|Kapitel 12| - Von Cranks, Gelächter und Tunneln

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Lucas' Sicht:

"Wie lang denkst du brauchen wir noch, bis wir sie eingeholt haben?"
Ich stecke meinen Kopf durch die Lücke der zwei Sitze vor mir.

"Keine Ahnung, Hermano. Kommt ganz darauf an, wie oft sie Rast gemacht haben. Und wie oft wir rasten."

"Ich bin dafür wir rasten gar nicht", meint Brenda plötzlich. Ich dachte sie schläft.

"Und wie willst du das bitte bewerkstelligen?", Jorge sieht sie fragend an, "ich fahre jetzt schon Stunden und kann langsam nicht mehr."

"Du bist ja nicht der einzige der Fahren kann. Lucas und ich haben gerade etwas geschlafen. Jetzt halten wir an, ich fahre und Lucas bleibt neben mir. Immer der, der gerade gefahren ist darf nach hinten und sich hinlegen."

Ich nicke.
"Ja das könnte funktionieren. Ich denke nicht, dass die anderen komplett ohne Pause durch gefahren sind. Und immerhin haben sie einen ganzen Tag Vorsprung, das müssen wir irgendwie wieder wett machen."

"Okay, dann halte ich kurz an, gehe für kleine Jungs und komme dann wieder."

Gesagt getan. Jorge hat das Auto an einem dunklen Waldrand geparkt und während er sich zwischen die Bäume begibt, füllen Brenda und ich das Benzin auf.

Und dann hören wir sie.
Komische, kreischende Geräusche, die aus der Richtung zu kommen scheinen, in die Jorge eben verschwunden ist.

Ein Schuss ertönt.
"Jetzt geht endlich weg ihr Viecher", schimpft der ältere Mann und sofort wechseln Brenda und ich aufmerksame Blicke.

"Ich gehe", meint Brenda, doch ich halte sie zurück.

"Nein, du machst hier vorn alles wieder zu und setzt dich hinter's Steuer. Es kann sein wir müssen schnell los, mach dich bereit, ich hole ihn."

Sie nickt und macht sich an die Arbeit.

Ein zweiter Schuss ertönt, als ich mir eine Pistole in den Gürtel stecke, eine Taschenlampe in die eine und ein Messer in die andere Hand nehme.

"Nicht mehr schießen, außer es ist ein Notfall", ruft mir Brenda leise zu.

Ich nicke.
Sie hat recht, Geräusche locken an.

Ich leuchte auf die Bäume und Sträucher vor mir, dann verschwinde ich im Dickicht.

Sofort bin ich komplett von Dunkelheit umgeben, meine Augen sehen nur das, was von dem spärlichen Licht meiner Taschenlampe angestrahlt wird.

"So eine Scheiße", murre ich vor mich hin und kämpfe mich weiter durchs Gestrüpp.

Dunkelheit habe ich schon immer gehasst. Als Kind habe ich mir immer vorgestellt, wie sich Gestalten daraus bilden, die mit langen, knorrigen Fingern nach mir greifen. Doch Dunkelheit ist mir viel lieber als dieses spärliche Licht der Lampe. Da sehe ich lieber gar nichts als nur wenig, das ist viel unheimlicher.

Ein Knacken, unweit vor mir, ertönt.
Und plötzlich geht alles ganz schnell. Aus dem Strauch vor mir taucht zuerst ein Kopf auf, dann ein Fuß, ein zweiter, die Arme und dann der Körper.
Und das von dem wahrscheinlich hässlichsten Crank, den ich je gesehen habe. Haare hat er noch, jedoch nur einzelne, lange fettige Strähnen. Nur wenige Zähne, der Brustkorb ist komplett offen, sodass man die Rippen sehen kann. Doch das ist nicht einmal das schlimmste. Auch nicht die Füße an denen einige Zehen fehlen. Es sind die Augäpfel, die an dünnen Fäden aus den schwarzen Höhlen herausbaumeln und bei jedem Schritt hin und her wackeln.

Kurze Zeit später hat er mein Messer in seinem Kopf stecken.

"Hallo? Brenda?"
Jorges Stimme dringt zu mir.
Ich nehme mein Messer wieder an mich, dann mache ich mich weiter auf den Weg.

Weil ich dich finde || Maze Runner -Minho FF ||Where stories live. Discover now