Day 4, 09:46
Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke für unseren nächsten Ausflug, und als wir fertig waren, hatten wir noch zwanzig Minuten Zeit, bis wir unten bei der Rezeption sein mussten.
Ohne lange zu überlegen packte Itzzy kleine bunte Flaschen aus und setzte sich damit auf den Boden. Dann begann sie tatsächlich ihre Fingernägel weiß zu lackieren.
„Willst du auch?", fragte sie mich. Erschrocken sah ich sie an. „WAS? Nein, danke, ich verzichte..."
Sie hob ihren Kopf und sah mich mit ihren blauen Hundeaugen an. Ich seufzte tief und schaute an ihr vorbei ins Leere, bevor ich es ihr noch erlaubte. Wie zum Teufel brachte sie mich immer dazu, nachzugeben? Ich wollte keine Schlaflieder singen und keine Nägel lackieren... Ich gebe zu, das Kuscheln war ganz amüsant gewesen, aber Itzzy stand auf Jungs und das musste ich akzeptieren. Daran konnte ich nichts ändern, und ich hatte ja gesehen, wie sie reagiert hatte, als ich das im Bad gemacht hatte.
Aber sie war so verdammt süß...
Ich schaute sie wieder an und gab mich geschlagen. „Aber sei vorsichtig und... OH NEIN, NICHT PINK!"
Stolz hielt mir Itzzy einen knallpinken Nagellack vor die Nase.
„Doch, pink", sagte sie bestimmt und begann, ihn mir konzentriert aufzutragen. Seufzend beobachtete ich sie, wie sie mit ihren dünnen Fingern sanft über meine Hand streichelte. Sogar ihre Hände waren süß ...
„Willst du deine nicht auch pink lackieren? Dann haben wir Partnerlook..." Ich brach mitten im Satz ab, weil ich mir dumm vorkam. Aber Itzzy schien die Idee zu gefallen. Sie hielt mir ihre noch nicht lackierte Hand hin und reichte mir den Nagellack. Kurz war ich überfordert, aber dann versuchte ich es so zu machen, wie ich es bei Itzzy gesehen hatte. Es war echt schwierig, die richtige Stelle zu erwischen, besonders wenn man so zitterte wie ich. Ich war richtig nervös, denn ich wollte unbedingt, dass es schön wurde.
Als ich fertig war und mein Werk betrachtete, merkte ich erst, wie hässlich es war.
„Wisch es lieber wieder ab...", schlug ich vor, aber Itzzy unterbrach mich. „Mir gefällt's", sagte sie. „Und jetzt komm, sonst gehen die Lehrer ohne uns"
Unten in der Rezeption würde Itzzy fast von ihren Freundinnen überrannt, die hektisch auf sie einredeten. Ich brachte mich schnell in Sicherheit und ließ mich weiter weg in einen Sessel fallen.
Als die Blonde von Itzzys Freundinnen ihre Nägel bemerkte, brach sie in schallendes Gelächter aus und zeigte sie den anderen.
„Eww, das ist echt hässlich...", rief eine der Freundinnen angeekelt. Itzzy warf einen unsicheren Blick zu mir herüber, während ihre Freundin ein Taschentuch aus ihrem Rucksack holte. Itzzy hielt ihr ohne ein Wort die Hand hin und ließ sich die Nägel sauber machen, die ICH LACKIERT HATTE.
Ich spürte, wie sich meine Muskeln verkrampften und ich begann, ungeduldig im Sessel auf und ab zu rutschen. Es waren zwar nur unordentlich lackierte rosa Nägel gewesen, aber trotzdem hatten sie mir eine Menge bedeutet...
Ich schaute auf meine Nägel hinunter, die so knallpink waren, wie es Itzzys Nägel mal gewesen waren. Jetzt wollte ich das Ganze auch nicht mehr. Mit wütend zusammengezogenen Augenbrauen kratzte ich mir die Farbe herunter und drehte Itzzy und ihren Freundinnen den Rücken zu.