Um meine kürzlich gewonnene Freiheit zu feiern hatten die Zwillinge mich letzte Woche in einen Muggel-Pub in Ottery St Mary entführt, einem Dorf nicht unweit des Zauberer-Dorfes Ottery St- Catchpole, der Heimat der Weasleys. Sie waren früher schon öfter in dem Pub gewesen, aber in den letzten Wochen hatten sie ihn besonders häufig besucht. Um genau zu sein: Seit zwei Monaten jede Woche um die gleiche Zeit.

„Em, kannst du sie schon sehen?" – „Warte ma..." – „Sitzt sie wieder da?" – „George, ich bin noch nicht mal drin." – „Geh doch mal schneller." Ich seufze und schaue mich schnell in dem kleinen urigen Pub um. „Ich seh' sie nicht. Nope. Fehlanzeige.", erkläre ich ihm und Georges aufgeregtes Grinsen zerfällt in einen gefühlslosen Ausdruck. „Kommt bestimmt noch.", versuche ich ihn aufzumuntern und drücke seinen Arm leicht.

„Hi Archie!", begrüßt Fred den Barmann und hebt die Hand zum Gruß. Archie winkt mit dem Handtuch in seiner Hand und nickt dann zu einem Tisch in der rechten Ecke des Pubs. „Hab' ich euch wieder freigehalten." Ich gluckse bei seinen Worten. Fred und George schaffen es einfach überall, Menschen in nur wenigen Wochen in ihren Bann zu ziehen und wie Stammkunden behandelt zu werden.

Fred zwinkert ihm dankend zu und George und ich folgen ihm zu unserem Tisch. George drängt sich schnell an mir vorbei und rutscht vor seinem Zwillingsbruder auf die Hälfte der Eckbank, von der aus man einen guten Überblick über den Pub hat. Fred lacht amüsiert und setzt sich kopfschüttelnd auf die andere Seite der Bank. Er schaut grinsend zu mir hoch und legt den Arm auf die Lehne, um mir zu zeigen, dass ich mich neben ihn setzen soll. Ich ziehe meine Jeansjacke aus und hänge sie über den freien Stuhl, ehe ich mich neben ihm fallen lasse. „Was nehmen wir?", fragt Fred dann und greift nach der Getränkekarte in der Tischmitte. „Ich nehm ein Cider.", verkünde ich mit einem kurzen Blick auf die Karte. „George? Das übliche?", fragt Fred seinen Bruder und schaut zu ihm auf. Doch George ist mit seinen Gedanken ganz wo anders. „George.", wiederholt Fred sich und schnipst mit den Fingern vor Georges Gesicht umher. Der schreckt auf und schüttelt dann den Kopf, als wolle er seine Gedanken loswerden wollen. „Was?" – „Was du trinken willst?", fragt Fred genervt und wedelt mit der Karte. „Achso... Wie immer.", entgegnet George und beginnt dann, mit den Bierdeckeln auf dem Tisch herumzuspielen.

Mit einem lauten Klingeln ertönt die Türglocke und George setzt sich plötzlich kerzengerade auf. Gespannt schaut er auf die Tür und ich folge seinem Blick. Als ein junges Paar hereintritt, seufzt George und entspannt seine Haltung wieder. „Ich geh Getränke holen.", murmelt er dann und steht auf.

Fred schaut seinem Bruder hinterher und seufzt. „Es ist jede Woche das gleiche mit ihm. Er ist komplett abwesend und starrt die ganze Zeit die Tür an, wenn seine Angebetete noch nicht da ist. Wir können nur hoffen, dass sie noch auftaucht, sonst hat er das ganze Wochenende wieder schlechte Laune. Dass sie letzte Woche schon da war, als wir gekommen sind, war echt Glück. Hast ihn danach ja erlebt." – „Wenn er sie nur mal ansprechen würde." Fred gluckst. „Ich wollte schon mehrmals selbst zu ihr gehen... Aber dafür ist er zu stolz." Ich beobachte George, wie er an der Bar mit Archie scherzt und offensichtlich die Gruppe junger Frauen an der Bar in seinen Bann zieht. Kopfschüttelnd drehe ich mich zu Fred um und mache eine Handbewegung zu seinem Bruder. „Das ist doch nicht normal. George hat nie Probleme mit Frauen... oder?" Fred zuckt die Schultern und seufzt. „Weißt doch, wie der immer drauf ist... Dates hatte er im letzten Jahr genug. Aber was Ernstes war da nicht dabei. Richtig verliebt war er noch nie." – „Mh...", mache ich und blicke wieder zu George. Der lehnt sich gerade in die Gruppe Frauen hinein und scheint irgendeinen charmanten Witz zu machen, denn ein lautes Lachen dringt zu uns herüber. Fred legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich zu sich heran. Ich seufze, als er mich auf die Wange küsst. Zufrieden lehne ich mich an ihn.

Mit einem dumpfen Aufprall stellt George die drei Gläser auf unserem Tisch ab. Aufgeschreckt rutsche ich wieder ein paar Centimeter von Fred weg. George bemerkt meine Bewegung, schaut mir kurz in die Augen und setzt sich dann wortlos wieder auf seinen Platz. Fred und ich starren den Zwilling an. „Was?", fragt der und greift dann nach seinem Bier. Als er gerade zum Trinken ansetzt, ertönt erneut die Türglocke. Seine Augen huschen sofort dorthin. Doch anders als eben senkt sich sein Blick nicht wieder vor Enttäuschung. Seine Augen leuchten auf und seine Lippen formen ein Grinsen. Er scheint allerdings vergessen zu haben, dass er gerade am Trinken war, denn der Schluck in seinem Mund läuft einfach an seinen Mundwinkeln heraus auf sein Hemd. Ich pruste los, versuche mich jedoch zu fangen und huste stattdessen laut. George bemerkt seinen Fehler, weitet die Augen und will schon nach seinem Zauberstab greifen, um die Sauerei wegzumachen – da hält Fred ihn noch rechtzeitig davon ab. „Muggel.", zischt er und lockert den Griff um Georges Hand wieder. Ich werfe ihm stattdessen eine Serviette zu, mit der er sich schließlich den Fleck auf seinem Hemd trockentupft.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWhere stories live. Discover now