40. Kapitel

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Weil ich ohne Groll und Klage

Dies Geschick des Lebens trage

Und den Sturm zur Ruh' beschwor:

Meint ihr, daß ich drum vergessen,

Was ich einst so reich besessen,

Was ich, ach, so früh verlor?

Zwar die Tränen sind zergangen,

Zu des Tags bewegtem Prangen

Lernt' ich lächeln wie vorher;

Doch geräuschlos, tief im Herzen,

Gehn die nie verwundnen Schmerzen

Wie ein leiser Strom durchs Meer.

Emanuel Geibel

Die Glasfigur fiel zu Boden und zersplitterte auf dem harten Pflasterstein zu tausend glänzenden Scherben

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Die Glasfigur fiel zu Boden und zersplitterte auf dem harten Pflasterstein zu tausend glänzenden Scherben. Vala hörte, wie Shamal neben ihr erschrocken zur Seite sprang und irgendwas zu ihr sagte, aber sie verstand die Worte nicht. Sie blendete alles um sich herum aus. Außer Serval, der in einigem Abstand zu ihnen stehen geblieben war. Mit einer fließenden Bewegung zog er sein Schwert. Einige Menschen um ihn herum bemerkten das, kreischten los und liefen davon.

»Ist das der Serval, von dem du mir erzählt hast?«, flüsterte Shamal ihr ins Ohr.

Vala nickte kaum merklich.

»Er sieht furchteinflößender aus als die meisten Haramus.«

Sie wich einige Schritte zurück, als der Garderitter auf sie zu kam. Glas knirschte unter ihren Sohlen. »Wir müssen hier weg. Lauf!« Blitzschnell wirbelte sie herum, nahm Shamal bei der Hand und stürmte mit ihm davon. Die Menge teilte sich vor ihnen. Vielleicht, weil die Menschen an rennende Kinder gewöhnt waren. Vielleicht, weil ein Krieger mit gezogenem Schwert hinter ihnen her war.

Vala versuchte, so viele Abzweigungen wie möglich zu nehmen, damit Serval sie aus den Augen verlor, doch jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, sah sie das blitzende Metall seiner Waffe in der Menschenmenge. Warum benimmt er sich so, als würde er mich töten wollen? Ihr fiel keine Antwort auf diese Frage ein außer: Er hat schon ein Mal die Seite gewechselt. Warum sollte er es jetzt nicht erneut tun? Ich hätte ihm nie vertrauen dürfen!

»Hier rein!« Shamal zog sie in ein Wohnhaus, dessen Tür gerade offen stand. Sogleich schlug er sie zu und stieg geschwind ein paar Stufen hinauf. Vala folgte ihm. Sie sprinteten noch eine weitere Treppe hoch, bevor sie sich hinhockten und mit angehaltenem Atem warteten. Nur wenige Sekunden vergingen, bevor sich unter ihnen die Tür erneut öffnete. Das leise Quietschen der Angeln hörte sich an wie ein Geräusch aus dem schlimmsten Alptraum. Jemand begann, die Stufen hochzugehen. Vala sah Shamal verzweifelt und gleichzeitig voller Angst an. Der Junge erwiderte ihren Blick mit einer tiefen Traurigkeit. Wortlos beugte er sich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Erst, als er schon aufgestanden war, bemerkte sie die glitzernden Tränen in seinen Augen.

Pazifik - VerfolgtWhere stories live. Discover now