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Ich hatte gestern noch länger nachgedacht, aber hatte noch immer keinen perfekten Begriff für mich gefunden

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Ich hatte gestern noch länger nachgedacht, aber hatte noch immer keinen perfekten Begriff für mich gefunden. Auch Luka hatte mir nicht mehr geschrieben, weshalb ich darauf verzichtet hatte, den Dialog aus der Stunde zu beenden. 

Bis Mitternacht lag ich wach und hatte in meinem Notizheft gezeichnet und geschrieben. Ich hatte seit ein paar Monaten ein Notizheft, in das ich so ziemlich alles kritzelte oder schrieb, was mir gerade so in den Sinn kam. Das waren manchmal kurze Texte, Gedichte oder Songzeilen oder kleine Kritzeleien, teilweise auch größere Zeichnungen. Ich war jedoch nicht wirklich talentiert, was Zeichnen anging, weshalb ich meistens auf große Zeichnungen verzichtete. 

Gestern Abend hatte ich ein kurzes Gedicht in meinem Heft verfasst, welches noch aufgeschlagen auf dem Nachttisch neben mir lag, als mich der Wecker am nächsten Tag um halb sieben aus dem Schlaf riss. 

Ich gähnte einmal und setzte mich auf. Ich schnappte mir nochmal das Notizheft und überflog mein Gedicht. Ich hatte nicht wirklich nachgedacht, sondern einfach drauf losgeschrieben. Und ich hatte das Gefühl, in dem Text steckte ein Stückchen Wahrheit. Es zwar zumindest genau, wie ich fühlte. 

Ich schob die Vorhänge auf die Seite, sodass helle Sonnenstrahlen meine Augen blendeten. Es war ein warmer Sommertag, was mir verbot, mich in dicke Oversized Pullis zu stopfen, wie ich es sonst immer tat. Heute würde man mich dazu zwingen, ein T-Shirt zu tragen. Ich wollte keins tragen. Allein als mein Blick über mein Schlafanzugsoberteil schweifte, spürte ich schon wieder dieses Gefühl in mir. Ich mochte etwas an dem Anblick nicht. Und ich wusste genau, was es war, obwohl ich es gerne leugnete. Ich hatte ein Problem damit, dass sich unter meinem Oberteil immer ausgeprägter Hügel abzeichneten. Ich hatte ein Problem damit, dass ich diese Hügel ohne Oversized Pullis nicht mehr verstecken konnte. Egal, wie weit mein T-Shirt war, langsam konnte ich das darunter nicht mehr verstecken. Und das regte mich unglaublich auf. 

Ich riss meinen Schrank auf und schnappte mir eine weite Jeans, die ich unten umgekrempelt hatte. Nach langem Kramen in meinem Kleiderschrank entschied ich mich schließlich für ein weites, kurzärmeliges Hemd. Darin würde ich mich noch am ehesten wohlfühlen. 

Ich packte meinen Collegeblock, einige Bücher und mein Notizheft in den Rucksack. Ich nahm es meistens mit, weil mir häufig auf einmal in einer langweiligen Unterrichtsstunde Ideen kamen, die ich unbedingt festhalten musste. Glücklicherweise schaffte ich es immer, relativ unauffällig Sachen zu notieren, weshalb ich noch nie dabei erwischt wurde. Ich würde sterben, wenn mir jemand mein Notizheft wegnahm. Allein, wenn irgendwer darein gucken würde... 

Ich schulterte meinen Ranzen und lief dann die Treppe runter, wo ich mir ein Brot schmierte und eingepackt in meine rote Brotdose in meinem Rucksack verstaute. 

Nachdem ich in meine Chucks geschlüpft war, verließ ich also das Haus. Mein großer Bruder hatte heute gemeinerweise schulfrei, weil seine Lehrer Konferenzen hatten, weshalb ich die erste Person war, die das Haus verließ. 

Purple ButterfliesWhere stories live. Discover now