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Draco's p.o.v.:

Harry antwortete nicht direkt. Dafür hatte ich genau gespürt, wie er mich während der Erzählung gemustert hatte. Nicht so als würde er wirklich über das nachdenken, was ich ihm preisgab, eher als schien er ganz woanders und zugleich unglaublich nah bei mir zu sein. Was auch immer es bedeuten mochte, ich, wusste, dass dieser Zauberer Interesse in mir weckte. Mehr als ich jemals erwartet hätte. Immerhin waren wir früher Erzfeinde gewesen. Jeder in der Schule hatte das gewusst. Und was taten wir heute?

Ich dachte darüber nach, ob ich Harry vielleicht gestehen, sollte, dass ich etwas für ihn übrig hatte.
Aber genauso gut wusste ich, dass ich damit allein stand. Harry war hier, um seiner Frau wieder näherzukommen und sich nicht von ihr zu entfernen. Und was wäre ich für ein Ehemann, wenn ich ein paar Wochen nach meiner Scheidung mit einem Mann zusammen käme? Ganz zu schweigen von der Meinung meiner Eltern dazu...

So wie ich heute spüre, wie mein Herz jedes Mal ein wenig höher, schlägt, wenn ich seine Stimme irgendwo höre, so hat sich früher meine Laune bei jedem einzigen Mal verdunkelt.
Er war mein Feind. Er war immer mein Feind gewesen, ich kannte es nicht anders. Der dunkele Lord, Vater, jeder hat mir beigebracht was für eine Schande Harry Potter doch war. Aber nun saß ich hier mit dieser Berühmtheit in meinem Büro und wir redeten über meine Scheidung als wären wir jahrelange Freunde.

"Das tut mir ehrlich leid für dich. Ich hoffe du findest jemand neuen, der besser zu dir passt." Er schenkte mir ein leichtes Lächeln und ich schmolz beinahe unter diesem Blick dahin.
Am liebsten wäre ich ihm jetzt durch die dunkeln Haare gefahren und hätte meine Hände darin verschwinden lassen während meine Lippen über seinen Kiefer gleiten.
Aber momentan habe ich noch kein Recht so zu denken.

Harry's p.o.v.:

Meine Stimme zitterte unheimlich als ich ihm für die Zukunft einen passenderen Partner wünschte. Draco sah nicht so aus als habe er es bemerkt, dennoch lag sein nachdenklicher Blick noch lange auf mir, selbst als ich das Büro nach einer langen Unterhaltung wieder verließ.
Aus einem unbekannten Grund hätte ich doch sehr gern gewusst was ihn so nach denklich stimmte und warum er währenddessen meinen Blick versuchte einzufangen.

Langsam aber sicher verschwindet Ginny einfach aus meinen Gedanken. Obwohl ich mit allen Mitteln versuche die Gedanken an sie fest zu halten. Nur James schwirrt immer noch in meinem Kopf umher. Eigentlich müsste ich ihnen mal wieder einen Brief schreiben.

Nach dem Abendessen machte ich mich wieder auf den Weg, zurück zu meinem Zimmer um letzte Unterrichtsvorbereitungen zu treffen. Kurz vor meinem Büro lief ich Neville über den Weg. Nicht das ich mich nicht mit ihm unterhalten wollte, aber er hat letztens eine für ihn wichtige Entdeckung einer magischen Pflanze gemacht und hängt damit nun schon seit 3 Wochen in den Ohren. Außerdem denke ich kenne ich mittlerweile alle Eigenschaften dieser nicht mehr so mysteriösen Pflanze, und außerdem hatte er mich schon beim Essen damit voll gequasselt.

Also um ihm höflich aus dem Weg zu gehen, ohne dass ich ihn abweisen musste, verschwand ich noch bevor er mich sah in einem nahen Klassenzimmer und wartete an der Tür bis Neville vorbeigegangen war.

Kurz darauf stellte ich allerdings fest, dass dieses Klassenzimmer nicht leer war. Draco lehnte halb belustigt, halb fragend am Pult und sah zu mir herüber.
Ich brachte  kein Wort heraus und sah schnell wieder zurück zur Tür, aber Draco erhob schon das Wort, wohl um zu verhindern, dass ich wieder verschwand. "Was führt dich denn hierher?"
Spontan hatte ich für diese Situation leider keine Ausrede parat, geschweige denn, eine, die ihn mir vom Hals halten würde.
Also musste ich auf irgendeinen Standardsatz zurück greifen, der ihm zweifellos sofort auffallen würde... "Ich suche etwas. Ähm..." Eine Pergamentrolle? Eine Feder? Meine Gedanken kreisten unaufhörlich durcheinander. Welches dieser Dinge wäre weniger auffällig? Eventuell doch lieber etwas persönliches? Vielleicht ein Buch?
Oder konnte ich ihm etwa gestehen, dass mir Neville gerade auf die Nerven ging? Konnte ich einem Freund das antun? Oder würde Draco mich damit nur aufziehen?

"Vielleicht eine Ausrede?", schaltete Draco sich in meinen Gedankengang mit ein.
Erschrocken schnellte mein Kopf in seine Richtung. Doch er grinste bloß und hatte so ein Funkeln in den Augen. Es erinnerte mich wieder an früher. Da hatte er mich manchmal ganz genauso angesehen, wenn er mal wieder in irgendetwas gegen mich triumphieren konnte. Doch dieses Mal wurde es untermalt von warmen Gesichtszügen, um zu zeigen, wie sehr er sich wirklich verändert hatte.
Die ihm übrigens außerordentlich gut standen.

Angesichts der Situation sah ich mich gezwungen, mich geschlagen zu geben. Als Antwort zuckte ich bloß mit den Schultern und gesellte mich zu ihm, indem ich zu ihm rüber ging und mich ihm gegenüber auf einem Schülertisch niederließ.
Draco hakte nicht weiter nach, sondern begann urplötzlich mit belanglosem Smalltalk.

"Wie geht's dir?", fragte er mit einem Lächeln und wenn es nicht so perfekt ausgesehen hätte, hätte ich es fast gruselig gefunden, ihn so fröhlich zu sehen.
Ich antworte dankend mit "Gut.", und stellte ihm dieselbe. "Ich habe ein bisschen Stoffstress durch meine Abwesenheit. Ich befürchte, ich kriege nicht allen Stoff durch, den ich eigentlich geplant hatte.", erwiderte er seufzend und erhob sich. Ich bemerkte, wie er sich neben mich setzten wollte als er auf einmal innehielt und auf etwas hinter mir sah.
"Oh Gott. Es ist ja schon unheimlich spät!", rief er bestürzt und wendete sich schon zum Gehen.
Daraufhin stand ich ebenfalls auf. Mit einer plötzlichen Hektik wollte Draco schon den Raum verlassen. Angesteckt von seiner Flucht ging ich ihm hinterher, als er genau vor mir im Türrahmen stehen blieb und sich keine 3 Zentimeter von mir entfernt, herumdrehte als habe er noch etwas vergessen.

Er war doch ein kleines Stück größer als ich und so sah ich die letzten Zentimeter hinauf in sein Gesicht. Ließ meinen Blick ganz langsam nach oben wandern. Nur um diesen Moment noch ein wenig auszukosten. Ich spürte seinen Körper, seinen Blick. So nah sind die eigenen Gefühle so unendlich viel intensiver. Jede Bewegung, jeden Muskel der sich in seinem Körper bewegte könnte ich nennen.
Die Hände meines Kollegen lagen am Türrahmen auf der Höhe meiner Schulter und schienen mich ganz in Beschlag nehmen zu wollen.
Ich spürte, wie etwas in mir mich ihm näherte, und eine andere Kraft mich von ihm weg zog, diese, die noch mit derselben Kraft an Ginny festhielt. Aber mein Kopf hatte diesen Kampf schon längst ausgefochten. Nur mein Herz hatte mich noch an dieser Stelle stehen lassen.

Der Schritt zurück war wie ein Messer in meinem Herzen. Die Klinge tat weh in meiner Brust. Aber ich konnte fühlen, wie Draco sie mir ganz vorsichtig wieder entfernte als er eine Hand vom Türrahmen nahm und damit zärtlich über meine Wange fuhr. Die Berührung verursachte unzählige kitschige kleine Schmetterlinge in meinem Bauch, die mich beinahe sogar am Atmen hinderten. Dazu trat er einen einzelnen Schritt vor, um dann unsanft gegen meine Brust zu stoßen. So heftig, dass ich mehrere Schritte zurück taumelte und Draco sich massiv auf mich stützte musste, um nicht um zu fallen.

Hinter ihm kam McGonagall zum Vorschein. Sie schenkte uns beiden einen strengen Blick und deutete unsere Haltung diesmal vollkommen falsch. „Ich will gar nicht wissen was genau sie hier treiben, aber ich möchte nur für sie hoffen, dass es sich hierbei nicht um einen Streit handelt. Das können wir hier unter Kollegen absolut nicht gebrauchen. Sie sind doch keine Kinder mehr, nicht wahr?“, erklärte sie und damit lief sie um uns herum, nahm irgendeine Pergamentrolle vom Pult und verschwand wieder.

Vollkommen durcheinander blinzelte ich ein paar mal, um zu realisieren, was die Schulleiterin diesmal wieder auszusetzen hatte. Draco hatte sich scheinbar schneller gefangen, denn er nahm nun langsam seine Hand von meiner Schulter, wollte sie schon auf meinen Arm legen -um die Hand zu lösen die immer noch auf seinem Rücken lag, um ihn zu stabilisieren- doch ich sprang vorher zurück.

Meine Hände hatten wie selbstverständlich auf seinem Rücken gelegen und ihn beinahe umarmt. Er hatte dabei seine Lippen nur wenige Zentimeter neben meinem Ohr schweben gehabt und ich konnte immer noch die Berührungen und den Druck seiner schlanken Hände an meinen eigenen Schultern spüren.
Alles an mir stand buchstäblich in Brand. Und zwar nicht nur meine Wangen, die mittlerweile wohl die Farbe einer sehr dunkeln und zweifellos überreifen Tomate angenommen haben dürften.

"Ich glaube, es ist besser wenn ich jetzt mal zu meinen Aufgaben zurückkehre.", entschied Draco und verließ mit eiligen Schritten den Raum.
Innerlich dankte ich ihm, dass er diese Situation so elegant gelöst hatte, aber genauso wollte ich weiter in seiner Gegenwart verweilen, wenn vielleicht auch nicht so unerwartet nah. Jedenfalls nicht ungeplant.

Nein.
Besser gar nicht. Denn was sollte sonst aus meiner Ehe werden?

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Endlich wieder in Hogwarts? [Drarry]Where stories live. Discover now