Kapitel 8

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"Hey Noah", rief mir eine nicht sonderlich vertraute Stimme zu. Im ersten Moment fragte ich mich, woher diese Person meinen Namen kannte, doch dann wandte ich meinen Kopf und erblickte Hina! "Hey?", antwortete ich mit ruhiger Stimme, der nicht anzumerken war, dass ich Angst hatte. Mein Körper schien gefühlt in Flammen zu stehen und dies nicht nur durch die Tatsache, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, was Kazu mit mir vorhatte, sondern auch, wie Hina zu mir stand. "Darf ich dich etwas fragen?" Nun sah ich direkt in ihre Augen, die beinah trüb und kalt aussahen.
"Ja natürlich, was ist los?", fragte ich.
"Wie bist du hierher gekommen?", wollte Hina von mir wissen und musterte mich währenddessen, weswegen mir ein unangenehmes Prickeln durch den Körper lief.
"Ich... Ich war auf der Flucht und wurde von Ayato gekauft.", platzte ich heraus. Ich wusste nicht, ob ich ihr vertrauen konnte, aber in dem Moment war es mir ziemlich egal. Ich brauchte einfach jemanden zum reden.
"Und wie ist es mit dir?", fragte ich sie, halbwegs aus Interesse, halbwegs um sie näher kennen zu lernen.
"Man hat mich und meine Familie gefangen gehalten, bis wir entweder versklavt oder verkauft wurden, wie du und ich.", sagte das Mädchen ohne auch nur einen ängstlichen Unterton. Aufeinmal wirkte sie ganz anders als am Anfang; So, als hätte sie das alles nur vorgespielt.
"Also stehst du auf der guten Seite?" Auch wenn mir klar war, dass sie genau wie ich einiges durchmachen musste, blieb ich misstrauisch.
"Ja.. Aber das darf keiner rausbekommen, klar?! Wir sind beide im Besitz von unseren Meistern.", brüllte sie mich beinah an und kam einen Schritt näher, als würde sie mich bedrohen wollen.
"Nein! Ich kann mir das nicht für immer gefallen lassen. Wir sind zu zweit. Zwei gegen einen.", protestierte ich, weil ich davon ausging, dass wir nun bessere Chancen gegen unsere Besitzer hätten.
"Wohl eher, hunderte gegen zwei.", zischte Hina. Ich konnte sehen, wie sie ihren Blick senkte und dann in meine Richtung ihre Augen verdrehte. Doch ihre Worte verwirrten mich. Jeder neue Satz ließ meine Neugier nurnoch umso mehr steigern.
"Wie meinst du?" Aufeinmal blickte sie mir fest in die Augen und ich konnte einen wütenden Funken erkennen.
"Bist du dumm?! Hast du nichteinmal die geringste Ahnung davon, was um uns herum ist? Hier sind überall Wachen, Kameras und die Türen sind verschlossen. Wir kommen hier nicht raus. Akzeptier das.", meinte sie verächtlich.
"W-Woher weißt du das?" Die Angst überkam mich. Mir war nicht bewusst, dass wir hier so bewacht waren.
"Ich bin hier bereits seit ich klein bin. Du anscheinend nicht so lange, hm?" Langsam versuchte ich, die Verachtung in ihrer Mimik zu ignorieren, weil es mich nicht weiterbringen würde, mich mit ihr zu streiten. Wenn sie schon so lange hier lebt, dann kann sie mir vermutlich einiges an Wissen weitergeben, was mir nützlich sein könnte, um besser auf mich selbst aufzupassen.
"Nein, erst vor kurzem.", gab ich kleinlaut zu.
"Das merkt man. Aber versuch ja nicht, dich mit mir anzufreunden. In ein par Tagen sehen wir uns wahrscheinlich nie wieder. Jeden Augenblick könnte einer von uns sterben." Für einen Herzschlag lang kniff ich meine Augen zusammen
"Trotzdem sollten wir zumindest nicht gegeneinander sein. Genießt du es nicht, jemanden zu haben, der genau das gleiche Schicksal hat wie du?"
"Rede nicht so einen Mist! Wir sind unterschiedlich. Durch dich würde ich höchstwahrscheinlich nur in Gefahr kommen." Ihre Stimme wurde lauter und spöttisch blickte sie mich an.
"Wenn das hier alles keinen Sinn macht, warum machst du dann weiter? Genauso gut könntest du dein Leben auch beenden, wenn du denkst, du könntest nie wieder hier raus kommen."
"Das habe ich nicht gesagt!", sprach sie wütend und fuhr fort: "Ja, vielleicht werden wir in ein par Jahren hier raus kommen, sobald jemand merkt, wo wir sind. Da dies aber zu 99% nicht passieren wird, akzeptiere ich mein Leben als Sub. Ich bin für meinen Besitzer geboren." Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich sie an. Ich konnte nicht wirklich glauben, dass sie das im ernst gesagt hatte. Das realistische, was ich denken konnte, war, dass sie so stark manipuliert und gezwungen wurde, bis sie selbst dachte, dass sie für ihre Besitzer geschaffen wurde. Das ist so krank!
"Sub? Was ist das?", fragte ich amüsiert. Irgendwie bewunderte ich ihren Charakter. Obwohl sie so viel Zeit hier verbracht hatte, schaffte sie es trotzallem, durchzuhalten und auf einer gewissen Art nicht aufzugeben, zumindest ihr Leben.
"Du musst doch schon von Subs gehört haben!", sagte sie und blickte mich verwundert an. "Es gibt Subs und Doms. Wir beide zum Beispiel, sind die untergebenen. Die, die sich ihren Doms, also bei dir Ayato, unterwerfen.", fuhr sie fort. Ich senkte meinen Blick, da ich einfach kaum eine Ahnung davon hatte, was hier eigentlich vor sich ging.
"Wenn wir gemeinsam stärker werden, werden wir es dann schaffen-"
"Vergiss es!", unterbrach Hina mich sofort, "Stärke allein reicht uns nicht. Ich kann dir gewisse Dinge erklären, aber ich werde dir ganz bestimmt nicht bei deinen mickrigen Fluchtversuchen helfen. Darauf willst du dich hinaus, hm?" Nervös fuhr ich mir durch die Haare und ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen. Doch bevor ich noch etwas erwidern konnte, kam sie mir plötzlich näher und legte eine Hand auf meinen Mund. Wütend versuchte ich, ihre Hand wegzunehmen, doch daraufhin wurde sie nurnoch aufdringlicher.
"Kazu ist runtergekommen, du Dummkopf! Wenn er dich hört, bist du tot.", flüßterte sie mir zu und nahm wieder ein wenig Abstand. Ich verstand und auch wenn ich protestieren wollte, blieb ich ruhig. Ich ordnete meine Gedanken und das, was sie mir erzählt hatte. Wie Dornen durchbohrte mich die Wahrheit dessen, was sie gesagt hatte, und aufeinmal verstand ich ihre Wut. Mein Körper fing an zu zittern, und doch erhob ich meinen Blick und wartete das Geschehen gespannt ab. Ich zuckte zusammen, als der für mich noch halb fremde Mann zu uns trat. Zynisch musterte er mich. Dann sah ich, wie er einen vielsagenden Blick mit Hina tauschte. Das machte mich neugierig, jedoch auf negative Weise. Was blitzte da zwischen den beiden? Kazu wandte sich wieder an mich und sagte in einem strengen, aber ruhigen Ton: "Wir leben vermutlich nach anderen Regeln als du. Und das, obwohl du der Sub unseres Anführers bist." Er kniff seine Augen zusammen und packte dann einfach mein Handgelenk. "Komm mit ins Wohnzimmer. Ich erkläre dir alles." Überrumpelt folgte ich ihm, auch wenn er mich fast grob mitzog. Die rücksichtslose Art, wie er mit mir umging, überraschte mich nicht wirklich. Er setzte sich aufs Sofa und blickte mich monoton an. Ich konnte keine genaue Emotion an ihm festmachen, weswegen ich verlegen zur Seite sah. Die Situation war mir verdammt unangenehm. "Setz dich.", sagte er. Ein Lächeln zierte nun seine Lippen. Als ich mich neben ihn setzen wollen, drückte er mich jedoch unsanft von sich weg. Verwirrt blieb ich stehen. "Wie ungezogen bist du denn? Subs sitzen auf dem Boden!", zischte er mir furchteinflößend zu, weswegen ich erschrocken zusammen zuckte. "E-Entschuldigung", brachte ich heraus. Meine Stimme war zittrig und leise, was ihm jedoch vollkommen egal war. Mein ganzer Körper war angespannt und mein Herz hämmerte unangenehm. "Wenn du bei mir bist, hast du immer nach unten zu schauen, außer ich rede mit dir. Du sprichst nur, wenn ich dich etwas frage. Ach, und du nennst mich immer Sir oder Meister." Gehorsam setzte ich mich vor ihn und sah ihn an, während er mit mir redetete. Im gleichen Moment blickte er mit einer Mischung aus Dominanz und Spott auf mich herab. Ich fühlte mich einfach nur wertlos. Auch wenn ich mir bei dem Gedanken selbst dumm vorkam, wünschte ich mir, Ayato wäre hier. Bei ihm musste ich wenigstens nicht auf den Boden knien und er war liebevoller zu mir. Amüsiert beugte er sich leicht vor, um mit seiner Hand meinen Kopf zu streicheln. Verwirrt schaute ich nach unten, auch wenn es mir irgendwie gefiel. Bitte hör damit nicht auf. Als ich meinen Kopf nach ihm ausstreckte, grinste er belustigt. "Aww, bist du ein Neko?", fragte Kazu mich, während er mich weiterhin kraulte. Es fiel mehr verdammt schwer, ihm nicht meine nekoartige Gestalt zu zeigen. Um ehrlich zu sein, wollte ich ihm das auch nicht zeigen. Wer weiß, was dann passieren würde?
"N-Nein, ich mag das einfach, Sir", sagte ich leise und blickte ihn möglichst unschuldig an, damit er nichts bemerken konnte.
"Na dann. Magst du es auch, wenn ich das hier tue?" Plötzlich spürte ich, wie seine Hand nach unten wanderte. Ich erstarrte. Es ging alles so schnell, dass ich es selbst kaum mitbekam. Panisch hielt ich seine Hand fest und versuchte, aus seinem Griff zu entkommen.
"H-Hör auf", sagte ich mit zitternder Stimme. Ich erblickte ein wütendes Funkeln in seinen grünen Augen, weswegen ich noch mehr Angst bekam. Dieses Gefühl stieg mir bis in die Kehle. Unwillig huschte mein Blick hin und her. Verdammt, hör auf! Was würde Ayato von mir denken, wenn er das rausbekommen würde?
"Aber ich habe doch noch gar nicht richtig angefangen", lachte Kazu und packte meine beiden Handgelenke, um mich wieder grob zu ihm zu ziehen. Ich war einfach zu schwach, um mich zu wehren. Es war furchtbar. Ich zuckte zusammen. Die Erinnerung an meine Vergangenheit hatte mich so sehr beschäftigt, dass es mir beinah so vorkam, als würde ich seinen muskulösen Körper dicht an meinem spüren, sobald ich die Augen schloss. Mein Puls beschleunigte sich um ein vielfaches, als sein Gesicht meinem immer näher kam und ich rein gar nichts dagegen tuen konnte. Kopfschmerzen ließen mich tatsächlich meine Augen schließen und Hoffnung blitzte in mir auf. Hoffnung, wieder zurück in meine Träume zu finden. Vor wenigen Tagen war mir noch nicht bewusst, dass ich solchen Leuten ausgeliefert sein werde. Es hatte mich einfach nicht interessiert. Ich wünschte, es würde so weit kommen, dass mir ihre Anwesenheit gleichgültig sein könnte. "Schau mich gefälligst an!", forderte Kazu mich auf, doch ich hatte nicht vor, zu reagieren. Mein Körper war wie zu Eis erstarrt. Als ich nach einigen Sekunden noch immer nicht reagierte, spürte ich einen festen Schlag gegen meine Wange. Erschrocken riss ich meine Augen auf und schneller als ich es mir selbst zugetraut hatte, richtete ich mich auf und drückte mich gegen die nächstbeste Wand, die diesen Raum zu bieten hatte. Ich zog meine Beine an meine Brust heran und hoffte, dass er mich in Ruhe lassen würde. Meine Wange glühte vor Schmerz und mein Puls beruhigte sich einfach nicht. Angewidert starrte ich den Mann, welcher sich vor mir befand, an. "Du ungezogene Göre!", knurrte er mich an und stand auf. Seine bedrohliche Ausstrahlung machte mir verdammt noch mal so große Angst, dass sie mich beinah betäuben ließ. Seine dunkelbraunen Haare fielen leicht zur Seite und auch wenn ich mir ihn genausogut als Model vorstellen könnte, war er ein Monster. Diese Situation gab mir jedoch keinen Augenblick mehr zum nachdenken. Das bedrohliche Grinsen, welches vorhin noch seine Lippen zierte, verschwand. Sein Gesichtsausdruck war kalt und voller Wut. Tief sog ich die Luft ein. Ich wollte es nicht wahrhaben. Warum musste ausgerechnet mir so etwas passieren?
"Komm mir nicht näher...", hauchte ich, auch wenn dieses zittrige Flüßtern fast schon lautlos in meinem Körper verklang. Ich senkte meinen Kopf und zog meine Beine noch stärker an meinen Brustkorb heran. Kazu beugte sich zu mir herunter und neigte seinen Kopf über meinen. Seine Finger streiften leicht über meine rot glühende Wange, die sich noch immer nicht von dem Schlag erholt hatte und hob mein Kinn an, um mich anzusehen. Ich öffnete meine tränengefüllten Augen und wimmerte leise um Gnade. Wie sollte ich damit umgehen, dass dieser Mann langsam aber sicher immer mehr Kontrolle über mich erlangte, sein Griff immer fester wurde? Bevor meine zersplitterte Seele, welche bereits verdunkelt erschien vollends den Verführungen dieser Entführer erliegen würde, würde mein Denken vermutlich meinem Schicksal erliegen. Seine Hand wanderte von meinem Gesicht bis hin zu meinem Hals, bis mein Herz augenblicklich stehen blieb und ich erschrocken aufkeuchte. Ohne darauf zu achten, dass ich keine Luft mehr bekam, fing er an, mich zu würgen. Ich war nicht mehr dazu fähig, meinen Verstand zu kontrollieren und meine Sicht war leicht verschwommen. Panisch versuchte ich, seine Hände von mir zu nehmen, doch es gelang mir selbstverständlich nicht.
"Ich halte das nicht aus!", schrie ich ihn an, doch mein Schreien erklang nur leise und unverständlich. Das Wissen, dass egal was ich tat, es keinen Ausweg mehr für mich geben würde, machte mir Angst. Wenn es so etwas wie einen Gott geben sollte, hatte er mich bereits aufgegeben, sein angeblich so schützendes Licht von mir genommen. Ein seltsames Gefühl durchbohrte mich. Es fühlte sich so an, als würde sich eine unaushaltbare Hitze meinen Körper durchdrängen, vermischt mit unendlicher Panik. Panik vor dem Tod. Als wäre ich plötzlich zu Stein geworden, regte ich mich nicht mehr. Mein Körper erschlaffte leicht und ich fühlte mich so schwach, als hätte ich keine Kraft mehr. Es war ein furchtbares Gefühl. Egal, wie sehr ich versuchte, meine Stimme zu erheben, diesem Wahnsinn zu entkommen, es war zwecklos. Zum erneuten Male gab ich wieder diesen dummen Gefühlen und Gedanken in meinem Herzen nach, die noch mehr durch diesen Mann getriggert wurden. Wieder einmal hatte ich der Schuld erlaubt, sich in meinen Verstand festzusetzen. Alles, was ich noch mitbekam, war der brennende Blick auf mir und das verschwommene Bild von Kazu vor mir, der mich mit einem unheimlichen Grinsen ansah. Ehe ich mein Bewusstsein verlor, wanderte seine Hand von meinem Hals zu meiner Brust unter meinen Pullover. Voller Erleichterung schnappte ich nach Luft und keuchte erschöpft. Meine Sicht wurde deutlicher und mein Puls beruhigte sich, auch wenn nicht um ein vielfaches, da ich noch immer diese widerlichen Berührungen auf meinem Körper verspürte. Wie sollte ich mich bitte jemals beweisen und zeigen, dass ich den Mut hatte mich wehren zu können, wenn ich solche Zeichen von Schwäche und Unterlegenheit zeigte? Aufeinmal kam mir eine Idee. Ich krallte meine Hände so fest in seinen Arm, bis er zurückschreckte und mich endlich losließ. "Wie kannst du es nur wagen!", schrie Kazu und seine Miene verdunkelte sich in einem Herzschlag. Sofort bereute ich, dass ich mich gewehrt hatte und richtete mich auf, auch wenn ich Kopfschmerzen hatte und mich nicht wohlfühlte. Plötzlich kam mir Hina in den Sinn. Ich fragte mich, ob er sie anscheinend vergessen hatte. Aber es war mir egal. Mir war bewusst, dass sie mir nicht helfen würde und dass ich mich entweder allein befreien oder mich ihm unterwerfen müsste. Auch wenn ich ebenso wüsste, dass ich noch nicht die Kraft hatte, mich gegen dieses Monster richtig zu widersetzen. Ich sah, wie von seinem Arm eine rötliche Substanz hinunter tropfte und empfand einen Augenblick lang Macht. Es erfreute mich, dass ich ihm endlich Schmerzen zugefügt hatte, auch wenn dies nichteinmal ein kleiner Bruchteil davon war, was mir angetan wurde. Zornig kam er auf mich zu. Meine Hoffnung erlöschte blitzartig, als ich bemerkte, dass er wie aus dem Nichts irgendwelche Seile und anderes Zeug aus seiner Tasche herausholte, weswegen meine Schritte sich beschleunigten. Panik überkam mich. Wie aus Reflex huschte mein Blick überall hin und her, wo ich mich verstecken konnte. Sofort kam mir eine Idee. Ehe er mich bekam, rannte ich mit beinah fliegenden Schritten die Treppe hinauf, während ich fast stolperte vor Angst. Zur Zeit war ich keinen wirklichen Schritt bei meinem Plan zur Flucht weitergekommen, sondern schien noch weiter davon entfernt zu sein, als jemals zuvor. Besonders Hina hatte mir bereits alle Hoffnung auf einen Schlag, oder ehrgesagt auf einen Satz, genommen. Gehorsam und Folter waren alles gewesen, was ich spüren durfte. Und wenn ich nun aufhören würde, mich zu wehren, würde das sogar vermutlich nichts mehr bringen. Mein Sichtfeld wirkte noch immer leicht verschwommen, da mir durch die Erschöpfung schwindelig geworden war. Mein Herz blieb für einen Moment stehen, als ich seine schnellen Schritte nicht weit von mir entfernt hörte. Seine tiefe und bösartige Stimme klingelte wie Todesangst in meinen Ohren: "Wenn du nicht sofort runterkommst, werde ich dich verprügeln bis du nichtmal mehr daran denkst, mir zu widersprechen!" Seine Worten machten mir zwar noch mehr Angst, doch ich beachtete die Wut in seiner Stimme nicht. Mein einziger Gedanke war, mich einfach ins Bad einzuschließen und auf ein vergebliches Wunder zu warten. Hauptsache, ich sah ihn nicht mehr! Wer weiß, vielleicht würde ich ihm dann so viel Zeit geben, bis er sich beruhigt hatte. Ich wusste zwar nicht, ob er sich überhaupt beruhigen würde, aber ein Versuch war es zumindest wert. Noch lautere Schritte ertönten sich hinter mir, er kam mir immer bedrohlich näher. Ich musste schneller sein! Ich zog die Türklinke hinunter und schlug die Tür so schnell ich konnte zu, um abzuschließen. Beruhigt und erleichtert fiel ich auf dem Boden zusammen, ignorierte das laute Klopfen. Ich hatte keine Ahnung, ob dies der letzte Ausweg war, der mir geblieben war, aber eines wusste ich ganz genau: Mir war es leid, ständig in Angst leben zu müssen und in dem Besitz dieses Mannes zu sein. Wenn Ayato wüsste, wie hier mit mir umgegangen wird! Na gut, wahrscheinlich würde er in so einer Situation genauso reagieren, aber er wäre mir irgendwie lieber.
"Du bist so eine freche Göre! Wenn du nicht in den nächsten 5 Sekunden aufschließt, brech ich die Tür ein!", brüllte Kazu mich an und trat voller Wut gegen die Tür. Ich war mir nicht sicher, ob er dies wirklich tuen würde, aber im Moment würde ich ihm alles zutrauen. Wieso konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Tränen rannten mir die Wangen hinunter. Mein Körper fing an zu zittern und ich fühlte mich einfach nur wertlos. Die Spuren von Angst und Verzweiflung wichen noch immer nicht aus meinem Gesicht, da ich keine Ahnung hatte, was ich tuen sollte. Entweder ich schließe die Tür auf und er wird mich verprügeln, oder er wird die Tür und mich verprügeln. Ich entschied mich in diesem Augenblick für letzteres, da mein Körper gerade zu nichts zu nutzen war. Ich war vor Furcht erstarrt. Ich betete, dass ein Wunder geschah und wie aus dem Nichts ein heiliger Retter erschah, der mich befreite und Nachhause brachte. Ich hatte zwar keine Familie mehr, aber ich definierte "Zuhause" eher mit einem Ort, an dem ich mich wohlfühlte. Und dies tat ich hier ganz bestimmt nicht. Ich erhob meinen Blick. Das Fenster war, genauso wie in der Situation zuvor bei Ayato, vollkommen geschlossen und verriegelt. Das alles machte mir so unheimliche Angst. Ich fühlte mich gefangen. Nein, ich war gefangen und hatte keine Chance, zu fliehen. Zumindest noch nicht. Das laute Schreien dieses Mannes ging mir nicht mehr aus dem Kopf. "B-Bitte tue mir nichts an!", flehte ich nur, doch meine Stimme war mehr ein ängstliches schluchzen wie ein kleines Kind. "Wenn du die Tür jetzt öffnest, überlege ich es mir." Als sich seine Tonlage ein wenig beruhigte, riss ich meine Augen auf und ohne dass ich es wirklich für richtig hielt, stand ich auf. Mit zittrigen Händen sah ich zum Schlüssel. Wenn ich die Tür aufmachen würde, könnte mir alles passieren. Doch alles andere würde es nurnoch schlimmer machen. Als mein Blick zum Spiegel traf, zuckte ich erschrocken zusammen. Mein Gesicht war überall vor Tränen und dem Schmerz glühend rot. Meine Augen sahen aus, als hätte ich eine Woche lang nicht geschlafen. Ein seltsames Gefühl überkam mich, doch ich durfte mir keine Zeit lassen. Langsam schloss ich die Tür auf und kniff dabei meine Augen zusammen, da ich keine Ahnung hatte, was nun mit mir geschehen würde. Ohne dass ich Zeit hatte, die Tür zu öffnen, packte Kazu mich rücksichtslos an den Haaren und zog mich grob aus dem Bad heraus. "Hör auf!", schrie ich ihn an, "Du sagtest, du überlegst es dir, wenn ich die Tür öffne! Das habe ich gemacht!" Amüsiert ertönte sich ein Lachen von ihm aus. Es war jedoch kein freundliches Lachen, sondern eine furchteinflößende Maske, die ich niemals vergessen werde. "Überlegen bedeutet nicht tuen, kleines." Mit den Worten zog er mich unsanft die Treppe hinunter und schubste mich zu Boden. Erschrocken riss ich meine Augen auf und hielt meine Hände vor mir, um mich abzustützen, doch es war zu spät. Mein Kopf prallte am Boden auf und höllische Schmerzen überkamen mich. Panisch kreischte ich auf und krümmte mich vor Schmerz. Als ich meine Arme um meinen Kopf legte, spürte ich eine warme Flüssigkeit um mich herum. Als ich mich umsah, sah ich Blut. Die Sicht um mich herum verdunkelte sich aufeinmal und das letzte, was ich sah, war Kazu, der mich erneut packte und irgendwo hin zog.

Im nächsten Moment fand ich mich auf einer nassen Oberfläche wieder. Unter mir spürte ich weiches Gras. Automatisch öffneten sich meine Augen, doch mein Kopf hämmerte vor Schmerzen. Unwillig schossen all die Bilder von vorhin durch meinen Verstand und ich richtete mich sofort auf. Als ich aufstehen wollte, wurde ich an einer Art Leine zurückgezogen. Als ich mich umsah, konnte ich in das vergnügte Gesicht Kazus sehen, welcher sich mir zugewandt hatte und mich belustigt betrachtete. Voller Panik sah ich an mich herunter und musste schluckend feststellen, dass ich keine Klamotten anhatte. Sofort verdeckte ich meine intime Zone mit meinen Beinen und erneut musste ich anfangen zu weinen. Das alles schien mir so unglaubwürdig. "Endlich bist du wach. Ich dachte schon, du würdest deine Strafe verschlafen.", knurrte Kazu mich an. Seine Augen strahlten eine Intensität aus, die mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Ich senkte meinen Blick und richtete meine gesamte Aufmerksamkeit auf jene Bewegung seinerseits, welche ich von mir aus ausmachen konnte. Es war verdammt noch mal demütigend, nackt, nur mit einem Halsband festgemacht, draußen vor einem Mann zu sitzen und nichts tuen zu können. Der Mann, der sich selbst meinen Meister nannte. Im Moment fürchtete ich mich mehr vor ihm, als vor dem Tod selbst, und doch hatte ich so viel Zorn auf ihn, dass meine Angst beinah verschwand und sich in Mut verwandelte. "Lass mich gehen, du perverses Arsch!", schrie ich ihn an. Doch nur wenige Sekunden nachdem ich dies gesagt hatte, schlichen sich wieder Gefühle wie Bedenken und Angst in mein Herz, vernebelte mir den Verstand. Wie Spinnweben klammerte sie sich an meine eigenen Gedanken. Ich konnte nun nichts mehr anderes tuen, als zu warten, was mit mir geschehen würde. Irgendwann würde die Erschöpfung meinen Körper erneut in Besitz nehmen und ich würde mein Bewusstsein verlieren. Das war mir jedoch lieber, als vollkommen wach zu sein und alles mitzubekommen. Kazu kam zornig auf mich zu und band mir ein Mundknebel um, sodass ich nichts mehr sagen konnte. Du verdammter Arsch! Bei Gott, irgendwann wirst du es bereuen. Kurz danach verspürte ich heftige Schmerzen, als er mich kraftvoll in den Bauch schlug. Unkontrolliert schlug ich ihm so fest ich konnte ins Gesicht, in der Hoffnung, er würde das Bewusstsein verlieren, doch meine Hoffnung erlosch sich mal wieder. Er wich geschickt aus und band noch dazu meine Hände und Beine zusammen. Die Seile schnürten gefühlt meine Körperteile ab, auch wenn es sich nur so anfühlte. "Viel Spaß, hier wirst du diese Nacht lang verbringen. Und es soll kalt werden und regnen." Mit einem spöttischen Unterton in seiner Stimme, drehte er sich zynisch um und beachtete mich nichteinmal mehr mit seinem Blick. Ohne auch nur einen weiteren Laut von sich zu geben, lief er in das Haus und ließ mich allein. Das einzige, was ich tuen konnte, war nach Hilfe zu schreien, doch ob es mir etwas bringen würde, war fraglich. Ich wimmerte verzweifelt. Innerlich zerrissen kämpfte ich darum, etwas zu tuen, doch egal wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte die Seile nicht von meinem Körper entfernen. Es war zwecklos. Ich bereute es, ihm widersprochen zu haben. Alles, was ich wollte war, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Unbekannte Stimmen erhoben sich um mich, schrien und zischten, bis ich aus dem Augenwinkel sah, wie sich weitere Menschen um mich herum bemerkbar machten, die glühenden Seelenspiegel fest auf mich gerichtet. Am liebsten wäre ich ihm Boden versunken. Angst ließ die kalte Luft knistern. "Halt endlich die Klappe, du Sub!", schrie mich einer an und war kurz davor, auf mich einzuschlagen. Vermutlich war dies einer der Wachen, von denen Hina gesprochen hatte. Verzweifelt hielt ich meinen Mund und brach innerlich zusammen. Ich will nachhause.

ᵈᵃᵈᵈʸˢ ˡᶤᵗᵗˡᵉ ᵏᶤᵗᵗᵉᶰWhere stories live. Discover now