29. Eine neue Vereinbarung

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„Du sagst es", erwiderte Harry und zog Hermine in seine Arme.


„Deine Verwandten sind noch sauer, nicht wahr?", fragte Hermine besorgt und strich Harry vorsichtig über sein Veilchen. Dieser wuschelte sich durch sein Haar und griff behutsam nach Hermines Hände. Harry und Hermine hatten sich nach der Schule zu ihren Ort mit dem Bach und der großen Wiese mit den riesigen Baum zurückgezogen um zu reden.

„Das schlimmste habe ich hinter mir. Mach dir keine Sorgen. Wie erwartet waren sie nicht gerade erfreut, als ich wieder vor der Haustür stand. Ich glaube, Tante Petunia hat sich am meisten geärgert. Immerhin hat sie mich rausgelassen und ist schuld daran, dass ich abgehauen bin", erzählte Harry.

„Ich soll mir keine Sorgen machen?! Weißt du eigentlich, was du da von dir gibst? Es ist drei Wochen her, als du vor der Haustür von deinen Verwandten gestanden hast und du kommst jeden verdammten Tag mit neuen Wunden zur Schule. Harry, sie verprügeln dich! Versteh das doch. Weißt du, in welche Lage du mich versetzt, wenn ich dich so sehe und du trotzdem nicht willst, dass ich etwas daran ändere? Weißt du, wie ich mich dabei fühle? Hast du dich das schon einmal gefragt bei deinen ganzen egoistischen Gedanken, dass du uns vor deinen Verwandten beschützen musst und dafür Schläge kassierst? Harry, deine Verwandten sind krank! Was sie mit dir machen ist nicht normal und das weißt du auch", fuhr Hermine ihn an und atmete schwer. Tränen brannten in ihren Augen und ihre Wangen sind rot vor Wut geworden. 

„Lass mich doch bitte endlich mit deinen Verwandten sprechen. Bitte lass mich dir helfen! Ich möchte nicht, dass sie dich verletzen", hauchte sie verzweifelt. Eine Träne lief über ihre Wange. Harry schaute sie traurig an. Er biss sich auf die Lippen und und schüttelte den Kopf. Um zu verhindern, dass Tränen ihr Gefängnis entkamen, kniff Harry seine Augen zusammen und amtete gedrosselt aus.

„Das geht nicht. Ich-ich kann nicht. Es würde alles nur noch schlimmer machen", flüsterte Harry zurück. Verzweifelt umklammerte Hermine ihre Beine, die sie an ihren Körper herangezogen hatte.

„Und was schlägst du vor, was wir machen können?", fragte sie mit einem leeren Blick. Harry zuckte verzweifelt mit den Schultern.

„Vielleicht verlieren sie irgendwann das Interesse daran, mich zu verprügeln. Vielleicht sollten wir einfach nur abwarten", gab Harry leise von sich. Hermine schnaubte.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Ich habe die Schnauze voll davon, hilflos daneben zu sitzen wenn mein Freund von seinen Verwandten misshandelt wird. Hörst du? Ich habe genug!", entgegnete Hermine und wischte sich wütend eine Träne aus dem Gesicht.

„Wir könnten zum Jugendamt gehen oder zum Vertrauenslehrer. Vielleicht-", schlug Hermine mit einem Knoten im Hals vor, wurde allerdings von Harry unterbrochen.

„Nein! Sie würden mir nicht glauben", sagte er entschlossen. Hermine stand auf und baute sich vor Harry auf.

„Du hast Angst. Gestehe es dir ein und gib es einfach zu", bat Hermine. Harry hielt in seiner Bewegung inne. Ein schmerzverzerrter Ausdruck zierte sein Gesicht.

„Angst ist nichts verwerfliches Harry. Es macht uns menschlich. Gerade du darfst und solltest Angst haben. Ich an deiner Stelle wäre schon lange zusammengebrochen vor Angst. Vor Todesangst", wisperte Hermine und wischte sich eine weitere Träne aus dem Gesicht. Harry schaute schweigend zu Boden.

„Harry jetzt sag doch etwas! Ich-", Hermine hörte auf zu reden, um ein Schluchzen zu unterdrücken.

„Du hast recht. Ich habe Angst. Unglaubliche Angst. Aber nicht um mich. Die Zeiten sind vorbei. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich etwas zu verlieren. Ich habe Angst davor, dass die Dursleys euch etwas antun könnten. Das ich euch verliere. Das ich dich verliere. Man, mir ging es noch nie in meinem Leben so gut wie in den letzten Monaten mit euch. Ich habe euch zu schätzen gelernt. Ihr bedeutet mir so viel. Das will und kann ich nicht verlieren. Ich brauche euch einfach. Ich habe schon zu viele Erfahrungen gemacht, wo mir Menschen nicht geglaubt haben, seien es Vertrauenslehrer, Leute vom Jugendamt, Erwachsene oder auch Mitschüler. Ihr seid seit langer Zeit die ersten, die mir Glauben schenken und mich nicht als unglaubwürdig abstempeln", gestand Harry und fuhr sich mit seiner Hand über sein Gesicht. Keine Träne verließ seine Augen. Er spürte Frustration und Verzweiflung in sich, weil er seinen inneren Schweinehund nicht überwinden konnte. Warum konnte er nicht einfach zulassen, dass er Hilfe bekam? Warum musste er sich das Leben für sich und seine Freunde, für Hermine, so schwer machen wenn es doch auch so viel einfacher gehen würde?

Das Leben von Harry PotterWhere stories live. Discover now