Lucinda Rose

By HeyGuys77

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***Die 7. Co-Produktion von Tyskerfie und mir*** England, 1845 Lucinda Rose Thornton widerstrebt es zutiefst... More

Klappentext
Prolog
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By HeyGuys77

Während Bailian sich den ganzen Tag in seinem Büro verschanzte und arbeitete, machte Lucinda sich mit dem Haus und den täglichen Routinen vertraut. Ms. Davies zeigte ihr auf eine fast mütterliche Art und Weise die Abläufe und erklärte ihr die verschiedenen Funktionen der Dienerschaft.

"Ich weiß, dass man von mir erwartet, ich könne einen Haushalt dieser Größe wie eine Selbstverständlichkeit handhaben, aber ich werde besonders anfangs auf Ihre Hilfe angewiesen sein, Ms. Davies", gestand Lucinda ihr ehrlich, als sie auf dem Weg in den Keller waren, um sich die Küche anzusehen.

"Mylady, ich bin zuversichtlich, dass Sie schon bald ihr Können unter Beweis stellen dürfen", antwortete die Hausdame diplomatisch.

"Nein, Ms. Davies, Sie verstehen nicht. Zu Hause habe ich Kartoffeln geschält und Kühe gemolken. Ich bin es gewohnt, selbst die Arbeit zu verrichten, die hier von meinen Bediensteten erwartet wird."

Die Hausdame blieb abrupt stehen und sah Lucinda mit einem ganz irritierten Gesichtsausdruck und voller Erstaunen an. Lucinda spürte, wie ihr warm wurde und bereute ihre Offenheit, als Ms. Davies leicht den Kopf schüttelte und weiterging.

"Hier befindet sich die Küche", sagte sie und ignorierte somit Lucindas Aussage. Anscheinend war der Dienerschaft nicht bewusst, aus welchen Verhältnissen ihre 'Lady' stammte. Kurz überlegte Lucinda, ob das zum Problem werden könnte, wurde im nächsten Augenblick aber von lauter Eindrücken förmlich erschlagen. In der Küche herrschte ein Trubel ohnegleichen. Brodelnde Töpfe, zischende Pfannen, hackende Messer und ein himmlischer Duft erfüllten den Raum, der proppenvoll schien. Ms. Davies zog die Aufmerksamkeit der Köchin auf sich, die sofort herbeieilte.

"Mylady", sagte sie und knickste kurz.

"Dies ist Mrs. Scott, sie wird mit Ihnen das Wochenmenü durchgehen."

"Natürlich, Mylady. Wir können den Plan gerne sofort besprechen."

"Sehr gerne." Lucinda lächelte die kleine, zierliche Frau an. Wie Ms. Davies könnte sie ihre Mutter sein und ihr gefiel es nicht, Frauen mit so viel mehr Erfahrung, Anweisungen geben zu müssen.

Alle drei setzten sie sich an einen Tisch und Mrs. Scott holte ein kleines, ledergebundenes Büchlein aus der Tasche ihrer Schürze hervor und schlug es auf. Lucinda staunte nicht schlecht. Dass selbst dieses Notizbuch so wertvoll war, zeigte nur zu deutlich, welcher Standard im Haus herrschte.

"Ich habe mir die Freiheit genommen, den Plan für diese Woche schon zu machen", murmelte die Köchin kleinlaut und drehte das Buch um, sodass Lucinda die verschnörkelte Schrift begutachten konnte.

"Natürlich, Sie haben gestern in meiner Abwesenheit schon Entscheidungen treffen müssen", meinte Lucinda freundlich und freute sich im Stillen darüber, dass die Köchin so selbständig war. Dann wandte sie sich dem Menü zu und beim Gelesenen lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Lucinda war selbst in keiner Weise wählerisch und sie war auch offen für neue Gerichte oder Zutaten.

"Hat... Bevorzugt Lord White bestimmte Gerichte?", fragte sie dann vorsichtig. Wieder einmal störte es sie, dass sie so gut wie nichts über ihren Ehemann wusste und das abermals vor den Bediensteten offen zur Schau stellen musste. Sie wollte Bailian jedoch gerne eine Freude bereiten und im Laufe der Woche vielleicht sogar seine Lieblingsspeise einplanen.

Mrs. Scott lächelte breit. "Der Herr hat einen großen Appetit und findet generell viel Freude an meinen Menüs. Aber wollen Sie ihn ganz besonders verwöhnen, würde ich meinen Pie mit Hühnchen und Pilzen vorschlagen."

Lucinda hob fast schon ruckartig den Kopf. "Oh", war alles, was aus ihr herauskam. Sie hatte mit Austern, Muscheln, Wachteln oder Wild gerechnet. Aber mit einem Pie? Die Damen vor ihr lächelten verschmitzt.

"Der Herr hat das Gericht angeblich schon seit seiner Kindheit geliebt", erklärte die Köchin, in deren Stimme ein wenig Stolz mitschwang.

"Haben Sie die Möglichkeit, Ihren Pie diese Woche noch unterzubringen?", fragte sie dann und ließ wieder ihren Blick über die Zeilen vor ihr schweifen.

"Ich kann den Pie schon heute Mittag servieren", sagte Mrs. Scott schnell und Lucinda nickte zur Bestätigung.

"Wunderbar. Und... gibt es auch Gerichte, die dem Lord weniger schmecken?"

Auch hier musste die Köchin nicht lange überlegen.

"Lord White bevorzugt einfachere Gerichte und wünscht, dass ausgefallene Mahlzeiten auch nur zu besonderen Anlässen serviert werden, um auch auf Dauer ihren besonderen Charakter nicht zu verlieren."

Völlig perplex sah Lucinda die Köchin an. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Gehörte es nicht zum Standard adliger Familien, ihren Wohlstand auch in ihren Essgewohnheiten zu zeigen?

Wieder einmal hatte Bailian sie überrascht.

"Nun gut, danke für Ihre Hilfe, Mrs. Scott. Das Menü für diese Woche sieht wunderbar aus." Mit diesen Worten erhob sich Lucinda – für sie gab es hier nichts mehr zu tun.

Ein Blick auf die Standuhr im Salon zeigte ihr, dass es bis zum Mittagessen nicht mehr lange dauern würde. Einen kleinen Spaziergang würde sie also auf nach dem Essen verschieben. Und bis dahin konnte sie sich bestimmt einen winzig kleinen Abstecher in die Bibliothek erlauben.

***

Als die Glocke zum Mittagessen läutete, benötigte Lucinda einen kurzen Moment, um aus dem medizinischen Bericht aufzutauchen, in dem sie sich die letzte Stunde vergraben hatte. Ihre Glieder fühlten sich ein wenig steif an, als sie aufstand und das Buch zurück ins Regal stellte.

Sie lief in den Salon, immer noch erstaunt darüber, dass dieses riesige Gebäude, das in ihren Augen noch immer wie ein Traumschloss wirkte, nun ihr neues Heim war. Wenn sie die hohen Decken betrachtete und ihre Finger über die edle Einrichtung und die weichen Möbel fuhr, fühlte sie sich selbst beinahe wie eine Prinzessin.

Doch die Prinzessin schien heute auf ihren Prinzen verzichten zu müssen, denn Lucinda fand auf dem großen Tisch nur ein einziges, verloren wirkendes Gedeck vor.

"Speist Lord White heute nicht?", fragte Lucinda den Diener, der ihr den Stuhl zurechtrückte, als sie sich setzte.

"Mylord wünscht heute in seinem Arbeitszimmer zu speisen", war die knappe Antwort, die Lucinda erhielt. Sie spürte, wie sich Enttäuschung in ihrem Bauch wie ein Stein zusammenballte.

Reichte es denn nicht, dass Bailian schon während ihrer Flitterwochen arbeitete, konnte er Lucinda da nicht wenigstens beim Essen Gesellschaft leisten? Vor allem ausgerechnet heute, wo sie Bailian mit dem Pie eine Freude hatte machen wollen und nun sah sie nicht einmal seine Reaktion.

Außerdem fühlte sie sich ein wenig verloren, hier ganz allein in diesem großen Raum zu sitzen. Zuhause hatte sie immer mit ihrer ganzen Familie in der warmen Küchenstube gesessen. Diese war für sechs Leute beinahe ein wenig zu beengt gewesen, aber Lucinda hätte sie jederzeit gegen diesen leeren Raum mit dem viel zu großen Tisch eingetauscht. Hier fehlte jede Gemütlichkeit, Lucinda würde es beinahe mit Herzlosigkeit beschreiben, aber vielleicht war das in herrschaftlichen Häusern nun einmal einfach so und sie müsste sich daran gewöhnen.

Der Pie wurde serviert und Lucinda musste feststellen, dass er tatsächlich vorzüglich schmeckte. Sie aß in völliger Stille, nur das Geklapper des Bestecks war zu hören. Als auch das kleine Dessert abgeräumt war, beschloss Lucinda, endlich ihren Spaziergang zu machen. Lucinda war es nicht gewohnt, so viel Zeit im Haus zu verbringen, auch wenn draußen ein kalter Wind wehte.

Sie zog sich einen warmen Mantel an, setzte ihre Haube auf und wagte sich dann nach draußen. Tatsächlich spürte sie den eiskalten Wind sofort wie winzig kleine Nadelstiche in ihrem Gesicht, aber die frische Luft in ihren Lungen ließ sie aufatmen.

Erst jetzt merkte Lucinda, wie sehr sie in ihrem neuen Heim noch unter Anspannung stand. Mit der Zeit würde dieses Gefühl hoffentlich schwinden, aber für den Anfang beschloss sie, sich regelmäßig Zeit für ihre Spaziergänge zu nehmen.

Vielleicht wollte Bailian sie ja auch einmal begleiten, sofern er sich von seiner Arbeit losreißen konnte.

Ohne ein Ziel lief Lucinda los. Der Bürgersteig war an einigen Stellen recht uneben und auch die Kutschen holperten zum Teil ziemlich über die Straßen. Lucinda betrachtete die Wappen, die auf manchen Kutschen prangten und wieder einmal wurde ihr bewusst, dass dies hier in keiner Weise ihre Welt war. Bailian hätte mit Sicherheit jedes der Wappen einer Familie zuordnen können; für Lucinda waren sie nur schön anzusehen.

Ab und an warf eine Dame am Arm eines Gentlemans oder eine kleine Gruppe von Ladys ihr einen abschätzigen Blick zu, den Lucinda hoch erhobenen Hauptes mit einem kleinen grüßenden Kopfnicken erwiderte, obwohl sie innerlich dadurch völlig eingeschüchtert wurde. Erst eine ganze Weile später wurde Lucinda bewusst, dass sie nicht einer einzigen Lady ohne Begleitung begegnete. Wurde sie deshalb so herablassend betrachtet? An ihrer Kleidung konnte es jedenfalls nicht liegen, da Bailian für ihre Ausstattung keine Kosten gescheut hatte.

Als Lucinda eine große Runde gedreht hatte und ihre Wangen vor Kälte schon ganz taub waren, stand sie schließlich wieder vor ihrem neuen Heim.

Dieses Mal nahm sie sich mehr Zeit, die eindrucksvolle Fassade zu betrachten, was bei ihrer Ankunft nicht möglich gewesen war. Sie ließ ihren Blick über jede Einbuchtung, jede Figur schweifen und versuchte, jedes Detail abzuspeichern.

Dies war nun ihr Zuhause. Ihr Heim. Ihr Zufluchtsort.

Ob sie wohl jemals so empfinden würde?

Ein feiner Schleier der Traurigkeit legte sich über sie, als sie langsam die Stufen nach oben stieg.

Leute, endlich - ENDLICH - können wir euch ein Betthupferl mit auf den Weg geben!

Wir wollten eigentlich schon viel früher wieder updaten, aber naja - das Leben kam uns dazwischen xD

Da es immer noch ein wenig holprig bei uns läuft zum Teil, werden wir noch nicht regelmäßig updaten können, aber es werden definitiv weitere Kapitel kommen - dafür vermissen wir euch und eure Kommentare zu sehr und wir wollen, dass ihr erfahrt, wie es mit Lucinda weitergeht!

Wir geben uns auf jeden Fall größte Mühe, bald ein nächstes Kapitel zu updaten :)

Wir hoffen, ihr seid trotzdem noch mit dabei!

Danke an euch für eure Geduld und ein wunderschönes Wochenende <3

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