|Kapitel 28| - Rache

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Liv's Sicht:

Ich renne die Straßen entlang.
Immernoch gefangen in meinen Gedanken und meinen Gefühlen.

Wie kann das Leben nur so ungerecht sein?
Wie kann ein Mensch so viel erdulden und erleben, nur um dann zuzuschauen, wie alles um einen herum langsam zerbricht?
War etwa alles um sonst?
Das kann und will ich nicht glauben.
ANGST quält Menschen, Kinder.
Newt ist gestorben.
Ich kann das nicht einfach so hinnehmen.
Und Thomas auch nicht.
Das ist der Grund, warum ich das hier tun muss.

Vor den Türen des Hauptquartiers bleibe ich kurz stehen, um mich zu sammeln.
Lawrence rückt mit seinen Leuten immer näher. Sie haben schon einige Gebäude in die Luft gejagt und machen vor diesem hier ganz bestimmt nicht Halt.
Wenn wir es hier raus schaffen wollen, müssen wir uns beeilen.

Ich mache mir gar nicht die Mühe zu einem anderen Eingang zu laufen, denn es ist sowieso alles zu spät.
Das reinste Chaos ist ausgebrochen und ich denke nicht, dass außer Janson noch jemand seine letzten Minuten in diesen Räumen verschwendet.

Langsam öffne ich die Tür, mein Messer in der rechten Hand. Bereit, es zu benutzen.
Ich betrete die Eingangshalle und sie ist, wie erwartet, menschenleer.

Einige Meter entfernt liegt eine Tote mit dem Rücken zu mir auf dem Boden.
Ihre blonden Haare liegen in einer blutroten Lache, ihr weißer Anzug ist ebenfalls von der dunklen Flüssigkeit getränkt.
Ich bin gerade dabei an ihr vorbei zu gehen, als mich ein Röcheln innehalten lässt.
Lebt sie noch?

Schnell laufe ich um den Körper herum und betrachte ihn. Die Frau kommt mir bekannt vor. Zu bekannt.

Vor ihrem Gesicht gehe ich in die Hocke und da erkenne ich sie: es ist Ava Paige.
Die Leiterin.
Das Oberhaupt.
Der Kopf hinter dieser Organisation.
Ava führt sie nicht nur, sie ist ANGST.

Ein Ekel überkommt mich und ich bin kurz davor ihr das Messer in den Schädel zu rammen, um sie endlich zu töten.
Aber das wäre zu leicht.
Der Tod wäre zu einfach.
Sie verdient es nicht anders als zu leiden.
Zu leiden für all diejenigen, deren Leben sie zerstört hat.

Sie blinzelt und öffnet die Augen einen Spalt breit.

"Liv?", sie krächzt meinen Namen, "bist du das?"

Ich antworte nicht.
Thomas muss ihr begegnet sein.
Und wollte sie so leiden lassen, wie ich.
Deshalb hat er sie auch nicht gleich getötet, sondern nur angeschossen, damit sie langsam verblutet.

"Liv, du musst wissen..."

Ich unterbreche sie.

"Es ist mir egal, was Sie zu sagen haben. Ich werde ihnen nicht helfen. Sie haben alles kaputt gemacht. Meine Freunde sind tot, wegen ihnen. Wir haben wertvolle Zeit verloren, nur weil wir ständig auf der Flucht sind oder einander retten müssen. Haben Sie kein schlechtes Gewissen?"

"Bitte, hör mir zu. Es geht um..."
Ihre Stimme bricht. Man merkt, wie langsam jegliche Kraft aus ihrem Körper weicht.

"Sie sind ein schlechter Mensch, Ava. Daran wird sich jetzt auch nichts mehr ändern."

"Ich weiß", flüstert sie leise und ich sehe, wie eine Träne über ihre Wange rollt, "aber du sollst wissen... Er hat ihn."

Ich weiß nicht, was sie meint.
Ist es vielleicht immer wie mit dem Brand?
Redet man wirres Zeug, bevor man stirbt?

"Janson", sagt sie leise.

"Was ist mit ihm?"
Genervt verdrehe ich die Augen.
Es gibt Wichtigeres zu tun.
Thomas zu finden.
Uns zu rächen.
Und endlich von hier zu verschwinden.
Aber trotzdem habe ich ein seltsames Gefühl bei der Sache.
Ich kann jetzt nicht einfach gehen, selbst wenn ich es möchte.

Weil ich dich finde || Maze Runner -Minho FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt