24. Kapitel

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Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.

Benjamin Franklin

Es klapperte, es klopfte

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Es klapperte, es klopfte. Schlurfende Schritte. Vala wachte von diesen seltsamen Geräuschen auf, rieb sich die Augen und setzte sich aufrecht hin. Das Stroh kratzte an ihren nackten Beinen und hakte sich am Stoff des Wollkleids fest. Sie lauschte. Jetzt war alles ruhig. Hatte sie sich die Laute nur eingebildet? Sie schaute nach oben, wo durch das Loch im Dach des Stalles noch der dunkle Nachthimmel zu sehen war. Gerade wollte sie sich wieder hinlegen, als es erneut klopfte. Jemand stand vor der Tür.

»Sha...« Vala schaffte es nicht, den Namen des Jungen zu sagen, geschweige denn, ihn aufzuwecken. Mit einem lauten Krachen wurde die Tür zum Stall eingetreten. Splitter flogen durch die Luft und Vala hob schnell die Arme, um ihr Gesicht vor ihnen zu schützen. Bei dem Krach wachte nun auch Shamal auf, fuhr hoch und griff nach dem Dolch an seinem Gürtel. Doch wie aus dem Nichts packte eine kräftige Hand sein Handgelenk und hinderte ihn daran. Auch sein Speer wurde außer Reichweite gestoßen. Mehrere Männer, alles Bleichgesichter, brachen in den Stall ein und bauten sich vor ihnen auf. Einer von ihnen kam zu Vala und zerrte sie an den Haaren auf die Beine. Sie schrie. Vor Schmerzen standen ihr Tränen in den Augen. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass einer der Männer Mlaghai einen heftigen Fußtritt verpasste, woraufhin der Klippschliefer ein jämmerliches Fiepen von sich gab und Shamal aufstöhnte.

Der Mann, der Vala festhielt, sagte etwas in einer fremden Sprache, die sich fast wie das Knurren eines Hundes anhörte. Er schüttelte sie an den Haaren hin und her, woraufhin sie wieder aufschrie und mit den Händen nach hinten tastete, um seinen Griff zu lösen. Aber er war zu stark.

Einer der Männer, der offenbar der Anführer der Gruppe war, verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Ärmel waren hochgekrempelt, sodass mehrere ineinander verschlungene Tätowierungen zu sehen waren, die Vala Angst einjagten. Sie sah Untiere und riesige Schlangen, die Menschen auseinander rissen und fraßen. Wer sind diese Männer?

Der Mann, der sie festhielt, brummte wieder etwas. Diesmal verzog der Anführer das Gesicht zu einer unheimlichen Fratze und nickte. Er und der Rest seiner Kumpanen verschwanden nach draußen. Vala kreischte auf, als ihr Peiniger sie an den Haaren ebenfalls hinaus zerrte. Sie stolperte beinahe über ihre eigenen Füße, konnte sich aber gerade noch so auf den Beinen halten. Hinter ihr hörte sie das schmerzhafte Stöhnen von Shamal und dann seinen Ruf: »Nein! Mlaghai! Mlaghai!«

Vala konnte sich nicht umdrehen, um zu sehen, was hinter ihr geschah, aber sie hörte, wie jemand Shamal niederschlug und der Junge vor Schmerz aufschrie. Dann ertönte das laute Fiepen des Klippschliefers und der Schrei des fremden Mannes, der Shamal festgehalten hatte. Es folgten mehrere Wörter in einer anderen Sprache – wahrscheinlich Flüche – bis der Mann, der Vala festhielt, etwas nach hinten knurrte. Shamal wurde offensichtlich wieder auf die Füße gezerrt. Diesmal rief er nicht nach seinem Seelentier.

Pazifik - VerfolgtWhere stories live. Discover now