Ego vs. Ego

By Moonliiiight

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โ˜พ๐ธ๐‘›๐‘’๐‘  & ๐ฟ๐‘–๐‘ฆ๐‘Žโ˜ฝ ๐‘Š๐‘’๐‘›๐‘› ๐‘ง๐‘ค๐‘’๐‘– ๐‘€๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘’๐‘› ๐‘š๐‘–๐‘ก ๐‘ฃ๐‘–๐‘’๐‘™ ๐‘ง๐‘ข ๐‘”๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ ๐‘ ๐‘’๐‘š ๐ธ๐‘”๐‘œ ๐‘ข๐‘›๐‘‘ ๐‘’๏ฟฝ... More

Prolog type shit
1| Intro
2| Intro
3| Intro
4| Die Neue
5|Aliya Bulut
6| Ich Hasse Menschen
7|Sie ist so eine Zicke
8|Liya & Enes
9|Happy Birthday
10|Du bist so hรผbsch
11|Abends sieht man die Sterne
12|Du kleine Hexe
13|Sorry Professor
14|Caner
15|Die Wette
16|Die ist schon heiรŸ, oder?
17|Verstanden?
18|Ein schlechtes Gewissen
19|Unsichtbar
20|M&M's
21|Damla
22|Was wollte er?
23|Ein Gefallen
24|Fรผhlst du dich unwohl?
25|eine Fassade
26|Die ganze Nacht
27|Bist du eifersรผchtig?
28|Na,wer war jetzt Nervรถs?
29|Pyjama Party
30|Donuts
31|Momo
32|Ich weiรŸ nicht,ob wir uns hassen oder mรถgen.
33| Du siehst wunderschรถn aus
34|Das kriegst du zurรผck
35|Ich seh doch, wie du ihr auf den Arsch starrst
36|Sie landete auf meinem SchoรŸ
37| Du bist so unschuldig
38| Gรคnsehaut
39| Eine Pause von meinen Gedanken
40| Tรคuschung
41|Der Marionettenspieler
42|Er ist wieder da
43|Ich muss dir was sagen
44| Ich wรผnschte, ich kรถnnte einmal in ihren Kopf blicken
45|Zufall oder Schicksal?
46|Ihr Atem schwer, ihr Kรถrper zittrig
47|Der einzige Junge
48|Warum bist du so?
49| Sanft auf meiner Wange
50| Mit meinen Augen gemaltes Gemรคlde
51| Alles voller Blut
52| Nie wieder
53|Was tut sie ?
54| Liya for President
55|Wer bist du
56|Mr. Mysteriรถs
57| Ich krieg'dich jedes mal damit
58| Ich kann sie nicht entschlรผsseln
59| Das Wort, wonach du suchst, nennt sich Sehensucht.
60| Wie sie.
61| Einfach weil ich's kann
62| Geheimnis
63| Amir & Liya
64| Sie ist klein aber sie ist GroรŸ
65| Die Kleine, die dir den Kopf verdreht hat
66| Wie ein nie endendes Buch
67| Ich wรผnschte du wรคrst meins
68| Jedes Jahr an diesem Tag
69| Weil unser Hoch so hoch war, war unser Tief umso tiefer
70| Nur fรผr heute
71| Aliya, ich muss dir etwas sagen
72| Ungehรถrte Seelen
73| Der Sturm vor der Ruhe
74| Teuflisch
75| Abstrakte Malerei
76| Wรคhrend er ihr Herz eroberte
77| Wie Er
78| Ich bin nicht Sie und Du bist nicht Er
79| Provokantes Spiel-Vorrunde
80| Verplappert - Provokantes Spiel II
81| Dein Crush Mein Crush
82| vielleicht.
83| Wer sich zuerst verliebt, verliert.
84| All diese Mรคdchen und du schaust nur sie an
85| Kaltes Wasser. Warme Haut.
86| Der erste Kuss
87| Der Richtige fรผr Sie
88| Feuriger Reiz
89|Eine Lรผcke, fรผr die du viel zu klein bist
90| Du, Ich und ein Dach.
92|Eiskalt, aber in den richtigen Hรคnden schmilzt sie
93| Zwei Auren, die einst mal eins waren
94| Eine Sternschnuppe, zwei Wรผnsche
95|Enes, es geht um Liya
96|Mit allen meinen Sinnen
97| Die letzte Seite
98| Der letzte Abschied
99| Der letzte Abschnitt | Teil 1
100| Der Letzte Absatz | Teil2

91| Real Talk

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By Moonliiiight

𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

,,Bevor du irgendetwas sagst, solltest du wissen, dass er ein wirklich guter Junge ist. Ich hab' sehr viel Zeit mit ihm verbracht und wir haben echt tolle, lange Gespräche geführt über alle möglichen Themen und ich konnte ihn sehr gut kennenlernen, also kannst du mir vertrauen, wenn ich sage, dass er keine bösen Absichten hat. Er ist wirklich einer der nettesten Menschen d-"

,,Willst du noch bis morgen hier sitzen und von diesem Vogel schwärmen?", unterbrach ich sie ungeduldig. Ich wollte zwar wissen was da zwischen denen läuft, aber ich wollte doch nicht so genaue Details erfahren.
,,Ich versteh' gar nicht was du von dem wollen könntest. Der ist voll klein und so.. so ruhig?!"
,,Naja, ich bin ja auch nich besonders groß oder laut", antwortete sie lachend.
Enttäuscht seufzend schüttelte ich den Kopf und lehnte mich nach hinten um mich mit meinen Händen am Boden abzustützen.

Ich hab es immer vor mich hin geschoben und versucht zu ignorieren .. Ich meine.. Die beiden waren auch einfach nur komisch. In der einen Sekunden waren sie wie zwei Hosenbeine und in der Anderen setzte sie sich vor ihm auf meinen Schoß. Erst trägt sie seine Jacke und dann trägt sie aber auch gleichzeitig meine Kette. Erst erzählt sie mir am ersten Tag unserer Anreise, wie toll ihr ,Crush' Umut doch sei und dann könnte ich schwören, dass wir uns in der nächsten Sekunde beinahe geküsst hätten, wenn dieser überaus unfähige Gärtner nicht den Rasensprenger unbedingt zu exakt dem Zeitpunkt angestellt hätte, der mir 'ne Menge Probleme, Gespräche und verwirrende Gedanken erspart hätte.

,,Hast du den auch auf dein Dach gebracht um eure tollen Gespräche zu führen? So wie Amir", kam es genervt aus mir heraus. Ich konnte meine Abneigung gegenüber diesem Wurm nicht verbergen. Aus welcher Ecke kam der überhaupt? Ich hatte immer Glück, dass sie so ein Einzelgänger war, der immer von jedem und allem genervt war und dann taucht der unspektakulärste Typ auf ... Die regelrechte Definition von Mittelmaß und schon sitzen wir hier und ich muss mir anhören, wie sie von ihm schwärmt. Ich habe mich viel zu sehr auf den Gedanken verlassen, dass Liya so ein kalter Mensch ist, der weder was von Liebe, noch von Beziehungen hält. So sehr habe ich darauf vertraut, dass ich sie als viel zu selbstverständlich gesehen habe.

,,Wie oft soll ich dich eigentlich noch daran erinnern, dass Amir nicht auf Vaginas steht?"  Genervt warf sie die Hände in die Luft. Wieso vergesse ich das auch jedesmal?
,,Ich wollte nur eine einfache Antwort und nicht hier sitzen und hören wie toll und perfekt du ihn findest, obwohl er genau die selbe Rolle hat wie die Sesamkörner auf dem Burgerbrot. Es juckt keinen, ob sie da sind oder nicht. Der Burger schmeckt ohne diese Dinger genauso. Außerdem, führt man solche Gespräche nicht mit seiner besten Freundin oder so? Sehe ich etwa aus wie Damla?" Ich wusste mittlerweile gar nicht mehr worüber ich sprach. Ich wollte nicht wütend wirken aber auch nicht eifersüchtig und jetzt saß ich hier und ratterte ein unschlüssiges Gewusel vor mich hin, welches sie anscheinend sehr amüsant fand. Wegen ihres belustigten Ausdrucks, konnte ich auch kaum ernst bleiben, obwohl ich die Situation alles andere als lustig fand.

,,Naja.. Aber immerhin warst du doch mal mein Bester Freund, oder nicht? Den Titel hast du dir selbst gegeben" Schadenfroh prustete sie mir ins Gesicht.

Gerade als sie anfangen wollte weiter zu erzählen, unterbrach ich sie. Ich hatte keinen Nerv dazu, mir ihre Anhimmeleien weiter anzuhören.

,,Aber weißt du was ich gar nicht verstehe? Wenn dieses komische glattrasierte Erdmännchen seinen Arm um dich macht ist alles ok, aber wenn ich meinen Arm auch nur in die Nähe von dir bewege, schlägst du ihn sofort weg, als wäre er verseucht"
Ich sollte mich langsam echt zügeln..

,,Enes", fing sie an immer lauter zu lachen. Was gibts da zu lachen?
,,Ja, was Enes?!", rief ich aufgebracht ,,Was läuft da? Jetzt mal ehrlich? Freundschaft Plus oder so ein Scheiß?" Ich konnte nicht glauben, auf was für abwegige Gedanken ich mittlerweile kam. ,,Nein", lachte sie noch immer ,,Er ist ziemlich verliebt und ziemlich vergeben", antwortete sie selbstsicher und noch immer belustigt.

Mit geweiteten Augen versuchte ich den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken. Mein pochender Kopf ließ diese Worte immer und immer wieder abspielen in der Hoffnung, dass es beim zweiten oder dritten mal weniger in mir zischte, doch ich hatte einfach nur das Gefühl die letzten zwei Sekunden immer und immer wieder zu erleben. Meine Enttäuschung war gar nicht mehr zu verbergen. Sie saß mir im Gesicht wie eine Brille auf der Nase und scheute sich nicht mehr davor gesehen zu werden. Ich konnte das jedoch nicht auf mir sitzen lassen. Ich konnte meine Fassade nicht so einfach auffliegen lassen und ihr mein Leid preisgeben.

,,Warum rufst du dann nicht ihn an, sondern mich?", kam aus mir rausgeschossen. ,,Ich würde das nicht akzeptieren, wenn meine Freundin Nachts mit 'nem anderen Typen chillt" Gerade, als ich mich aufrichten wollte, hielt sie ihre Hand über meine Schulter. In der letzten Sekunde überlegte sie es sich anders und legte sie nicht ab. Obwohl sie mich nicht berührte, brachte sie mich zum Stillstand und hinderte mich vom Aufstehen.

Ihre Miene entspannte sich. Ihr Ton klang nicht weiter belustigt. ,,Weil nicht ich seine Freundin bin", sprach sie mit warmer Stimme.

Ich atmete die gesamte Luft aus meinen Lungen die ich angehalten hatte, wie das aufgestaute Wasser eines Dammes. Erleichtert lehnte ich mich wieder zurück auf meine Hände. Um das Ganze erst einmal verarbeiten zu können, brauchte ich einen Moment. Bevor mein Verstand bereit dafür war, neues aufzunehmen, fuhr sie fort. ,,Sondern Ela.."

Was? Verwirrt huschten meine Augen hin und her, während ich nochmal überlegte, ob ich auch wirklich richtig verstanden hatte, was sie von sich gegeben hatte.

,,Meine Schwester?", rief ich schockiert, als ich endlich wieder zu mir kam. Überstürzt von meiner eigenen Wut, die genau in dieser Sekunde auf 180 schoss, sprang ich auf.

,,Aliya, lass mich los!", zischte ich mit zusammengekniffenem Kiefer. Ich versuchte meinen Zorn nicht an ihr auszulassen, doch sie tat es mir schwer und ließ nicht locker. ,,Was hast du denn vor? Ihn verprügeln oder was?" Noch immer aufgebracht zog sie an meinem Arm mit ihrer gesamten Kraft. ,,Ja. Genau das habe ich vor" Ich versuchte mich noch immer aus ihrem Griff zu lösen, ohne zu doll zu ziehen. Ich wollte ihr nicht weh tun. ,,Beruhig dich doch mal! Was übertreibst du denn so?", schrie sie mich an und stellte sich nun mit ausgebreiteten Armen vor mich hin. Kaum hob ich sie an und stellte sie zur Seite ab, rannte sie wieder vor mich und stützte nun beide Hände mit ausgestreckten Armen gegen meinen Körper. ,,Willst du mich verarschen oder so? Es geht um meine Schwester und in ihrer Nähe hat weder dieser Schwanz, noch irgendein anderes männliches Wesen was zu suchen!" Sie machte es mir echt schwer meine Stimme ihr gegenüber nicht zu heben.

,,Aber dass du was mit 'ner Million Mädchen hattest geht klar, ja?", warf sie mir in einem sarkastischen Ton an den Kopf.

,,Jede Einzelne von denen war 'ne Schlampe, das zählt nicht!", spuckte ich ohne nachzudenken aus.

Die unter voller Spannung stehende Falte zwischen ihren Augenbrauen lockerte sich langsam und sie löste ihre Arme von mir. Konzentriert sah sie mir eine Weile direkt in die Augen. Ihre zuvor verkrampften Schultern ließ sie zusammen mit ihrem Atem immer weiter fallen.

,,Jede Einzelne, ja?", fragte sie leise. Seufzend biss ich mir auf Lippe und schloss ,verärgert über mich selbst, die Augen, als ich realisierte, wie meine Worte klangen. Diesmal wollte ich nach ihrer Hand greifen, doch mit einem kleinen, enttäuschten Lachen zog sie ihren Arm weg. Ihre Augen blieben hierbei die ganze Zeit bei mir.

,,Du bist doch die Erste, die Abstreitet, dass wir etwas miteinander hatten." ,,Du bist doch der Erste, der darauf besteht"
Für einen undefinierbar langen Moment herrschte eine bittere Stille, in der wir nichts anderes taten als uns anzusehen. Ich bereute meine Worte sofort.

Kopfschüttelnd seufzte sie jede Hoffnung aus sich heraus und mir zerbrach das Herz bei diesem Anblick. ,,Ist ja auch egal", flüsterte sie ,,Hier gehts um Ela und Umut und nicht um etwas anderes", fügte sie hinzu. ,,Ich hab' den beiden versprochen, dass ich mit dir drüber spreche, also werde ich dich nicht gehen lassen, um den armen, unschuldigen Jungen grundlos zu verprügeln"

,,Warum erzählt sie mir das nicht selbst , sondern du?" Langsam beruhigte ich mich wieder, auch wenn irgendetwas noch in mir brodelte. ,,Naja, ich bin klein und süß und du kannst nie sauer auf mich sein", antwortete sie schulterzuckend. ,,Ich war doch heute sauer auf dich", widersprach ich hier. ,,Und trotzdem bist du hier", grinste sie mich frech an.

,,Da hast du leider recht", lachte ich und setzte mich mit ihr zusammen wieder auf den Boden. ,,Warum ist das so schwer für dich zu akzeptieren, dass deine Schwester einen Freund hat? Er ist wirklich nett. Du kannst mir vertrauen", sprach sie einfühlsam auf mich ein. ,,Weil... ich einfach nicht möchte, dass sie einen Freund hat. Sie ist keine Schlampe" Ich gab absolut kein Argument von mir, aber die Begründung klang für mich dennoch sehr valide.

Genervt stöhnte sie auf und klatsche ihre Hand gehen ihre Stirn. ,,Was?", fragte ich irritiert.

,,Du bist genau so ein Idiot, der der Meinung ist, dass ein Mädchen mit jedem Jungen, mit dem sie etwas zutun hat, an Wert verliert. Warum wird ein Mädchen für genau das selbe als Schlampe degradiert, wofür ihr Jungs gelobt und hochgepriesen werdet? Nehmen wir an du stehst neben einem Mädchen, die genau so viele Jungs hatte, wie du Mädchen hattest. Ihr Wert wäre gleich Null, während du hoch angesehen und angehimmelt wirst. Während ihr Wert mit jedem Jungen sinkt, steigt äquivalent dazu deiner mit jedem Mädchen, mit dem du etwas hattest, an. Was ist das für ein komplett bescheuerter Gedanke? Deine Schwester ist ein ganz normaler Mensch wie du und wenn sie verliebt ist und das Glück hat einen Jungen zu finden, der genauso fühlt wie sie und sie gut behandelt, dann gibt es nichts, was ihren Wert beeinflusst. Ob nach einer oder fünfzehn Beziehungen. Sie bleibt immer noch der selbe gute Mensch wie vorher"

Still dachte ich über ihre Worte nach. Natürlich hatte sie Recht mit jedem einzelnen von ihnen. Mich überkam wohl mein brüderlicher Beschützerinstinkt. Ich wusste, dass sie nur die Wahrheit sprach, doch es fiel mir trotzdem schwer loszulassen. Loszulassen von dem Gedanken daran, dass meine kleine Schwester kein kleines Mädchen mehr war und dass nicht länger nur noch ich der einzige Junge in ihrem Leben war.

,,Hätte ich jetzt einen Freund, wäre ich auch eine Schlampe?", riss sie mich aus meinen Gedanken. ,,Obwohl..", seufzte sie und sah weg von mir. ,,Das hatten wir vorhin ja schon geklärt", sprach sie leise hinterher.

,,Warum musst du jetzt so rumzicken ? Du weißt, dass das nicht so gemeint war"

,,Ganz ehrlich, ich hab kein Bock mehr irgendetwas aus deinem verschlüsselten Gelaber herauszuinterpretieren. Du hast es gesagt und ich ich habe es gehört. Fertig!"

Sie versuchte super Taff zu wirken, doch ich konnte sie nicht ernst nehmen und zog sie zu mir, um meinen Arm fest genug um sie zu schwingen, dass sie sich nicht mehr von mir lösen konnte. ,,Enes, was soll das? Lass mich los !" Vergeblich versuchte sie sich zu lösen, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass sie sich nicht besonders anstrengte. ,,Nein. Du zickst mir zu viel rum, Popel. Reicht mir langsam mit dir", lachte ich und schwang auch meinen anderen Arm um sie und umarmte sie fest von Hinten, damit sie sich nicht bewegen konnte. Das trieb sie immer in den Wahnsinn. Mein liebster Anblick. Wie ein gestrandeter Fisch zappelte sie los, schaffte es aber nicht aus meinem Griff.

,,Es tut mir leid", hauchte ich ihr ins Ohr und plötzlich wurde sie still. Meine Arme lockerten sich und sie drehte sich kommentarlos zu mir und sah mir direkt in die Augen. Ich konnte erkennen, wie überrascht sie war. Mit einer Entschuldigung habe nicht einmal ich selbst gerechnet. ,,Es war nicht so gemeint", flüsterte ich. Sie war mir so nah gegenüber, dass ich nicht lauter sprechen musste.

,,Trotzdem bist du ein Penner!"

,,Ok Popel, jetzt reicht's!", lachte ich auf, bevor ich aufstand und ihr dabei unter die Arme griff. Sie meckerte zwar aufgebracht und lautstark, schwang jedoch trotzdem wie automatisch ihre nackten Beine um mein Becken als ich sie hochhob.

,,Lass mich sofort runter!", meckerte sie, doch ich konnte sehen, wie sie sich anstrengte nicht loszulachen. Gefällt das etwa jemandem?

,,Nö!" Ich grinste ihr schadenfroh ins Gesicht, welches meinem viel zu nah war. ,,Du wirst mir zu frech! Ich glaub' du brauchst 'ne Abkühlung" Mit schnellen Schritten lief ich zum Whirlpool. Mit jedem Schritt weiteten sich ihre Augen und ich konnte die Panik regelrecht aus ihrem Gesicht ablesen. Herrlicher Anblick.

,,Enes!", rief sie aufgebracht und versuchte sich hektisch von mir wegzudrücken um sich zu befreien, doch nichts fiel mir einfacher, als sie festzuhalten. ,,Enes! Spinnst du?", schrie sie mich an. ,,Enes! Das kannst du nicht machen!", wurde sie immer panischer und lauter, je näher wir dem Pool kamen. ,,Es ist bestimmt verboten!", versuchte sie mich noch immer abzuhalten, als würde mich so etwas daran hindern. ,,Enes!", schrie sie noch immer hysterisch. ,,Ich habe nichtmal Schwimmsachen an" Noch immer versuchte sie sich von mir zu lösen, doch ich trug sie problemlos bis an den Beckenrand und hatte auch nicht das Bedürfnis sie wieder runter zu lassen.

,,Na und? Ich doch auch nicht. Ziehst einfach dein T-Shirt.. oder zu kurz geratenes Kleid.. was auch immer es sein mag, aus und hüpfst rein", zuckte ich mit den Schultern. ,,Du willst mich vollkommen verarschen oder?", zischte sie mir aufgebracht ins Gesicht, während ich sie noch immer trug. ,,Unterwäsche ist doch genau dasselbe wie ein Bikini. Außerdem bin das doch nur ich. Komm schon. Wann hat man schon einen Whirlpool für sich allein?", versuchte ich sie zu überreden.

Ruckartig zuckte etwas in mir, als ihr eine Strähne ins Gesicht fiel.

,,Du bist so schön", schwärmte ich hauchend.

Unkontrolliert biss ich mir auf die Unterlippe, als ich bemerkte, dass ich mal wieder laut gedacht hatte.

Ich lockerte meine Zähne schnell wieder, weil sich unabsichtlich unser Atem beruhigt synchronisierte und ich spürte, wie sie widerstandslos ihre Arme von alleine um meinen Nacken legte. Ohne zu Blinzeln, stand ich hier, direkt am Beckenrand und sah ihr still und ruhig in die Augen. Kein einziges Blatt eines Baumes bewegte sich. Kein einziges Geräusch, außer das unseres synchronisierten Atems war zu hören. Vorsichtig löste ich einen Arm von ihr und strich ihre Strähne hinters Ohr, bevor ich sie wieder mit beiden Armen fest hielt.

,,Bei niemandem fühl' ich mich wohl", flüsterte sie sanft in unsere Stille und ich sah sie bloß fragend an. ,,Du hast doch gefragt, wieso ich dich angerufen habe" Ein zaghaftes Lächeln begegnete mir.
,,Es gab Zeiten", fing sie leise an. Noch immer trug ich sie. Noch immer war mein Blick wie an ihr gefesselt und noch immer brachten mich ihre leuchtenden Augen um den Verstand. ,,In denen Momo in meine Wohnung geklettert ist und sich Nachts in meinen Schrank versteckt hat", fuhr sie fort und es brach mir das Herz, dass sie das Gefühl hatte, mir eine Rechenschaft schuldig zu sein und um mir den Zustand zu erklären, beim Erzählen diese grausame Zeit noch einmal durchleben musste.
,,Aliya, du musst nicht-" ,,Ich weiß. Ich möchte nur nicht, dass du denkst, ich wäre ein kleines Kind, auch wenn es manchmal so wirken kann. Es gibt Dinge in meinem Leben, die kleine Spuren hinterlassen haben. Ich habe im Dunkeln oder bei meinem Schrank keine Angst vor einem Monster oder ähnlichem. Ich weiß auch, dass er hier sicherlich nicht auftauchen wird.. Es ist viel mehr eine Angst vor der Angst selbst. Eine Angst, die ich, trotz dem Wissen über ihre Irrationalität, unkontrolliert verspüre. Es ist wie, als wenn sich mein Körper bestimmte Situationen gemerkt hat und meine Reaktionen auf diese Situationen gespeichert hat und immer wieder abruft, wenn ich mich in einer ähnlichen befinden. Wie wenn man niest, wenn man in der Nähe von Staub ist", erklärte sie mir in einem leisen, ruhigen Ton. Dabei trennten sich weder unsere Augen, noch unsere Körper. ,,Worauf ich hinaus will.. Ich habe dich angerufen, weil keiner sonst über diese Ängste bescheid weiß und ich mich bei niemandem wohl fühle"
,,Und bei mir?", hauchte ich leise und sie zucke bloß mit einer Schulter.

Lächelnd akzeptierte ich das als Antwort und setzte sie behutsam wieder auf dem Boden ab. Still standen wir uns gegenüber.

,,Meinst du, er verletzt sie?", unterbrach ich die Ruhe. Sie schüttelte bloß den Kopf. ,,Was ist, wenn sie sich irgendwann trennen?", fragte ich besorgt. Unbekümmert zuckte sie mit den Schultern ,,Dann hatten sie eine schöne Zeit zusammen"
Ich konnte mich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden. ,,Wie kannst du so optimistisch drüber reden, wenn du selber nichts von sowas hältst?", fragte ich ruhig. Das war eine ganz neue Situation für mich und ohne sie hätte ich dem Jungen einfach eine reingehauen. Es fiel mir schwer mich zu kontrollieren, doch sie hatte Recht. Es wäre nicht richtig.

,,Mittlerweile denke ich da etwas anders..", antwortete sie. Fragend sah ich sie an. ,,Ich halte immer noch nichts von dem erfundenen Konzept, welches diesem Wort zugeschrieben wurde. Ich denke aber trotzdem, dass es ein bestimmtes Gefühl gibt, was sich im Körper ausbreiten kann und Dinge anrichten kann, indem es deinen Verstand manipuliert. Ich glaube nur, dass es ganz oft mit ähnlichen Gefühlen verwechselt wird.. oder wir nicht genügend Wörter erfunden haben, um diese voneinander zu unterscheiden. Irgendwann besteht eine Beziehung oft nur noch daraus, das man jemanden hat mit dem man sich wohl genug fühlt, um liebesübliche Dinge zu tun, oder sogar nur noch aus Gewohnheit. Es gibt Menschen, die es schaffen sich einer neuen Person zu öffnen, nachdem sie sich schonmal einer anderen Person geöffnet haben und in ihrem Leben mehrere Beziehungen eingehen, weil sie ihr Glück eben auf diese Weise suchen. Nur weil ich für mich selber davon nichts halte, heißt es nicht, dass es andere nicht glücklich machen kann. Sei doch froh darüber, dass Ela einen ganz normalen Kopf hat und glücklich sein kann, ohne sich über irgendetwas viel zu viele Gedanken zu machen, um in allem einen Fehler zu finden. Und wenn sie nur ineinander verliebt sind und irgendwann bemerken, dass es keine Liebe war, dann ist das eben so. Solange sie sich dabei wohl fühlen"
Ich hatte es vermisst Ihre wirren Gedanken zu hören. Sie verwirrten mich zwar jedesmal und ließen mich an allem zweifeln, wovon ich bisher gedacht hatte es zu wissen, doch ich würde alles dafür geben, jeden Tag sie mir anhören zu dürfen.

,,Ist das nicht dasselbe?", fragte ich irritiert über ihre letzte Aussage.
,,Nein. Es gibt einen Riesen unterschied zwischen verliebt sein und wirklich lieben. In mich zum Beispiel waren bestimmt schon einige Jungs verliebt.. aber geliebt? Geliebt hat mich mit Sicherheit keiner"

,,Ich glaube schon", sprach ich leise. Noch immer lagen meine Hände auf ihrer Hüfte. Seit dem ich sie auf den Boden gelassen hatte, haben wir uns nicht aus dieser Position bewegt.

,,Glauben reicht mir nicht", seufzte sie. Mich überkam das Gefühl, dass wir vom Thema abschweiften und unterschwellige Nachrichten nur mit einem Schein des ursprünglichen Themas ummantelten.
,,Es gibt Menschen, die wollen wenn, dann nur ein ,für immer' und es gibt Menschen, für die ist auch eine schöne begrenze Zeit in Ordnung. Mischen? Das funktioniert nicht. Du zum Beispiel", fing sie an zu erzählen ,,Dir würde niemals jemand ein ,für immer' glauben können, weil du noch nie etwas länger als einen Tag ausgehalten hast. Und das, weil du einfach Angst davor hast, dich einer Person so richtig zu öffnen" Diese wahren Worte verließen ihren Mund ohne großen Aufwand.
,,Ich hab mich doch dir geöffnet..", hauchte ich leise und kam ihr einen winzigen Schritt näher.
,,Und trotzdem habe ich nie eine Ahnung davon, was du eigentlich sagst", antwortete sie leise. Gar nicht schüchtern. Sehr ernst und konzentriert. Ohne ihre Augen von mir zu lösen.

,,Und du? Du öffnest dich einfach niemandem, weil du Angst davor hast irgendwann dich mehr als nur einer Person öffnen zu müssen", warf ich ihr, ihr eigenes Argument zurück an den Kopf.

,,Ich hab mich doch dir geöffnet.." Leicht zuckten ihre Schultern und ihr Grübchen kam für einen winzigen Moment zum Vorschein.
,,Und trotzdem habe ich nie eine Ahnung davon, was du eigentlich sagst", antwortete ich lächelnd.

,,Vielleicht öffne ich mich niemandem, weil ich schon ganz genau weiß, was ich eigentlich will" Ihre zarte Stimme klang so leise doch so selbstbewusst. ,,Witzig", sprach ich ebenfalls ganz leise ,,Ich öffne mich auch niemandem, weil ich ganz genau weiß, was ich will"

,,Was denn?", neugierig blickte sie mich an und ich hatte das Gefühl alles verging in Zeitlupe. Sogar ihr Blinzeln.

,,Wenn ich jemals eine Freundin haben sollte.. dann soll sie" Liya ,,sein"
Ich pausierte für eine Sekunde mit geschlossenen Augen.

,,Hast du nicht etwas vergessen? Dann sollte sie was sein?", sprach sie mich auf den von mir unvollständig verbalisierten Satz an. Ich schüttelte den Kopf. ,,Geheimnis", lachte ich leicht, in der Hoffnung meine unausgesprochenen Gedanken manifestieren zu können.

,,Enes.." Jetzt klang sie plötzlich schüchtern. ,,Woher wissen wir eigentlich, wann jemand die Wette verloren hat?", fragte sie zurückhaltend. Wenn sie bloß wüsste.
,,Das sehen wir dann, wenns so weit ist", erzählte ich ,,Außerdem kannst du sie sowieso nicht verlieren", fuhr ich fort.

,,Weil ich mich sowieso nie verlieben würde?", gab sie wieder ganz selbstsicher von sich. ,,Auch wenn du das tun würdest, würdest du sie nicht verlieren", flüsterte ich ihr leise zu. ,,Aber unsere Wette hieß, wer sich verliebt, verliert.." Verwirrt runzelte sie die Stirn.

Nicht ganz.

Ich glaube, dass ich schummle.. Doch lieber tue ich das, als etwas auszusprechen und in den letzten Tagen, die wir wahrscheinlich noch zusammen hatten einen unangenehmen Keil zwischen uns zu treiben. Ich weiß, dass sie genauso unerreichbar ist, wie das Ende einer Kugel und ich mich auf jemanden eingelassen hab', dessen Ego noch viel größer ist als meins und dessen scheinbar kalte Fassade, gar nicht immer eine Fassade ist, wie es bei mir der Fall war.

,,Komm, wir spielen ein Spiel", schlug ich euphorisch vor um dieser ernsten, unfassbar wackeligen Situation zu entkommen.

,,Das kann nicht gut enden." Skeptisch sah sie mich an. ,,Für jede Unangenehme Frage oder Aufgabe die man nicht beantwortet oder erfüllt, muss man ein Kleidungsstück ausziehen" Schief grinsend sah ich sie an. Für mich klang das Spiel nach 'ner Menge Spaß, auch wenn sie nicht besonders begeistert aussah. ,,Man kann doch einfach lügen?", bemerkte unser Genie. ,,Dann macht's doch keinen Spaß , Popel"

________________________
𒊹︎Kapitel heute habt ihr lolichlesedas
zu verdanken.

𒊹︎Not to be dramatic or anything but u ain't ready for the next one 🌚🌝

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