𝐓𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐟𝐢𝐯𝐞

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„Taehyung!", Jacs heisere Stimme nah an meinem Ohr riss mich aus dem Schlaf. Erschrocken setzte ich mich auf und starrte direkt in die Augen des Mannes. Jac kniete vor mir. Er trug auf seinem Gesicht etwas, das mich sofort in einen Tunnel aus Angst steckte. Seine Augen schienen riesig. Sie trugen das Licht des Mondes mit sich, doch seine beruhigende Art schien von der Nacht verschlungen worden zu sein. Jetzt wirkte es nur noch gespenstisch.

„Wir müssen verschwinden.", sagte er, bevor er aufstand und begann seine Sachen vom Boden zu sammeln. Er rannte zu den Pferden band sie los und überreichte mir die Zügel. Unruhig wieherte Flair, doch das störte mich im Moment nicht.
Möglichst leise rief ich ihm etwas zu: „Ist was passiert?!" Er drehte sich mir zu und bedeutete mir leise zu sein. Kräftig schlug das Herz in meiner Brust auf mich ein. Unsicher bleib ich einfach stehen und ließ das Zittern meiner Finger geschehen.

Jac begann unsere Spuren zu verwischen. Doch er wirkte zu gestresst, um ordentlich zu sein. Jemand der uns finden wollen würde, der würde das auch. Mehr Angst bombardierte meine Nerven. Was wenn die Männer meines Bruders hier waren? Oder gar er selbst? Für ihn war ich noch nicht bereit. Ich war noch nicht bereit dazu, ihm zu begegnen.

Der Hellhaarige sah in meine glitzernden weiten Augen und schien sofort zu wissen, was in mir vorging. Einen Moment überlegte er, schien sich unsicher, dann kam er auf mich zu. Er drückte mir etwas in die Hand, das ich in dem wenigen Lichteinfall kaum ausmachen konnte. Er faltete seine Hände über meine und lächelte. Ich sah den Schatten davon auf seiner Haut, er zeichnete sich von alleine auf sein Gesicht und verlieh ihm etwas schauriges. „Ich habe etwas gehört.", meinte er, während er um sich schaute. „Lass uns hoffen, dass es nur Kinderräuber sind."
Er entnahm mir die Zügel von einem der Tiere und lief voraus. Es schien nicht in seinem Vorhaben zu liegen, aufzusitzen. Ich hinterfragte gar nicht erst. In diesem Moment kreiste etwas anderes in meinem Kopf herum.

Ich sah in meine Handfläche. Es war die mini Version eines ausklappbaren Messers. Wäre es nicht so tückisch und trügerisch, hätte ich die Waffe gar für süß empfunden. Ein paarmal drehte ich sie in meiner Hand, bevor ich mich bückte und sie in meinen Stiefel stopfte. Es drückte beim Laufen, doch hatte ich keinen anderen Ort zum Verwahren. Ohne nachzudenken folgte ich dem Mann und führte mein Pferd. Darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen.

In meinem Kopf spielte es Räuber und Gendarm. Der Begriff „Kinderräuber" ließ sich von der Panik jagen. Wurde gefangen und freigelassen, immer aufs neue, ohne das es je zu einem Ende kam. Ich fühlte mich darin versunken. Ich wünschte nichts von beidem den Sieg. Ich wollte nicht mal genau wissen, was diese so genannten Kinderräuber waren, doch hörte mein Gehirn einfach nicht auf, zu denken. Mein Kopf war einfach nur überfüllt und unbrauchbar.

Ich hörte etwas rascheln - vor uns. Das es keine Einbildung war, erschaffen durch meine strapazierten Nerven, merkte ich an Jacs Reaktion. Augenblicklich bleib er stehen. Ich konnte mir keinen angsterfüllten Blick in sein Gesicht verbieten. Ich wusste nicht mal genau, was ich fürchtete. Weder ich noch er, waren zu diesem Zeitpunkt „sterblich". Sicher gab es eine Möglichkeit, uns los zu werden - die gab es immer - doch nicht so einfach. Vermutlich fürchtete einzig mein Körper den Tod, meinem Kopf dagegen war bewusst, dass es weit schlimmeres gab als das Ableben.

Angst war ein fürchterlicher Gefährte, der steht behauptet dein bester Freund zu sein.
Jac drückte mir erneut die Zügel in die Hand, zog sein Schwert und lief auf das Geräusch zu. Je weiter er sich in winzige kleinen Bewegungen von mir entfernte, desto mehr verkrampfte sich mein Magen. Eine Vorahnung lag in der Luft und der Mond strahlte sie an. Mein Körper reagierte, indem er sich überall zusammenzog, als würde es mir mein Überleben garantieren, wenn sich das Volumen meiner Lunge verkleinerte. Oder meine Muskeln jede Bewegung spürbar machten, mein Bauch klumpig wurde und mein Herz kaum mehr fähig war, sein eigenes Gewicht zu tragen.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now