„Hallo!", sage ich dann laut in die magisch verstärkte Sprechtüte und räuspere mich. Als Fred und George erneut laut aufjubeln muss ich erneut schlagartig grinsen. Peinlich berührt lächle ich die beiden an und klammere mich an das Pergament in meinen Händen. Ich beobachte, wie Molly ihre Söhne nacheinander mit ihrem Programmheft einen Klapser auf den Oberarm gibt und sie daraufhin schnell verstummen. Ich räuspere mich erneut, immer noch grinsend, und suche mit den Augen mein Pergament ab. Diesen mentalen Schubser habe ich gebraucht.

„Ich bin Emilia Lupin, Schulsprecherin und Jägerin aus dem Haus Gryffindor und neben mir steht Jasper Yates, Schulsprecher und Klassenbester aus dem Haus Hufflepuff." Ich zeige auf Jasper und schenke ihm ein Lächeln. Ein gedämpfter Applaus geht durch die Runde und ich halte kurz inne. „Auch ich möchte Ihnen danken, dass Sie heute hier sind, um diesen aufregenden und großartigen Tag mit uns zu feiern. Die letzten Wochen, Monate, ja das ganze Schuljahr waren für uns alle nicht einfach." Ich blicke zu meinen Mitschülern, die alle in der ersten Reihe vor mir sitzen und teils gebannt, teils gelangweilt, zu mir hinaufblicken. „Das Schuljahr war geprägt von einem dunklen Schatten, der uns alle begleitete und für uns alle deutlich spürbar war." Ein Raunen zieht durch die Halle und ich erhebe meine Stimme ein wenig. „Doch, wenn man es genau nimmt, war unsere gesamte Schulzeit eigentlich von kuriosen Umständen geplagt. Gehen wir einmal sieben Jahre zurück: Zu unserem ersten Schuljahr in Hogwarts. Wir haben einander kennengelernt, erste Freundschaften geschlossen und neue Hobbies entdeckt. Manch einer von uns hat das erste Mal gezaubert oder das erste Mal auf einem Besen gesessen. Hogwarts wurde für viele von uns ein zweites, für manche sogar unser richtiges zu Hause. Und trotzdem kann man sagen, dass unser erstes Schuljahr im Vergleich zu den Folgenden eher langweilig war. In unserem zweiten Schuljahr beherbergte das Schloss nicht nur einen dreiköpfigen Hund und einen Troll, sondern es stellte sich überdies heraus, dass unser Verteidigungslehrer das ganze Schuljahr über Voldemort an seinem Hinterkopf spazieren getragen hatte..." Ich gebe der Menge einen Moment, um sich zu sammeln und ihre Empörung darüber preiszugeben, dass ich den Namen von Du-weißt-schon-wem einfach ausgesprochen hatte. „Wäre das nicht schon genug, wurde besagter Lehrer im nächsten Jahr just durch einen Betrüger ersetzt und Slytherins Monster trieb auch noch sein Unwesen im Schloss. Gottseidank kamen alle mit einem blauen Auge davon und in unserem vierten Schuljahr bekamen wir endlich einen Verteidigungslehrer, von dem wir tatsächlich etwas lernen konnten." In der ersten Reihe drehen sich einige Köpfe zu meinem Vater um und klatschen. Jemand johlt. Ich schaue ebenfalls zu Dad und grinse. Er schnaubt und schaut verlegen zu Boden. „Allerdings wurde die Schule auch von Dementoren bewacht, weil ein vermeintlicher Massenmörder aus Askaban geflohen war, der sich im Nachhinein jedoch als harmlos entpuppte." Ich blicke wieder zu meinem Vater, der bei meinen Worten aufschaut und verhalten schmunzelt. „Unser fünftes Schuljahr begann ganz besonders aufregend. Das Schloss bekam Besuch aus Bulgarien und Frankreich, wir feuerten unsere Mitschüler im Trimagischen Turnier an und lernten obendrein das Walzertanzen. Es schien ein erfolgreiches, abenteuerliches Schuljahr zu werden – und das obwohl die Quidditchsaison ausgesetzt wurde! Doch entpuppte es sich schließlich als der Höhepunkt allen Unheils: Voldemort kam zurück." Nachdem erst ein Lachen durch die Halle gegangen war, verstummen plötzlich alle und eine bedrückende Stille lag in der Luft. Ich schlucke und atme tief ein. „Doch die Ernsthaftigkeit dieser Nachricht wurde von einigen verleugnet, weshalb das Ministerium uns in unserem sechsten Schuljahr eine Lehrerin schickte, die dem Teufel in allem außer ihrem Kleidungsstil zum Verwechseln ähnelte. Praktische Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Wer braucht so einen Schwachsinn schon?!" Ich lache sarkastisch auf. „Glücklicherweise fanden einige von uns Möglichkeiten, uns anders zu behelfen und der pinke Teufel wurde schließlich vom Schlossgrund verjagt." Aus den Reihen ertönen Jubelschreie und ich gebe dem Publikum einen Moment, um sich wieder zu sammeln. „Endlich gab es einen Aufschrei in unserer Zauberergemeinschaft und selbst der letzte Hohlkopf – Verzeihung – begriff, dass Ihr wisst schon wer tatsächlich, wahrhaftig, auferstanden ist. Nur unser Schulleiter kann den Ernst der Lage nicht begriffen haben, denn tatsächlich ernannte er niemand anderen als, nunja, mich... zur Schulsprecherin. Jetzt mal im Ernst, Professor... ich?" Ich blicke zu meinem Schulleiter und der schmunzelt mich amüsiert an. „Ich, die die letzten sieben Jahre damit verbracht hatte, mit den größten Unheilbringern der Schule herumzulungern und meinen Mitschülern Streiche zu spielen." Ich blicke dem alten Mann in seine eisblauen Augen. „Aber irgendwas müssen Sie sich ja dabei gedacht haben. Denn sonst würde ich jetzt nicht hier oben stehen." Ich grinse ihn an und richte meine Aufmerksamkeit dann wieder an den Rest der Menge. „Aber als wäre es nicht genug, dass plötzlich jemand wie ich die Schülerschaft anführen sollte – neben meinem äußerst kompetenten und vorbildlichen Kollegen hier versteht sich" Ich nicke zu Jasper und er schnaubt mit einem Grinsen auf den Lippen. „wurde das Schloss in diesem Schuljahr von Auroren und Schutzzaubern bewacht und selbst unsere Ausflüge nach Hogsmead wurden gestrichen. Man könnte sagen, wir waren innerhalb dieser Mauern gefangen." Ich hebe meine Hände und deute an die dicken Wände der großen Halle. „Doch das hat uns alles nicht aufgehalten, aus unserem letzten Schuljahr ein aufregendes, großartiges Schuljahr zu machen!" Jubelrufe kommen aus der ersten Reihe. „Immerhin konnten wir endlich den Spaß an Zaubertränken erfahren." Jasper prustet neben mir und hält sich schnell die Hand vor den Mund. „Und einen kompetenten Lehrer in Verteidigung bekamen wir auch. Zumindest fachlich kompetent. Seine mathematischen Fähigkeiten übersteigen ebenfalls mein Wissen, denn bei ihm bekamen wir Punkte Abzug, wenn wir unsere Arbeit zu gut machten." Ich wage einen kurzen Blick zu Professor Snape, der zusammen mit den anderen Lehrern an der Wand der Großen Halle steht. Er funkelt mich böse an, doch ich schenke ihm ein freundliches Lächeln. "Böse Zungen könnten behaupten, die Wahl des Lehrers für Verteidigung gegen die Dunklen Künste wäre in den vergangenen Jahren per Zufallsprinzip geschehen oder die Auswahl hätte nach dem größten Spaß für die Zuschauer stattgefunden..." Ein Lachen geht durch den Saal. Auch ich muss schmunzeln und werfe einen Blick zu Dumbledore, der amüsiert lächelt und angeregt nickt. „Allerdings würde ich behaupten, dass wir trotz allem viel daraus lernen konnten. ... Anfang des Jahres begann dann für uns alle die härteste Zeit in unserer Schullaufbahn. Ganz ehrlich, hätte man uns nicht vorwarnen können? Immer erzählen alle von ihrer großartigen Zeit in Hogwarts, aber den Teil mit den Abschlussprüfungen vergisst scheinbar jeder zu erwähnen. Wie oft wir alle kurz davor waren, den Weasley zu machen und einfach mit einem Feuerwerk davon zu düsen." Köpfe drehen sich zu den Zwillingen um und sie nicken ihren ehemaligen Mitschülern stolz entgegen. „Doch tatsächlich haben wir uns alle durchgekämpft. Auch wenn mir der Sinn einer Probe der Probeprüfung zur Vorbereitung auf die tatsächliche Prüfung noch immer nicht ganz klar wird." Ich schnaube und muss bei dem Gedanken an die vielen verzweifelten Stunden in der Bibliothek grinsen. „Auf diesen Tag haben wir alle so fleißig hingearbeitet. Auf unseren Abschluss. Wahnsinn." Ich halte kurz inne und es ist, als würden die letzten sieben Jahre wie in einem Film vor meinen Augen ablaufen. Ich schnaube kurz, dann muss ich schmunzeln. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass heute mein letzter Tag in Hogwarts war. Ich schaue auf mein Blatt herunter. Meine Hände, die über sich über die Dauer meiner Rede entspannt hatten, beginnen erneut zu beben. Ich schließe für einen Moment die Augen. „Ich...", beginne ich, schließe jedoch schnell wieder meinen Mund. Die Worte, die ich zu vor in mühsamer Arbeit auf dem Pergament gesammelt hatte, erscheinen mir plötzlich nicht mehr wertvoll genug. Kurz zögere ich, dann knülle ich das Pergament in meiner Hand zusammen und stecke es in meine Umhangtasche. Mein Blick wandert kurz zu Jasper, der seine Stirn runzelt, doch ich nicke nur, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich alles im Griff habe. Ich atme tief ein und schaue dann in die Menge vor mir. Die Blicke sind erwartungsvoll auf mich geheftet, hier und da lese ich Verwirrung wegen der plötzlichen Stille. Meine Augen treffen die von Fred. Er beäugt mich gespannt und schenkt mir ein unterstützendes Lächeln. Dann fahre ich fort: „Wir haben jetzt also unseren Abschluss und können uns Unglaublich Tolle Zauberer nennen. Doch was ist all das Wissen verglichen mit den vielen weiteren Lektionen, die wir in unserer Zeit in Hogwarts gelernt haben? Einige von uns haben überhaupt erst herausgefunden, dass diese Welt voller Magie existiert. Hogwarts wurde für uns zu einem Zufluchtsort. Für einige von uns war es sogar ein zu Hause. Ich selbst habe in Hogwarts nicht nur lernen dürfen, dass Zauberei existiert und wie ich sie anwende, nein. Ich habe hier herausgefunden, was wahre Freundschaft bedeutet und was Familie ist. Hogwarts lehrte uns, uns selbst zu finden und das was tief in uns verborgen lag zu offenbaren. Hogwarts half uns dabei, unerwartete Talente kennen und schätzen zu lernen und herauszufinden, wer wir sein wollen." Ich blicke zu Jasper, der mich schief anlächelt. „Doch die wichtigste Lektion, die wir in Hogwarts lernen durften, ist Vertrauen. Das Vertrauen in andere und das Vertrauen in uns selbst. Zu wissen, wem wir vertrauen sollten und in wen wir vertrauen können. Darum möchte ich diesen Moment nutzen, um einen Appell auszusprechen und daran zu erinnern, dass die dunklen Tage noch lange nicht vorbei sind, sondern der Kampf gerade erst voranschreitet. Und da ist es von besonderer Bedeutung sich bewusst zu sein, wem man sein Vertrauen schenkt." Ich schlucke und blicke in betrübte Gesichter. Daher beschließe ich, die Stimmung schnell wieder zu retten. „Wenn mir jemand zu Beginn der Schulzeit gesagt hätte, dass ich heute hier oben stehen würde und als Schulsprecherin die Abschlussrede zu euch sprechen würde..." Ich lache auf „...glaubt mir, ich hätte nur gelacht und es nicht geglaubt. Ich habe es nicht einmal geglaubt, als ich den Brief in meinen Händen hielt. Doch was soll ich sagen: Ich bin so froh, dass man mir diese Aufgabe anvertraut hat. Ich war die letzte, die erwartet hätte, dass ich einmal eine stolze Schulsprecherin sein könnte – in meinem Freundeskreis hielt man bis dahin eigentlich nicht so viel von diesen komischen Vorbildrollen..." Fred und George schauen einander an, als wüssten sie nicht, von wem ich sprach. „Was ich eigentlich versuche zu sagen... So wie ich hier stehe bin ich über alle Maßen stolz, Schulsprecherin dieser Schule gewesen sein zu dürfen. Und bei Merlins Bart: Ich werde euch alle einfach so unglaublich vermissen. Ich weiß noch nicht, wie ich ohne all das hier überhaupt leben soll. Ich kann gar nicht fassen, dass ich morgen nicht mehr hier sein werde und auch nicht wiederkommen werde, bis, vielleicht, irgendwann einmal meine Kinder hierher gehen werden. Ich kann nicht glauben, dass heute wirklich unser letzter Tag zusammen sein soll. Schon bei dem Gedanken daran, beginnt mein Herz ein wenig zu bluten. Ich bin mir sicher, dass ich sogar den Unterricht vermissen werde und den ein oder anderen Lehrer. Den Gemeinschaftsraum und unsere kleinen Partys, die wir darin regelmäßig heimlich gefeiert haben, das Kaminfeuer und die vielen Stunden, die wir davor verbracht haben. Den See, die Ländereien und den Honigtopf." Mein Atem geht tief und etwas Schweres liegt in meinem Magen. Als eine einsame Träne meine Wanger herunterfließt, bin ich machtlos und lasse sie ihren Lauf nehmen. Ich schlucke und räuspere mich. „Selbst die morgendliche Flut an Eulen, die über unsere Köpfe hinweg sauste und die mit der ständigen Angst verbunden war, eine der Eulen könnte einmal etwas anderes fallen lassen, als einen Brief. Die Bibliothek und das unendliche Wissen, welches darin verborgen liegt. Das Quidditchfeld und die etlichen Spiele, die wir darauf die Slytherins platt gemacht haben." Pfiffe, Lachen und Rufe dringen durch die Halle. Ich muss ebenfalls lachen. „Spaß beiseite.", füge ich hinzu, muss jedoch breit grinsen. „Am allermeisten werde ich diese fantastischen Festessen vermissen. Bei Merlins letzter Unterhose, ist das Essen hier gut!" Zustimmendes Nicken erreicht mich von meinen Mitschülern. „Ich möchte jedem einzelnen von euch für die letzten sieben Jahre danken. Dafür, dass wir alle immer zusammengestanden haben und es zu so einer fantastischen Schulzeit gemacht haben. Ich bin endlos stolz, eure Schulsprecherin gewesen zu sein und dass jeder einzelne von uns die Examen bestanden hat. Ich möchte auch den Lehrern dafür danken, dass Sie uns die letzten sieben Jahre zur Seite standen und besonders, dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, mir selbst zu zeigen, dass ich tatsächlich in mich selbst vertrauen kann und an mich glauben sollte. Dafür bin ich besonders dankbar." Ich atme einmal tief ein. „Und ich bin mir sicher, dass jeder von euch etwas von den letzten sieben Jahren mitnimmt, wofür er dankbar ist und jeder von uns einen Teil von sich entdeckt hat, den er zuvor noch nicht gekannt hat." Einige meiner Mitschüler nicken bestätigend, der ein oder andere tuschelt mit seinem Nachbarn. „Ich möchte euch jetzt auch gar nicht länger mit meinen Worten langweilen. Ich rede auch schon viel zu lange. Aber ich schätze, ich will einfach nicht damit aufhören, weil das bedeutet... naja... dass ich gehen muss und alles tatsächlich vorbei ist.", ich lache verlegen auf und mein Herz beginnt zu rasen. „Sieben Jahre Vorbereitung auf diesen Moment und ich beginne erst jetzt zu realisieren, wieviel es mir bedeutet, hier zu sein." Ich schaue meine Mitschüler an. Doch der Großteil ist auffällig still und die meisten Augenpaare sind gefüllt von Tränen. Ich zögere den Moment ein wenig heraus, doch dann fasse ich all meinen Mut zusammen: „Ich danke euch allen von Herzen." Kurz bleibt die Stille in der Halle erhalten, doch dann bricht ein Getöse los. Das Publikum erhebt sich von seinen Stühlen und spendet einen atemberaubenden Applaus. Fred und George grölen laut und jemand in der ersten Reihe pfeift. Schnell wende ich den Blick von der Menge ab und schaue zu Jasper, der ebenfalls klatscht und zufrieden aussieht. Auch seine Augen sind feucht und als unsere Blicke sich treffen, tauschen wir ein vielsagendes Lächeln miteinander aus.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt