Three Months

By BeenTo_Hell

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3 Monate. 13 Wochen. 91 Tage. 2184 Stunden. Drei Monate wirken auf den ersten Blick vielleicht nicht besonder... More

Vorwort
Prolog
1 || Eine Legende kehrt zurück
2 || Die Party
3 || Tinderella
4 || Nachhilfe in Sexualkunde?!
5 || Krümelmonster
6 || Der Subjonctif ist ein Hurensohn
7 || Märchenprinzen
8 || Never Have I Ever
9 || Down To Fuck...ing Quit School
10 || Eifersucht
11 || Catfishing
12 || Wenn die Vergangenheit einen einholt...
13 || Falsche Entscheidungen
14 || Nächtliche Ausflüge
15 || Stimmungsschwankungen
16 || Weniger denken, mehr fühlen
17 || Richtig einlochen
18 || Geheimnisse
19 || Der perfekte Schwiegersohn
20 || "Ich brauche dich"
21 || Don't judge a book by its cover
22 || In der Höhle des Löwen
23 || Familiengeschichten
24 || Nothing breaks like a heart
25 || Eine Blase aus Selbstmitleid
26 || Geständnisse
27 || Vergeben & Vergessen
28 || Der Teufel trägt Basketball-Shorts
29 || Angriffsmodus
30 || Partysünden
31 || Nur drei Wörter
32 || Aus und vorbei
33 || Gegen den Rest der Welt
34 || Schlimmer geht immer
35 || Herz oder Vernunft?
37 || Wie ein zersplittertes Glas
38 || Manchmal kommt alles anders, als man denkt
39 || Lichterloh in Flammen
40 || Was noch zu sagen ist...
41 || Entgegen aller Schwierigkeiten
Epilog
Danksagung

36 || Eskalation

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By BeenTo_Hell


Cycles - Josh A feat. Jake Hill


Ich war schon immer Meisterin im Prokastinieren und Aufschieben von Sachen gewesen. Angelegenheiten, die mir Angst bereiteten oder auf die ich keine Lust hatte, konnte ich ewig vor mir her schieben. So tat ich das auch jetzt.

Ich zögerte das Gespräch mit meiner leiblichen Mutter schon seit Tagen hinaus und auch mit Noah hatte ich nicht nochmal gesprochen. Er war seit seiner High-School-Musical-Ballett-Performance auch gar nicht mehr in der Schule erschienen.

Ich hatte mich unterstanden, seine Freunde nach ihm zu fragen und nutzte die Zeit stattdessen zum Nachdenken. Sollte ich ihm tatsächlich noch eine Chance geben oder ergab das alles keinen Sinn mehr mit uns? Ich wusste es nicht und deshalb versuchte ich auch diesen Gedanken so gut wie möglich zu verdrängen.

Um mich nicht allzu sehr mit meinen ganzen Sorgen zu beschäftigen, tat ich alles dafür, um mich abzulenken. Ich traf mich mit meinen Freunden, unternahm etwas mit meiner Familie und lernte sogar freiwillig noch mehr für meine bevorstehenden Prüfungen.

Nur abends lag ich dann alleine in meinem Bett und all die Gedanken, die ich den Tag über so gut verdrängte, kamen wieder hoch und schwirrten durch meinen Kopf. Alleine in dieser Woche hatte sich meine durchschnittliche Schlafdauer um die Hälfte reduziert und ich überstand keinen Tag mehr ohne Kaffee.

Um es auf den Punkt zu bringen, es ging mir nicht gut, wenn nicht sogar verdammt scheiße und ich hatte das Gefühl, dass mir all der Stress langsam über den Kopf wuchs.

Ich war gestern extra früh ins Bett gegangen, um genug zu schlafen, da ich heute einen wichtigen Test in Französisch schrieb, aber ich hatte erst nach zwei Uhr ein Auge zugedrückt. So saß ich jetzt hier an meinem Platz mit bereits drei Tassen Kaffee intus und einem weiteren Becher auf meinem Tisch stehend. Tatsächlich lief der Test aber ganz gut, vielleicht beflügelte das Koffein ja meine Gedanken.

Auf jeden Fall verließ ich, nachdem ich meinen Test abgegeben hatte, recht zufrieden den Raum. Unter diesen Umständen hatte ich zumindest mein Bestes gegeben und das würde hoffentlich reichen.

Gemütlich schlenderte ich den Flur entlang zu meinem Spind, als ich plötzlich am Arm gepackt wurde. Ich wirbelte herum und blickte in das gehetzt aussehende Gesicht von Julie.

"Da bist du ja, ich habe dich überall gesucht", stieß sie völlig außer Atem aus. "Du musst unbedingt mitkommen!"

Mich überkam ein flaues Gefühl. Was war passiert, dass Julie so gestresst und aufgelöst war?

"Was ist los, Julie?", fragte ich nervös und merkte, wie meine Hände langsam feucht wurden. Ich hatte ein ungutes Gefühl, ein ganz ungutes.

"Bitte komm einfach mit, ich erkläre es dir auf dem Weg."

Julie griff nach meiner Hand und zog mich einfach mit sich mit, sodass mir gar nichts anderes überblieb, als ihr zu folgen. Gemeinsam rannten wir den Flur zur großen Tür, die auf den Schulhof führte, entlang, ohne dass ich überhaupt den Grund wusste. Julie hatte aber so verzeifelt geklungen, dass ich mir sicher war, dass irgendetwas Schlimmes passiert war. Hoffentlich nichts mit meinen Freunden, schoss es mir in den Kopf.

"Es geht um Noah", setzte Julie endlich an, als wir bereits auf den Schulhof traten. "Er ist vollkommen besoffen und beleidigt gerade Mister Woodsley, der ihn nach Hause schicken wollte. Die Situation ist kurz vorm Eskalieren und Noah lässt niemanden an sich ran, selbst Ashton nicht. Du bist seine letzte Chance, sonst kriegt er einen Schulverweis und das so kurz vor den Abschlussprüfungen", erklärte sie mir.

Geschockt schnappte ich nach Luft. Das war nicht der Noah, den ich kannte. Der Noah, den nichts aus der Ruhe bringen konnte und der alles nur mit einem kühlen Lächeln kommentierte. Der Noah, dem es so wichtig war, einen guten Schulabschluss zu machen, um endlich von zu Hause wegzukönnen. Und genau das konnte er sich abschminken, wenn er jetzt auf Mister Woodsley losging.

Ich musste ihm helfen und retten, was noch zu retten war. Bereits von Weitem konnte ich die Menge an Schaulustigen sehen, die sich um Noah und Mister Woodsley herum angesammelt hatten. Ich sprintete los und quetschte mich rücksichtslos durch meine Mitschüler.

"Ich lasse mir von Ihnen nicht sagen, was ich zu tun habe", hörte ich Noah schon aus einiger Entfernung keifen. An der Art, wie er seine Worte verzogen aussprach, erkannte ich, wie betrunken er war. Er hatte nicht ein, zwei Bier getrunken, sondern mehr als genug richtig harten Alkohol. Und jetzt war er stockbesoffen und beleidigte einen Lehrer.

"Ich lasse mir von niemandem mehr etwas sagen, ich werde mich nie wieder unterdrücken lassen. Ich werde aus diesem scheiß Hierarchiesystem ausbrechen, aber Sie - nein ihr alle - werdet Opfer des Systems bleiben! Ihr seid feige, allesamt!", schrie Noah aufgebracht.

Ich hatte mich währenddessen so weit vorgekämpft, dass ich endlich freien Blick auf die beiden hatte. Mister Woodsley stand einige Meter von Noah entfernt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein ganzer Körper war eindeutig auf Abwehrhaltung eingestellt und auch sein Gesicht spiegelte die Einschüchterung vor Noah wieder.

Mister Woodsley war noch Referendar und dementsprechend wahrscheinlich noch nie mit so einer Situation konfrontiert worden. Zudem kam, dass Noah ihn um mindestens fünfzehn Zentimeter überragte. Er tat mir automatisch leid, denn Noah wirkte in diesem Moment echt beängstigend. Sein ganzer Körper war zum Bersten angespannt und er funkelte die umstehenden Leute wütend an.

Doch davon ließ ich mich nicht verunsichern, er würde niemals körperlich wehtun, das wusste ich. Also atmete einmal tief durch und trat dann eine Schritt nach vorne.

"Noah. Noah, was machst du da?", fragte ich ihn.

Bei dem Klang meiner Stimme schnellte Noah herum und blickte sich suchend nach mir um. Als seine Augen endlich meine gefunden hatten, wurde sein Blick plötzlich weich.

"Luna", rief er überrascht aus. Er blinzelte einmal, als würde er sicher versichern wollen, dass ich wirklich vor ihm stand.

"Ja, Noah, ich bin hier. Hör zu, wir gehen jetzt nach Hause. Du bist komplett betrunken und solltest nicht hier sein", erklärte ich ihm. Ich flehte inständig, dass Noah auf mich hören würde und jetzt kein Drama anfangen würde.

"Das sagst du nur so. Eigentlich willst du gar nicht mit mir mitkommen, das weiß ich!" Noahs Stimme klang plötzlich eiskalt, aber seine Augen glänzten feucht. Er war unglaublich verletzt, dass sah ich ihm sofort an. Und er hatte recht, ich war in erster Linie hier, um ihn einfach nur wegzubringen und den Streit zu lösen. Aber das würde ich schließlich nicht machen, wenn er mir nichts mehr bedeuten würde. Ich wollte ihm gerade verdammt nochmal den Arsch retten, weil ich ihn trotz allem immer noch liebte.

"Das ist nicht wahr!", erwiderte ich deshalb und sah Noah fest an. "Ich bin hier, weil du mir immer noch etwas bedeutest und ich nicht will, dass du deine ganze Zukunft wegschmeißt, weil du dich besoffen mit einem Lehrer anlegen musstest. Und ob du mir das glaubst oder nicht, ist mir herzlich egal, solange du jetzt mitkommst."

Ich machte einen Schritt auf Noah zu und griff entschlossen nach seiner Hand. Dann beugte ich mich zu seinem Ohr vor. "Und du wirst dich jetzt bei Mister Woodsley entschuldigen, vielleicht kommst du dann noch um einen Verweis herum", zischte ich.

Noah nickte nur ergeben und ließ sich von mir mitziehen. Er brachte sogar tatsächlich eine anständige Entschuldigung gegenüber Mister Woodsley heraus, die der junge Lehrer mit einem "So lange das nie wieder vorkommt." quittierte. Noah hatte also nochmal Glück gehabt.

Ich hielt Noahs Hand immer noch fest umklammert, als hätte ich Angst, dass er sonst davonrennen würde, aber auch Noah machte keinerlei Anstalten, mir seine Hand zu entziehen. Fast schon hatte ich das Gefühl, dass er die Nähe zwischen uns genoss.

Ich wollte gerade den Weg zur Bushaltestelle einschlagen, als Noah in die andere Richtung zog.

"Was ist jetzt?", fragte ich und versuchte, nicht allzu genervt zu klingen.

"Ich bin doch mit dem Auto hier, das können wir nicht einfach hier stehen lassen", erklärte Noah mir und sah mich an, als wäre ich dumm.

In mir hingegen begann es zu brodeln. Wenn ich etwas auf den Tod nicht austehen konnte, dann waren es Menschen, die betrunken Auto fuhren. Wütend funkelte ich Noah an und ließ seine Hand los.

"Du bist was?", fauchte ich. "Willst du mich verarschen?"

Es war, als würde Noah unter meinem wütenden Blick förmlich in sich zusammensinken. Vielleicht fiel ihm ja doch auf, wie bescheuert diese Idee gewesen war.

"Ich bin auch ganz vorsichtig gefahren", versuchte er sich kleinlaut zu rechtfertigen. Er wirkte jetzt lange nicht mehr so, wie der aggressive Muskelprotz, der sogar Lehrer einschüchterte, sondern wie ein kleiner Junge, der von seiner Mutter ausgeschimpft wurde.

"Weißt du, diese Ausrede kannst du dir sonst wo hinstecken, du hast dich selbst und alle anderen Straßenverkehrsteilnehmer gefährdet! Das ist einfach nur unverantwortlich und asozial!", redete ich mich immer mehr in Rage. "Am besten gibst du mir jetzt die scheiß Schlüssel, denn du wirst heute ganz sich nicht mehr Auto fahren!"

Wortlos kramte Noah in seiner Hosentasche nach dem Autoschlüssel und überreichte ihn mir. Dann breitete sich Schweigen über uns aus. Während wir gemeinsam zum Parkplatz liefen, versuchte ich meine Atmung zu kontrollieren und mich wieder etwas zu beruhigen. Wieso musste Noah auch nur so hirnrissige Sachen machen?

"Bist du jetzt wütend auf mich?", brach er plötzlich die Stille.

Ich sah ihn überrascht an. War das nicht offensichtlich? "Ja, ich bin verdammt wütend. Weißt du, was alles hätte passieren können? Du hättest einen Unfall bauen können oder es hätte sogar jemand sterben können!"

Noah schien die Ausmaße seines Handelns immer noch nicht begriffen zu haben, was auch seinem betrunkenen Zustand geschuldet sein könnte.

"Hätte es dich überhaupt gestört, wenn ich tot wäre?"

Ich blieb abrupt stehen, während sich der Schock in meinen Gliedern breit machte. Was hatte Noah da gerade gesagt? Das konnte er doch nicht ernst meinen... Wie konnte er nur so etwas denken?

Ich blickte zu ihm auf und sah, wie seine Augen feucht glänzten. Und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass nicht nur ich in den letzten Wochen gelitten hatte. Noah ging es mindestens genauso schlecht, er konnte es nur normalerweise gut verstecken. Aber durch den Alkohol waren seine sonstigen Schutzschilde deaktiviert und er zeigte seine Emotionen offen.

In diesem Moment konnte ich nicht anders, als einen Schritt auf ihn zuzumachen und ihn in meine Arme zu schließen. Es war, als hätte Noah nur darauf gewartet, denn er presste mich so fest gegen seinen Körper, dass nichtmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns Platz gefunden hätte.

Kurz versteifte ich mich unter der plötzlichen Nähe, doch dann legte ich meinen Kopf an seine Brust und atmtete seinen vertrauten Geruch ein, der sich heute etwas mit dem Geruch von Alkohol mischte. Ich hatte ihn so sehr vermisst. Alles an ihm. Seine Witze, sein Lachen, wie er mich jeden Tag aufs Neue auf die Palme brachte, seine Küsse, dass er mir immer zuhörte und immer für mich da war. Ich liebte ihn immer noch, egal wie sehr er mich verletzt hatte.

"Natürlich hätte es mich gestört, wenn du tot wärst", flüsterte ich dann gegen seine Brust und merkte, wie mir bereits die erste Träne aus dem Auge lief. "Ich wüsste doch gar nicht, was ich ohne dich machen sollte."




Heyy ihr Lieben,

ich muss gestehen, dass ich dieses Kapitel mit einem lachenden und einem weinenden Auge geschrieben habe und ich bin mega zufrieden mit dem Endergebnis. Ich hoffe, es gefällt euch auch💗

Was denkt ihr, wieso Noah betrunken zur Schule gekommen ist? Und wie wird es jetzt weitergehen?

Wir lesen uns nächste Woche! Ich verabscheue mich👋
Eure Amy

(PS: Credits für dieses Lied gehen an xx_vanii_xx, die mir diese Künstler gezeigt hat😊😍)

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