Okay, Mr. Styles

By Ro-Booklover

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„Haben wir beide ... hatten wir ... ich meine", stammle ich im Versuch, das Thema zu wechseln. „Sex? Nein." E... More

Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Sechsundzwanzig
Siebenundzwanzig
Achtundzwanzig
Neunundzwanzig
Dreißig
Einunddreißig
Zweiunddreißig
Vierunddreißig
Fünfunddreißig
Sechsunddreißig
Siebenunddreißig
Achtunddreißig
Neununddreißig
Vierzig
Einundvierzig
Zweiundvierzig
Dreiundvierzig
Vierundvierzig
Fünfundvierzig
Sechsundvierzig
Siebenundvierzig
Achtundvierzig
Epilog
Info & Fortsetzung

Dreiunddreißig

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By Ro-Booklover

- Hanna -

Neben Harry aufzuwachen, ohne sich fragen zu müssen, was man letzte Nacht für einen Mist gemacht oder wie stark betrunken man war ist ein wundervolles Gefühl.

Sein Brustkorb hebt und senkt sich stetig unter meinem Kopf, der noch immer darauf ruht, als hätten wir uns die ganze Nacht nicht bewegt. Sein gleichmäßiger Atem, lässt mich darauf schließen, dass er noch seelenruhig schläft und es noch zu früh für meinen Wecker ist.

Langsam hebe ich den Kopf und schaue in sein wunderschönes, entspanntes Gesicht, das beinahe wirkt wie das eines Engels, ohne die Sorgenfalten oder sonstige Gesichtszüge. Seine Lippen sind einen Spalt weit geöffnet und die verwuschelten Haare umrahmen sein Gesicht, welches in meine Richtung gedreht ist.

Sein Anblick zaubert ein Lächeln auf meine Lippen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag hier liegen und ihn anschauen oder so entspannt wie gestern miteinander reden. Erst hatte ich wahnsinnig Angst davor gehabt, dass sich etwas ändert, wenn wir einen Schritt aus unserer Urlaubsblase wagen, doch das hat es nicht und das wird es nicht.

Vorsichtig löse ich mich aus seiner Umarmung und steige lautlos aus dem Bett. Harry gibt einen Seufzer von sich und dreht sich auf den Bauch, während seine linke Hand das Bett abtastet. Die Schmetterlinge in mir breiten ihre Flügel aus und ich muss mich zwingen einen Blick auf meinen Wecker zu werfen.

06:40 Uhr. In fünf Minuten würde er sowieso klingeln.

Leise schließe ich die Badezimmer Türe hinter mir, putze mir die Zähne und schlüpfe in die Klamotten von gestern. Als ich fertig bin schleiche ich zurück ins Schlafzimmer und finde Harry genauso vor, wie ich ihn verlassen habe.

Meine Finger streichen sanft über die Muskeln auf seinem Rücken, während ich einen Kuss in seinen Nacken platziere. Ein Seufzer entweicht ihm, bevor er seine Schultern bewegt und schließlich den Kopf in meine Richtung dreht.

Verschlafen blinzelt er mich an und grinst dann. „Guten morgen", sagt er, mit tiefer und sehr rauer Morgenstimme, während er sich langsam auf den Rücken dreht.

„Guten morgen." Auch auf meinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, als ich mich nach vorn beuge und einen Kuss auf seine weichen Lippen platziere. „Ich muss auf mein Zimmer. Frische Klamotten und .... Mädels Zeug", sage ich und gebe ihm einen weiteren Kuss. „Kommst du in zwanzig Minuten runter?"

„Aber natürlich, Chérie."

Mein Grinsen wird breiter und ich lege den Kopf schief. „Chérie?"

Harry zuckt mit den Schultern und streicht über meine Hände bis zu meinen Oberarmen und zieht mich wieder zu sich auf die Brust. „Wir sind doch in Frankreich oder?"

Seine Lippen pressen sich wieder auf meine und ich spüre sein Lächeln, wie auch er wahrscheinlich meins spürt. Mit den Händen streicht er mir über den Rücken, während ich meine in seinen Nacken lege und durch sein Haar wandern lasse.

Ohne Vorwarnung wirbelt er mich herum und ich lande auf dem Rücken und werde von seinem Körper in die Matratze gepresst. Unser Kuss vertieft sich und unsere Zungen spielen ein bekanntest Spiel, bevor ich meine Hände gegen seine Brust presse und ihn von mir weg schieben will. Doch Harry denkt gar nicht daran es zu zu lassen und küsst lachend meinen Mund und meinen Hals, was es mir sehr schwer macht weiter zu versuchen ihn von mir fern zu halten.

„Harry", presse ich hervor und drücke wieder vergeblich gegen seine Brust.

„Chérie?", fragt er, zwischen seinen küssen an meinem Hals, die mich für einen Moment wieder aus dem Konzept bringen.

„Wir können...", hauche ich und drehe meinen Kopf, um ihm meinen Hals entgegen zu recken. Nur noch ein bisschen. „... also... eigentlich", hör ich mich sagen und frage mich, warum ich versuche zu reden und seine Nähe nicht einfach genieße, denn darauf muss ich heute den restlichen Tag verzichten. Heute haben wir sowieso einen streng getakteten Tag. Die Termine!

„Ich muss los", presse ich mit fester Stimme hervor. Seine Lippen verlassen meinen Hals und seine Augen treffen auf meine. Unwillkürlich seufze ich, während meine Finger die verirrten Locken aus seinem Gesicht streichen. „Ich muss wirklich los."

Erneut breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, als ich mit meinem Daumen über sein Grübchen streiche. „Es ist schön neben dir aufzuwachen", sagt er und küsst meine Hand. „Daran könnte ich mich gewöhnen."

„Ich mich auch", antworte ich und schaue noch einen weiteren Moment in seine leuchtenden Augen, bevor er sich seufzend neben mir aufs Bett legt.

Hektisch blättere ich durch den Ordner in meinem Arm und suche die Unterlagen für das bevorstehende Interview.

Kaum der erste Tag in Paris und schon werde ich verrückt. Es ist bereits das vierte Interview an diesem Tag in gerade mal fünf Stunden. Neben dem Verkehr und den kreischenden Fans, die vor jedem Radiosender und jeder Klatschmagazin zentrale auf Harrys Ankunft gewartet hatten, gab es auch noch einen uncharmanten Redakteur, der sich nicht an die Regeln hielt.

Denn für ein Interview mit Harry Styles gab es tatsächlich Regeln, die dazu da waren, verbotene Themen, die niemanden etwas angingen oder Skandale, über die man nicht sprechen wollte, von vorn herein auszuschließen.

Besagte Regeln, die ich auf Papier für den Redakteur oder Radiosprecher mitschleppen sollte und jetzt verzweifelt in meinem Ordner suche. Ich war mir sicher, dass ich sie zwischen zwei Themen in eine Klarsichtfolie gepackt habe und sie auch genau dort die vorherigen drei mal herausgeholt hatte, doch jetzt waren sie nicht mehr da.

Papier kann sich nicht selbstständig machen, das wäre mir neu und es wäre vollkommen unrealistisch. Ich blättere erneut eine Hülle zurück und lese den Text auf dem ersten Blatt. „Das ist es nicht", murmle ich und blättere weiter.

Habe ich etwa zu wenig ausdrucke gemacht und schon alle verteilt? Es waren doch ganz sicher acht Kopien, wie können sie dann nach drei Interviews weg sein? Im Kopf gehe ich noch einmal Schritt für Schritt durch, wie ich die Blätter verteil und wieder weg gepackt hatte.

„Hanna?", Natalies stimme lässt mich zusammen zucken. Sie steht in der Tür zu dem kleinen Saal in den Harry gleich sitzen soll und tippt erwartungsvoll auf ihre Uhr. „Drei Minuten."

„Sofort", presse ich hervor und blättere noch einmal zurück. Wie sollte ich meiner Vorgesetzten erklären, dass ich gestern Abend zu beschäftigt war, um den Ordner noch einmal zu kontrollieren? Natürlich hatte der Radiomensch die Bedingungen schon vorab per Mail erhalten, doch die ausgedruckte Version gehörte zum guten Ton.

Eine Hand streift meinen Rücken und lässt mich erschaudern, bevor mich warmer Atem im Nacken kitzelt. Ich spüre sofort wer das ist und schaue schnell noch einmal zur Tür, in der Natalie bis eben noch gestanden hat. „Du hast die Blätter ganz vorne in die erste Hülle gestopft", haucht er und presst einen Kuss auf die empfindliche Stelle hinter mein Ohr, bevor er, an mir vorbei, auf die Tür zuläuft.

Unsere Blicke treffen sich, als er in der Tür noch einmal über seine Schulter schaut und mir zuzwinkert. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht auf und ich muss mich zwingen den Blick von seinem Rücken abzuwenden.

Blitzschnell schlagen meine Finger die Folie auf und holen alle Blätter heraus. Genau da sind sie. Versteckt hinter dem Deckblatt mit meinem Namen und der Firma. Ein erleichtertes seufzen verlässt meine Lippen, bevor ich in den kleinen Saal hechte und die Blätter an den Radiosprecher aushändige.

Wie bei den vorherigen Interviews von diesem Tag, lasse ich mich neben Natalie auf einen Stuhl nieder und beobachte Harry und den Radiosprecher bei dem Gespräch, welches für die Zuhörer wie ein kleiner Plausch klingen soll.

Alle waren bisher freundlich und hatten sich, entgegen dem was ich über Franzosen gehört hatte, brav auf englisch mit ihm unterhalten. Die Stimmung war immer aufgelockert und freundlich, genau so, wie man es eben aus dem Fernsehen kennt. Aber das war eben nur, bis zu dem Moment in dem die Kameras und Mikrofone ausgeschaltet wurden, so. Danach verschwand die Freundlichkeit und niemand schien sich mehr für uns zu interessieren. Es verwirrte mich etwas, wie gefrostet die Stimmung im Anschluss war und wie wenig noch gesprochen wurde.

Der Tag war lang und die damit verbundene Hektik brachte die Müdigkeit viel zu schnell. Um 18 Uhr war ich bereits so kaputt, dass ich kaum noch mitbekam was Harry während seines letzten Interviews erzählte, bis mir irgendjemand sagte, dass wir ins Hotel zurück fuhren.

„Ich leite dir noch zwei Mails weiter", sagt Natalie als wir gemeinsam im Aufzug stehen. „Und morgen treffen wir uns um 9."

„Okay." Meine Stimme ist leise und ich bemühe mich nicht länger wie das blühende Leben auszusehen, als ich in meiner Etage aus dem Aufzug laufe.

„Hanna", ruft Natalie und ich drehe mich noch einmal um. Sie lehnt im Aufzug und ein leichtes lächeln ziert ihr Gesicht. „Du warst gut heute."

Mein Mund droht aufzuklappen, so perplex bin ich über ihr Lob. Bevor ich etwas dazu sagen kann, schließen sich die Aufzugtüren und ich stehe allein im langen Flur des Hotels.

Dazu, die beiden Mails von Natalie abzuarbeiten, musste ich mich regelrecht zwingen. Am liebsten hätte ich mich ins Bett gelegt und einfach geschlafen, aber ich wusste genau, dass ich danach nicht mehr dazu in de Lage sein würde sie zu erledigen.

Als ich nach knapp zwei Stunden endlich den Laptop zuklappe, hole ich mein Handy aus der Tasche.

*Bin gegen zehn Uhr wieder da. H*

Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich lehne mich auf dem Bett zurück, während ich meine Antwort tippe. Harry war nach den Interviews noch weiter gefahren und hatte sich mit irgendeinem Kumpel in Paris getroffen. Wie er das schaffte, nach einem anstrengen Tag wie diesem, ist mir ein Rätsel.

*Ich freue mich. xx*

Bevor ich den ‚Senden' Button drücken kann, erscheint Matts Gesicht auf meinem Display und lässt mich erschrocken hochfahren.

„Hallo?", hauche ich ins Telefon. Natürlich klingt das kein bisschen begeistert und auch nur ein ganz kleines bisschen ertappt.

„Hallo?", sagt Matt, was mich im ersten Moment dazu bringt den Hörer vom Ohr weg zu halten und auf den Display zu schauen weil ich befürchte, dass er mich nicht hört und ich versehentlich auf stumm geschalten habe. „Das ist alles?", fährt er fort. „Du gehst mit einem läppischen ‚Hallo' ans Telefon obwohl du weißt, dass ich dich anrufe?"

Ich lache laut auf und lege beschämt meine rechte Hand aufs Gesicht, obwohl ich weiß, dass er es nicht sehen kann. „Tut mir leid. Ich bin total kaputt heute."

„Zu kaputt für mich?", fragt er. Das Lächeln, das er wahrscheinlich auf den Lippen hat, ist ihm deutlich anzuhören.

„Niemals." Ich rolle mich auf den Bauch und Wippe mit den Füßen in der Luft, während meine freie Hand die Muster der Tagesdecke nachziehen. Die Putzfrau muss gedacht haben, dass ich die Nacht durchgemacht habe, denn das Bett war gänzlich unbenutzt. Wahrscheinlich würde es nicht schaden, wenn ich die Decke heute Abend zumindest etwas aufwühle.

„Dann mach doch bitte auf."

Was?

„Was?", presse ich verwirrt hervor.

„Du sollst mir aufmachen Kleines. Ich stehe hier wie ein Volldepp auf dem Flur."

Ich runzle die Stirn und krabble umständlich vom Bett, bevor ich die Tür aufreiße. Da steht er. Wie er leibt und lebt und grinst mit diesem breiten Matt Grinsen, das ich so sehr vermisst habe.

Das Handy fällt mir aus der Hand, als ich einen Satz mache und ihm um den Hals falle. Tränen der Freude bilden sich in meinen Augen, als er mich fest an sich drückt und einen liebevollen Kuss auf meine Wange presst.

Mit einem Mal wird mir bewusst, wie sehr ich ihn vermisst habe und wie viel passiert ist, seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben.

„Was..", presse ich hervor und höre mich leise schluchzen. „... warum bist du schon hier?"

Matt setzt mich ab und schließt die Tür hinter sich, bevor er mein Gesicht in seine Hände nimmt und die Tränen weg wischt, die über meine Wange kullern. „Ich bin zusammen mit der Band geflogen. Der Rest kommt übermorgen."

Ungläubig schüttle ich den Kopf und Schlinge erneut meine Arme um seinen Hals. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe!"

„Ob du's glaubst oder nicht, das kann ich."

Wir setzen uns auf mein Bett und lachen über den Gesichtsausdruck, den ich anscheinend gemacht habe, als Matt in der Tür stand, während ich die restlichen Tränen weg wische und einfach nur glücklich bin. Alles scheint so perfekt zu sein.

Mein Job. Harry. Matt.

Als ich vor wenigen Wochen in die USA geflogen war, hätte ich mit allem gerechnet, aber nicht mit einem Freund wie Matt.

Er erzählt von seinem gemeinsamen Urlaub mit Alex  und ihren Sightseeing-Touren und ihrer Beziehung, für die er sich, auch in der Öffentlichkeit, nicht verstellen muss. Das Lächeln, welches beim Erzählen seine Lippen ziert, spricht Bände.

„Was gibt es hier so neues?", fragt er schließlich, nachdem wir einige Minuten geschwiegen haben. „Wie läuft es an der Harry Front?"

Unwillkürlich muss ich Lächeln und versuche die geballte Ladung Glück, die sich bei seinem Namen in mir ausbreitet, zu unterdrücken, doch mein Blick muss Bände sprechen, denn Matt grinst breit und zieht eine Augenbraue hoch.

„So gut also?" Er nickt wissend und lehnt sich auf dem Bett zurück. „Du musst natürlich nicht darüber reden, aber an deiner Stelle würde ich platzen, wenn ich niemandem davon erzählen könnte."

„Oh mein Gott Matt! Es ist...", ich schüttle den Kopf, weil mir kein passendes Wort für die Gefühle zwischen Harry und mir einfällt.

„Unglaublich?", wirft Matt ein. „Einzigartig? Besonders? Phänomenal?"

Ich hebe meine Hände und verdecke mein Gesicht, während ich lache und einfach nur nicke. „Genau so und in dieser Reihenfolge. Ich bin einfach nur glücklich."

„Das freut mich Han." Er greift nach meinen Händen und schaut mich durchdringend an, während er sie drückt. „Du hast das verdient, hörst du? Lass dir das von niemandem nehmen."

Unwillkürlich beiße ich mir auf die Unterlippe und erwidere seinen Händedruck. Matt hat uns noch nicht zusammen erlebt, seit die ganze Sache geklärt ist und wir offiziell, inoffiziell oder heimlich ein Paar sind. Vielleicht sind wir aber auch gar kein Paar und einfach nur eine ‚Sache'. Doch nie in meinem Leben war mir etwas so egal, wie die kleine Tatsache, dass wir nie darüber gesprochen haben, was genau wir eigentlich sind. Und Matt scheint zu merken, dass diese ungewisse Sache genau das ist was ich brauche.

Ich erzähle ihm von allem, was in den letzten Tagen zwischen Harry und mir passiert ist, angefangen mit dem wunderschönen Date in Los Angeles bis hin zum heutigen Morgen, an dem ich nicht hätte glücklicher sein können.

„Wow", haucht Matt und zieht mit der rechten Hand nachdenklich Kreise auf seinem Bauch, während ich gedankenverloren an die Decke starre. „Das klingt wundervoll. Er scheint ein wirklich guter Kerl zu sein."

Mein bester Freund hatte recht damit, dass ich wahrscheinlich irgendwann vor Glück platzen würde, wenn ich nicht mit jemandem darüber spreche und mein endlos scheinendes Glück teile. Ich fühle mich so viel besser und befreit von der Last, jetzt wo alles gesagt ist. Gleichzeitig bin ich auch unglaublich erleichtert, dass ich meine Gefühle mit jemandem teilen konnte.

„Eure ganze Geschichte ist wie aus einem absolut kitschigen Film."

Lachend stimme ich ihm zu. „Vielleicht ist das auch alles nur ein Traum und ich wache bald auf, während alles zerplatzt."

Wir schauen uns an und schütteln den Kopf, während wir gleichzeitig ‚Ne' sagen und wieder lachen.

„In einem romantischen Film, kommt aber irgendwann dieser spannende Teil, in dem alles den Bach runter geht und irgendetwas schlimmes passiert", sage ich nachdenklich und frage mich, was für mich das schlimmste wäre, das passieren könnte.

Vermutlich wäre es das schlimmste, Harry zu verlieren und nie wieder zu sehen.

„Was soll denn passieren? Seid einfach vorsichtig." Matt tätschelt aufmunternd meine Schulter. „Irgendwann ist dieser Job vorbei und dann steht euch nichts mehr im Weg."

„Oh Matt. Du weißt aber schon, dass das noch ziemlich lange dauert? Bis dahin bin ich entweder frei-"

Ein Klopfen unterbricht mich und meine pessimistische Anmerkung. Fragend hebt Matt eine Augenbraue und schaut zu, wie ich schulterzuckend aufstehe und die Tür öffne.

Vor der Tür steht Harry und grinst bis über beide Ohren, als er mich sieht. Seine Skinny Jeans sitzt wie immer perfekt auf seiner Hüfte, während das lässige, rot gemusterte Hemd seinen Oberkörper sexy umspielt. Sofort erwidere ich sein Lächeln und spüre, wie mir bei seinem Anblick noch wärmer ums Herz wird. „Hey", haucht er. „Es hat etwas länger ge-" Sein Blick huscht an mir vorbei in mein Zimmer und auf Matt der auf dem Bett liegt. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und sein Blick verfinstert sich, bevor er mir wieder in die Augen schaut. „Ich meine... organisier mir einen Burger zum Abendessen... und Bier."

Ich verkneife mir das Grinsen über seinen vergeblichen Versuch, die Situation normal aussehen zu lassen, denn er hat tatsächlich mal genau so mit mir gesprochen.

„Wow", gibt Matt belustigt von sich. „Sowas törnt euch also an?"

„Matt!", zische ich und werfe ihm über die Schulter einen bösen Blick zu, bevor ich wieder Harry anschaue. „Er weiß Bescheid", ist alles was ich sage, bevor ich nach seiner Hand greife und ihn in mein Zimmer ziehe.

Es herrscht Stille im Raum und man könnte eine Stecknadel auf diesen hässlich gemusterten Teppich fallen hören, als die beiden Männer auf meinem Zimmer ein lautloses Duell mit ihren Blicken ausmachen. Sie sitzen beide auf meinem Bett, Harry mit verschränkten Armen vor der Brust und Matt mit zusammen gezogenen Augenbrauen, während ich verwirrt zwischen den beiden hin und her schaue und nicht weiß, was ich tun soll.

Natürlich hatte sich zwischen ihnen nichts verändert, nur weil Harry und ich jetzt... was auch immer sind, doch trotzdem hatte ich gehofft, dass sie zumindest so tun könnten. Offensichtlich sind das vor mir aber keine Frauen, die einander hintenrum hassen und bei jeder Begegnung so tun als wäre alles super. Ihren Hass aufeinander, habe ich von Anfang an nicht nachvollziehen können und ich glaube nicht, dass ich es jemals verstehen werde. Meine beiden Lieblingsmenschen, abgesehen von meiner Familie natürlich, können doch aber nicht auf ewig verfeindet sein?

Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch Matt kommt mir zuvor.

„Ich kann dich nicht ausstehen." Aus seinem Mund klingt das kein bisschen aggressiv oder herausfordernd, sondern einfach nur wie eine schrecklich ehrliche Tatsache.

„Matt!", stoße ich hervor, doch er ignoriert mich. Die beiden haben offensichtlich nicht vor irgendetwas schön zu reden.

„Gut", antwortet Harry in derselben resignierten Tonlage. „Ich dich auch nicht."

„Harry!", meine Anwesenheit scheint keinen der beiden zu interessieren, denn weder hören sie auf sich anzustarren, noch reagieren sie auf mich.

„Dann wäre das schonmal geklärt." Mein Blick huscht zurück zu Matt, der Harry herausfordernd anschaut. „Wenn du ihr weh tust, kannst du was erleben."

Meine Gedanken sind hin und her gerissen, zwischen der Freude über Matt's Sorge und der Tatsache, dass mir nicht passt, wie die beiden miteinander reden. Was fällt ihnen ein so zu tun, als wäre ich nicht da?

„Notiert." Ist alles was Harry dazu sagt, bevor er nickt und Matt seine Hand entgegenstreckt.

„Was... das ist..", stammle ich. „Was zur Hölle passiert hier gerade?"

„Wir werden Freunde", antwortet Matt, als wäre das selbstverständlich und ihr Verhalten das normalste der Welt, bevor er ebenfalls seine Hand hebt und die beiden sich abklatschen.

Überraschung!
Da bin ich schon wieder.

Weil ich so einen Flow hatte, habe ich es doch tatsächlich geschafft ein ganzes Kapitel zu schreiben. Das nächste Kapitel ist sogar schon fast zur Hälfte fertig, allerdings bringt es auch eine gewisse Herausforderung für mich mit sich ;)

Hoffentlich hat es euch gefallen und bis zum nächsten mal.

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