Prolog

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Ich saß da, meine Augen starr gegen die Wand mir gegenüber gerichtet, ich wusste, dass es eine Frage der Zeit war bis er wiederkam. Alles war eine Frage der Zeit. Es war eine Frage der Zeit bis ich starb, bis ich aufgab, bis er mich gebrochen hatte. Doch ich schwor mir, dass ich nicht so elendig sterben würde, wie meine Vorgänger, wie all die Opfer vor mir. Er würde diese Genugtuung nicht bekommen, ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um dies zu verhindern.

Ich hörte das Rascheln der Blätter, die schweren Schritte auf dem knarrenden Holz der Treppe. Die Tür wurde geöffnet und ein Windzug erfüllte den Raum mit kalter Herbstluft. Heute war etwas anders, er schleifte etwas hinter sich her, doch ich würdigte ihn mit keinem Blick. Innerlich zerfleischte mich seine Anwesenheit, sie erfüllte mich mit Ekel, Angst und Schrecken, doch ich zwang mich, stark zu bleiben. Was es mir brachte? Das wusste ich schon lange nicht mehr.

"Na Prinzessin? Ausgeschlafen?", säuselte seine Stimme, die mir Gänsehaut bescherte. Ich wehrte mich dagegen, ihn anzusehen, mein Blick heftete sich auf die Wand gegenüber.

"Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht." Er grinste, ich wusste, dass er grinste, das tat er immer. Scheiß Psychopath. Falscher Mistkerl. Ich wartete auf den Moment, der immer kam, wenn er sah, dass ich nicht zusammenbrach und weinte, doch dieses Mal kam alles anders als sonst. Dieses Mal stand ich dem Abgrund so nah wie nie zuvor. Es war eine einfache Entscheidung, so würde man später sicher die Situation analysieren. Doch das war es nicht. Es war der Moment, wo ich mich gegen meine Menschlichkeit entschied und für den Kampf ums eigene Überleben. 

The Special VictimWhere stories live. Discover now