Kapitel XII

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Elizabeth bestand darauf, selbst an die Tür des kleinen Gästezimmers zu klopfen. Von drinnen konnte sie leises Kichern hören und sie spürte ihr Herz leichter werden. Es schien Paula nicht ganz furchtbar zu gehen. Auf ihr Zeichen hin verstummten die beiden Stimmen, dann erkannte Lizzy Ciels Hausmädchen an ihrem zaghaften „Herein?"
Die Lady betrat den gemütlichen Raum. „Guten Morgen, Paula."
Erschrocken versuchte ihre Zofe, sich im Bett aufzurichten und zog die Decke über ihrem Nachthemd bis unters Kinn. „My Lady?" Ein Hauch von Röte erblühte auf ihren Wangen.
Mey-Rin erhob sich hektisch von der Bettkante und knickste. „G-guten Morgen, Lady Elizabeth." Lächelnd nickte Lizzy ihr zu und trat auf der anderen Seite an das Bett heran. „Ich wollte mich erkundigen, wie es dir geht."
Lizzy sah, wie der Blick ihrer Freundin dem Hausmädchen folgte, als sie eilig an ihr vorbei huschte. Verlegen lächelte Paula. Dawns dunkle Stimme von der Tür her bewahrte sie vor einer Antwort. „My Lady, ich werde frische Verbände organisieren."
„Tu das."
Mit einem Blick hielt ihr Butler das Hausmädchen auf. „Mey-Rin, würden Sie mir bitte eine Schale mit heißem Wasser bringen?"
Die Antwort hörte Lizzy nicht mehr; Dawn hatte die Tür hinter sich geschlossen.
Paula verlor deutlich an Anspannung und als Lizzy sich zu ihr setzte, lächelte sie endlich wie früher.
„Ich freue mich sehr, dass Ihr hier seid, My Lady."
Elizabeth nahm ihre Hände. „Natürlich bin ich hier! Ich muss doch wissen, wie du dich fühlst. Ach Paula, das alles tut mir so leid."
Die Zofe lächelte aufmunternd. „Aber My Lady, es ist doch nicht Eure Schuld. Ich bin froh, dass ich diesen Morgen erleben kann. Alles sieht so frisch und fröhlich aus, es ist als hätte es den Sturm nie gegeben. Nur mein Bein verrät mir etwas anderes." Ihr Kichern erinnere Lizzy an unbeschwerte Tage.
„Du kannst überall das Schöne sehen, nicht wahr?"
Die sanften braunen Augen wurden traurig: „Ihr konntet das auch einmal." Die Worte waren leise, als wollten sie gar nicht ausgesprochen sein.
„Paula?"
Sie zögerte kurz. „Darf ich offen sein, My Lady?"
„Bitte!"
Vorsichtig schob sie sich näher, ihre Stimme wurde eindringlich: „Ich mache mir Sorgen um Euch."
„Weshalb?"
„Nun... vertraut Ihr Miss Gabrieles?"
Lizzy dachte einen Augenblick darüber nach, Paulas Lächeln war verschwunden. „Tust du es nicht?"
Verlegen brach die Zofe den Blickkontakt. „Ich weiß nicht so recht."
„Behandelt sie dich schlecht?"
„Nein, gar nicht." Energisch schüttelte sie den Kopf, ihre hellbraunen Locken huschten verstohlen über ihre Schultern.
Mit einem Nicken ermutigte Lizzy sie zur Offenheit.
„Es ist nur... irgendwie ist sie mir unheimlich."
„Ach Paula", amüsiert streichelte ihr Daumen den Handrücken der Freundin.
„Ich bitte Euch nur, passt auf Euch auf."
„Das werde ich, versprochen."
Mit einem Klopfen kündigte Dawn ihre Rückkehr an. „Komm herein!"
Lizzy drückte Paulas Hände aufmunternd, dann rückte sie näher zum Fußende, um Dawn den Raum zu geben, den sie zur Versorgung der Wunde benötigte.
Wortlos ging ihr Butler neben dem Bett auf die Knie, Paula hob die Decke von ihrem verletzten Bein. Niemand sprach, als Dawn den alten Verband abwickelte und die zwei kleinen Holzstäbe neben sich auf dem Boden ablegte. Paula keuchte leise vor Schmerz, doch sie entzog sich keiner der behutsamen Berührungen.
Fasziniert beobachtete Elizabeth, wie Dawn mit dem in dampfendes Wasser getauchten Tuch das frische Blut von Paulas Bein strich, bevor sie die Wunde mit einem frischen Verband abdeckte und nach ein paar Schlägen um das Bein auch die beiden kleinen Stäbe wieder in die Wickelung einlegte. Das geschickte Handeln zu beobachten, wirkte irgendwie beruhigend auf Elizabeth und auch Paula wirkte nicht als sei ihr unwohl, wenn man von ihren Schmerzen absah.
„Das sollte genügen, bis der Arzt eintrifft und dich anschauen kann." Obwohl Dawns Blick und auch ihr Hauch eines Lächelns von ihr abgewandt waren, spürte Elizabeth wieder dieses schöne Kribbeln im Bauch.
Erneutes Klopfen erlaubte es ihr, das kleine Seufzen mit einem „Ja bitte?" zu tarnen.
Tanaka öffnete die Tür. „Lady Elizabeth, bitte entschuldigt mir die Störung. Der junge Herr und Eure Frau Mutter möchten Euch sprechen."
„Ja natürlich. Danke Tanaka, ich werde gleich da sein."
Er verneigte sich und schloss die Tür wieder. Dawn sammelte die Utensilien zusammen und zog sich diskret Richtung Tür zurück, als Lizzy sich seufzend erhob.
Traurig blickte Paula zu ihr auf. Kurzes Schweigen legte sich über sie, bis Lizzy ihren Entschluss gefasst hatte: „Ich werde mit meiner Mutter sprechen, dass du bei uns bleibst. Ganz egal, wann du deine Arbeit wieder aufnehmen kannst."
„Das... würdet Ihr für mich tun?" Tränen schimmerten in den freundlichen braunen Augen. Lizzy schloss die alte Freundin in die Arme, die Etikette interessierte sie nicht mehr. „Natürlich werde ich das", murmelte sie gegen Paulas Schulter. „Es wird alles gut werden, das verspreche ich dir."
Sie wünschte es sich selbst so sehr und gestattete sich noch einen Moment Frieden in der Umarmung, wohl wissend, dass ihr Butler sie mit Sorge betrachtete. Paula sollte es gut haben, völlig gleich, was noch passieren würde, das schwor Elizabeth sich selbst.
Behutsam löste sie sich aus den Armen der Zofe und lächelte sie aufmunternd an; strich instinktiv mit dem Daumen eine Träne von ihrer Wange.
„Bis bald, Paula", flüsterte sie.
„Bis bald, My Lady." Ein trauriger Blick begleitete Lizzy zur Tür, als ahnte die Freundin, dass dieser Abschied ein langer war. Ein kalter Schauer schüttelte die Zofe, als der unheimliche Butler die Tür hinter ihrer Lady Elizabeth geschlossen hatte.

Lizzy wirkte niedergeschlagen und ein wenig abwesend, als ihre Mutter ihr den frisch geschmiedeten Plan eröffnete. Gern hätte Ciel sie kurz in den Arm genommen, vielleicht hätte sie sich aussprechen wollen. Doch es ging nicht. Sie waren in Gesellschaft und so hatten sie sich an die Regeln zu halten.
Die Idee ihres vorübergehenden Einzuges schien Elizabeth weniger Unbehagen zu bereiten, als ihm selbst. Selbstverständlich, sie hatte kein riskantes Geheimnis zu bewahren.
Schon wieder verursachte seine Sorge ihm Übelkeit und dem Earl blieb nur zu hoffen, dass sein Vorhaben sich ein wenig vereinfachte, sobald Marchioness Midford sich verabschiedete. Es kam ihm gelegen, dass Elizabeths Mutter ihre Abreise noch für den selben Tag plante.
Nach einem Gespräch, in dem Lizzy ihr feuriges Gemüt ein wenig zu frei ließ, willigte die Marchioness ein, den Arztbesuch abzuwarten und versprach ihrer Tochter, der Zofe weiterhin Unterkunft im Hause Midford zu gewähren.
Frances missbilligte all die Energie und Entschlossenheit im Gebaren ihrer Tochter offensichtlich, doch offenbar nicht genug, um ihr Einhalt zu gebieten. Niemals hätte er es angesprochen, doch Ciel sah auch einen Hauch von Stolz in den hellen Augen seiner Tante. Sichtlich angespannt endete Elizabeth ihre Bitte schließlich.
Die Marchioness schwieg einen Augenblick, dann öffnete sie die Arme in einer gleichermaßen erschöpften wie gebieterischen Geste. „In Ordnung, Elizabeth."
„Danke Mutter." Sie lächelte zaghaft.
Mit einem scharfen Nicken zog Marchioness Midford sich zurück und beanspruchte Mey-Rins Unterstützung, um ihre Habseligkeiten zu packen.
Ciel sah, wie Lizzys Schultern sich entspannten und als ihre Mutter fort war, griff er behutsam nach ihrer Hand. Sie erwiderte die Geste und wandte sich ihm zu, das grüne Funkeln wärmte sein Herz. „Ich freue mich, dass Ihr da seid", murmelte er und es war die Wahrheit. Zumindest eine Seite von ihr. Lizzy lächelte. „Ich freue mich auch."
Der Wunsch traf sie gemeinsam und so spürten beide die Arme des anderen sanft um die eigene Mitte ruhen. Ciel bettete sacht das Kinn auf ihre Schulter und genoss den Moment des Friedens.
„Was für ein Morgen." Ihre leisen Worte bargen eine große Last, doch bevor er sie darauf ansprechen konnte, löste sie die Nähe zwischen ihnen wieder auf. Sie strahlte nun einen solchen Frohsinn und Tatendrang aus, dass der Earl glauben musste, er habe sich geirrt.
Wie auch immer.
Nun galt es, mit dem begonnenen Tag noch etwas Sinnvolles anzufangen.
Ciel musste in den Ermittlungen voran kommen, leider war er an einem Punkt angelangt, an dem sich ein ganz bestimmter Weg nicht mehr umgehen ließ.
„Lizzy, ich habe in London eine wichtige Angelegenheit zu erledigen. Möchtet Ihr vielleicht-"
„Ich werde Euch gern begleiten."
Verwirrt neigte der Earl den Kopf. „Das war nicht, was ich Euch vorschlagen wollte."
Ihr Blick wurde kühl, sie wich einen Schritt zurück.
Entschuldigend hob er die Schultern. „Ich kann auf diesem Weg keine Begleitung gebrauchen, es tut mir leid, Lizzy."
Sie schwieg und schon sah er eine Idee in ihrem Geist entspringen. „Dann werde ich mich einfach nach einer Kleinigkeit für Paula umsehen, ihre Schuhe wurden völlig ruiniert. Oder ich finde etwas anderes Hübsches für sie. In der Zwischenzeit könnt Ihr Euch darum kümmern."
Trotz des heiteren Tonfalls wurde Ciel klar, dass sie keine Ablehnung zulassen würde.
„In Ordnung", willigte er schließlich ein.
Wieder funkelten ihre Augen. „Wunderbar! Gebt mir einen Augenblick, mich fertig zu machen." Mit diesen Worten drückte sie seine Hände und wandte sich auf dem Absatz um. „Dawn!"
Gleich einer Katze wand ihr Butler sich aus der professionellen Unauffälligkeit und öffnete die Tür mit einem leichten Nicken. „My Lady."
Wieder lief dem Earl ein Schauer über den Rücken – kalt, unbehaglich.
„Lizzy."
Sie hielt in der Tür inne und blickte über die Schulter. „Der Unfall beschäftigt Euch sehr, nicht wahr?" Seine Worte waren leise, sanft. Er wollte ihre Ehrliche Antwort, wusste er sie doch bereits.
„Ja", seufzte sie tonlos.
„Ich werde auf Euch warten."
„Danke, Ciel."
Er blinzelte langsam und öffnete die Augen, als die Tür sich leise schloss.
Sebastian atmete scharf aus. Hätte nicht Stille sie so allmächtig umgeben, wäre der Laut nicht bemerkt worden. Missbilligend, wütend.
Der Teufel starrte auf das helle Holz und es war ein Wunder, dass es nicht in Flammen aufging. Er atmete zu schnell, zu flach. Als habe er große Anstrengung hinter sich.
Ciel beobachtete ihn genau, wagte nicht, ihn anzusprechen.
Sorge schimmerte im tiefen Blau und nur langsam gelang es Sebastian, seinen Herrn anzusehen.
Vorsichtig wagte der junge Earl sich näher; sein Teufel ließ geschehen, dass er seine Hand nahm. In der gleichen Geste, wie er es eben bei Lady Elizabeth getan hatte.
Tief seufzend schloss er kurz die Augen. „Verzeiht mir, junger Herr", bat er leise.
„Was ist passiert?"
„Nichts von Belang. Ihr solltet keinen Grund haben, es auch nur zu bemerken. Es tut mir aufrichtig leid."
„Du willst es mir nicht verraten", stellte Ciel fest. Behutsam streichelte er den weichen Handschuh.
Für eine Sekunde sah Sebastian ihm in die Augen, dann wandte er den Blick ab. Seine Wangen bekamen einen viel zu lebhaften roten Schimmer. „Ich würde darauf wahrlich verzichten. Bitte, junger Herr."
Es beruhigte ihn keineswegs. Diese Worte sprach sein Teufel nicht leichtfertig, doch entgegen aller seiner Instinkte, gab Ciel schließlich nach. „Dann werde ich dich nicht mehr danach fragen."
Sanft löste er sich von seinem Butler und hoffte, ihm mit seinen nächsten Worten helfen zu können: „Beruhige dich jetzt und bereite alles vor! Ich möchte aufbrechen, sobald Lady Elizabeth bereit ist."
Sebastian lächelte sanft, er hatte seines Herrn Absicht erkannt und legte in gewohnter Geste die Hand an seine Brust: „Jawohl, junger Herr."
Die uralten Kräfte ihrer Bindung ergriffen den Teufel in vertrauter Endgültigkeit und befreiten seinen menschlichen Körper von seinen instinktiven Reaktionen auf das eben Erlebte. Er atmete ruhig, das unterdrückte Zittern verschwand. Erinnerungen verwischten und die Wut entließ ihn aus ihrem harten Griff. Nur vergessen konnte er nicht.
Das Gefühl dieser Aura, als sie sein Wesen so unerwartet streifte; das unverschämte Lächeln; die schiere Kraft des dunklen Blicks, die er wohl nicht mehr länger ertragen hätte. All das blieb bei ihm, auch wenn es keinen Einfluss mehr hatte. Lediglich Sorge blieb, denn der Dämon war sich nicht sicher, was da mit ihm geschehen war.
Bedauerlich.


Als Sebastian etwas später die Kutschentür öffnete, war er auf die zarte Berührung jener Aura besser gefasst. Aus Gründen der Sicherheit trat Dawn zuerst an ihm vorbei auf Londons Straßen. Wachsam glitt ihr Blick über die nähere Umgebung, dann wandte sie sich nach ein paar Schritten mit einer dezenten Geste zu den jungen Herrschaften um. Der Earl folgte ihr und reichte Elizabeth die Hand, um ihr beim Ausstieg zu helfen.
Der Teufel schloss die Tür des Gefährts wieder und trat so erneut neben Dawn. Dass er sie beobachtete, war ihr nicht entgangen, doch er ließ ihr keine Gelegenheit, Herr der Lage zu werden. „Sie haben sich umgezogen", stellte er mit spöttischem Unterton fest.
„Und Sie wären zu gern dabei gewesen." Wieder lächelte sie in diesem Hauch von Unanständigkeit. „Sie sollten auf Ihre Blicke achten, wir wollen doch keinen Skandal heraufbeschwören."
„Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Allerdings sollten Sie an Ihrer Menschenkenntnis noch ein wenig arbeiten." Wieder sah er ihr direkt in die Augen und versuchte, Unsicherheit darin zu finden. Doch die Dunkelheit blieb unergründlich. „Sollte ich das?"
„Wäre es nicht notwendig, hätten Sie erkannt, dass ich Sie lediglich mit Überraschung betrachtet habe. Gestern Abend schienen Sie einem solchen Aufzug noch sehr abgeneigt."
In einer unauffälligen Geste deutete er auf ihre Kleidung und hoffte auf irgendein Zeichen von Unwohlsein, doch ihre Worte behielten ihren erheiterten Unterton. „Wie ich Ihnen da bereits sagte, trage ich, was My Lady für mich auswählt. Ganz gleich, was ich davon halte." Nun war sie es, die sich ihm sehr weit näherte: „Jetzt erzählen Sie mir nicht, dass Sie auch das für unangemessen halten." Wie am Abend zuvor auf der Treppe wagte sie es auch jetzt, ihm ganz offen in die Augen zu sehen. Der Dämon blinzelte und sie spiegelte seine Bewegung, als er sich leicht von ihr wegdrehte. „Mitnichten." Wie beiläufig lehnte er sich zu ihr und flüsterte: „Der schmale Rock ist ein wenig aus der Mode, doch das Gesamtbild ist nun harmonischer."
Ihr leises, kurzes Lachen war keine Reaktion, die er sich erhofft hatte und viel zu spät erkannte er den Hauch von Triumph in ihrer Stimme: „Haben Sie mir wirklich gerade ein Kompliment gemacht?" Das belustigte Funkeln ihres Blickes bereitete ihm Unbehagen.
„Nun, eigentlich-" Mahnend hob sie eine Hand leicht: „Nehmen Sie Ihre Worte nicht zurück, das wäre wirklich nicht die feine Art."
Eine Antwort gelang ihm nicht mehr, denn die jungen Herrschaften hatten ihr Gespräch beendet und erwarteten nun ihre Butler, damit ihre Wege sich für die nächsten zwei Stunden trennen konnten.
In einer fließenden Bewegung ließ Dawn Sebastian stehen und schenkte ihm noch ein unauffälliges aber charmantes Lächeln, bevor sie ihren schattenhaften Platz an Elizabeths Seite einnahm.
Für ein paar Sekunden fing ihre Erscheinung seine Gedanken noch ein. Bei jedem Schritt umspielte der dunkelrote Stoff des Rocks ihre Beine völlig ungehindert durch die fehlenden Unterschichten. Der menschlichen Wahrnehmung wäre dies unter dem langen, schwarzen Mantel sogar verborgen geblieben und der Dämon war nicht erfreut, wie sehr ihm dieses Detail aufgefallen war. Wie auch alles andere an ihr. Die selben silbernen Handschuhe, das raffiniert hochgesteckte Haar und auch die Krawatte, die doch unter dem Mantel hervorblitzte. Missbilligend wandte er sich ab, er hatte seine Gedanken auf wichtigere Dinge zu lenken.
Verwunderlich war es nicht, dass auch der Earl den beiden Damen in Gedanken vertieft nachschaute, die linke Hand zum Gruß erhoben.


Elizabeth winkte Ciel noch einmal zu, bevor sie mit Dawn in eine andere Straße einbog. „Nun ist es aber genug!", mahnte sie nur halb im Scherz, sobald sie sicher sein konnte, dass sie nicht mehr gesehen wurden.
„My Lady?" Die dunkle Stimme klang ehrlich überrascht, beinahe unschuldig.
„Der arme Sebastian, du übertreibst es ein bisschen."
„Bitte verzeiht, My Lady. Es ist lange her."
„Ich weiß. Und ein bisschen Spaß ist ja nicht schlimm. Sebastian hält so Einiges aus." Ihr Lächeln verschwand mit den nächsten Schritten. „ Aber denk daran, dass sich alles, was ihm geschieht auch auf Ciel auswirken wird. Und ich dulde nicht, dass er verletzt wird. Schon gar nicht durch dein Handeln."
Schuldbewusst legte ihr Butler die Hand an ihre Brust und neigte leicht den Kopf: „Ich werde mich bessern, versprochen."
„Gut." An einer neuen Kreuzung zwischen den dunklen Fassaden blieb die Lady stehen.
„Zeige mir die Wegbeschreibung bitte nochmal."
Dawn griff in die Innentasche ihres Mantels und barg einen Brief mit gebrochenem Siegel daraus. Zwischen den dickeren Hälften des edlen Papiers segelte ein kleiner Zettel heraus, den ein silberner Handschuh geschickt aus der Luft fing und Elizabeth reichte.
Ein scharfer, grüner Blick überflog das kleine Papier. „Wirklich runter zum Fluss. Was für eine unangenehme Gegend."
„Aber Ihr seid ja nicht mehr allein, My Lady."
Vielleicht in einem Hauch von Vorfreude lächelnd verbarg der Butler die Schriftstücke wieder in ihrer Manteltasche, dann ließen zwei Paar edler, flacher Stiefel die Spiegel der kleinen Pfützen im Pflaster zerspringen.

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