte gebucht, auch wenn eigentlich eins der normalen allemal gereicht hätte, aber ich wollte kein Risiko eingehen und Liam noch ein wenig Luxus gönnen, schließlich war er immer noch nicht gut auf den Beinen und vor allem noch lange nicht wieder vollkommen fit.

Sobald wir unseren heutigen Schlafplatz betraten, riss er sich, wie ich es vorhergesehen hatte, den Atemschlauch aus der Nase und schmiss sich aufs Bett.

„Wie wärs wenn du Duschen gehst und ich besorge uns etwas zu essen", fragte ich ihn und bemerkte sogleich das es der erste Satz war den ich nach dem fluchtartigen Aufbruch im Krankenhaus zu ihm gesagt hatte. Auch Liam schien ein bisschen überrascht und sah mir für einen kurzen Moment tief in die Augen.

Mir stockte der Atem auch wenn ich ihm schon an die 100 male so angesehen hatte, lag jetzt eine unausgesprochene Frage darin und ich wusste nicht ob ich sie jetzt schon beantworten konnte... ob ich sie beantworten WOLLTE.

Liam schüttelte kurz den Kopf, so als wäre er genau wie ich kurz in einer anderen Welt gewesen.

„Ja du hast recht.. wahrscheinlich stinke ich wie 10 Bergarbeiter.. wie hältst du das nur aus?", sagte er und grinste mich an.