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Mein Herz rast und meine Hände sind weiterhin krampfhaft zu Fäusten geballt, als ich wenig später vor einem kleinen Einfamilienhaus stehe, zu dem mein Bruder mich geschickt hat. Meine Stimme hat vor Wut gezittert und ich war kaum in der Lage ihm mit zuteilen, was ich wollte -Dass etwas vollkommen falsch läuft, was Emilia mir angetan hat- und zu fragen was er über sie weiß, was ich scheinbar vollkommen in meiner Liebe gefangen nicht bemerkt habe. Er war ganz ruhig, hat mir bloß seine Adresse genannt und gemeint, es wäre wohl besser, wenn ich vorbeikommen würde. Wie konnte ich nur so dumm sein und seine Worte damals nicht bemerken? Wie konnte ich nur so einen Fehler begehen? Menschen sind immer gleich. Sie spielen mit deinen Gefühlen und geben dir da Gefühl du wärst alles und im nächsten Moment wurdest du bereits wieder ersetzt.

Wie konntest du mir sowas antun? Wer ist dieser Mann? Warum hast du ihn so angeguckt, wie du nur mich angucken darfst? Warum Verdammt? Es wird ihm noch leid tun, sich zwischen uns gedrängt zu haben. Und du darfst hoffen, dass ich mich danach wieder so weit beruhigt habe um deine Entschuldigung anzunehmen.

Ich klingel. Meine Augen wandern die Umgebung entlang. Es ist ruhig und friedlich und der Wind raschelt leise in den Bäumen. Der Ort liegt etwas außerhalb der Stadt, ähnlich wie mein Geburtsort.

So etwas wünsche ich mir doch auch nur für uns Emilia. Ich möchte das beste für uns. Es macht mich wahnsinnig, dich nicht bei mir zu haben und dann noch zu wissen, das jemand anderes bei dir ist. Du bist sicherlich nicht schuld daran, du bist zu lieb und weißt nicht, was gut oder schlecht für dich ist. Deshalb brauchst du mich, damit du immer behütet bleibst und nie den Schmerz der Welt kennen lernen musst. Nein. Schuld trifft dich nicht. Sie trifft ganz alleine diesen Störenfried. Ich kann ihn ja verstehen. Du verdrehst jedem den Kopf. Aber das gibt niemanden das recht, ohne meine Erlaubnis, deine Nähe genießen zu dürfen. Nur ich darf das. Hörst du? Ich bin der einzige.

Als die Tür aufgemacht wird, bin ich noch in Gedanken an dich gefangen doch als mir statt meines Bruders, Kinderaugen entgegen strahlen, verpufft meine Wut für einen kurzen Moment. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand anderes als Alex die Tür öffnen würde. Doch als nun dieser kleine Junge vor mir steht, stiehlt sich ein lächeln auf mein Gesicht und ich knie mich vor im hin.

"Hallo", antwortet der kleine Junge und sieht mich abwarten an.

"Hey Kleiner, ist Alex zufällig da?"

"Alex?" ,fragt er verwirrt und verzeiht nachdenklich das Gesicht. "Wer ist das denn?"

Kurz bringt mich diese Frage aus dem Konzept, doch bevor ich antworten kann, ertönt eine weitere, mir bekanntere Stimme.

"Ach Jake, er meint mich damit." ,erklärt Alex dem kleinen Jungen und wuschelt ihm durch die Haare.

"Aber du heißt doch Papa.", entgegnet er entrüstet und Alex lacht leise, bevor er den Jung auf den Arm nimmt.

"Ja für dich bin ich Papa, aber für andere Alex. So wie du für mich mein kleiner Frechdachs bist oder Jacob. Verstehst du?"

"Ach so. Aber Papa klingt besser, du bist für mich immer Papa. Aber jetzt will ich wieder spielen.". erwidert der kleine Junge, der scheinbar Jacob heißt und zappelt ungeduldig herum. Alex drückt ihm noch ein Kuss auf die Wange, bevor er den kleinen runterlässt, der sofort den Flur entlang läuft und hinter einer Tür verschwindet.

"Tut mir leid, dass du warten musstest. Komm rein." Alex richtet nun seine Aufmerksamkeit wieder auf mich während ich mich aufrichte und hineintrete.

"Ich wusste nicht, dass du ein Kind hast." ,entfährt es mir und Alex lächelt so voller Wärme daraufhin, dass es mir ein Stich versetzt. Familie. Das was ich mir immer gewünscht hatte. Der Wunsch, der grade scheinbar den Bach herunter geht.

Liebe mich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt