Flügel - Islands Hoffnung (Fl...

By niki53

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Holly hat endlich ihren Schulabschluss in der Tasche. Doch sie hat auch ihre Eltern und ihre Freundin Mary ve... More

Prolog
Begegnungen
alte Bekannte
Freunde?
Ungewollte Gäste
Morde
Blaue Flügel
20 Jahre und keinen Tag länger
Politik, die Welt und Freundschaft
Geschichten und Gedanken
Veränderungen
zwischenmenschliche Beziehungen
Nelly Desirée McJoy
Unerwartetes von einer Königin
Mein ...?
Ausflüge
Abschluss
Wattys2016
Girl With The Broken Heart
isländischer Mai
Versprechen
Aus zwei mach drei
Alt und Jung
Veränderung und Abschied
Die letzte Ehre
Lange nicht gesehen
Epilog
Danksagung

Ankommen

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By niki53

Ich saß auf dem Sofa und starrte in das Kaminfeuer. Ich hatte meine Beine an meine Brust gezogen und mir eine warme Kaschmirdecke um die Schulter gelegt. Der Winter kam in Island noch früher als in Schottland.

Ich hatte es mir hier, in dem kleinen Cottage, das Ejana mir geschenkt hatte, gemütlich eingerichtet. Ich war glücklich hier. In England würde mich alles an Mum und Dad erinnern. Unser Anwesen gehörte jetzt zwar mir, aber ich benutzte es nicht. Ich wollte es Ellie zu ihrem 17. Geburtstag schenken. Apropos Ellie. Ich hatte ihr schon viele Briefe geschrieben, doch sie antwortete nicht. Ich wusste, dass sie die Briefe bekommen hatte. Alice hatte es mir geschrieben. Ich war ihren Eltern so dankbar, dass sie Ellie aufgenommen hatten.

Jetzt war es schon Mitte September. Ellie hatte wieder Schule. Ich vermisste sie. Dan sah ich oft. Sophia kam oft bei mir vorbei, um mir beizubringen, wie Engel ihre magischen Fähigkeiten einsetzten. Danach ging ich oft noch mit zu ihr und ich sah Dan.

Die magischen Fähigkeiten von Engeln waren interessant. Engel brauchten keinerlei Hilfsmittel wie beispielsweise Zauberstäbe. Mit ihren bloßen Gedanken und Handbewegungen konnten sie Einfluss auf die Elemente nehmen, Dinge bewegen und verändern. Es war eine wunderbare Magie, fand ich.

Es klopfte an der Tür und ich schreckte auf. Ich hatte das Cottage gleich nach meinem Ankommen hier in Island mit dem Fidelius Zauber gesichert. Ich wollte nicht plötzlich Besuch von Todessern oder so bekommen. Ich stand auf und ging zur Tür. Durch das Fenster sah ich Sophias rote Lockenmähne.

„Wer ist da?", fragte ich, sicher war sicher. „Sophia Jana Casement-Snowflake", antwortete sie. Sie war es. Ich spürte, dass sie die Wahrheit sagte. Ich öffnete und ließ sie ein.

„Hey Holly, wie geht's?", begrüßte sie mich. Ich schloss sie in meine Arme. „Gut, wie immer halt. Und dir?" „Auch. Wieso fragst du eigentlich immer wer vor der Tür steht. Du siehst es doch durch das Fenster, oder?", fragte sie. Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf das Sofa. Ich rief Tassen, eine Kanne Schwarztee und Milch herbei. Dann erklärte ich es ihr: „Du weißt, dass ich das Haus geschützt habe und eigentlich kann niemand es finden, außer den Leuten, denn ich es gesagt habe. Aber ich will lieber auf Nummer sicher gehen, weißt du? Deshalb frage ich immer wer da ist. Ich spürte irgendwie, ob derjenige die Wahrheit sagt oder nicht." „Ah ok, lieber auf Nummer sicher ist glaube ich bei der Situation in deiner anderen Welt besser. Ich weiß, wieso du spürst, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Ich kann es auch. Ich habe dir von der Magie, die Engel besitzen erzählt. Wir beide sind Mitglieder der Casement-Familie. Noch ist unser Großvater der König, von daher besitze ich sie auch noch. Wenn du hoffentlich Königin wirst, werde ich die Gabe automatisch verlieren. Es ist eine Gabe, die es nur in der Casement-Familie gibt und auch nur bei dem Oberhaupt und seinen direkten Nachfahren. Wenn das Oberhaupt wechselt, verlieren die anderen Verwandten diese Gabe." Ich nickte.

Sophia und ich saßen oft zusammen. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Hier in Island kannte ich noch nicht sehr viele Leute, von daher fand ich es immer wieder gut, wenn Sophia vorbei kam.

Gegen Abend stand Sophia auf. „Kommst du noch mit zu uns? Abendessen?", fragte sie. Ich nickte und wir gingen zur Haustür. Ich griff mir eine warme Jacke vom Hacken und wir verließen das Haus. Ich schloss magisch ab. Dann teleportierten wir uns zu Tante Asti. Sophia hatte ihre Ausbildung and der Academy of Angels zwar schon beendet, sie wohnte aber immer noch zu Hause.

Kaum hatten wir den Salon betreten rannte Dan auf mich zu. „Hollyyyyyy!", rief er. Ich breitete die Arme aus und der 6 Jährige sprang mir in die Arme. Ich wirbelte ihn lachend durch die Luft. Dann klammerte er sich an mich und ich folgte Sophia lachend ins Esszimmer. Dort setzte ich ihn auf einem Stuhl ab und setzte mich auf den Nachbarstuhl.

„Na Dan, was hast du heute so gemacht?", fragte ich ihn. „Ich war mit Tante Asti in den Ställen! Ich saß auf Foxy! Bald darf ich sogar auf ihr reiten!", erzählte er begeistert. Ich lächelte. Foxy war die gescheckte Stute von Tante Asti und Onkel Angus. Sie war ruhig und Asti hatte mir gesagt, dass Dan bald auf ihr reiten lernen würde. Dann fragte Dan etwas, das mich kurz aus der Fassung brachte.

„Kommt Ellie bald mal vorbei?", er sah mich an. Ich schwieg. Was sollte ich ihm jetzt sagen? Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass Ellie nicht mehr mit mir reden wollte, oder? „Weißt du Danny", fing ich an, „Ellie geht noch nach Hogwarts, wie ich damals. Sie muss sehr viel für die Schule machen, weißt du? Wenn du willst, können wir ihr heute Abend einen Brief schreiben. Vielleicht kann sie uns in den Ferien mal Besuchen, was meinst du?" Dan nickte.

Asti kam ins Esszimmer. Sie trug eine Schüssel mit Kartoffeln. Sophia folgte ihr und stellte eine Platte mit Braten auf den Tisch. „Holst du Angus, Dan?", fragte Asti. Dan nickte und sprang auf.

„Hallo Holly, schön dich zu sehen.", begrüßte mich Asti. Ihre Stimme war ruhig und sanft. „Freut mich auch. Danke für das Essen." „Immer wieder gerne."

Nach dem Essen diktierte Dan mir einen Brief an Ellie. Sophia hatte mit Papier und einen Kugelschreiber gegeben. Kugelschreiber waren wirklich praktisch. Irgendein nichtmagischer Mensch hatte ihn erfunden, ich hatte den Namen vergessen.

Liebe Ellie,

ich vermisse dich. Willst du in den Ferien mal bei uns vorbei kommen? Es wäre echt cool! Holly würde dich auch abholen. Bitte, bitte, bitte!!! Ich muss dir sooo viel erzählen.

Dein Dan

PS: Er fragt die ganze Zeit nach dir. Bitte sage zu. Ich vermisse dich auch.

Holly

Ich faltete das Papier zusammen und steckte es in einen Umschlag. Dan schrieb Ellies Namen darauf. Ich nahm eine brennende Kerze und tropfte etwas von dem Wachs auf den Umschlag. Vorsichtig presste ich meinen Siegelring, den ich von Ejana bekommen hatte, darauf. Dann steckte ich den Umschlag in meine Jackentasche.

„Ich schicke ihn ab, wenn ich zu Hause bin, ok?", sagte ich zu Dan. Er nickte. Ich umarmte ihn noch einmal und verabschiedete mich dann von Asti und Angus. Sophia begleitete mich noch zur Tür. Dort schloss ich sie in eine Umarmung. Dann verließ ich das Grundstück und teleportierte zurück. Mikrovolant war eindeutig angenehmer als Apparieren. Es gab kein unangenehmes Gefühl, wie durch einen Schlauch gepresst zu werden, stattdessen spürte man einen sanften, wärmenden Wind.

Als ich wieder mein Cottage betrat, schickte ich sofort den Brief ab. Die Eule würde den Weg nach Schottland über Nacht schaffen.

Ich ging in mein Schlafzimmer und zog mich um. Dann kuschelte ich mich in mein breites Bett. Das silberne Licht des Mondes fiel durch das Fenster auf das Fußende meines Bettes. „Remus...", flüsterte ich leise. Dann schloss ich die Augen und schlief ein.

Ich überhörte meinen Wecker am nächsten Morgen und schlief bis 10 Uhr. Als ich hinunter ging, sah ich einen Luchs vor dem Cottage sitzen. Ich öffnete die Tür und trat heraus. Es war ein Weibchen. Als sie mich sah kam sie auf mich zu. Als sie vor mir stand, erkannte ich sie.

„Lynn?", fragte ich. „Ja, Holly.", begrüßte sie mich. „W-Wie kommst du nach Island? Du musstest über tausend Kilometer schwimmen... Und wo sind deine Jungen?" „Meinen Jungen geht es gut, Holly. Sie sind ausgewachsen und gehen ihrer Wege. Und wie ich hier her komme? Du kennst Luba. Sie hat mich hier her gebracht." „Aber Luba ist doch schon gestorben..." „Das stimmt, aber das heißt nicht, dass ihre Magie nicht mehr existiert. Sie ist mächtig, auch noch nach ihrem Tod. Außerdem ist es wichtig, dass ich hier bin." „Inwiefern?", ich war leicht verwirrt.

„Das ist eine etwas längere Geschichte. Darf ich reinkommen? Hier draußen ist es nicht sehr warm und du hast über deinem Pyjama nur einen Morgenmantel an.", schlug Lynn vor. Ich nickte. Sie hatte Recht, allmählich wurde es wirklich frisch. Lynn folgte mir nach drinnen und ließ sich auf dem Teppich vor dem Kamin nieder. Ich setzte mich neben sie.

„Ich wusste nicht, dass Luchse auch in Häuser rein gehen.", meinte ich. „Wir frieren auch nicht sehr gerne. Die meisten Luchse würden es nicht mögen, aber mir macht es nichts aus, solange ich nicht drinnen eingesperrt bin. Du weißt, ich bin in einem Zoo aufgewachsen. Wilde Luchse kannst du niemals in ein Haus kriegen." Ich nickte. „Gut", fuhr meine Freundin fort, „du willst ja wissen, wieso ich so wichtig bin. Ich weiß von Luba, dass du noch nichts von den Schutzwesen erfahren hast. Jeder Engel hat ein Schutzwesen, welches dafür da ist, diesen Engel zu beschützen. Engel verstehen die Sprache ihres Schutzwesens. Dein Schutzwesen ist ein Luchs. Du bist meine Freundin und ich bin für dich da." Ich hatte ihr aufmerksam zugehört. Eine Frage lag nur jedoch noch auf den Lippen. „Wieso ist Luba ein so mächtiger Engel?" „Das wirst du erfahren, wenn die Zeit reif dazu ist.", sagte sie schlicht.

Lynn stand auf und ging auf die Tür zu. Ich folgte ihr und öffnete ihr die Tür. „Wo gehst du jetzt hin?", fragte ich. „In den Stall. Bei der Stute ist doch noch eine zweite Box, nicht wahr? Ich mache mir es etwas zurecht. So gerne bin ich auch nicht in Wohnhäusern, aber im Stall dürfte es ja angenehm warm sein.", sagte sie. Ich nickte. Sophia hatte mir die junge schwarze Stute überlassen, auf der ich immer geritten war, wenn ich früher bei ihr zu Besuch war. Ich fand es echt lieb von ihr, denn so konnte ich auch ausreiten und mich etwas ablenken.

Ich schloss die Tür hinter Lynn wieder und ging in die Küche. Ich machte mir erst einmal einen Tee. Ejana wollte heute Nachmittag vorbeikommen. Sie wollte mir etwas über Marja erzählen. Ich hatte inzwischen schon verstanden, wieso ich die Nachfolgerin meines Großvaters werden musste. Es war durch die uralte Magie vorbestimmt. Ich war diejenige, die dazu bestimmt war, das Königreich durch die Zukunft zu führen. Ejana wollte, dass ich etwas über Marja wusste. Wieso genau, hatte sie mir nicht gesagt, aber ich nahm an, dass sie wollte, dass ich wusste, mit wem ich es zu tun bekommen würde. Marja war finnisch für Beere. Ob diese Beere gut oder giftig war, dass wusste ich noch nicht.

Ejana kam um zwanzig vor drei. Sie brachte einen Kuchen mit. Ich musste lächeln, als ich ihr öffnete. Ejana konnte wirklich gut backen. Sie stellte den russischen Zupfkuchen auf dem Küchentisch ab und ich schenkte uns Tee ein. Ich holte ein Messer aus einer der Schubladen und gab es Ejana, damit sie den Kuchen anschneiden konnte. Sie gab uns beiden ein Stück auf einen Teller. Wir setzten uns.

„Mal wieder sehr lecker, Ejana.", lobte ich. Ejana lächelte: „Danke Holly. Ich backe und koche gerne selber. Nathaniel sieht es nicht als richtig an. Er sagt immer, dazu ist das Personal da, aber das ist mir egal. Ich fühle mich in der Küche wohl. Ich bin froh, dass es Asti auch so geht. Marja kommt da eher nach ihrem Vater. Sie hat Personal eingestellt, das den Haushalt übernimmt. Mein Sohn, Kjartan, hat eine Frau geheiratet, die auch gerne kocht. Etwas was er gekocht oder gebacken hat, würde ich nicht unbedingt essen." Ich musste grinsen.

Ejana holte ein Foto aus ihrer Tasche. „Das ist Marja. Marja Dilja Casement-Falla." Das Bild zeigte eine circa 50 Jahre alte Frau. Sie hatte schulterlange braune Haare und braune Augen. Sie lächelte nicht. Ejana holte noch zwei Fotos heraus. Auf dem, welches sie mir zuerst zuschob sah ich einen jungen Mann. Er war ungefähr so alt wie ich und hatte gekämmte dunkelbraune Haare und grüne Augen. Das zweite zeigte einen Mann, der ihm sehr ähnlich sah, wahrscheinlich sein Vater. „Das sind Marjas Sohn Javik Janus und ihr Mann Luzifer Falla." „Luzifer?", fragte ich nach. „Ja, interessanter Name für den Ehemann der Königstocher der Engel, oder?" „Das kannst du laut sagen. Welcher seiner Ahnen hat denn diesen Namen beschlossen?", lachte ich. Ejana lächelte: „Das habe ich mich auch schon gefragt."

Ich erfuhr einiges über Marjas Charakter. Sie war ehrgeizig, stolz und brannte nur so darauf, die Krone von ihrem Vater zu übernehmen. Wir waren uns einig, dass es nicht gerade leicht werden würde, Marja zu überzeugen, dass ich die Thronfolgerin war. Zuerst einmal wollten wir es auch noch geheim halten. Ejana meinte, wir sollten warten, bis es um meinen Großvater ernst wurde. Ich sollte möglichst gut vorbereitet sein und das war nicht nur auf Informationen über die königliche Casement-Familie bezogen, sondern auch allgemein auf das Dasein als Engel. Marja würde sicherlich als erstes Argument gegen mich bringen, dass ich kein wirklicher Engel war. Dass ich nur ein Halbengel war und zur anderen Hälfte eine Hexe, daran konnt man nichts ändern, aber indem ich lange in der Engelwelt gelebt hatte, würde das Argument schwächer werden, da ich ja als Engel gelebt hatte.

Es wurde nicht nur ein bloßes Lernnachmittag. Ejana erzählte mir auch viel von meinem Vater. „Michael ist der Sohn von Cicilia Seek. Wir sind seit unserer Kindheit beste Freundinnen. Ich war ihr nicht böse, als ich von ihrer Schwangerschaft erfahren habe. Sie und Nathaniel haben sich früher geliebt. Es war kurz nach Ende unseres Studiums. Sie hatten beide ein Auge aufeinander geworfen. Nathaniel und ich haben geheiratet, kurz bevor Cicilia schwanger geworden war. Sie ist meine beste Freundin. Ich kann ihr einfach nicht böse sein. Die Affäre war dann ja auch vorbei. Nathaniel hatte nie wieder einen Seitensprung. Weißt du Holly, auf beste Freundinnen kann man sich verlassen, wenn es wirklich beste Freundinnen sind." Ich nickte: „Ich weiß. Jo und ich sind beste Freundinnen. Ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann, auch wenn sie momentan sehr nah an den Todessern ist. Aber dafür kann sie nicht viel." „Bei euch ist es gerade nicht sehr einfach, oder?", fragte Ejana. Mit euch meinte sie die Hexen und Zauberer. „Du hast Recht. Voldemort und seine Anhänger verbreiten Terror und Angst. Sie machen Jagd auf alle, die nicht aus Familien abstammen, die seit Generationen nur aus Hexen und Zauberern bestehen. Eine sehr gute Freundin von mir wurde von ihnen ermordet. Jo kommt aus einer Reinblutfamilie. Diese Familien sind sehr altmodisch, finde ich. Die Eltern bestimmen, wen die Kinder heiraten. Jo hat Regulus Black geheiratet. Regulus ist zwar ein Todesser, aber er ist nicht vollends verdorben. Er und Jo tun einander gut, glaube ich. Ich weiß auch nicht, ob er komplett von den Ansichten der Todesser überzeugt ist. Außerdem ist Jo sehr stur. Sie würde niemals so wie die Todesser werden. Sie ist mir unglaublich wichtig..." „Ich kann mir vorstellen, wie wichtig sie dir ist. Bei Cicilia und mir ist es genauso. Als dein Vater geboren wurde, hat Cicilia mich zu seiner Patin gemacht. Nathaniel wollte nichts von Michael wissen. Ich glaube, er hat sich geschämt, weil sein erstgeborenes Kind kein eheliches Kind war. Ich habe Michi, wie wir ihn damals immer genannt haben, so oft wie möglich mit in den Palast mitgenommen. Ich habe damals schon gewusst, wie wichtig er, beziehungsweise seine Nachfahren, sein werden. Ich habe an der Academy of Angels in den Abschlussjahren den Schwerpunkt Magie und Königsfamilie belegt. Ich kenne mich mit der uralten Magiesehr gut aus. Ich wusste, was Cicilias Schwangerschaft für Folgen haben würde. Je älter Marja wurde, desto mehr war ich sogar froh. Ich habe Angst, dass Marja mit ihrem Egoismus das Königreich in den Ruin stürzen wird. Sie ist zwar meine leibliche Tochter, aber ich will nicht, dass diese wunderbare Reich zerstört wird." Ich nickte. Ich verstand es. Ejana fuhr fort: „Wenn ich ehrlich bin, hatte es mich gewundert, als Luba verkündet hat, dass Nathaniel mich und nicht Cicilia heiraten wird. Jetzt habe ich es verstanden. Luba wusste, was sie tat. Ihr war bewusst, dass ich mich sehr gut mit der uralten Magie auskannte. Was die Thronfolger angeht, hat bei der Heirat das Königspaar das letzte Wort. Meistens ist es jedoch nach dem Willen des Thronfolgers. Nur Luba hat in den letzten sieben Generationen sich dem Willen ihres Sohnes widersetzt. Sie war sehr klug, musst du wissen. Du hättest du sie sicherlich gemocht." „Das glaube ich auch.", antwortete ich. Ich glaubte, es war besser, wenn ich nicht erwähnte, dass Luba mir bereits einmal in einem Traum erschienen war. Normalerweise bekamen Engel keinen Besuch von Ahnen in ihren Träumen. Mit Ausnahme des Traums, indem ein Ahne den Namen eines frisch geborenen Kindes verkündete. Auch bei der königlichen Familie war es nicht anders.

Abends verabschiedete ich Ejana und setzte mich ins Wohnzimmer. Ich nahm meine Gitarre und spielte ein paar Akkorde. Meine Gedanken schweiften ab. Szenen aus Hogwarts tauchten vor meinem inneren Auge auf.

Remus und ich tanzten durch die Große Halle. Jo und ich, als wir uns wieder versöhnt hatten. Lily und James, als sie sich an einem der letzten Tage geküsst hatten. Diese Erinnerung war jedoch auch von Trauer überschattet. Es war ein Tag nach Mums Ermordung gewesen.

Ein Klopfen ließ mich in die Realität zurückkehren. Eine Eule hockte auf dem Fensterbrett. Ich legte die Gitarre beiseite und ging zum Fenster. Ich ließ die Eule ein und gab ihr ein paar Eulenkekse. Dann band ich ihr vorsichtig das Papier vom Bein. Ich rollte es auf und überprüfte es magisch auf den Wahrheitsgehalt. Es war original. Ich entließ die Eule wieder und schloss das Fenster. Dann setzte ich mich zurück auf das Sofa und begann zu lesen.

Liebe Holly,

du glaubst ja gar nicht, was passiert ist. James hat mir einen Heiratsantrag gemacht! Oh, er ist ja so süß! Wir wollen nächstes Jahr im Februar heiraten. Der Termin steht schon. Ich wollte dich zuerst fragen, ob du kommen kannst. In diesen Zeiten weiß man nie. Ich habe seit der Zugfahrt nichts mehr von dir gehört. Wahrscheinlich bist du untergetaucht. Bitte schreib möglichst bald zurück.

Ich hab dich lieb,

Lily

Ich strich über das Papier. Irgendwie war es ja komisch. Gerade hatte ich an Lily und James gedacht, und jetzt schrieb mir Lily, dass James ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Ich würde gerne kommen, aber es ging nicht. Ich durfte nicht zurück in die Welt der Hexen und Zauberer. Ich musste mich auf meine Aufgabe konzentrieren. Es klang vielleicht komisch, aber ich spürte einfach, dass es mein Schicksal war. Todesser konnten eine solche Feier jederzeit stürmen und ich durfte nicht in Gefahr geraten.

Ejana sah das genauso, al ich am nächsten Tag mit ihr über das Thema sprach. Nach unserem Gespräch schrieb ich sofort die Antwort an Lily. Ich betonte, dass es mir Leid tat, das ich nicht kommen konnte. Sie würde es sicherlich verstehen. Lily verstand viele Menschen.

Lily schrieb schnell zurück. Sie verstand es und hatte es auch schon vermutet. Sie schrieb, dass alle, die nicht untergetaucht waren, jetzt im Widerstand aktiv waren. Ich wusste von der Widerstandsgruppe. Dumbledore hatte sie gegründet. Er hatte auch mich gefragt, aber ich hatte abgelehnt, ich wollte mich nicht zu sehr im Widerstand aufhalten. Denn dann würde auch die Engelwelt ins Visier Voldemorts geraten und das konnte ich nicht verantworten.

Ende Oktober erreichte mich ein anderer Brief. Ich bekam nicht viele Briefe, von daher war es immer etwas Besonderes. Der Brief war von Jo, dass erkannte ich an der Schrift, die meinen Namen feinsäuberlich geschrieben hatte.

Liebe Holly,

ich weiß, ich habe lange nicht geschrieben, aber ich muss aufpassen. Hier gehen die Todesser ein und aus. Reg und ich wohnen bei seinen Eltern. Orion geht es schlecht. Wahrscheinlich wird er bald sterben. Walburga ist nicht die freundlichste Schwiegermutter. Naja, daran kann man nichts ändern. Mit Reg bin ich glücklich. Besonders, wenn ich sehe, wie die anderen Reinblüter sich benehmen.

Aber egal, der Grund, warum ich mich entschlossen habe, dir diesen geheimen Brief zu schicken ist ein ganz anderer. Ich bin mir sicher, es kommt jetzt überraschend für dich. Ich konnte es auch erst nicht fassen, als ich es vor zwei Tagen erfahren habe. Oh Holly, es ist echt unglaublich, um ehrlich zu sein, habe ich es immer noch nicht so ganz realisiert. Wahrscheinlich liest du den Satz gleich auch mehrmals, weil du nicht glauben kannst, was da steht. Ich bin schwanger.

Reg ist total begeistert. Er freut sich, dass er Vater wird. Orion will unbedingt den Namen aussuchen und Walburga hat mich ernsthaft gefragt, warum erst jetzt und nicht schon vor zwei Monaten. An sie muss ich mich noch dringend gewöhnen. Orion geht um ehrlich zu sein, er hat zwar sehr extreme Ansichten, aber immerhin nervt er nicht so wie seine Frau. Wenn das Kind dann da ist, will ich aber trotzdem nicht, das Orion ihm zu nahe kommt. Verständlich oder?

Ich hoffe es nervt dich nicht, dass ich die ganze Zeit über meine Familie rede. Aber ich muss das alles auch loswerden. Reg hört mir viel zu. Er mag seine Eltern auch nicht besonders. Sirius hat überreagiert, finde ich. Wenn man sich richtig anstellt, läuft man ihnen nicht so oft über den Weg. Das ist praktisch.

Ich habe mit Reg beschlossen, dass du Patin werden sollst. Offiziell nicht Holly Angeline Seek sondern Angelique de Bour natürlich. Regs Eltern wissen es noch nicht, aber ich habe mit Narzissa darüber gesprochen. Wir verstehen uns gut und sie hat gesagt, dass sie das für eine gute Idee hält (also dass du Patin wirst). Sie fand dich nett, als du, also Angelique, ihr bei unserer Hochzeit begegnet bist.

Ich vermisse dich hier, Holly. Ich hoffe, wir können uns irgendwann mal wieder sehen. Ich würde dich ja fragen, wie es dir geht, aber das wäre dann ja quasi eine Einladung, zurück zu schreiben und davon rate ich dir dringend ab. Es ist schon ein wunder, wenn ich diesen Briefhier abschicken kann. Ich werde es tun, während ich spazieren bin. Vielleicht können wir ja irgendwie anders kommunizieren. Du kannst dir ja mal etwas überlegen, mir fällt nichts ein.

Du weißt, ich hab dich furchtbar lieb, aber ich sag es trotzdem noch einmal:

Ich hab dich ganz doll lieb,

deine

Jo

________

Hallo ihr Lieben,

Wie ihr sicherlich bemerkt habt (denn ihr seid ja kluge Leser) ist dieses Kapitel länger als die Kapitel durchschnittlich im ersten Teil. Ich habe vor, die Kapitel im zweiten Teil alle ungefähr so lang zu schreiben, dafür schaffe ich es wahrscheinlich nicht, jede Woche ein neues Kapitel zu veröffentlichen. Ich hoffe, ihr versteht das.

Wie fandet ihr dieses Auftaktkapitel? Wie findet ihr die Überschrift des Kapitels? Ich habe lange für die Kapitelüberschrift überlegt, weil mir nichts einfallen wollte. Soll ich den Kapiteln weiter Namen geben, oder soll ich sie einfach "Kapitel 1" und so weiter nennen?

Wie findet ihr den Titel für den zweiten Teil? Was denkt ihr, kommt auf Holly zu?

Ich freue mich auf eure Antworten,

eure Niki


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