Jagd der Nebelflüsterer - Der...

By MorganKingsman

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B A N D I I - Jagd der Nebelflüsterer "Wie wäre es damit: Wir löschen deine Erinnerungen und gleichzeitig al... More

Vorwarnung
1- "Dumm und naiv, schon vergessen?"
2- "Ihr seid frei! Außer du, natürlich."
3- "Aber warum?"
3- "Was haben Sie vor?"
4- "Für die Dramatik."
4- "Ich mag dich nicht."
4- "Hörst du das auch?"
4- "Bitte."
5- "Wirklif?"
6- "Ich habe BITTE gesagt."
6- "Grins nicht so zufrieden. Ich bin immer noch wütend auf dich."
6- "Amila bringt wundervolle Nachrichten!"
7- "Wie beruhigend."
7- "Calean, nicht!"
7- "Verschwindet aus ihrem Kopf!"
8- "Wie eine Falle"
8- "Lassen Sie Gwinn gehen."

1- "Ich sehe ihre Wunden. Die Narben, die sonst niemand sieht."

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By MorganKingsman

„[...] wir können sie nicht mitnehmen, da wo wir hingehen. 
Aber das heißt nicht, dass wir nicht alles mitbekommen, was bei euch vor sich geht. [...]"

(zerknitterte Notiz in einem kleinen Kästchen unter einem Bett)

✥✥✥

          Nichts sagte so sehr Elfenwald, wie zwei Gestalten, die darin um ihr Leben rannten.
„Wie können die sich noch an uns erinnern?" Jedes Wort wurde mit Gewalt von Mazes Lippen gerissen. Im Zickzack sprintete er zwischen den Bäumen durch, die ihm todesmutig in den Weg sprangen. Eine Eiche griff mit ihren Ästen nach seinen Armen, doch er warf sich im letzten Moment nach links und wäre fast über die Wurzeln einer Tanne gefallen.

Es war nicht so, dass er sein Gesicht nicht erinnerungswürdig fand. Die Reaktion war normalerweise nur eine andere. Jetzt wusste er wenigstens, warum er das Ausdauertraining nicht hätte ausfallen lassen sollen.

„Waldelfen gebrauchen ihr Hirn für sonst kaum was", rief Elayn über ihre Schulter hinweg, das Schwert wie ein Kampfbeil hoch über ihrem Kopf erhoben. Mit wütenden Schwüngen durchtrennte sie Blätter, Lianen und Spinnenweben, die sich direkt hinter ihr wieder zusammenfügten.

„Aber wir haben ihnen praktisch nichts getan! Das waren die Reiter des Königs!"

„Ich würde sagen, sie sind da anderer Meinung." Ihr Fuß verfing sich in einem Kaninchenloch und sie klatschte auf den Waldboden.

Das Johlen und Jaulen in ihrem Rücken wurde lauter. Eine ganze Horde leichtfüßiger, langbeiniger Fabelwesen trampelte wie eine Gruppe Nashörner durch das Dickicht, ihnen dicht auf den Fersen.
Die Stämme vibrierten von ihren schrecklichen Gesängen und Vögel überholten die zwei Flüchtigen.

Maze konnte sich nicht vorstellen, was diesen Wesen einen so bezaubernden Charme gab, dass manche ihnen freiwillig in den Tod folgten. Ohne langsamer zu werden, packte er Elayn am Oberarm und zog sie zurück auf die Füße. Gerade rechtzeitig, als die erste Waldelfe zwischen den Bäumen hervorbrach. Ihre langen schwarzen Haare flatterten wie ein Banner hinter ihr her.

„Oh, Mist."
Maze wollte sich umdrehen, doch da hatte sie ihn erwischt, und schleuderte ihn wie eine Puppe gegen den nächsten Baumstamm. Mit einem dumpfen Laut wurde die Luft aus ihm gezwungen und er fiel ins Moos. Das Bild der ausschwärmenden Waldelfen verdoppelte sich und verschwamm in den Konturen.
Dunkle Flüssigkeit sickerte aus dem Baum. Oder aus ihm?

Elayn ließ prompt ihr Schwert fallen. Mit riesigen Augen beobachtete sie, wie immer mehr der wütenden Frauen sich zu ihnen auf die Lichtung drängten, ein jede unwiderstehlich und beängstigend zugleich.
Wie Raubtiere duckten sie sich, die Zähne gebleckt.

„Tut mir nichts, dann tu ich euch auch nichts?"

Noch mehr Fauchen und Zischen. Aber zumindest griffen sie nicht an.

Mühsam rappelte Maze sich auf, eine Hand fest an seine schmerzende Seite gepresst. Jeder Atemzug brannte wie Rila- Branntwein in seiner Lunge und der Boden schwankte bei jedem Schritt.
„Ich bin zu schön zum Sterben."

Elayns Herz stolperte über seinen eigenen Rhythmus.
„Maze, dreh dich um! Wenn du sie ansiehst, bist du ihnen ausgeliefert!" Sie wollte auf ihn zukommen, doch eine Waldelfe trat ihr in den Weg.

Und es war sowieso zu spät. Mit einem letzten Kopfschütteln klärte der Sucher seine Sicht und wäre im nächsten Moment beinahe wieder in die Knie gegangen. Es war, als wäre ein Schleier von der Welt gefallen. Farben wurden intensiver, Gerüche berauschend. Das Schwindelgefühl nahm zu, doch es störte ihn nicht weiter.
„Sie... sie sind... wunderschön."

Sein Gesicht nahm eine hellrosa Tönung an, während er eilig die dreckigen Hände an seiner Hose abwischte und noch einmal durch seine Haare fuhr.
„Wie... wie sehe ich aus, Elayn?"

„Wie ein Idiot."

Zwei Waldelfen traten vor und packten die junge Frau links und rechts an den Armen, ihr Griff wie eiserne Handschellen. Sie zerrten Elayn zu einem dicken von Schlingpflanzen überwucherten Baum, dessen Blätter in freudiger Erwartung raschelte.

Egal was sie vorhatten, es war nicht gut. Elayn ließ sich wie ein Kind auf den Hintern fallen und weiter schleifen.

„Tu ihnen nicht weh", krähte der Sucher vom anderen Ende der Lichtung. Er war wie betrunken.
Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte er sich an die nächste Waldelfe, kaum da sie ihm zu nahekam. Sie sah so zerbrechlich aus, als müsse man sie beschütz-...

Elayn biss eine der Elfen und kassierte einen Tritt.
„Versuch wenigstens gegen ihre Wirkung anzukämpfen, du einfältiger Trottel!"

Maze befand, dass Elayns Stimme nicht halb so betörend klang, wie das sanfte Summen, dieser göttlichen Wesen.
Mit einem beleidigten Schniefen kehrte er ihr den Rücken zu. Wenn sie ihn beschimpfte, würde sie sich selber aus den Fesseln befreien müssen, die sie ihr anlegten.

„Dein Freund wird ein großartiges Abendessen", frohlockte eine der Waldelfen und legte eine grüne Schlinge um Elayns Hals. Ihre langen feingliedrigen Finger knüpften einen Knoten, der sich bei jeder Bewegung enger zog. Zwei mal knotete sie sich selbst mit ein und musste wieder befreit werden.
Beim dritten Mal war ihre Gefangene versucht, ihr eine Anleitung zu geben, nur um in Ruhe gelassen zu werden.

Im Hintergrund nickte Maze begeistert. Abendessen hörte sich anscheinend gut an.

Elayn ruckte einmal probehalber, bereit, der Elfe eine Kopfnuss zu geben, sollte sich die Möglichkeit auftun.
„Findest du nicht, dass Essen eine ziemlich harte Strafe ist? Ich meine, was haben wir getan? Bei euch Zuflucht gesucht, als uns die Reiter des Königs auf den Fersen waren. Das war ein Notfall-"

„Die Reiter des Königs sind hier?" Hektisch drehte sich die Waldelfe zu ihren Schwestern um und spähte hinter sie in den Wald hinein, als erwarte sie die schwarz vermummten Gestalten wie ein stummes Publikum in den Ästen zu sehen. Unruhe kam auf und griff in ihre Schwarmintelligenz ein. Nach und nach hob jede Elfe den Kopf und sah sich um.

Elayn kämpfte mit einem Augenrollen.
„Nein, ich meinte damal-..."

Eine Waldelfe, die besonders nahe am Rand der Lichtung gewartet hatte, wurde mit einem Ruck nach hinten in die Schatten gezogen und Elayns Mund klappte wieder zu.
Moment.

Was zur-... ?

Die Frauen stoben auseinander wie eine Horde Schafe, die nicht vor zehn Minuten zwei vollbewaffnete Menschen durch ihren Wald gehetzt hatten. Eine von ihnen trat rückwärts zu dicht an die Bäume heran und wurde ebenfalls ins Dickicht gezerrt. Sie brachte nie einen Laut heraus.

Staunende Stille trat ein.

Elayn begann subtil mit ihren Fingernägeln an der Schlingpflanze zu kratzen.
Egal was das war, lieber man befand sich nicht wie das nächste Häppchen an einen Baum gebunden. Das war das Erste, was man an den Rebellenschulen lernte.

Irritiert steckten die Waldwesen die Köpfe zusammen. Bis sich die Erste unter ihnen erinnerte wer, oder besser was, sie waren.
Nämlich fürchterlich dumm. Johlend riss sie einen Arm in die Luft und spurtete los.
Hinterher!"

Und schon war sie im Wald verschwunden. Mit geringem Abstand verfolgt von einer Meute kreischender Frauen, die ihre jüngste Beute vergessen hatten.

Erib sei Dank, dass sie sich alle zusammen ein Gehirn teil-...
„Maze, ich warne dich!"

Der Sucher hielt mitten in der Bewegung inne. Er hatte die erste Baumreihe erreicht und setzte langsam den Fuß ab, um sich zu Elayn umzudrehen.
„Aber sie brauchen meine Hilfe", deutete er über die Schulter.

„Gwinn und Calean auch. Also reiß dich zusammen." Elayn warf sich in ihre Fesseln. Jemand hatte ihnen das Leben gerettet. Ganz gleich der Grund, sie wollte nicht hierbleiben, bis er zurückkehrte und seinen Dank einforderte.

Zögernd kam Maze zu ihr. Der violette Nebel vor seinen Augen hob sich mit jedem Atemzug, doch die Zweifel blieben sichtbar zurück.

Irritiert sah er zu dem Baum, gegen den sie ihn geworfen hatten. Dort war er noch bei Verstand gewesen? Eine dunkle Lache hatte sich um die Wurzeln gebildet und mit einem Ruck erinnerte sich Maze an die Schmerzen, die er davor gehabt hatte.

Panisch tastete er seine Seite ab, auf der Suche nach der Wunde, die so viel Blut verlor. Doch da war nichts. Seine Haut war empfindlich und aufgeschürft, aber kein Blut.

„Ein bisschen schneller wenn möglich, sonst hat Amila Garcy zwei Länder weiter geschafft, bis wir zurückkommen", unterbrach Elayn ihn und er riss sich los.

„Oh, das bezweifle ich", schüttelte Maze den Kopf und zog einen Dolch aus seinem Ärmel, um die erste Schlingpflanze zu durchtrennen. Vielleicht war die Flüssigkeit vorher da gewesen. Oder es lag an diesem dämlichen Zauberwald, dass sich seine Wunde sofort geschlossen hatte.
Säbelnd und kratzend löste er Elayns Fesseln.
„Ich habe Garcy den besten Wachhund zur Seite gestellt, den Primwood Hall zu bieten hat."

„Maze, wir hatten uns geeinigt, es geheim zu halten. Niemand weiß, dass Amila für die Vogelfänger arbeitet."

✥✥✥

„Ich weiß, dass du für die Vogelfänger arbeitest."

Amila sah langsam von ihrem Frühstücksbrei auf, das Gesicht ausdruckslos, gegenüber Sidra.
„Und ?"

Neben ihr duckte sich Garcy, als ziehe direkt über ihr ein Gewitter auf. Ihre silbernen Augen huschten unablässig von der Rothaarigen zu der klammernden Hand um ihren Arm, der sie schmerzlich an Ort und Stelle hielt.

„Spar dir den Hühnermist", Sidra fälschte ein Lächeln und beugte sich ein Stück weiter zu ihr herunter, „Ich weiß nicht, warum ich dich nicht einfach unter die Erde schicken darf, aber das heißt nicht, dass ich es nicht mit Freuden probieren werde, solltest du etwas Krummes versuchen."
Mit einem Ploppen der Lippen tippte sie Amila auf die Nasenspitze.
„Ich habe die offizielle Erlaubnis des Schülerlieblings dein Leben zur Hölle zu mache."

Mit einem tiefen Atemzug legte Amila ihren Löffel weg und lehnte sich zurück. Die Veränderung war subtil, doch für einen Lidschlag hatte sie nichts mehr mit dem stetig passiven, gelangweilten Mädchen gemein.
„Sieh dich einmal um, Sidra."

Ihre Geste fasste den gesamten überfüllten Speisesaal ein. Schüler und Schülerinnen füllten um diese Uhrzeit jede Bank, ihre Unterhaltungen ein stetiges Summen über dem Klappern ihres Geschirrs. Einige von ihnen erledigten zwischen den Büchern eilig die Hausaufgaben des Tages, andere lasen oder räumten auf.

„Ich sehe ihre Wunden. Die Narben, die sonst niemand sieht", fuhr Amila fort, gefangen in der Normalität dieses Moments, „Ich weiß, warum Roibyn Fenkwell so versessen ist jeden Kampf zu gewinnen; wieso Sir Kenrik nie als Erster zu Essen beginnt und Lues Bal-..."

„Was ist dein Punkt?", Sidras Stimme fiel zu einem Knurren ab, „Dass sie sich alle zu sehr fürchten, um es mit dir aufzunehmen?"

Amila richtete sich weiter auf. „Dass ich weiß, wo ich ansetzen muss, um dich in ihren Augen wie die Ausgeburt der Unterwelt darzustellen, die du bist."
Sie neigte den Kopf zur Seite, lauschend wie ein Fuchs. „Bring mich um, und wir sehen uns am selben Tag in der Schattenwelt wieder."

Maze hatte sie gewarnt, dass es nicht einfach werden würde. Amila war nicht Calean. Die Leute mochten sie, knieten vor ihrem Thron aus zuckerglasierten Lügen. Aber er hatte nie erwähnt, dass es so viel Spaß machen würde, diesen Thron schmelzen zu lassen. Sie war eine Ausgeburt der Unterwelt.

Sidra legte beide Hände flach auf das raue Holz des Tisches.
„Mit Vergnügen." 

    ✥✥✥   

"Voted und ich demonstriere euch, wozu ich tatsächlich fähig bin."- Sidra

Und es geht weiter! 
Ich hoffe ihr habt alle den Weg zurück zu mir gefunden... obwohl...wenn ihr das hier lest wahrscheinlich schon... 

Lasst die Jagd nach den Nebelflüsterern beginnen!

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