Die Ghoulies

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Ich konnte es kaum erwarten, Ander zu sehen und mich mit ihm auszusprechen. Für kurze Zeit kamen bei mir zwar Zweifel auf, dass es vielleicht nicht so laufen wird wie erhofft, aber das schlug ich mir schnell wieder aus dem Kopf. Ich wollte ja keine Versöhnung mit negativen Erwartungen eingehen. Ander und ich waren wirklich noch nie so lange in einem Streit und ich hoffte inständig, dass wenn alles geklärt ist, wir uns nie wieder streiten werden. Es ist schrecklich seinen eigenen Bruder auf so eine Weise fast zu verlieren. Natürlich hoffte ich auch, dass Ander wieder nach Hause kommen würde, aber ich war mir nicht so sicher, ob er bereit dazu wäre. Wahrscheinlich hatte er sich schon bei Kevin eingelebt, was ich auch vollkommen verstehen konnte.

Da die Hauptstraße zurzeit umgebaut wird, musste ich eine etwas abgelegenere Straße lang fahren, die durch einen kleinen Wald führte. Ein paar Straßen davor sah ich in meinem Rückspiegel weitere Motorräder hinter mir, die mich auch schnell eingeholt hatten. Gerade als ich in den Waldweg einbiegen wollte, merkte ich, wie diese Biker versuchten mich von der Straße zu drängen. Eigentlich wollte ich einfach mehr Gas geben und von diesen komischen Dudes davon rasen, doch dann fuhren zwei von ihnen direkt vor mich, weswegen ich sie noch nicht einmal überholen konnte. Da mich diese ganze Situation etwas überforderte, beschloss ich einfach so weiter zufahren, doch plötzlich rammte mich einer von der Seite, was mich ins Schleudern brachte. Ich trat kräftig in die Bremse und schaffte es, keinen Unfall zu bauen. Noch immer irritiert, fuhr ich das Motorrad an die Seite, stieg ab und setzte meinen Helm ab. Wie erwartet stoppten die anderen Biker auch und stellten sich neben mich.

"Was wollt ihr von mir?", rief ich wütend, "Wegen euren dummen Spielchen, wäre ich fast in einen Baum gefahren!" Einer von den Fünf, kam auf mich zu und setzte ebenfalls seinen Helm ab. Als ich ihn erkannte, ging ich erschreckt ein paar Schritte weg von ihm. "Das tut uns natürlich wirklich leid. Beim nächsten Mal passen wir besser auf", meinte eine mir bekannte Stimme. Ich war zwar nicht von Geburt an ein Serpent, aber ich war schon so lang dabei, um zu wissen, dass gerade Kurtz vor mir stand. Er war ein Mitglied von den Ghoulies und diese Bande kannte wirklich keine Grenzen. "Was willst du von mir?", fragte ich ernst. Ich war verdammt nervös, doch schaffte es mich zu verstellen. Zum Schutz hatte ich schon unbemerkt mit der einen Hand mein Serpent-Messer gegriffen, damit ich mich wehren konnte, falls sie was vor hatten. "Weißt du, ich habe gutes Geld dafür bekommen, um dich ausfindig zu machen und in eine Falle zu locken. Es war nicht ganz einfach, aber naja... hier bist du jetzt", sagte er und grinste frech. Kurtz kam immer näher auf mich zu und ich ging immer weiter von ihm weg, bis ich plötzlich von hinten festgehalten wurde. Mein Messer fiel zu Boden und egal, was ich versuchte, ich schaffte es nicht mich zu befreien.

"Kannst du jetzt mal zum Punkt kommen! Was genau willst du von mir?" Jetzt stand er direkt vor mir und fasste mir an mein Kinn und hob es hoch, damit ich ihn ansah. "Ich bin froh dich wieder zu sehen. Das letzte Mal hatten wir gar keine Möglichkeit uns zu unterhalten", hauchte er mir in mein Ohr. "Du kannst mich Mal!", spuckte ich ihm förmlich ins Gesicht. "Ich soll dir zwar weh tun, aber ich denke wir könnten das Ganze auch anders lösen", sagte er leise, während er mich dreckig anlächelte und mir eine Strähne aus dem Gesicht strich. Auf seine Antwort hin, nutze ich meine Beinfreiheit, um ihm zwischen die Beine zu treten. Schmerzerfüllt stöhnte er auf und rief: "Du Bitch! Das mit dem Verschonen hat sich erledigt. Macht euch an die Arbeit Jungs!" Hektisch trat ich um mich und schrie angsterfüllt: "Ihr werdet das bitter bereuen, denn die Serpents werden  jeden Einzelnen von euch kleinen Arschlöchern finden und fertig machen!" Sekunden später merkte ich den ersten Schlag in meiner Bauchgrube, den mir einer von den Ghoulies verpasste. 

P.o.V. Sweet Pea

Direkt nachdem ich erfahren hatte, dass Ander Anni die Nachricht gar nicht geschrieben hatte, rannte ich aus dem Pop's und stieg auf mein Motorrad. Ein kurzer Blick nach hinten verriet mir, dass Fangs mir gefolgt war und ebenso auf sein Motorrad stieg. Ich fuhr mit durchgedrückter Gaspedale die Straßen entlang und überholte jeden der mir im Weg war. Wenn meine Vermutung stimmte, dann hat Verne Anni in die Irre gelockt. Ich hätte wissen müssen, dass er nicht auf mich gehen wird, sondern auf die Person, die mir am wichtigsten ist im Leben. Denn genau das schmerzt viel mehr, als selbst verletzt zu werden. Ich war mir sicher, dass Anni die Abkürzung genommen hatte und bog deshalb in die Leaf Street ein, die durch den Wald führt. Der nächste Anblick, der sich mir bot, schockte mich zutiefst. Ich bremste abrupt ab und sprang schon fast von meinem Motorrad ab. Panisch rannte ich auf Annis leblosen Körper zu und nahm sie in meine Arme. Entsetzt blickte ich sie an und konnte mir nicht vorstellen, was sie wohl für Schmerzen erleiden musste, wegen mir. Alles nur wegen mir. Hätte ich diese ganzen Geldprobleme nicht, wäre nichts mit Anni passiert. Wie konnte es nur so weit kommen? Mit zitternden Händen rief ich Jughead an, damit er mit dem Wagen seines Dads hierher kam, um Anni ins Krankenhaus zu fahren. Jughead machte sich direkt auf den Weg.

Losing YourselfWhere stories live. Discover now