Kapitel III

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Blutiges Rot ergoss sich in den Salon des Anwesens, kroch lautlos über den Boden des Salons und erklomm die Wände bis unter die hohen Decken. In tiefer Trance huschten zwei Schatten umher, schluckten das Licht der Abendsonne, um es nur Sekunden später wieder freizulassen.

Durch die Energie des Kampfes sich seiner Erschöpfung nur allmählich bewusst, wich der junge Earl soeben zurück, als er kalten Widerstand in seinem Rücken spürte. Gefangen durch das Fensterglas sah er die schmale, singende Klinge an der seinen auf sich zu gleiten; instinktiv schloss er sein Auge, spürte dann ein leises, hohes Geräusch neben seinem Ohr.

Bewegungslos stand Lizzy vor ihm. Ihre Waffe schwang vom Aufprall leicht nach; ihr Atem ebenso schwer wie der seine. Wäre der hochkonzentrierte Ausdruck ihres sonst so sanften Antlitz ihm nicht bereits vertraut, so hätte er womöglich einen Hauch von Angst verspürt.

Elizabeth blinzelte, dann trat sie zurück; entfernte ihre Waffe aus Ciels Nähe.

Er folgte ihr nach wenigen Schritten; verursachte ihm ja das feste und doch so fragile Glas in seinem Rücken ein äußerst unangenehmes Gefühl.

„Das war knapp."

„Aber wieder besser als beim letzten Mal." Mit einem aufmunternden Lächeln wandte sie sich zu ihm um.

„Aber nicht gut genug."

„Ihr habt einen von zwölf Kämpfen verloren, nun übertreibt es nicht so."

Er wollte sie nicht verärgern, doch war es ihm auch unangenehm, sich von ihr loben zu lassen. „Aber gewonnen habe ich die anderen elf auch nicht", widersprach er, gab den Worten aber einen versöhnlichen Ton.

Die Lady verdrehte die im Abendlicht dunklen Augen ein wenig, ließ es jedoch spaßig aussehen. „Habt Ihr Euch denn schon an den Tanzschritten versucht?"

Sein Schweigen deutete sie richtig.

„Nun, vielleicht liegt es daran." Sie legte ihre Waffe ab und begann, die ledernen Handschuhe abzustreifen.

„Ihr meint wirklich, dass das etwas ändern wird?"

„Nun, es würde auf jeden Fall - ", in einem erstickenden Laut unterbrach sie sich; Schmerz erblühte in ihrem Blick, als sie unvermittelt in die Knie ging.

„Lizzy!" Erschrocken warf er den Degen fort und eilte an ihre Seite.

„Sebastian!", rief er aus; wohl wissend, dass der Dämon ihn hören würde, ganz gleich, wo er sich gerade befand.

Von tiefer Sorge erfüllt, sank der Earl neben Elizabeth auf die Knie; streckte die Arme nach ihr aus. Jedoch hatte diese eine Hand abwehrend erhoben, die andere schwebte zitternd vor ihrem Bauch. „Was habt Ihr? Sprecht mit mir, Lizzy."

Zunächst schüttelte die Lady nur heftig den Kopf, offenbar bemüht, Worte zu finden. „Es ist nichts, gar nichts." Eilig ergriff sie Ciels Hand und richtete sich wieder auf.

Hinter dem Earl schwang die Tür auf. „Junger Herr, ist alles in Ordnung?" Angespannt jagte der Blick des Butlers durch den ganzen Raum, dann erfasste er die jungen Herrschaften; sogleich war klar, dass Ciel nicht derjenige war, dem es schlecht ging.

„Lady Elizabeth, fühlt Ihr Euch nicht wohl?"

„Doch, ja. Es ist alles in Ordung." Sie straffte die Schultern und legte ein Lächeln auf. „Ich bin nur... etwas erschöpft." Sie drückte sanft Ciels Hände, denn seine Zweifel entgingen ihr nicht; dann wandte sie sich um. „Ich würde jetzt gern nachhause, Sebastian."

„Sehr wohl." Der Bulter verneigte sich. „Ich war soeben meine Absicht, Euch auf das Eintreffen Eurer Kutsche hinzuweisen."

„Na das passt doch wunderbar." Als sei nichts außergewöhnliches geschehen, zog Elizabeth Ciel an Sebastian vorbei durch die Tür aus dem Salon.

Ein neuer Pakt Where stories live. Discover now