𝐓𝐰𝐞𝐧𝐭𝐲 𝐟𝐨𝐮𝐫

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Er trug sie immer bei dich. Diese Steine, die nur dann ihren Wert zeigten, wenn sie glitzern - wie in diesem Moment. In diesem Moment in dem seine Augen zu etwas Unbezahlbaren wurden. Zu dem einzigen Schmuckstück, mit dem ich mich gerne brüsten würde, das ich gerne um meinen Hals tragen würde, an meiner Hand - in meinem Herzen.
Seine Füße trugen den Mann an ihnen näher zu mir. Sie endeten ihre Schritte, indem er sich neben mich an der Reling fallen ließ. Ruhig war die See, die sich uns zur Betrachtung offenbarte. Langsam folgte mein Blick seinen Bewegungen, um sich schlussendlich in dem Wasser zu vergraben.

„Was machst du hier draußen? Es ist spät."
Meine Knie zogen sich enger zu dem Rest von mir. Ich war nicht sicher, ob sie mir Schutz spenden wollten oder selbst danach suchten. Leicht zeichnete sich das Zittern auf ihnen ab, was längst durch die Kälte auf meinen Händen lag. Doch auf einmal war mir nicht mehr kalt. Der Wind streichelte vielmehr meine Wange, anstatt ihnen die Röte einzutreiben.

Mein Herz flatterte. Es flog davon. So wie immer. Immer, wenn er mir so nah war, wenn meine Gedanken ihn in sich aufnahmen, wenn er ein Lächeln wie dieses auf seinem Gesicht trug.
„Ich konnte nicht schlafen.", meinte ich, log ich. Warum ich log, war mir nicht klar. Vielleicht weil die Wahrheit so schwer auf meinen Schultern lastete, dass ich Angst hatte, ich könnte sie nicht mehr tragen, wenn ich sie mit ihm teilte. Vielleicht weil die Angst, mein angedeutetes Lächeln stehlen wollte. Angst davor, dass er mich fallen lassen würde, nicht auffangen.

„Mhm.", kam es von links, während meine Augen die See zu ihrem einzigen Ziel erklärten. Wellen speihten sich und formten das selbe Glitzern, das seine Augen verbargen. Das Wasser teilte sich und zeigte mir das Gesicht des Mannes, den ich so sehr versuchte, zu umgehen. Ich malte mir aus, wie die Naturgewalt lachte - mich auslachte, für diesen Versuch etwas so Unausweichlichem zu entgehen.

„Da hat mir Jimin etwas anderes erzählt." Meine Augen und mein Kopf verloren die Kontrolle an diese Sehnsucht, die ihre Wurzeln in Jungkook sah. Ich blickte ihn für die Kleinigkeit einer Sekunde an, bevor ich mich abermals abwandte. „Was hat er den so erzählt?"
Ich hörte das Brummen seiner Stimmbänder, die ein leichtes Lachen hervorbringen wollten. Er hielt es in Grenzen.

„Nur das du den gesamten Tag nicht da warst. Nicht einmal im Zimmer, obwohl wir auf diesem Schiff seit 16 Stunden unsere Zeit vertreiben."
Ich erwiderte nichts. Irgendwie traute ich mich nicht. Die Stimmung zwischen uns spannte meine Muskeln bereits zur Genüge an, ich vermied es, sie unerträglich zu machen. Die Stimmung und meine Muskeln.

Mein Atem verließ die Höhle meines Mundes und schloss sich dem Wind an. Er flog davon und nahm jedes mal mehr des Unwohlseins mit, das seine Anwesenheit in mir auslöste. Jedoch verlor mein Bauch nichts an dem Kribbeln und mein Herz nichts an Nervosität.
„Anschließend hab ich Nils gefragt, aber sie meinte, sie hat dich nur kurz gesehen. Jedoch putzten, was mich ehrlich gesagt etwas überrascht-" „Sie?"
Schneller als ich reagieren konnte, öffnete sich mein Mund. Er entbehrte ein kleines Wort, das seine Lippen ebenfalls zuvor verlassen hatten.

„Mhm ja, sie." Er wirkte desinteressiert. Kaum anwesend, als wäre es das Offensichtlichste der Welt. War es vielleicht auch, wenn man Jungkook hieß.
„Wie - ich meine, wie konntest du es wissen? Hat sie es dir gesagt?"
Neugierig lehnte ich mich weiter vor. Das passierte so automatisch, dass ich erst realisierte, wie nah er mir war, als sein Atem meine Haut streifte. Kurz weiteten sich meine Augen, die diese Reaktion verdeckt hielten, indem sie das Wasser weiter fokussierten.
„Sie redet viel - wirklich viel." Die Qual, die ich aus seiner Stimme herauslesen konnte, belustigte mich. Von allein verzogen sich meine Lippen, doch gleichzeitig versuchte mein Gehirn, das Lachen einzudämmen. Heraus kam ein komischer glucksender Laut.
„Und das macht sie automatisch zu einem Mädchen?" Auf eine lustige Art und Weise schwang Ironie in meinem Satz mit. „Nein, das nicht, nur je mehr sie geredet hat, desto weniger achtete sie darauf, ihre Stimme zu verstellen."

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt