32. Kapitel

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Hüte dich vor den Lehren jener Spekulanten, deren Überlegungen nicht von der Erfahrung bestätigt wird.

Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci

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Wasser.

Wasser.

Wasser.

Alle ihre Gedanken drehten sich nur darum. Ihre Kehle war so trocken wie die Einöde außerhalb der Städte und Dörfer. Sie verbrannte innerlich. Schwach hob Vala eine Hand und tastete wieder über das Schloss der Käfigtür. Das Metall war so aufgeheizt, dass sie sich fast die Finger verbrannte. Als Vitsak sie und die anderen Kinder hier zurückgelassen hatte, war sie davon ausgegangen, dass bald jemand kommen und sie befreien würde. Aber die Häuser um sie herum hatten keine Fenster, die auf diesen Hof zeigten. Der einzige Eingang war mit einer großen Gitterpforte versperrt. Zwei Tage waren schon vergangen und niemand war aufgetaucht, um sie zu befreien.

Wo hat er uns nur hingebracht? Vala ließ die Hand wieder sinken. Sie erinnerte sich daran, was die Erzieherin vor Fräulein Rica ihr einst gesagt hatte: »Ein Mensch kann drei, maximal vier Tage, ohne Wasser überleben. Dann stirbt er.«

Ich werde sterben, dachte sie, während sie weiter in diesem seltsamen Dämmerzustand verweilte. Halb ohnmächtig, halb wach. Wenn ich jetzt die Augen schließe, ist es vorbei. Ich werde einschlafen und nicht wieder aufwachen. Es wäre so einfach... Die Sonne brannte ihr gnadenlos auf die schwarzen Haare, die mittlerweile schon schulterlang waren.

Plötzlich spürte sie kühle Finger an ihrem Oberarm. Jemand schüttelte sie. Vala reagierte erst nicht. Sie hatte davon gehört, dass es vor dem Großen Krieg Engel gegeben hatte, die zu einigen Menschen gekommen waren. Aber jetzt, wo Gott tot war, dürfte es sie doch gar nicht geben! Schwach blinzelte sie, zwang sich dazu, den Kopf zu heben, und sah zwei blaue Augen, die sie aufmerksam anschauten. Dann war da das Gluckern von Wasser.

Wie eine Schlange schoss Valas Hand vor, umklammerte den Wasserschlauch und riss ihn aus den Händen des Mädchens, das an der Käfigtür stand. Ohne auf es zu achten trank sie die kühle Flüssigkeit. Das Wasser rann ihre Kehle hinunter. Innen und außen am Hals, denn sie verschüttete in ihrer Hast etwas davon. Allmählich kehrte das Leben in sie zurück. Schließlich setzte sie den Schlauch ab und wandte sich ihrer Retterin zu. Das Mädchen war etwas älter als sie, vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre. Es hatte verfilzte blonde Haare und trug, sehr zu Valas Überraschung, kein Kleid, sondern ein einfaches Stoffhemd und eine Hose. Beides mit vielen Flicken versehen. Als es bemerkte, dass sie zu Ende getrunken hatte, deutete es wortlos auf die anderen sieben Kinder. Vala verstand.

Sie war zwar immer noch geschwächt, konnte aber genug Kraft in sich finden, um zu ihren Mitgefangenen zu krabbeln. Mynt war der erste, der die Augen öffnete. Wie Vala zuvor schon, griff er blitzschnell nach dem Wasserschlauch und trank in großen Schlucken, bevor er Kjede neben sich anschubste, um ihr ebenfalls zu trinken zu geben. Doch sie regte sich nicht. Die Augen blieben geschlossen und der Kopf sackte zur Seite. Sie war tot. Vala schluckte den Kloß im Hals runter, als sie Mynts Tränen in den Augen sah. Von den sieben Kindern, die mit ihr zurückgelassen worden waren, hatten insgesamt nur drei überlebt. Und sie hatte es nicht mal bemerkt.

Pazifik - VerfolgtOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz