Gute Nachrichten

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Ich raste ins Krankenhaus. Während der Fahrt hätte ich fast jemanden angefahren, aber es war zum Glück nicht so weit gekommen. Vielleicht sollte ich besser nicht so aufgewühlt fahren, aber der fast-Unfall war nicht nur meine Schuld. Der Mann lief einfach auf die Straße. 

Schwer atmend eilte ich die Flure im Krankenhaus entlang, um dann festsellen zu können, dass Sweet Pea seelenruhig in seinem Bett schlief. Ich öffnete leise die Tür und schloss sie auch wieder hinter mir. Als ich mich neben ihn hinsetzte und die Ruhe in diesem Zimmer mich überkam, konnte ich nicht anders und brach wieder in Tränen aus. Es wurde mir gerade einfach alles zu viel und ich konnte mit diesem Stress nicht umgehen. "Anni? Was ist passiert?" Mein Kopf schwank zu der Stimme, auf die ich gerade so sehr gehofft hatte zu hören. Ich stand auf und umarmte Sweet Pea. Auch wenn ich versucht habe meine Emotionen leise rauszulassen, hab ich ihn anscheinend trotzdem aufgeweckt. "Ich hab dich so vermisst" sagte ich und wischte schnell meine Tränen weg. Sweet Pea nahm meine Hand und drückte sie leicht. "Ich hab dich auch vermisst... Was ist los?", fragte er besorgt. Ich setzte mich wieder und versuchte zu erklären, was ich gerade fühlte. Ich konnte ihm jedoch nicht alles erzählen, da er sich in diesem Zustand nicht aufregen durfte. "Naja Toni meinte heute, dass der Arzt erklärt hatte, dass es dir schlechter ginge und wenn sich das bis morgen nicht zum Besseren ändert, musst du operiert werden." Sweet Pea lächelte mich an und flüsterte: "So schnell wirst du mich nicht los." "Das hoffe ich für dich. Denk gar nicht erst daran mich so schnell zu verlassen", drohte ich ihm. Er lachte daraufhin nur schwach.

Ich saß wahrscheinlich mehr als eine Stunde bei Sweet Pea. Ich wollte eigentlich überhaupt nicht gehen, aber natürlich brauchte Sweet Pea etwas Ruhe. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte. Gerade als ich mich von Sweet Pea verabschieden wollte, kam der Arzt ins Zimmer. "Guten Tag. Sie sind Annissa Castell, wenn ich mich nicht täusche oder?" "Ja, guten Tag." Der Arzt, ich glaube, dass er Doktor Rondell hieß, reichte mir seine Hand zur Begrüßung. Ich kam ihm entgegen und schüttelte sie. "Gut, dass Sie da sind. Ich wollte gerade ein paar Tests durchführen, um zu sehen, ob es Mr Connor besser geht", sagte er. "Soll ich dafür rausgehen?", fragte ich ihn. "Ja, gehen Sie grad mal in den Flur. Es sollte nicht lang dauern." Ich war gerade nicht drauf vorbereitet und lief mit zitternden Beinen in den Flur. Langsam setzte ich mich in einen Stuhl und machte mich bereit zu warten. Ich hoffte so sehr, dass sich Sweet Peas Zustand verbessert hatte und, dass er nicht operiert werden musste. Obwohl der Doktor mich nach ungefähr zehn Minuten wieder rein gerufen hatte, kam mir das Warten wie eine Stunde vor. "Und? Wie geht es ihm?", fragte ich, möglicherweise etwas zu aufdringlich. "Ich sehe zur Zeit keinen Grund eine weitere Operation durchzuführen", erklärte der Doktor freundlich. Endlich konnte ich wieder normal durchatmen. 

Erleichtert fragte ich: "Also geht es ihm besser?" "Seine Werte haben sich um einiges verbessert und wenn sich daran jetzt nichts mehr ändert, können wir ihn in zwei Wochen entlassen." "In zwei Wochen?", fragte ich etwas entsetzt. "Was haben Sie erwartet? Schließlich ist die Heilung einer Schusswunde kein Kinderspiel. Und um ehrlich zu sein, hat Mr Connor noch riesiges Glück gehabt. Wäre die Kugel allein schon ein paar Millimeter weiter in seinen Körper eingedrungen, hätten wir ihn höchstwahrscheinlich nicht mehr retten können." Ja wenn man es so sah, dann waren diese zwei Wochen noch das Beste, was Sweet Pea passieren konnte. Genau deshalb mussten wir da jetzt durch.

Ich verabschiedete mich von dem Doktor und ging nochmal zu Sweet Pea. Freudig berichtete ich ihm:" In zwei Wochen bist du hier endlich raus." "Natürlich nur wenn alles gut läuft", fügte Sweet Pea hinzu. Ich kam näher zu ihm und legte meine Hand an seine Wange. "Jetzt sei doch nicht immer so pessimistisch. Es wird alles gut laufen." "Na solang ich dich hab, glaub ich auch daran", sagte er. "Du Schleimer", lachte ich und küsste ihn danach kurz. "Wie geht es eigentlich meinem Baby?", fragte er. "Mir geht es gut, danke der Nachfrage", sagte ich und schmunzelte, denn ich wusste, dass er nicht mich meinte. "Ich meine mein anderes Baby", lachte er. "Sie steht gerade hier auf dem Parkplatz. Ich bin mit ihr hierher gekommen." Sweet Pea sorgte sich wirklich sehr gut um sein Motorrad, das musste man zu geben. 

"Okay sehr gut. Ich möchte nicht, dass sie einrostet, während ich nicht mit ihr fahren kann. Ich war mir nur nicht sicher, ob du wirklich mit meinem Motorrad fahren würdest", gab er zu. "Warum das denn. Ich bin schon öfters mal Motorrad gefahren?" "Ja, aber nicht mit meinem Motorrad, sondern mit Jugheads. Keine Ahnung, aber anscheinend lag ich falsch", sagte er. "Ist ja auch egal. Hauptsache ist, dass du gesund wirst. Um die anderen Dinge kümmere ich mich." "Daran habe ich auch nicht gezweifelt", schmeichelte Sweet Pea mir. Etwas verwirrt fragte ich: "Irgendwie hab ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt." "Warum?", fragte er. "Ich weiß nicht, aber früher hast du nie so welche Sachen zu mir gesagt." Sweet Pea sagte eine Zeit lang nichts. Geduldig wartete ich auf seine Antwort. "Ich denke, dass dieser Unfall mich mehr verändert hat, als ich gedacht hatte. Ich mein, ich wusste ja selbst nicht, ob ich das Ganze überleben würde oder nicht. Deswegen fange ich an Dinge in meinem Leben mehr wert zu schätzen." Mir kamen wirklich fast die Tränen bei Sweet Peas Worten. Sie hatten mich sehr berührt und auch zum Nachdenken angeregt. Ich umarmte ihn und strich vorsichtig mit meiner Hand über sein, mit blauen Flecken übersätes Gesicht. Ich wusste gar nicht, was ich ihm antworten sollte.

Nach einiger Zeit war Sweet Pea eingeschlafen, doch ich wich nicht von seiner Seite. Ich hätte noch Stunden hier bei ihm sitzen können. Doch wie jedes Mal musste etwas dazwischen kommen. "Anni? Du bist noch hier? Bist du nicht schon vor zwei Stunden hierher gefahren?" Ich erkannte Jugheads Stimme ohne mich umzudrehen. "Drei Stunden. Ich habe Sozialkunde ausfallen lassen", sagte ich leise und ohne von Sweet Pea abzusehen. Jetzt drehte ich mich doch um und sah, dass Jug nicht alleine war. "Hi Anni", sagte Veronica, die mit Jughead hierher gekommen war. "Was machst du denn hier?", fragte ich sie. Wie schon erwartet, hatte sie keine richtige Antwort parat. 

Wahrscheinlich lag es daran, dass ich noch von davor aufgewühlt war, aber ich stand auf, lief auf die beiden zu und meinte genervt: "Also entweder erzählt ihr mir jetzt, was da zwischen euch läuft oder ich verlasse diesen Raum und rede kein Wort mehr mit euch." Veronica übernahm das Wort: "Okay, aber lass uns wo anders darüber reden." Ich nickte, verabschiedete mich leise von dem schlafenden Sweet Pea und folgte den beiden nach draußen.

Losing YourselfOnde histórias criam vida. Descubra agora