Jagd der Nebelflüsterer - Der...

By MorganKingsman

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B A N D I I - Jagd der Nebelflüsterer "Wie wäre es damit: Wir löschen deine Erinnerungen und gleichzeitig al... More

Vorwarnung
1- "Ich sehe ihre Wunden. Die Narben, die sonst niemand sieht."
1- "Dumm und naiv, schon vergessen?"
2- "Ihr seid frei! Außer du, natürlich."
3- "Aber warum?"
3- "Was haben Sie vor?"
4- "Für die Dramatik."
4- "Ich mag dich nicht."
4- "Hörst du das auch?"
4- "Bitte."
5- "Wirklif?"
6- "Ich habe BITTE gesagt."
6- "Grins nicht so zufrieden. Ich bin immer noch wütend auf dich."
6- "Amila bringt wundervolle Nachrichten!"
7- "Wie beruhigend."
7- "Calean, nicht!"
7- "Verschwindet aus ihrem Kopf!"
8- "Wie eine Falle"

8- "Lassen Sie Gwinn gehen."

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By MorganKingsman

✥✥✥

„Warum sollte ich Ihnen helfen, den letzten Nebelflüsterer zu finden?"
Ich hatte meine liebe Not, nicht vor ihm zu zittern. Es war zumindest deutlich einfacher, mich auf meine Angst und meine Verwirrung zu konzentrieren, als darüber nachzudenken, was vorhin beinahe passiert wäre.
Calean mochte mich überhaupt nicht. Richtig? Morgen hätte er es sicher bereut. Aber ich...

Jetzt saßen wir zu dritt im zerstörten Medizin-Raum, in dem ich das letzte Mal mittels Spritze beinahe meine Erinnerungen an Garcy verloren hätte. Es war schwer, zu sagen, ob die umgestürzten Regale, der zerbrochene Schemel und die eingeschlagene Vitrinenschreibe das Werk der Soldaten oder Hillows waren.

„Du hast gesehen, was mit Caleans Schwester passiert ist. Ich brauche die Spritzen nicht. Also bitte: Maze ist der Zweigesichtige. Da ich für meinen Teil der Illusionist bin, bleibt nur der Wissende. Spannt mich nicht auf die Folter."

Ich hatte Mr. Nacat noch nie unruhig oder neben sich erlebt. Er erinnerte mich an die Trunkenbolde, denen das Geld für ihre Barbesuche ausging. In meiner Heimatstadt wanderten sie nächtelang durch die Straßen, auf der Suche nach Streit oder einem Tropfen Rila-Branntwein, der sie vergessen lassen würde.

In Mr. Nacats Fall fehlte ihm kein Alkohol. Er stand in den Ruinen seines Plans und war wild entschlossen, weiterzumachen.
Etwas, was auch die verbliebenen Artisten spürten, die vor der geöffneten Tür versuchten, alles Brauchbare aus den Ruinen des Zirkus zu retten.

Ich schluckte trocken. Er war gruselig.

„Also? Ich bin ganz Ohr!", forderte er uns erneut auf, „Nur ein Wort und ihr habt eure Freiheit wieder!"

Unruhig rutschte ich auf der Bank hin und her. Mit aller Gewalt bemühte ich mich, nicht die Vorkommnisse zwischen Calean und mir zu denken. Wie er auch den letzten Nebelflüsterer erraten hatte. Nebel könnte jeden Moment aus den zerbrochenen Glasbehältern kriechen, sich um meine Waden schlingen und alles meinem Kopf entreißen, wie Unkraut oder eine Erdgnom-Seuche.

Neben mir starrte Calean ins Leere, als wäre er nicht anwesend. Nein, als wäre selbst die kleinste Regung zu viel für seine Selbstbeherrschung und er würde den Zirkusdirektor anfallen.
Seine Finger zitterten in den geballten Fäusten neben seinen Beinen.

Vielleicht war es besser, wenn er nicht reagierte. Ich wollte nicht in eine Rangelei eingreifen müssen.
„Mr. Nacat", begann ich, jede Silbe in die Länge ziehend, weil ich nicht wusste, wie ich es ihm erklären sollte, „Ich weiß nicht wer-..."

„Würden Sie Gwinn gehen lassen, wenn ich Ihnen sage, wer der letzte Nebelflüsterer ist?"
Calean hatte sich nicht bewegt. Die Worte hatten sich zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hindurch quetschen müssen und ließen dabei viel ihrer Verständlichkeit in seinem Mund zurück.

Nur langsam drehte sich der Zirkusdirektor zu dem Jungen um.
„Also warst du es, der Nyam den Tipp gegeben hat?" Eine ruhige Schärfe schnitt in seiner Stimme mit. Die Augen zusammengekniffen, kam er näher.

„Wenn ich Ihnen sage, wer der letzte Nebelflüsterer ist, werden Sie Gwinn gehen lassen?", wiederholte Calean langsamer, als wäre Nacat schwer von Begriff.

Das traf auf den zwar nicht zu; auf mich allerdings schon.

„Einverstanden", Iza Nacat streckte die Hand aus, „Aber ich will den Namen sofort. Keine Spielchen mehr. Kein Aufschub."

Calean ließ sich Zeit, seinem Blick zu begegnen. Nur widerwillig löste er seine Hände aus den Fäusten und stand auf, um dem Nebelflüsterer entgegenzutreten.
Die Luft schien sich unter seiner Bewegung zu kräuseln, als schöbe er energiegeladene Wellen von sich.

„Calean-..." Ich wusste nicht, was ich sagen wollte. Ob ich ihn warnte oder ermahnte. Bitte brich ihm nicht den Unterkiefer.
Ungeschickt sprang ich ebenfalls auf die Füße und wollte dazwischen gehen, aber etwas hielt mich davon ab- stoppte mich jäh in meiner Bewegung.

Das waren keine Wellen in der Luft... das war...
Ich schnappte hörbar nach Atem. Das war...

Nebel, fein wie in den ersten Morgenstunden, breitete er sich um seine Hände aus. Es war nicht Mr. Nacats Nebel. Er sah komplett anders aus. Rauchiger, wie der letzte Atemzug einer Kerze.

Ich starrte Calean von der Seite an, gefroren in meiner eigenen Erkenntnis. Er hätte es mir sagen können. Er hätte es Sir Kenrik sagen können. Er hätte-...
Die Möglichkeiten breiteten sich vor mir wie eine Landkarte aus. Und noch eine viel schlimmere Frage: Was hatte ihn verwandelt?

„Wie ich vermutet hatte...", schnitt Mr. Nacat durch meine Gedanken, die Hand langsam zurück auf seinen Gehstock gestützt. Wie auch immer er den vor der kompletten Zerstörung gerettet hatte.

„Lassen Sie Gwinn gehen." Calean sprach es aus wie eine Drohung.

Ich starrte ihn an. Der Nebel um seine Hände hatte sich inzwischen ausgeweitet. Er verhüllte seine Gestalt, ließ seine Konturen unscharf werden, als wäre er nicht ganz da.

„Zeig mir deine Kräfte, Wissender. Ihr volles Ausmaß", überging der Zirkusdirektor seine Forderung.

Sein Hunger war es, der mich aus meiner Starre löste.
„Nein." Calean dachte vielleicht, dass er mir hiermit einen Gefallen tat. Dass ich Garcy wiedersehen würde- etwas, das ihm und seiner Schwester genommen wurde. Aber wenn er glaubte, ich würde ihn einfach zurücklassen...

Ich bemerkte erst zu spät, dass der Nebel sich veränderte. Er bewegte sich schneller, verdichtete sich zu Formen, zu Menschen. Es waren drei von ihnen, in deren Mitte etwas entstand, das ich nicht erkannte.

„Ich sehe in die Seelen aller Lebewesen", rezitierte Calean monoton, „Ich kenne ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft. Ich weiß was sie sein wollen und was sie sein werden. Ich sehe-..."
Er stockte kurz, schluckte trocken. In seinen Augen spiegelte sich der Nebel - die Szene vor ihm.
„Sie werden die Nebelflüsterer vereinen und eine Waffe schaffen, die ihres Gleichen in dieser Welt sucht."

Ich hielt den Atem an. Neben mir stand ein verzerrtes Bild von Calean. Etwas, das sein Äußeres trug wie einen teuren Mantel. Doch mit jedem Herzschlag schien es stärker durch die Illusion hindurch. Wie ein Licht, das jemand in ihm entzündet hatte. Nur, dass es weder warm noch einladend war.
Er hatte seine Kräfte noch nie so weit freigelassen.

Vor mir verpufften die drei Gestalten wieder und machten einem Mädchen Platz, das mir beunruhigend bekannt vorkam. Wilde Locken, die von ihrem Kopf abstanden. Die Schultern ein bisschen zu breit, die Brust ein wenig zu flach. Aber am auffälligsten waren die Narben auf ihrer linken Gesichtshälfte. Wie Flüsse rannen sie von ihrem Auge herab, das blind in die unsichtbare Ferne blickte.

„Aber...?" Mr. Nacat verlagerte sein Gewicht und die Temperatur im Zimmer fiel merklich ab.

Ich wollte Calean schütteln. Ich wollte ihn packen und am Weitersprechen hindern. Ich wusste zu gut, was dem aber folgen würde.

„Ihr werdet die Waffe nie einsetzen."

„Wegen Gwinn." Das war keine Frage gewesen. Gedankenverloren starrte der Zirkusdirektor mein schneeweißes Ebenbild an, bis es sich in Rauch auflöste. Ein Fragment der Zukunft. Ein Fragment von mir.

Mein Puls trommelte ohrenbetäubend in die folgende Stille hinein. Die Finalität echote in meinem Körper wieder, bis es keinen Zweifel mehr gab: Jedes Einzelne von Caleans Worten würde Wirklichkeit werden.

Er stand abwesend in einem Feld aus züngelnden Nebelschwaden, während seine Kräfte sich langsam wieder aus ihm zurückzogen. Keine Emotion bewegte seine Züge oder verriet, was ihm durch den Kopf ging.

„Gwinn..."

Ich fuhr mit einem Ruck zu dem Zirkusdirektor herum.
„Bitte bringen Sie mich nicht um!"

Für einen kurzen Moment flackerte Mitleid in seinen Augen auf.
„Nein." Er schüttelte den Kopf, „Das könnte ich nicht. Ich bin nicht der Wissende, aber das heißt nicht, dass ich nicht in dein Herz sehe. Ganz gleich, was die Leute dir einreden, ein gutes Herz ist keine Schwäche. So lange du es zu verteidigen weißt. Was würden mir die Göttinnen antun, wenn ich dich aus dieser Welt schicken würde?" Mit einem tiefen Seufzen fuhr er sich mit beiden Händen über das Gesicht.
„Ich werde dir etwas Schlimmeres antun müssen."
Und ehe ich reagierte, stand er neben dem reglosen Calean und berührte ihn an der Stirn.

„Was haben Sie vor?"

Neue Nebelschwaden zogen ihre Netze zwischen ihnen. Nur für den Bruchteil eines Herzschlages hielt der Wunschdompteur ihn fest. Es war eine liebevolle Geste, wie zwischen Brüdern.
Caleans Augen füllten sich wieder mit Nebel. Das Grau wurde heller und heller, bis es sich kaum von den Augäpfeln unterschied.

„Ich mache es dir einfach. Du musst ihn zu seinem Schicksal lassen." Behutsam löste sich Nacat, Calean wie ein Kunstwerk betrachtend. „Geh zu Garcy und lebe den Rest deines Lebens glücklich und zurückgezogen. Das hier ist nicht dein Kampf."

Die Fingernägel bohrten sich in meine Handflächen. Das konnte er vergessen! Calean würde selbst entscheiden, ob er ein Teil der Nebelflüsterer werden wollte oder nicht!
„Was haben Sie ihm angetan?"

„Deine Schwester erwartet dich."

„Sie glauben doch nicht, dass ich-..."

Nacat schoss einen Blick nach mir, der mich prompt verstummen ließ.
„Nein. Aber in Caleans Kopf sitzt jetzt eine Erinnerung, dass du ihm die Schuld an Mazes Untergang gibst. Dass du ihn verlassen hast."

„Was?" Panisch drehte ich mich wieder zu dem Jungen um, der immer noch regungslos neben mir stand.
Ich würde nie-...
„Er wird das nicht glauben. Egal, was Sie ihm in den Kopf pflanzen-... ich werde es wieder richtigstellen..."

Gefasst nahm er auf der Bank Platz, auf der ich vorher gesessen hatte.
„Ein Geständnis über den heutigen Abend oder deine wahren Gefühle und Calean wird sich das Leben nehmen."

Ich strauchelte. Bilder in meinem Kopf drehten sich schlimmer als der Inhalt eines Alchimistentopfs.
Die ersten Tränen lösten sich aus meinen Wimpern, als ich meine Hände nach Calean ausstreckte. Das konnte Nacat nicht tun. Calean wusste nicht, was ich für ihn empfand.
Und just in diesem Moment hätte ich alles geschworen, nur damit er nicht glauben würde, dass auch ich ihn verlassen hätte.

Federleicht berührte mich etwas am Hinterkopf. Eine weiche Stimme füllte die Ruinen meines Verstandes mit Nebel. Zu spät erkannte ich den Zirkusdirektor dahinter.
Geh heim und bau dir ein neues friedliches Leben auf. Sei nicht traurig, wir werden uns wiedersehen."

Und damit ging ich. 

✥✥✥

Abspannmusik? Abspannmusik. 

Ende Teil II

Sooo... what do you think? Kann Teil 3 kommen? :D

Oder wird die Autorin doch noch davor hingerichtet? xD 

Falls ja, könnt ihr euren Aufstand so lange hierher verlegen: 

Instagram.com/morgankingsman_author/ (Link ist auch auf meinem Profil, keine Angst)

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