Kapitel 12

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Ich hatte Tarik für sein Angebot auf einen neuen Job abgesagt, denn ich würde stattdessen in der Bar arbeiten. Ja, ich würde wenig verdienen, aber ich würde niemals dort zurecht kommen, da ich nicht dazu ausgebildet war und ich in so einer Firma einfach nicht arbeiten wollte. Desweiteren hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich arbeitete seit zwei Tagen in dieser Bar als Kellnerin und es war garnicht so schlimm. Als Tarik dies erfahren hatte, war er schon etwas sauer, aber akzeptierte meine Entscheidung und hockte hier in der Bar herum, warum auch immer. Als Start arbeitete ich sieben Stunden von Montags bis Freitags.
Nachdem ich Feierabend hatte, öffnete ich meine Haare und trat in die wehende Luft, die mir das Ausruhen für meine Haut schenkte und ich behutsam meine Augen schloss. Meine Beine taten von dem ganzen hin und her weh. In der Stadt war heute überraschenderweise viel los, also drängte ich mich schnell an die Menschen und fuhr mit dem Bus Richtung Nachhause. Angst hatte ich, alleine rauszugehen, aber niemand könnte wie eine Mutter mit mir mit gehen. Ich musste mich selbst auf die Beine stellen und war eine erwachsene Frau.
"Hayat", hallte es hinter mir und ich wusste sofort wer es war.
"Tarik", drehte ich mich um.
"Lass mal bitte was unternehmen", schmollte er und legte seine Hand auf meine Schulter.
"Was denn?", richtete ich unsicher meine Haare.
"Es ist schon spät", sah ich auf mein Handy. Er nahm stur meine Hand und zog mich nach draußen. Ich entzog mich der Hand und ging stattdessen mit den Krücken.
"Und es regnet."
"Es nieselt", korrigierte er mich und zog mich mit sich.
"Wohin gehen wir überhaupt?", lachte ich, denn seine Miene sah zum totlachen aus.
"Weiß ich selber nicht, aber mir ist heute so langweilig. Ich wusste garnicht was ich tun soll und weil ich ja weiß, dass du keine Hobbys hast, hab ich mir gedacht, mit dir den Tag zu verbringen."
Idiot dachte ich mir, doch es fing an stärker zu regnen und somit zog er mich unter einem Dach.
"Dann warten wir eben", hauchte er, als ich gegen seine Brust knallte und knallrot und nervös hoch zu ihm sah.
Plötzlich verlangsamte sich alles. Meine Ohren hörten nurnoch ein leises Rauschen und mein Körper, mein Inneres war auf ihn fixiert, auf Tarik. Auf den jenigen, der mich zu sich gezogen hatte und meinen Oberkörper an sich drückte. An den, der seinen Atem gegen meine Lippen richtete und ich nervös meine Lippen anfeuchtete, um diese unangenehme Lage zu ignorieren. Wie gewohnt sah ich ihm in die Augen, doch seine sahen abwechselnd zu meinen Augen und Lippen umher, als müsste er sich hier und jetzt entscheiden, was richtig und falsch ist, was er tun soll. Die Lücke zwischen unseren Lippen wurde immer niedriger. So niedrig, dass ich automatisch meine Augen schloss und seine warmen Lippen sich mit meinen zusammenlegten. Die Lücke hatte sich geschlossen und es fiel mir so schwer, ihn zu küssen, da ich mich nicht auf die Zehenspitzen stellen konnte, doch er neigte seinen Kopf tiefer, legte die Hand hinter meinem Kopf und küsste mich, als wäre es unser letzter Kuss. Mein Verstand schaltete ab, es gab nur meinen Herz, der die Befehle gab und ich diesen Kuss von der ersten Sekunde an erwiderte. Ich in diesem Kuss all meine Gefühle gegenüber ihm schilderte und er genau dies tat, seine Gefühle zeigen. Wie lange kannten wir uns schon? Mehr als ein halbes Jahr und schon enstanden diese Gefühle?
Nachdem wir uns lösten, wich ich seinen Blicken aus und distanzierte mich seinen Berührungen. Es war falsch. Ich hätte es nicht tun dürfen. Damit hatte ich ihm meine Liebe bestätigt. Er atmete kurz aus und fand mit seiner Hand den Weg zu meiner heißgebrannten Wange.
"Ich liebe dich", hörte ich aus seinem Mund wie ein Hauch.
Mit offenem Mund und großen Augen sah ich hoch zu ihm und blickte ihn so an, als würde ich es ihm nicht ankaufen wollen.
Ich liebe dich?
"Du."
Ich brach ab. Ich wollte raus aus dieser Situation.
"Ich liebe dich Hayat."
Er kratzte sich verlegen an seinen Nacken.
Er lügt.
Es ist einer seiner Maschen.
Einem Player huschen diese Wörte ständig auf der Zunge.
Denk dran, dass du ein großes Geheimnis hast.
Er liebt dich nicht.
"Und ich schwöre dir, dass ich es ernst meine", sprach er todesernst.
"Werd mein Mädchen."
Mit schnellen Atemzügen sah ich hoch zu ihm.
Wieder senkte ich meine Blicke und hatte wegen ihm kaum die Zeit nachzudenken, doch noch nie hatte ich solche Wörter wie diese aus dem Mund von Tarik gehört. Sie rührten mich zutiefst und er klang ehrlich.
Seine Hände umhüllten meine zierlichen Hände und wärmten diese in diesem Wetter auf.
Ohne zu überlegen, weil ich bereit war, seine Liebe zu erwidern, umarmte ich ihn schleunigst und musste lächeln.
Erleichtert atmete er aus und hob mich.
Einen dicken Kuss drückte er auf meine Wange, weswegen sein Bart meine Wange kitzelte und ich kurz kicherte.
"Hayat Ates gehört offiziell mir!", jubelte er, als hätte er einen Nobelpreis oder sonst etwas erhalten.
Wir waren zusammen, ein Paar. Zwei verbündete Menschen. Kaum zu realisieren dass Hayat Ates und Tarik-al-Sayd ein Paar waren. Sie sich vor wenigen Minuten geküsst hatten. Obwohl sie sich anfangs gehasst hatten, aber Tarik so nett zu ihr wurde und sich beide zu einem Paar entwickelten. In nur einem halben Jahr.
Wir spazierten Hand in Hand herum.
Fünf Tage vergingen...
Meinen Gips hatte ich in dieser Zeit abbekommen und so langsam bereute ich es die Beziehung mit Tarik eingegangen zu sein. Es lag an mir. Ich war schwanger und bald würde er es selbst an meinem Bauch bemerken. Ich bin keine Jungfrau. Er weiß von nichts, aber ich traute mich nicht, mit ihm offen über diesen Themenbereich zu sprechen. Abed hatte an Tag eins von unserer Beziehung erfahren und hielt sich fern von mir.
"Ich hab dir gesagt, halt dich fern von ihm", waren seine Worte, doch ich war zu naiv. Mit Bilal war ich weiterhin befreundet, aber eher handelte es sich um eine distanzierte Freundschaft auf Nachbarebene. Gerade war ich mit Tarik in der Stadt, um die Zeit zu vergessen. Eins hatte ich in diesen fünf tagen festgestellt, ich liebte ihn enorm. Ich war von Kopf bis Fuß in ihn verliebt und so wie ich seine Liebe zu spüren bekam, schien es ihm nicht anders zu gehen.
Wir stiegen in sein Auto und fuhren zu ihm nach Hause, weil wir Pizza bestellen würden und gleich ein Film auf RTL 2 laufen würde, den er nicht verpassen wollte.
Nachdem Werbung war, kam die Pizza, die hauptsächlich ich nur aß und mich ehrlich gesagt schämte.
"Fettsack", sah er grinsend mit Schlitzaugen zu mir.
"Du kannst mich nicht provozieren Tarik."
Nach zwei Stunden wurden wir beide müde vom Film, obwohl er interessant war. Vielleicht jedoch lag es einfach daran, dass es stockdunkel war und wir in der Decke lagen. Desweiteren war es ruhig, nur der Fernseher lief.
"Schlaf ruhig hier", hauchte er.
"Ich hab keine Schlafsachen."
Plötzlich zog er sich sein Shirt aus und warf es zu mir.
"Jetzt hast du etwas."
"Umdrehen."
Er gehorchte.
Schnell zog ich mein Oberteil aus und ließ seins über meinen Oberkörper streifen. Es war noch warm.
"Hast du eine Jogginghose?"
"Zieh doch einfach die Hose aus. Schließlich bin ich dein Freund", grinste er. Wie ein Kind einfach.
Seufzend zog ich die Jeans aus und zog das Oberteil tiefer, damit meine Beine nicht ganz zur Geltung kommen.
Er legte seinen Arm um meine Schulter und folgte mir ins Schlafzimmer.
"Lass das Licht an", sagte ich rechtzeitig.
Stirnrunzelnd sah er mich an.
"Hast du Schiss?"
"Nicht Schiss, ich schlafe nicht im Dunkeln", stotterte ich nervös und sank meine Blicke.
"Hayat", lachte er.
"Gib es doch zu, dass du Angst hat", schüttelte er lachend seinen Kopf und legte sich neben mich.
Statt dem Licht machte er die Lampe neben sich an und ich schmiegte mich an seine Brust. Seine kräftigen Arme legte er um mich, als würde mich etwas klauen wollen, doch er würde es nicht zulassen wollen.
"Gute Nacht Nefesim", küsste er meine Stirn und ich fühlte ich in seinen Armen wie Zuhause.
[...]
"Tarik Stop!", schrie ich und sprang vom Sitz.
Augenblicklich brach ich mein Gegessenes aus mir und spuckte den Rest aus mir.
"Scheiße man, sollen wir nicht lieber zum Arzt."
Immernoch war ich hingekniet und er hinter mir, seine Hand an meiner Schulter und sein prallender Atem an meinem Nacken. Stur schüttelte ich den Kopf. Es war noch nicht alles raus, das fühlte ich.
"Hayat gehts dir gut?"
Zügig nickte ich und er wusch mit einem Taschentuch um meinen Mundbereich.
"Sorry", piepste ich.
"Für sowas doch nicht. Du kannst doch nichts dafür", sprach er besorgt.
"Du bist blass. Sicher, dass wir nicht zum Arzt sollen?"
Sofort nickte ich, denn es würde nichts nutzen. Er würde sich umsonst Sorgen machen, obwohl es daran lag, dass ich schwanger war.
"Ich will nach Hause."
Schleunigst nickte er und setzte mich ins Auto.
Er gab Gas. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich sein Auto vollkotze, doch für diesen diesen teuren Schlitten hatte er sich wohl ganz schön ins Zeug gelegt.
Angekommen blieb er im Auto und ich stieg die Treppen hoch. Mir ging es scheiße.
In den nächsten Tagen hatten wir wie jeden Tag etwas unternommen, nur war Distanz in unsere Beziehung eingekehrt. Vielleicht hatte er einfach schlechte Laune oder sonst was, doch unsere Liebe zueinander war die Gleiche.
Nachdem dieser Monat vergangen war, waren wir unzertrennlich. Es herrschte eine perfekte Bindung zwischen uns. Der nächste Monat näherte sich dem Ende. Wir waren glücklicher als wir sein konnten, doch mein Bauch hatte an Gewicht zugenommen. Es zeigte sich bereits eine kleine Wölbung, doch da ich lockere Sachen trug, kam nichts zur Geltung.
"Du Idiot!", schrie ich lachend und lief ihm hinterher, als er mich mit Eis vollkleckerte und dreist weglief.
Wir machten uns einen schönen Tag und dann ging ich auch wieder. Ich arbeitete immernoch in der Bar und hatte deutlich Geld zusammen. Tarik zahlte meine Migränetabletten, obwohl es garnicht nötig war, doch ich musste sagen, dass mir ein Stein vom Herzen gefallen war, als ich diese paar Euro sparrte.
Abed stand vor meiner Haustür. Verwirrt ging ich auf ihn zu und ließ mich von ihm in den Arm nehmen.
"Wie geht es dir?", fragte er leise und sah zu meinem Bauch.
"Gut dir?"
"Gut. Wie läuft die Schwangerschaft?"
"Gut."
"Hayat. Tarik wird es herausfinden. Wieso sagst du es ihm nicht?"
"Abed er wird mich verlassen."
Traurig sah ich ihm in die Augen. Der Gedanke würde mich zerstören.
"Ich hatte dir gesagt, du sollst dich von ihm fern halten. Hayat, er ist nicht der, für den du hälst."
"Dann rede Klarwort! Jeder, sogar Selma sagt es mir, doch niemand nennt mir den Grund."
"Liegt es an mir?"
Sofort schüttelte er seinen Kopf.
"Schrei nicht. Es schadet der Kleinen."
"Das Geschlecht steht nicht fest."
Kurz lächelte er, doch mir war nicht lächeln zumute.
"Ich halte mich aus eurer Beziehung raus, aber wie wirst du ihm das verschweigen?"
"Ich werde schon irgendwie mit ihm reden."
"Ich steh immer hinter dir."
"Irgendwas ist faul", sagte ich, als wir uns umarmten.
[...]
"Hey", sprang ich ihm in die Arme und bekam einen dicken Kuss auf die Lippen.
Seine Hände wanderten unter meinem Shirt und ich zuckte zusammen.
"Arschloch!", nahm ich seine kalten Hände weg. Meine Haut war echt empfindlich, wenn es um kalte Hände ging, besonders mein Rücken und mein Bauch.
Sein Dauergrinsen verwandelte sich zu einem Lachen und ich spürte seine Brust vibrieren.
"Kommst du heute mit?"
"Wohin?", lächelte ich verträumt und sah hoch zu ihm.
"Ich hab ein Rennen zu gewinnen."
Abrupt nahm ich meine Arme von ihm und mein Lächeln vereiste. Mein Herzklopfen wurde immer und immer wieder schneller.
"Du nimmst an diese Rennen noch teil?", fragte ich unglaubwürdig und trat einen Schritt zurück.
"Ohne mich findet sowas erst garnicht statt, was denkst du?"
"Tarik", sagte ich leise und sammelte mich.
"Sagmal willst du sterben?", schrie ich aus der Fassung.
"Deine Feinde sind deine Konkurrenten und du fährst im Rennen gegen die? Du tickst nicht mehr richtig."
"Weißt du wieviel Kohle bei so einem Rennen rauskommt? Außerdem siege ich sogut wie immer."
"Sei dir da nicht so sicher Tarik. Du gehst dort heute nicht hin."
"Aber heute ist einer der wichtigsten Rennen."
"Das ist mir egal. Du gehst da nicht hin. Punkt."
Er wurde wütend und seine Augen trafen meine.
"Ich bin kein Baby, dass du entscheiden musst."
"Ich bitte dich. Wenn du kein Baby bist, dann solltest du wissen, wie gefährlich illegale Rennen sind. Und ich erfahre erst jetzt, dass mein Freund an diesen Rennen teilnimmt."
"Hayat du laberst zu viel Dreck."
Gereizt atmete ich aus.
"Dreck?", lachte ich sarkastisch.
"Du bist Dreck", sagte ich außer Fassung und betonte das bist.
"Soll ich dir mal was sagen?"
"Was?"
"Du siehst so süß aus, wenn du sauer bist. Richtig sexy", zog er mich danach zu sich.
Wütend schnaubte ich nach Luft und entzog mich seinen Griffen.
"Du verdammter Idiot? Was -
Mit einem Male packte er meinen Kopf zwischen seinen Händen und küsste mich.
Mit aufgerissenen Augen sah ich zu ihm, doch schloss sie und küsste ihn. Schnell aber löste ich mich von ihm und schlug ihm auf die Brust.
"Komm heute mit. Du wirst sehen, wie harmlos es ist."
Ich wollte etwas sagen, doch er sprach dazwischen.
"Und jetzt reden wir über etwas anderes Mademoiselle. Lass uns schick essen gehen, wie es diese eleganten Paare tun."
"Wenn du mich jetzt in eine Döneria schleppst, ist dein Kopf weg."
"Nein. Vallah diesmal nicht", lachte er und wir traten spontan in ein berühmtes, köstliches, doch in das überteuerte Restaurant.
Nach drei Portionen plus Nachtisch waren wir auch schon in zwei Stunden fertig und es wurde dunkel. Mir war übel, aber ich versuchte so gut wie möglich, nichts aus mir rauszubrechen, denn sonst wäre ich die jenige, die eine Notlüge erfinden müsste und Tarik war schlau genug, um meine Schwangerschaft aufzudecken.
Wir amüsierten uns in der Shishabar und danach dachte ich, er würde mich nach Hause fahren, doch da hatte ich falsch gedacht, denn er nahm es mit dem Rennen völlig ernst.
Er hielt eine Rede, das es harmlos sei und ich als seine Freundin zusehen wollte. Ein mulmiges Gefühl überkam mich, denn er tat falsche Dinge. Es könnte im schlimmsten Falle sogar tödlich enden, doch ich konnte ihn nicht mit meinen Argumenten überzeugen. Wir kamen recht schnell an und der erste Merkmal, der meine Gefühle widerspiegelte, war meine Gänsehaut. Etliche Menschenmassen waren verteilt und trödelten herum, anscheinend waren sie auch wie Tarik aufgeregt. Ich wollte nicht urteilen, doch die Mädchen sahen nicht wie vernünftige Engel aus und das trat mich in die Eifersucht. Tarik war so oft hier hatte er mir erzählt und diese Mädchen ebenfalls. Plötzlich trafen sich bekannte Augen. Meine Augen und die Augen seiner Ex, die mal Milkshake über mich geschüttet hatte und ich mich hochkant blamiert hatte.
"Hoe", flüsterte ich ganz leise vor mich hin, denn ich wurde wütend.
Ein weiteres Zeichen war meine Nervösität, trotz, dass Tarik meine Hand in seine große hielt und wir nebeneinander gingen, doch diese Menschen um mich herum, jeder von ihnen sah mich entweder wütend oder grinsend an. Die wütenden waren wohl so gesehen seine Feinde, die grinsenden seine Freunde oder ähnliches. Plötzlich donnerte es und ich dachte ernsthaft es wäre eine Bombe geplatzt. Er bemerkte mein starkes Zucken, ließ meine Hand los und drückte mich seitlich zu sich.
"Es ist nur bisschen Gewitter", hauchte er und küsste anschließend meinen Kopf.
Seine Blicke sahen auf die seiner Ex, die ihn verliebt, aber enttäuscht ansah. Und wenn sie mich ansah, wurden ihre Gesichtszüge zum Teufel. Er führte mich zu seiner Clique. Bekannte Gesichter aus der Shishabar waren das. Fast jeder von ihnen hielt einen Motorrad oder so in der Hand.
"Moment Mal. Fährt ihr mit dem Motorrad rennen?", fragte ich frustriert und mir fiel das Atmen schwer, als er grinsend nickte.
Mit meinen Händen drückte ich gegen seine Brust und schob ihn nach hinten.
"Tarik bitte. Hör auf mich und lass dieses Rennen. Ich hab so ein scheiß Gefühl", flehte ich ihn mit einem bittenden Blick an.
"Nefesim, nur dieses Mal. Das ist das wichtigste Rennen okay? Hier werden die besten gegeneinander konkurrieren. Nur dieses Mal, okay?"
Sanft küsste er meine Lippen und ich bemerkte die Blicke von seiner Ex auf uns.
"Lass es in der Öffentlichkeit", flüsterte ich beschämt und er lachte darauf hin. Eine halbe Stunde verging. In dieser halben Stunde wurde alles organisiert. Jetzt standen Tarik und die restlichen Gegner nebeneinander mit ihrem Motorrad unter sich. Ich betete zu Allah, dass er gewinnt und für immer die Finger davon lässt, aber auch, dass er sich nicht verletzt und dieser Punkt war meine größte Sorge.
Ein kurzes Lächeln zwang sich auf meinen Lippen, als er zu mir sah und er mich stolz anguckte. Ich liebt diesen Mann. Er gab mir ein Zeichen zu sich zu kommen und tatsächlich lief ich auf ihn zu.
"Du willst mir jetzt nicht sagen, dass ihr ohne Helme fährt."
"Jammer nicht rum Mutter Theresa."
Erneut küsste er meine Mundwinkel um die zehn Mal und zog mich vor sich aufs Motorrad.
Er wollte noch weiter machen, doch der Pfiff wurde gegeben und ich trennte mich von ihm.
"Viel Glück", lächelte ich ihn an und drehte ihm den Rücken zu.
Wieder sah seine Ex zu mir, doch wie gekonnt ignorierte ich diese Schlange.
Es wurde bis drei gezählt und schon fuhren alle in schnellem Tempo davon. Es würde nur eine Runde sein, doch es war eine große Runde. Es war dunkel und er trug keinen Helm.
"Hayat", hörte ich arrogant hinter mir und spürte die Hand dieser Furie auf meiner Schulter.
"Finger weg du Ekel", schlug ich ihre Hand weg und drehte mich zu ihr.
"Sehnst du dich so sehr nach meiner Anwesenheit?", fragte ich grinsend.
"Schlam-pe", spuckte sie aus sich.
"Dein Freund hat mich letzte Woche durchgenommen."
Sie kam meinem Ohr näher.
"Ich konnte mich am nächsten Tag kaum auf Beinen halten", lachte sie.
Ich hielt inne.
"Wie dumm muss man bloß sein, um jemanden stolz zu erzählen, dass man Sex hatte. Erzähl keinen Mist und verpiss dich du ahnungslose Kahbe", schubste ich sie nach hinten. Ich würde keine Schlägerei beginnen, doch dass was sie gesagt hatte, hatte mich zur Weißglut gebracht und ich wusste nicht recht, ob sie recht hatte oder nicht und das war offensichtlich ein Zeichen dafür, dass ich ihm wegen seinem Ruf nicht vertrauen konnte.
Als ich mich umdrehte, hörte ich keinen Mucks mehr von ihr und gleich würde Tarik erscheinen. Schon vom Weiten sah ich ihn und er war knapp der erste, jedoch war ein weiterer Junge neben ihm und beide sahen sich grad nicht freundlich an. Ich feuerte ihn an und Tarik gewann mit einem knappen Meter vor dem Jungen. Plötzlich raste der Junge sein Motorrad gegen Tariks und ich hörte einen lauten Knall, wie Tarik seitlich mit dem Motorrad zu Boden gescheleudert wurde. Der Junge ebenfalls bekam keine Kontrolle mehr über sich und wurde brutal zu Boden gerissen.
Geschockt realisierte ich es nach wenigen Sekunden und lief so schnell ich konnte zu Tarik, vor dem sich alle Menschen versammelt hatten und ich ihn erst garnicht sah.
"Tarik!", schrie ich und schubste die Menge von mir.
Angekommen sah ich ihn völlig zerstört auf dem Boden liegen.
"Tarik!", schrie ich weinend und kniete mich zu ihm.
Zitternd hob ich ihn und legte seinen blutigen Kopf auf meinem Schoß.
"Ruft einen Krankenwagen!", schrie ich in die Menge und versuchte die Blutungen auf seinem Kopf zu stoppen, indem ich mein Shirt daran hielt, doch in Binnen von Sekunden waren meine Hände voller Blut. Und obwohl ich die Sorte Mensch war, die soviel Blut nicht sehen konnte, riss ich mich zusammen, atmete tief durch drückte seinen Kopf gegen meine Brust, denn ich war wie versteinert, als ich Tarik-Al-Sayd zum ersten Mal in so einer schlimmen Situationen erlebte.

Verliebt in ein VerbrecherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt