Kapitel 12

4.8K 99 36
                                    

Mein Körper zitterte noch immer. Ich krallte mich fest in die Schultern meines Besitzers, welcher mich ohne auch nur ein Wort zu sagen, die Treppenstufen hochtrug. Ich konnte seine angenehme Wärme durch sein T-Shirt spüren und ein Gefühl von Geborgenheit durchbohrte mich. Doch nach wenigen Herzschlägen kam mir wieder Hina in Gedanken, verdammt, ich hatte sie im Stich gelassen! Aber was sollte ich auch tuen? Ich sollte mit der jetzigen Situation froh sein. Ayato öffnete mit seinem Ellenbogen die Tür und trug mich herein.

Im Gegensatz zu ihm sah ich aus und wirkte wie ein kleines Baby, welches Schutz nach seinem Elternteil suchte. Sofort setzte ich ein schwaches Lächeln auf, als er mich auf mein Bett absetzte; so vorsichtig, als wäre ich so zerbrechlich wie Glas. Mich verwunderte sein Verhalten immer mehr. Obwohl er mein Entführer war, gab es immer wieder Momente, in denen er mich mit so viel Liebe behandelte.

Es verwirrte mich zwar, aber ich sollte damit zufrieden sein. Besser als Kazu. Langsam hockte er sich direkt vor mich auf den Boden und sah mich liebevoll an. ''Erzählst du mir, was passiert ist, Liebling?'' Hatte er mich wirklich Liebling genannt? Überfordert sah ich ihm in die Augen, auch wenn mein Blick immer wieder an ihm vorbei huschte. Bevor ich auch nur etwas antworten konnte, rannten mir Tränen über die Wange, da die Erinnerungen wie ein Schlag in meinen Kopf schossen. ''Shh, nicht weinen, Daddy ist da und passt auf dich auf'', beruhigte er mich und strich mir fürsorglich übers Gesicht. Seine Worte und seine sanften Berührungen brachten mich dazu, ihm noch mehr zu vertrauen. ''Mich ganz doll schlecht behandelt'', nuschelte ich und versteckte mein Gesicht mit meinen Knien, die ich schützend an meinen Oberkörper gepresst hatte. Es fiel mehr schwer, in ganzen Sätzen zu sprechen, insbesondere in diesem Moment. ''Hat er dir denn auch gesagt, warum er böse zu dir war?'', fragte er mich und berührte meine Hände mit seinen, ehe er sie zu sich zog und sanft darüber strich.

Ich hörte auf zu weinen, wimmerte aber noch ein wenig. ''E-Er wollte m-meinen Körper anfassen, ich fand das aba blöd und dann wurde er ganz ganz böse'' Völlig entsetzt starrte er mich an, weswegen ich mich unwohl fühlte. Hatte ich etwas falsch gemacht? ''Kein anderer Mann darf dir so nah gehen, Kleiner. Das tut dir nicht gut'', erklärte er mir mit einem noch immer ruhigen Ton. ''Walum?'' Unschuldig wackelte ich mit meinen Beinen hin und her und konnte kaum stillsitzen. Ich wusste nicht wieso, aber ich fühlte eine unausgelassene Energie in mir. ''Nur dein Daddy darf das. Nie wieder wird dir jemand wehtuen, okay?'' Freudig strahlten meine Augen bei den Worten und ich hüpfte erleichtert auf meinem Bett herum. ''Verspochen?'' ''Versprochen'' Liebevoll nahm er mich in den Arm, was ich ganz toll fand. Ich mochte Umarmungen. Ich hörte seinen Herzschlag ganz nah und fühlte seine muskulösen Arme um meinen Rücken. Es war ein wunderschönes Gefühl. Nach einigen Sekunden ließ er mich los und sah mich mit etwas trauriger Miene an. "h-hab is was falsch demacht?" Er brauchte einige Sekunden, um zu antworten, denn sein Blick musterte meinen Körper weiterhin. "Nein, hast du nicht. Aber Kazu hat was falsch gemacht." Mit großen Augen sah ich ihn an, dann nickte ich langsam und war erleichtert, dass ich nichts falsch gemacht hatte. "Warte, ich bin gleich zurück. Bleib hier sitzen.", sagte er mit einem befehlerischen Unterton.

Natürlich gehorchte ich ihm. Nicht nur, weil es mir nichts bringen würde, woanders hinzugehen, sondern auch, weil mein Körper bei jedem Schritt noch mehr schmerzte. Kurze Zeit später öffnete er wieder die Tür und sah mich beinah stolz an. "Braver Junge", lobte er mich und streichelte sanft meinen Kopf. Ich lächelte leicht und streckte meine kleinen Hände nach ihm aus, in der Hoffnung, er würde mich umarmen. "Nein kleines, ich muss deine Wunden versorgen"
Beleidigt verschrenkte ich meine Arme und pustete meine Wangen auf, was er bemerkte, jedoch zum Glück nichts dazu sagte. Ayato setzte sich wieder vor mich und zog meine Hose hoch, um Verbände anzulegen. Ich hielt mir meine Augen zu, weil ich es nicht mag, Wunden zu sehen. Ich zuckte kurz zusammen, als er etwas kaltes darauf verteilte und öffnete gezwungen meine Augen. "Am Anfang brennt es ein bisschen, aber es ist schmerzlindernd", erklärte er mir in einem ruhigen Ton. Erleichtert hielt ich mir wieder die Augen zu und wartete, bis er fertig war. Dabei hatte ich kaum bemerkt, dass er neue Klamotten für mich besorgt hatte. Mein Pullover war sowieso noch ausgezogen, also zog er mir einen weichen, hellgrauen Hoodie mit Bärenohren an, in den ich mich sofort einkuschelte. "Dans twll daddy", kicherte ich. Er lächelte und zog mir dann eine ganz normale, dunkle Jeans an. Währenddessen griff ich nach einem Kuscheltier, welches in meinem Bett lag und kuschelte diesen an mich. "das tedwy!", rief ich fröhlich und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Es war ein hellbrauner Teddy mit ganz großen Augen! "Bekomme ich auch einen Kuss?", fragte Ayato mich und machte einen seltsamen Kussmund, weswegen ich kichern musste.

ᵈᵃᵈᵈʸˢ ˡᶤᵗᵗˡᵉ ᵏᶤᵗᵗᵉᶰWhere stories live. Discover now