DYSPHORIE

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„Ich

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„Ich... Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich in der Schule outen will, aber bei meinen Eltern glaub ich schon.", erwiderte ich ehrlich. 

Bei Luka hatte es so einfach ausgesehen. Dey hatte sofort klargestellt, dass dey kein Junge und kein Mädchen war und seitdem war es irgendwie normal in der Schule. Ich hatte Angst, dass mir so nur nachgesagt würde, ich würde mir das alles nur einbilden und Luka nachmachen. 

Dabei machte ich demm nicht nach. Dey hatte mir geholfen, herauszufinden, wer ich war. Zumindest irgendwie. Dey hatte mich nicht nichtbinär gemacht. Dey hatte mir nur das Herausfinden erleichtert. Luka hatte mir wirklich geholfen. 

Hat dey nicht, du hast es selbst herausgefunden, versuchte ich mir einzureden, auch wenn ich genau wusste, dass das nicht stimmte. Luka hatte einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich herausgefunden hatte, dass ich nichtbinär war. Das konnte ich einfach nicht leugnen. Trotzdem hasste ich es, dass meine Gedanken ständig zu demm wanderten. 

„Okay, verstehe ich. Hast du schon eine Idee, wann du das machen möchtest?", wollte Zarah wissen, die mich kurz verwirrt angesehen hatte, als ich in meinem Gedanken versunken war. 

„Ich weiß es nicht... Vielleicht in einer Woche? In einem Monat? In einem Jahr? Ich habe keine Ahnung. Weißt du, an manchen Tagen denke ich nur so Los, Ash, oute dich bei deinen Eltern, dann wird alles besser, sie werden dich schon nicht abstoßen. 

Aber an anderen würde ich es am liebsten niemals machen, weil ich denke, dass es doch so auch irgendwie funktioniert. Ich habe keine Ahnung, was gerade in meinem Kopf abgeht, aber ich weiß, dass ich nichtbinär bin. Auch wenn ich immer noch die Hoffnung habe, dass sich das noch ändert."

„Ist es so schlimm? Oder wieso willst du, dass es sich ändert?", fragte Zarah jetzt, die immer näher mit ihrem Schreibtischstuhl zu mir gefahren kam. 

„Es ist halt... anstrengend. Ich meine nicht nur das ganze Outing-Zeug, sondern auch das ständige missgendert werden, es wird der falsche Name benutzt, ich werde als Mädchen gesehen und werde auch ständig unter Druck gesetzt, mich so zu verhalten und dann auch noch... ach, das würdest du nicht verstehen..." 

Luka würde es, schlichen sich wieder meine Gedanken ein. Wie ich meinen Kopf manchmal hasste!

„Ash! Ich bin zwar nicht nichtbinär und werde somit niemals verstehen, wie du dich fühlst, aber das heißt nicht, dass ich dir nicht zuhören kann und du nicht mit mir darüber sprechen kannst.", unterbrach mich Zarah. 

„Okay... ja... also... weißt du, was Dysphorie ist?", begann ich. 

Ich hatte nie mit jemandem darüber gesprochen. Ich hatte es immer für mich behalten, aber ich hasste dieses Gefühl. Ich hasste es abgrundtief. Aber zumindest fühlte ich mich nicht mehr so alleine, seitdem ich den Begriff dafür gefunden hatte. 

„Ähm... Ist das dieses Unwohlsein im eigenen Körper, was Transleute haben?", fragte Zarah unsicher. Ich nickte. 

„Ja... Und ähm... Ich habe das ziemlich häufig. Ich weiß selbst nicht, wie ich das erklären soll, aber es fühlt sich irgendwie an, als würde mir jemand die Luft abschnüren, während ich diesen Druck im Oberkörper spüre. 

Es fühlt sich an, als würde ich auf einen fremden Körper hinabgucken, obwohl es doch mein eigener ist. Manchmal wird mir dabei sogar so schwindelig, dass ich fast umkippe. 

Ich kann es selbst nicht erklären, weil es so schwer zu beschreiben ist, aber... Es ist ein beschissenes Gefühl. Ich hasse es. Ich würde sagen, es ist eins der schlimmsten Gefühle, die es gibt. 

Ich bin jedes Mal kurz davor zu heulen und ringe nach Luft und... manchmal kriege ich dadurch auch eine Panikattacke..." 

Zarah sah mich mit aufgerissenen Augen an. Ich sah ihr an, dass sie sich totale Sorgen machte und gerade im Kopf die Möglichkeiten durchging, was sie machen könnte, um mir zu helfen. Dabei konnte niemand etwas tun. Ich wünschte mir einfach nur, dass da oben nichts war. Mit dem da unten hatte ich gar kein so großes Problem. Aber das oben hasste ich. Von ganzem Herzen.

„Ich kann selbst nichts dagegen machen, aber ich muss halt jeden Morgen duschen und das wird dadurch der reinste Horror. Ich muss die ganze Zeit die Augen zu machen, aber irgendwie muss ich ja auch meinen Körper waschen und das ist... einfach schlimm. Ich weiß nicht... das klingt wahrscheinlich total verrückt."

„Es klingt nicht verrückt. Es klingt einfach nur total schlimm... Ich bin gerade echt froh, cis zu sein. Gibt es irgendwas, was du dagegen tun kannst? Oder ich? Oder irgendwer?", wollte Zarah wissen. 

Sie klang etwas überfordert, was ich ihr nicht übel nehmen konnte. Ich schätzte es jedoch total, dass Zarah mir die ganze Zeit zuhörte und für mich da war. Sie war echt eine tolle beste Freundin.

„Ich weiß nicht, also... Vielleicht. Aber dafür müsste ich mich bei meinen Eltern outen.", erwiderte ich. 

„Was denn?", fragte Zarah, die sich jetzt neben mich aufs Bett fallen ließ. 

„Ein Binder. Damit kann man die Brust abbinden. Ist eigentlich wie ein Sport-BH, aber halt so eng, dass man durch Shirts oder Pullis nicht die Brust sieht.", erklärte ich. 

Ich hatte vor ein paar Monaten danach gesucht, was ich machen könnte, um weniger bis gar keine Brust zu haben und war dabei darauf gestoßen. 

„Aber die gibt's nur im Internet und dafür müsste ich meine Eltern fragen, aber ich möchte mich noch nicht bei ihnen outen...", fügte ich an.

„Dann mache ich das."

„Du?" Ich sah meine beste Freundin verwirrt an. 

„Ja, ich kaufe dir einen Binder."

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