Verliebt in ein Verbrecher

By menoshh

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Hayat und Tarik, auch Bonnie und Clyde genannt. Hayat ist ein beneidenswertes und hübsches Mädchen, Tarik ein... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Neues Buch, es lohnt sich

Kapitel 25

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By menoshh

Lesenacht Teil 2
Nun war es soweit. Heute war die Beerdigung von Selma. Ich richtete Hayats Kopftuch gerade und nahm ihre kalte zitternde Hand in meine. Kader blieb bei Tahani Teyze und ich führte Hayat in meinen Wagen. Nachdem ich den Zündschlüssel ins Loch tat, startete ich das Auto und atmete lang aus. Seit Tagen schwieg sie, aß kaum und war lediglich geschockt, ihre beste Freundin verloren zu haben. Harun ging es Tag zu Tag schlimmer, er war seelisch gekränkt und dachte mittlerweile an den Tod. Er kam ohne Selma garnicht klar, was auch natürlich nachvollziehbar war, da sie wirklich jeden Tag und jede Nacht zusammen waren. Und nun war sie seit Tagen einfach weg.
Beim muslimischen Friedhof angekommen parkte ich und öffnete Hayat die Tür.
"Wir schaffen das", sprach ich zu ihr und nahm ihre Hand erneut in meine. Kleine Schritte machten wir, doch kamen so schnell an. Selmas Familie und Verwandtschaft stand dort bereits, jeder schwarz gekleidet und betrübt. Gesenkte Blicke, jeder in seinen Gedanken wie Hayat, die sich keines Wegen traute, ihre Blicke zu heben. Ich spürte durch ihre Hand, dass sie versuchte, nicht anfangen zu weinen beziehungsweise sich zusammenzureißen. Doch es ging Selmas Eltern scheiße. Sie konnten nicht und weinten.
Die Beerdigung begann, wir holten ihren Sarg ab und auf dem Weg begleiteten uns die Frauen. Selmas Vater, Onkel, Harun und ich trugen den Sarg und es wurden Suren gesprochen. Als Hayat auf Selmas leblosen Körper sah, fing sie an zu weinen. Arm in Arm mit Selmas Mutter stand sie hinten und weinte. Meine Brust schmerzte. Nachdem der Imam fertig war und wir über ihre gute Taten erzählten, legten wir ihren Sarg im tiefen Boden und schütteten Erde darüber. Wir machten Dua. Zuletzt fügten wir ihren Grabstein dazu und es wurden viele Blumen darauf gelegt.
Selma Kayamaz. Sie wurde gerade mal 20 Jahre alt. Ihr Leben hatte gerade doch noch begonnen. Zuletzt blieben nur noch ihre Eltern, Harun und wir beide. Als Letzte legte sie den Blumenstrauß auf die frische Erde und sah zum Grabstein. Eine Weile blieben wir dort. Anschließend verabschiedeten wir uns von ihren Eltern, wünschten ihnen viel Kraft und fuhren zu Harun.
Stillschweigend setzten wir uns im Wohnzimmer hin und ich brachte jeden Wasser.
"Das waren die schlimmsten Stunden, die ich je erlebt habe", sprach Hayat und Harun stimmte mit ein.
"Ich wollte einfach nur drauf springen, als ihr sie in die Tiefe gelegt habt", sagte nun Harun.
"Ihr ist doch bestimmt kalt. Unten im dunkeln, kein Sauerstoff, Kälte und sonst nichts", sprach Hayat unter Tränen und ich zog sie in meine Arme.
Auch wenn sie eine Leiche war, machte sie sich Sorgen, dass ihr kalt sein könnte oder nicht genug Sauerstoff hätte. So sensibel Hayat auch war, wusste ich, dass sie zwei Nächte nicht schlafen könnte, da sie noch nie eine Leiche zu Gesicht bekommen hatte. Die Nacht nach dem Unfall hatte sie ebenfalls kaum geschlafen.
"Sie sah so aus, als hätte sie geschlafen. Am Tag des Unfalls war nur Blut in ihrem Gesicht. Sie haben alles gesäubert und da war nur eine kleine Wunde zu sehen, aber sie sah wie ein friedlich schlafender Engel aus", versuchte Hayat zu sprechen, da ihre Stimme heiser war.
"Ich wünschte ich könnte den ganzen Tag einfach nur vor dem Grab hocken und auf mein Mädchen aufpassen. Egal ob Regen, Schnee oder Naturkatastrophe, hauptsache ich kann meinen Engel schützen", sprach Harun und ein Schmerz machte sich in mir breit. Mein armer Bruder litt so unter diesem Tod.
"Ja, dann wäre sie immer sicher. Nachts ist es immer so gruselig an solchen Orten und obwohl sie immer so tut, als hätte sie nicht Angst, weiß ich, dass sie sich trotzdem fürchtet."
"Ihr kleines Herz schlägt nicht mehr. Unser Baby existiert nicht mehr. Niewieder werde ich die Chance haben, ein Kind zu haben, dessen Mutter Selma Kayamaz ist."
Hayat umarmte ihn von der Seite und wir trösteten uns zu dritt gegenseitig. Am Abend fuhren wir nach Hause. Hayat zog sich ihren Pyjama und ihr Shirt an. Kader holte ich von Tahani Teyze ab, erzählte ihr kurz, wie es war und bedankte mich bei ihr. Hayat blieb im Zimmer, also machte ich Kaders Flasche fertig und fütterte sie. Als sie die Flasche ausspuckte, war sie auch schon satt. Ich dankte Tahani Teyze, dass die Windeln frisch gewechselt wurden genau wie die Kleidung, denn ich konnte sowas nicht. Leicht klopfte ich Kader auf dem Rücken und öffnete die Schlafzimmertür. Hayat freute sich und nahm Kader in ihren Armen. Wenigstens konnten wir uns irgendwie durch Kader ablenken.
Irgendwann schlief jedoch Kader ein und ich schaltete das Licht aus.
"Tarik?", piepste Hayat im Dunkeln.
"Hm?", brummte ich.
"Ich hab Angst", flüsterte sie.
Das hatte ich schon geahnt.
"Komm her", sprach ich rau und sie klammerte sich an mich.
"Die Bilder erscheinen die ganze Zeit vor meinen Augen", sagte sie.
"Ich weiß Hayatim. Das war zuviel für dich, aber es wird sich schon legen. Schließ jetzt deine Augen", küsste ich ihren Scheitel und drückte sie so eng es ging an mir, dass ihre Angst vergeht.
Zwei Tage vergingen. Täglich besuchten wir Selmas Grab und egal um welche Uhrzeit wir uns dort befanden, Harun saß tagtäglich hungernd in der Kälte vor dem Grab und blickte stur aufs Grabstein. Er hatte in den letzten Tagen abgenommen, Augenringe bekommen und sah viel älter aus. So oft hatte ich versucht ihn wegzuscheuchen, doch er konnte über seine Geliebte nicht hinwegkommen. Hayat konnte seit gestern wieder endlich schlafen, da sie ebenfalls an Augenringe zugenommen hatte und ihr dauernd schwindelig wurde. Auch sie aß kaum. Ich ging wie gewohnt zur Arbeit und kümmerte mich den ganzen Tag nach der Arbeit um meinem Bruder und meine Frau.
"Kaderim", rief ich und küsste ihre mini Lippen. Auch Hayat lächelte und schmiegte sich an mich.
"Wieso bist du so spät erst gekommen?", nuschelte sie müde.
"Musste paar Überstunden machen, weil wir soviel zu erledigen hatten. Ich geh mich schnell duschen."
"Wie war Arbeit?", fragte sie, nachdem ich mich auf die Couch setzte und den Kopf in den Nacken legte.
"Anstrengend."
Selbstverständlich war ich nicht wegen den Überstunden zu spät, sondern war auf der Suche nach unseren Tätern gewesen. Wie ich geahnt hatte, steckte Cem, Hayats Bruder dahinter, doch ich konnte es ihr nicht sagen, weil sie sich unnötig schuldig für den Tod von Selma machen würde. Ich wusste bereits, wo er sich befand und müsste nur noch Harun benachrichtigen. Er würde zu Grunde gehen, sterben, denn Harun kannte bei Selma keine Grenzen. Er würde ihn mit eigenen Händen umbringen, doch den Tod hatte er verdient.

Drei Monate später..
Vorgestern war unsere standesamtliche Hochzeit und in einer Woche würden wir islamisch verheiratet werden. Ich war sozusagen auf Papieren seine Frau.
Hayat al-Sayed, es klang so ungewohnt, doch so schön. Tarik war stolz, dass ich nun seinen Nachnamen trug und wir feierten unsere Hochzeit auch mit den wichtigsten Personen. Meine Eltern hatte ich angerufen und gemeint, dass ich nun verheiratet sei. Es war schon schmerzhaft, dass es sie nicht interessierte oder sie nichts weiteres gefragt hatten. Auch ohne Selma war es nichts besonderes, da sie immer für Stimmung sorgte. Es kam mir alles so leer ohne sie vor. Kader war ebenfalls groß geworden. Sie versuchte zu krabbeln und würde bald 10 Monate alt werden. Mit mir und Tarik passierte nicht viel, nur dass wir umgezogen waren. Wir wohnten nun in Koblenz, hatten eine Wohnung und Tarik hatte eine höhere Stelle in einer Firma. Von Harun hörten wir wenig, da er sich nie meldete. Ihm ging es genau wie am Anfang, schlecht. Mittlerweile trank er Alkohol und lauerte in irgendwelchen Ghettos herum. Tarik hatte sich zwei Wochen frei genommen, fuhr nach Köln und bleib bei ihm. Er tat alles, um Harun wieder auf die Beine zu halten, doch es klappte nicht lang. Er rief ihn jeden Abend an, doch er ging nicht immer dran.
Erschöpft kam Tarik mit schlechter Laune nach Hause und duschte sich, während ich Kaders Kleidung wechselte.
Auf dem Balkon rauchte er eine und stoßte auf mich, nachdem er reinkam.
"Willst du nichts essen?", fragte ich ihn, doch er schüttelte seinen Kopf. Er kniete sich zu Kader, die in ihrem Wagen saß und herum fuhr. Lang küsste er ihre Stirn und legte sich breit auf die Couch.
"Ich bin so tot", brummte er.
"Was los?", fragte ich ahnungslos.
"Arbeit. So scheiß anstrengend. Momentan ist soviel los und die Arbeiter fucken mich so ab", zischte er und ich verkniff mir das Lachen.
"Mein Rücken tut so weh, als hätte mich ein LKW überfahren", stöhnte er genervt.
"Soll ich dich massieren?"
"Ich küss dein Auge, wenn du es tust."
Aus dem Bad holte ich Mandelöl, während Tarik sich sein Oberteil auszog. Ich setzte mich auf seinen Rücken und legte meine Hände auf seinen Nacken. Sanft massierte ich seinen angespannten Rücken und er stöhnte, was mich aus dem Konzept brachte. Nachdem Massieren wusch ich meine Hände und mit einem Handtuch über seinen Rücken.
Aus der Küche hörte ich ein Keuchen und rannte ins Wohnzimmer.
"Kader!", schrie ich und rief Tarik.
"Sie kann nicht atmen!", brüllte ich und klopfte auf ihrem Rücken.
Tarik schubste mich zur Seite und machte irgendwelche Übungen, doch sie zitterte und zuckte dauernd.
"Zieh schnell deine Schuhe an", sprach er und lief mit ihr auf seinen Armen raus. Schnell lief ich nach, nahm sie von ihm und fing an vor Verzweiflung zu weinen. Sie bekam zwar Luft, doch so wenig, dass ihre Hautfarbe sich geändert hatte.
Er fuhr so schnell, dass wir in zwei Minuten vor dem Krankenhaus standen und wir reinliefen.
"Hilfe, mein Kind!", rief ich panisch zur Rezeption und sie zeigte mir den ambulanten Bereich. Die Ärzte sahen schon vom Weiten, was vor sich ging und ich legte Kader auf die Liege. Sie gaben ihr eine Sauerstoffmaske und tasteten sie ab.
"Sieht nach einem Erstickungsanfall aus", sagte der Doc und Tarik und ich atmeten erleichtert aus. Er hatte Schweißperlen an seiner Stirn kleben. Kader sah geschwächt zur Decke. Der Anblick schmerzte so. Nach einer Untersuchung wurde festgestellt, dass es sich um einen Erstickungsanfall gehandelt hatte und ich ein Medikament bekam. Es war also etwas harmloses, was jedem passieren könnte, auch wenn ich beinahe einen Herzinfarkt hatte.
Tarik nahm Kader, die ihren Kopf auf seine Schulter legte und zu mir sah. Ihre Locken fielen über ihr Gesicht, die Tarik nach hinten legte und ihren Scheitel küsste.
"Alles gut Frau al-Sayed. Ich kann sie beruhigen", lachte nun der Arzt.
"Gut, danke."
Wir verließen das Krankenhaus nach erst ein und halb Stunden.
"Ich war noch nie im Leben so geschockt", sagte er und fasste sich an sein Herz.
"Lass mich fahren."
"Du hast kein Führerschein."
"Ist doch egal."
"Wehe meinem Baby passiert was", mahnte er mich und schnallte Kader an. Vorn setzte er sich und ich startete den Motor.
Diese fünf Minuten waren die schlimmsten. Dauernd meckerte er über irgendwas und ich versprach mir selbst, niewieder mehr sein Auto zu fahren. Kader schlief und ich legte sie vorsichtig ins Bett. Die komplette Nacht blieb ich wach, um nach ihr zu schauen, doch sie schlief friedlich und es ging ihr zum Glück gut. Tarik ging arbeiten, während ich mit Kader durch die Innenstadt kutschierte und mir neue Kleidung anlegte. Ich hatte das Gefühl, das er mich garnicht mehr so sexy wie damals fand. Und ich persönlich musste zugeben, dass ich wenige Kilos zugenommen hatte. Deshalb kaufte ich mir Reizunterwäsche und sämtliche Nachtkleider.
Eine Woche später:
Mit einem Lächeln im Gesicht verließen wir die Moschee und er küsste meine Stirn.
"Wir sind jetzt eins", lächelte er und ich nickte.
Zuhause angekommen beglückwünschte uns Harun, der mit Kader auf dem Arm zu uns sah.
"Wie läufts in Köln?"
"Alles beim Alten, nur dass ich jetzt in der Bar arbeite."
"Besuchst du immernoch Selmas Grab?"
"Jeden Tag."
"Wie geht es ihrer Familie?"
"So langsam haben sie begriffen, dass es vorbei ist. Sie denken noch an sie, aber kommen zurecht."
"Und du?"
"Auch."
"Sei ehrlich", sprach Tarik ernst und nippte an seinem Cay.
"Scheiße lan. Ich komm nicht klar ohne sie. Ich vermisse diese Frau so abgöttisch. Es tut so weh Bruder."
Leise lauschte ich deren Gespräch und war dem Heulen nahe.
"Harun denk daran, dass du noch jung bist und naja wie soll ich es dir bloß sagen? Du kannst nicht dein lebenlang single bleiben und Kinder möchtest du doch auch eines Tages? Du hast noch Zeit, aber zieh nicht alles in die Länge. Du hast sowas mieses echt nicht verdient, aber dieser Hurensohn bereut es selbst. Es liegt momentan alles in meinen Händen und ich räche mich so gut ich kann, aber versprich mir, dass du alles im Griff bekommst und versuchst über sie hinweg zu kommen."
Von Harun kam nichts und sie änderten das Thema. Kader schrie am Spieß und ich wechselte ihre Windel. Ihre Haare waren so lang und lockig, vorallem so voll und voluminös. Nachdem Harun ging kam Tarik ins Schlafzimmer und legte sich müde zu mir.
Er nahm Kader und spielte mit ihr. Laut lachte sie und ich machte Videos.
"Verrückte", kitzelte er sie und sie kicherte.
"Willst du nicht schlafen?", fragte er mich und küsste meine Stirn.
"Doch, aber Kader ist hellwach", sprach ich und lehnte meinen Kopf an Kaders.
[...]
Das stürmiche Klingeln ließ mich laut seufzen.
"Warte doch!", schrie ich von der Küche, doch es hörte nicht auf. Mit dem nassen Kochlöffel machte ich die Tür auf und mir stockte der Atem. Plötzlich fühlte ich mich so schwach, dass der Kochlöffel aus meiner Hand fiel und ich die Hand auf meinem Mund legte.
Er war es tatsächlich.
___________________
Wer denkt ihr ist es? Schreibt es in den Kommentaren.

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