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Sie sahen mich bestürzt an, überrasch von meinem Auftauchen. Nur Jk blickte drein, als wäre es ein normaler Samstagabend. Ein wenig meinte ich, ihn sogar lächeln zu sehen.

Nile hob ihre Hände in die Luft.

Wieder mit der Fischersmütze auf, wie ich sie lange nicht mehr gesehen hatte. Ich hatte sie im Allgemeinen nicht häufig gesehen in letzter Zeit. Vielleicht hätte ich es kommen gesehen, hätte ich ihr mehr meiner Aufmerksamkeit geschenkt.

Der Schlüssel steckte in der Tür, müsste nur einmal gedreht werden, dann würden die Gitter nachgeben. Ich beobachtete die drei wachsam und kam ihnen näher. Mir war nicht klar, was ich über ihren versuchten Ausbruch empfand, also stürzte ich mich stattdessen auf Niles Hilfestellen.

„Ihr all- weg von der Tür." Mein Schwert schwankte gefährlich vor mir her. Mit einem letzten Blick trat Nile einen Schritt zur Seite. Auch die beiden hinter den Stäben traten von dem Tor weg. Ich lehnte mich an meine übliche Stelle, die Beine vor mir verschränkt, eine Hand den Schlüssel in der anderen mein Schwert. Sobald ich die Gefahr ein wenig eingedämmt hatte, blickte ich eisig zu der Fünfzehnjährigen. „Was soll das Nile?" Ich erinnerte mich an die am Boden liegenden Wachen vor den Kerkern. „Was hast du mit den Wachen gemacht?", fügte ich also hinzu.

Diese verdrehte die Augen, weshalb ich mein Schwert mehr in ihre Richtung deuten ließ. Sie hob sofort wieder die Arme höher. „Bleib mal locker.", gab sie ein wenig bissig zurück. „Ihnen gehts gut, sie werden sich nicht daran erinnern können und einfach ihr Leben weiterleben." Ich hob herausfordernd meine Augenbraue. „Und was ist mit den Konsequenzen.?" Außer mir schien sich hier niemand für die unbeteiligten Personen zu kümmern, die wir immer wieder mit ins Spiel rissen.

„Was für Konsequenzen?", fragte sie prüde, während sie die Hand an den Kopf legte. Vermutlich in der Erwartung durch die Haare zu fahren, doch stattdessen begegnete ihr Stoff.

Sie ließ sie etwas enttäuscht wieder fallen.

„Was wenn sie gefeuert werden?", rief ich aus. Meine Hände in der Luft. Das Schwert schwankte ein wenig, weshalb sie sich wegguckte. „Nun, daran habe ich nicht gedacht.", gestand sie ein und schenkte mir ein unruhiges Grinsen. Mir war nach Seufzen zu mute. „Gut dann sag mir, woran du sonst gedacht hast.", forderte ich sie auf. Das Mädchen blinzelte kurz, bevor sie erneut eine nervöse Geste tätigte.

„Ich wollte sie befreien." Ihre Schultern sanken ein wenig zusammen, als ihr keine gute Lüge einfiel und sie mir stattdessen die Wahrheit auftischen musste. Ich gab ihr zu verstehen: „Das sehe ich." Hinter ihrer Stirn sah ich es arbeiten, womöglich suchte sie sich einen Witz zusammen. Langsam ließ sie ihre Arme fallen, als das brennen ihr zu stark wurde.

„Ich würde gerne behaupten, dass es kein bisschen so ist, wie es aussieht, aber-" „Kannst du nicht?" „Nein, kann ich nicht.", murmelte sie schuldbewusst. Neil in seiner Ecke schien zu grinsen. „Sei ihr nicht böse, sie wollte ihren großen Bruder sehen." Ohne lange zu zögern fischet das Mädchen eine Münze aus ihrer Hosentasche und ließ es durch die Gitterstäbe fliegen. Es traf ihren Bruder knapp über den Augen. Dieser fiel zuckend hintenüber. Ich staunte nur kurz über ihre Treffsicherheit. „Ich bin nicht wegen dir hier, Volltrottel!"

Ich lehnte mich wieder etwas zurück und seufzte über die Situation. Mit geübten Griffen steckte ich das Schwert zurück und rieb mir über die Augen und Stirn. „Weswegen bist du dann hier?", fragte ich sie schließlich. Sie schien aufzugeben und setzte sich auf den Boden. „Nun ich wollte den Prinzen befreien." Ich verstand ihr Motive noch nicht recht, weswegen ich sie vorwurfsvoll anblickte. Empört hob sie ihre Hände. „Was den? Meine Mom ist nunmal in Tadan geboren worden. Er ist also auf irgendeine Weise auch mein Prinz. Ich kann doch nicht zulassen, dass er hier versauert, nur weil du Diva spielen möchtest." Beinah war ich daran mein Schwert wieder zu ziehen. Ich lehnte mich von der Wand weg und stand wütend über ihr.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt