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Die Zeit scheint still zustehen und mein Kopf explodiert förmlich vor lauter Fragen. Der Fremde blickt mich an und ich starre zurück. Was tut er hier? Was er will er von mir? Wer ist er? Doch eigentlich sind diese Fragen nebensächlich. Es zählt nur, dass er hier eingedrungen ist. In mein Geheimnis. Damit ist er eine potenzielle Bedrohung für Emilia und mich und das kann ich nicht zulassen. Ich werde das nicht zulassen. Er muss sterben. Es geht nicht anders. Niemand wird mir in die Quere kommen. Er muss bezahlen, er muss leiden, er muss sterben. Ich hab keine Waffe dabei. Doch ich bin stark. Ich kann gut kämpfen. Und ich darf nicht zulassen, dass er weiterlebt. Egal was passiert.

"Nathan. Endlich lernen wir uns mal richtig kennen." Seine Stimme klingt ruhig und vollkommen gelassen, während er mich weiterhin an grinst. Seine Worte lassen mich mein Vorhaben vergessen. Er kennt mich und das gefällt mir überhaupt nicht. Irgendwas stimmt hier nicht.

"Wer bist du?", frage ich misstrauisch. Der Fremde stößt sich von der Wand ab und kommt auf mich zu, wobei er in das Licht der Lampe tritt. Er scheint älter als ich zu sein, doch er kommt mir nicht bekannt vor. Ich bezweifele, dass ich ihm schon einmal begegnet war. Er lacht leise und fährt sich durch die braunen Haare.

"So Misstrauisch, Nathan. Guck mich doch nicht an, als würdest du mich gleich umbringen wollen. Entspann dich." Doch ich denke gar nicht erst daran, mich zu beruhigen und seine gute Laune werde ich ganz sicher nicht teilen. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Bereit zu zuschlagen. Bereit zu kämpfen. Ich muss Emilia beschützen. Ich hab es ihr versprochen. Ich hab es mir geschworen. Immerhin geht es hier um unsere Zukunft und die Situation gefällt mir ganz und gar nicht.

"Antworte gefälligst!" ,fahre ich ihn an, was den Fremden nur noch breiter lächeln lässt.

"Schon gut, schon gut, Brüderchen." Beschwichtigend hebt er die Hände, doch sein Grinsen erzählt eine andere Geschichte. Belustigung spiegelt sich in seinen Augen, als er mich so anspricht und ich beiße die Zähne fest aufeinander, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich nicht verstehe, was hier los ist. Bruder? Was zu Hölle will dieser Mann mir erzählen? Für was hält er sich? Hier hereinzuplatzen und dann sowas von sich zu geben. Warum sollte plötzlich aus heiterem Himmel jemand auftauchen und sowas behaupten? Es wirkte so absurd, dass es genauso gut ein Traum sein könnte.

Was für ein Unsinn! Er bringt einfach alles durcheinander und das kann ich einfach nicht zulassen. Ich hasse es, wenn etwas nicht nach meinem Plan läuft und er könnte alles zerstören.

Meine Wut auf diesen Mann steigt immer weiter. Es machte mich wahnsinnig, einen Fremden hier zu sehen, in diesen Raum, den ich nur für Emilia und mich haben will. Seine Augen haben etwas gesehen, was vor aller Welt verborgen bleiben sollte und der Gedanke frisst mich auf. Er weiß von diesem Ort, von diesem Raum, von mir. Ich brauche immer Kontrolle, doch dieser Mann scheint sie mir aus meinen Händen zu reißen und das kann ich niemals zulassen.Ich werde ihm sein Maul schon stopfen. 

Ich setzte ein lächeln auf, charmant und perfekt, wie ich es immer aufsetzte, wenn es angebracht war um mich meinen Zielen zu nähern und gab mich gelassen, obwohl die Wut in mir brodelte, wie das Feuer in der Hölle. 

"Ich weiß nicht, wer du bist, aber das hier ist mein Grundstück und du hast hier nichts zusuchen." ,sage ich freundlich und deute auf die Leiter. Er soll gehen, er soll mir den Rücken zuwenden. Es ist zwar nicht unbedingt nötig um ihn umzubringen, aber es würde mir Kraft und Nerven sparen, die ich eigentlich noch benötige, um hier voranzukommen, auch wenn ich mir sicher bin, dass es nicht so einfach werden wird, wie ich es gerne hätte, ihn dazu zubringen, zu gehen.

"Du weißt es tatsächlich nicht." , ergreift der Fremde erneut das Wort und bringt mich damit in die Realität zurück. "Amüsant, wirklich. Weißt du, es erstaunt mich nicht wirklich, vor allem da es klar war, dass diese Frau dir nichts erzählt hat und du selbst dein Leben scheinbar nie hinterfragt hast. Die winzigen Ungereimtheiten. Aber ist schon in Ordnung, dafür bin ich ja jetzt da. Ich werde es dir erzählen."

Liebe mich!Where stories live. Discover now