22 | Fünf Monate später.

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01.April 1994

Fünf Monate ist es jetzt her, dass ich im Krankenflügel aufgewacht bin und Beck an mein Bett gekommen ist.

Vor fünf Monaten habe ich einen riesigen Fehler begangen und mich am Krankenbett für Beck entschieden. Es ist kein Fehler per se, aber dadurch habe ich meinen besten Freund verloren. Ich tat, wie George es vorgeschlagen hatte und gönnte Fred und mir eine kleine Pause. Nachdem er mich geküsst hatte war es mir einfach nicht mehr möglich, normal mit ihm zu sprechen. Außerdem hatte ich gerade Beck und es wäre verkehrt gewesen, ihm keine Chance zu geben. Zudem hatte ich zum damaligen Zeitpunkt weder eine Gegenwart noch eine Zukunft mit Fred gesehen.

Mit Beck gelang es mir, Fred ein wenig zu vergessen und aus meinem Kopf zu befreien. Zumindest ab und an. In meinem Inneren konnte ich ihn nämlich nicht vergessen. Zu Anfang hatte ich jede Nacht von Fred geträumt, von seinem Lächeln, von Angelinas Worten, seinen Berührungen... In dieser Zeit war mir eines klar geworden: Fred hatte sich nicht nur in mich verliebt. Doch ich zwang mich Fred zu vergessen und diesen Gedanken abzulegen, denn ich hatte Beck und solche Gedanken waren einfach nicht richtig. Tatsächlich schaffte ich es auch, weniger an Fred zu denken und ihn aus meinen Träumen zu verdrängen.

Fred ignorierte mich die ganze Zeit, darum ignorierte ich ihn. Oder ignorierte er mich, weil ich ihn ignorierte? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall herrschte zwischen uns Funkstille. Ich wartete seit fünf Monaten vergebens darauf, dass Fred den ersten Schritt machen würde, ertappte mich manchmal dabei, wie ich seinen Blick suchte, um dann schnell wieder wegzuschauen, wenn er ihn fand. Meine Gefühle liefen vollkommen aus dem Ruder. Ja, ich sehnte mich nach seiner Nähe, aber nein, ich konnte nicht mit ihm sprechen.

Es ist jetzt also Monate her, dass Fred und ich das letzte Mal mehr zueinander gesagt haben als ein peinlich berührtes Hi oder Tschüss. Monate, in denen ich nur selten Gelegenheit fand, wirklich zu lachen.

Immerhin verstand ich mich noch mit George. Wir redeten viel, trafen uns sogar ab und an zu zweit und schwiegen uns auch schon mal einfach gerne an. Er hielt mich immer über Fred auf dem Laufenden und ich durfte ihm von Beck erzählen.

Beim Quidditch herrschte weiterhin eine angespannte Stimmung. Allerdings war Angelina am Tag, als ich den Krankenflügel vor fünf Monaten verlassen hatte, zu mir gekommen und hatte sich ehrlich bei mir entschuldigt. Ich hatte ihre Entschuldigung angenommen und rechne es ihr hoch an. Tatsächlich schafften wir es, wieder normal miteinander zu reden – vielleicht, weil sie sah, dass Fred und ich nichts mehr miteinander zu tun hatten.

In den Weihnachtsferien blieb ich, entgegen meiner Pläne zu den Weasleys zu fahren, in Hogwarts. Dort verbrachte ich das erste Mal Weihnachten mit meinem Vater. Ich musste mir von Mrs. Weasley – Verzeihung, von Molly – anhören, wie sehr sie es doch bedauerte, dass ich dieses Weihnachten nicht mit ihnen verbrachte und bekam natürlich wieder einen ihrer selbstgestrickten Pullis zugeschickt.

Mein Silvester verbrachte ich dieses Jahr also mit meinem Vater. So ein schönes Silvester hatte ich wirklich noch nie. Ich durfte mich mit ihm zu einer kleinen Gruppe Lehrer dazugesellen und um Mitternacht lagen mein Vater, Dumbledore und ich uns dann in den Armen und sangen ein Neujahrslied, das ich bis dahin nicht gekannt hatte. Das war vielleicht eine Nacht!

Die Beziehung zu meinem Vater ist in dieser Zeit stark gewachsen. Wir verstehen uns inzwischen blendend, auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, dass er etwas vor mir verheimlicht. Aber hey, ich erzähle ihm auch nicht all meine tiefsten Geheimnisse, immerhin ist er mein Vater. Trotzdem vertraue ich ihm und hoffe, dass unsere Vater-Tochter-Beziehung im Laufe der Zeit noch besser werden wird. Bisher habe ich ihn jedoch noch nie Dad genannt. Dafür fehlt noch etwas. Immerhin war er bis vor Kurzem noch ein Fremder. Es war schon komisch genug, auf einmal mit einem Lehrer Zeit zu verbringen.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt